Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 2005/2006 - 16. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 10.12.2005, 15:30 Uhr
Zuschauer: 48.000
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Francisco Copado (9.), 2:0 Ioannis Amanatidis (84.)

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 

 

 

  • Roman Weidenfeller
  • Philipp Degen
  • Christoph Metzelder
  • Sebastian Kehl
  • Florian Kringe
  • Marc-André Kruska
  • Tomas Rosicky (73.)
  • Nuri Sahin
  • David Odonkor
  • Euzebiusz Smolarek
  • Delron Buckley

 

Wechsel Wechsel
  • Salvatore Gambino für Delron Buckley (57.)
  • Kosi Saka für David Odonkor (87.)
Trainer Trainer
  • Bert van Marwijk

 

Statistisch bereits meisterlich

"Ich war gerade beim Zähneputzen, mir ist trotzdem fast die Spucke weg geblieben", erzählt Heribert Bruchhagen, nachdem ihn am Freitagmorgen Kollege Jäggi aus Kaiserslautern angerufen hatte, um ihm mitzuteilen, dass das Spiel in Kaiserslautern aufgrund von Rissen im Dach der Osttribüne am nächsten Tag ausfällt. Nachgeholt wird das Spiel am 14. Dezember, so dass Friedhelm Funkel eine Woche mehr Zeit hat, um sich auf das Heimspiel gegen den Tabellensechsten aus Dortmund vorzubereiten.

Besondere Sorge bereitet ihm hierbei die rechte Abwehrseite, da Ochs aufgrund seines Innenbandrisses im linken Knie bis zur Winterpause ausfallen wird, Preuß an einer Wadenzerrung laboriert und für Huber der "Sprung in die Bundesliga noch zu groß ist". So zieht Friedhelm Funkel mit Du-Ri Cha ein überraschendes As aus dem Ärmel: "Ich sehe das als nicht sonderlich dramatisch an. Wenn ein Klavierspieler auf einmal Trompete spielen müsste, dann wäre das eine größere Umstellung. Jeder Bundesligaspieler muss 30 Meter weiter hinten spielen können. Die Wege nach vorne sind weiter, aber das muss bei seiner Schnelligkeit kein Nachteil sein. So hat Du-Ri mehr Raum, er muss lediglich defensiver denken." Während sich Cha somit mit dem schnellen Buckley auseinander setzen muss, soll Köhler anstelle des zuletzt schwachen Huggel sich auf Links um Odonkor kümmern, der nach Funkel "abgeht wie eine Rakete." Ansonsten gibt es keine Änderungen gegenüber dem 1:1 gegen Stuttgart, Amanatidis und Copado spielen im Sturm, Meier hinter den Spitzen, Chris im rechten Mittelfeld und Jones vor der Viererabwehrkette, um dem Trainer zu seinem 52. Geburtstag drei Punkte zu bescheren.

Genau dies wollen die Borussen verhindern, nachdem sie zuletzt Zuhause gegen Hannover 96 mit 0:2 verloren hatten und sich der Abstand auf die UEFA-Cup-Ränge auf vier Punkte vergrößert hatte. Dennoch sind die Fans mit der Leistung ihrer jungen Mannschaft bislang mehr als zufrieden, die Phase des Größenwahns unter Ex-Präsident Niebaum und Geschäftsführer Meier gehört wohl erst einmal der Vergangenheit an. Nachdem vor 14 Tagen der erste Auswärtssieg in Nürnberg gelang, will BVB-Trainer van Marwijk heute nachlegen. In der Abwehr setzt er auf Kehl anstelle von Wörns neben Metzelder, Degen und Kringe, im Mittelfeld spielen Kruska, Sahin sowie Rosicky und auf den Außenbahnen sollen wie erwartet Buckley und Odonkor für die einzige Sturmspitze Smolarek Dampf machen.

Bei bestem Dezemberwetter geht es sofort mit schnellem und direktem Spiel los. Bereits nach zwei Minuten setzt sich Chris auf der rechten Seite durch, um für Amanatidis aufzulegen, doch der 24-Jährige zielt ein wenig zu genau, so dass sein Schuss knapp am rechten Pfosten vorbei streicht. Dortmund antwortet mit schnellen Vorstößen über die Außenbahnen, doch die erste Chance ergibt sich durch eine Ecke von Rosicky, die Metzelder knapp über das Tor köpft (8.). Mit dem Abschlag durch Torhüter Nikolov geht es sofort nach vorne über Chris, der nicht zu halten ist und das Leder mit viel Übersicht genau zu Köhler am linken Strafraumeck passt. Der sieht Copado sich freilaufen und legt ihm den Ball klasse vor den langen Pfosten, wo der 31-Jährige ihn aus fünf Metern in die Maschen zimmert. Zum 1:0 für die Eintracht (9.).

Die Borussia antwortet wütend mit Sahin, der von Chris nicht gehalten werden kann. Vasoski und Torhüter Nikolov verschätzen sich beim Versuch, den Ball abzufangen, aber Cha kann vor dem heran stürzenden Smolarek zur Ecke klären (12.). Kurz darauf zeigt Nikolov erneut eine Unsicherheit, als er einen Freistoß von Rosicky nur nach vorne abklatschen kann. Kringe kommt an den Abpraller und zieht ab, doch zum Glück fälscht Smolarek den Schuss ab, so dass die Kugel über die Latte saust (18.). Trotz dieser Chancen bekommt die Eintracht das Spiel nun langsam in den Griff, zumal sich die Gelbschwarzen immer wieder Fehler beim Spielaufbau leisten. So kommt Meier knapp 20 Meter vor dem Tor plötzlich frei zum Schuss, doch Torhüter Weidenfeller kann den platzierten Ball um den Pfosten lenken (20.). Die nächste Chance hat wieder die Eintracht nach einem Freistoß durch Copado, doch Amanatidis trifft die Kugel nicht richtig, so dass sie neben den Kasten fliegt (27.).

Danach verstärkt Dortmund wieder das Angriffsspiel, doch vor allem Odonkor auf der linken Außenbahn kann sich kaum einmal gegen Spycher durchsetzen, was auch Funkel wohlwollend zur Kenntnis nimmt: "Christoph ist ein fester Bestandteil unserer Mannschaft. Er spielt sehr ruhig und abgeklärt. Seine Entwicklung ist sehr positiv. Was er tut, hat Hand und Fuß." So läuft bereits die 40. Spielminute und die Eintracht startet einen Konter durch die Mitte. Amanatidis kommt vor dem Strafraum an das Leder und passt es quer zu Copado, doch der zurückgeeilte Odonkor wirft sich in den Schuss, um die 2:0-Führung zu verhindern.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Hälfte, die zunächst ein wenig vor sich hin dümpelt. Dann aber verliert Vasoski den Ball am Mittelkreis an Odonkor, der sofort nach vorne wetzt, ohne dass ihn ein Adler aufhalten kann. Am Strafraumrand zieht er ab, doch Torhüter Nikolov kann parieren. Odonkor kommt an den nach vorne trudelnden Ball, aber der zurückgeeilte Rehmer kann die Kugel kurz vor der Torlinie wegbolzen (52.). Dortmund ist am Drücker, doch die Eintracht kommt zu einer Konterchance über Amanatidis, der die Kugel Meier in den Lauf schiebt. Der umkurvt Kehl und zieht aus 18 Metern ab, aber Weidenfeller reagiert ebenso gut wie bei einem platzierten Freistoß von Köhler nur eine Minute später. Das Spiel bleibt schnell, Dortmund schafft es mit Gambino und Rosicky, die Abwehr der Eintracht auszuspielen, Rosicky legt quer auf den völlig freistehenden Smolarek, der zum Glück das Kunststück fertig bringt, den Ball aus 6 Metern freistehend über die Latte zu ballern (59.). Nun platzt dem Frankfurter Kapitän der Kragen, wutentbrannt rennt Jones zu Meier, um ihn zusammen zu stauchen und aufzuwecken, denn nur zu oft versteckte sich der 22-Jährige hinter seinem Gegenspieler. Und es scheint zu fruchten, kurz darauf lässt Meier im Strafraum Kringe stehen und zieht ab, verfehlt aber ebenso das Tor wie vier Minuten später nach feinem Zuspiel von Copado (69.).

Das Spiel steht nun auf Messers Schneide und wird immer aggressiver. So schubst der bereits gelbverwarnte Rosicky Spycher an der Mittellinie gegen die Seitenbande, Friedhelm Funkel springt wutentbrannt hoch und gestikuliert heftig mit den Armen, während Schiedsrichter Gagelmann mit seinem Assistenten diskutiert und Rosicky die Gelb-Rote Karte zeigt (73.). Dies erbost Trainer van Marwijk sehr: "Das war natürlich dumm von Tomas. Aber ich bin mir sicher, dass der Schiedsrichter nicht gepfiffen hätte, wenn die Provokationen von der anderen Bank nicht gekommen wären. Es ist schade, dass sich der Schiri davon beeinflussen ließ. Mein Stil wäre das nicht, aber so ein Verhalten an der Bank ist wahrscheinlich normal hier." Da kann Friedhelm Funkel nur abwinken: "Ein Trainer kann niemals einen Platzverweis verantworten. Wir haben zwar an der Seite reagiert, aber keinen Platzverweis gefordert. Ich weiß doch auch gar nicht, wer von den Spielern schon alles Gelb hat. Das mit dem Fall Meier von letzter Woche zu vergleichen, ist das Allerletzte." Norbert Meier, der Trainer des MSV Duisburg, hatte in der Vorwoche dem Kölner Albert Streit eine Kopfnuss verpasst.

Auch auf dem Feld bleibt es brodelnd, einmal mehr behält Amanatidis die Übersicht und spielt die Kugel auf Chris, der sich in den Strafraum geschlichen hatte. Doch Torhüter Weidenfelder stürzt reaktionsschnell aus seinem Kasten und kann sich erfolgreich dem Schuss des Brasilianers entgegen werfen (83.). Während bei der Eintracht nun van Lent für Köhler eingewechselt wird, nachdem bereits Huggel für den grippegeschwächten Rehmer auf den Platz kam (73.), kommt der ebenfalls eingewechselte Gambino nach Flanke von Kruska plötzlich frei zum Kopfball, den Nikolov jedoch parieren kann (84.). Das Leder wird schnell nach vorne geschlagen und Meier bekommt es auf der rechten Seite unter Kontrolle, um es nach einem Zeichen von Amanatidis gefühlvoll in den Strafraum zu flanken. Der 24-Jährige rauscht heran und haut das Leder völlig freistehend mit dem Kopf ins rechte Toreck zum 2:0 für die Eintracht (85.).

Das Spiel ist gelaufen, van Lent scheitert in der Schlussminute noch einmal an Weidenfeller, um zwei Minuten später mit den anderen frenetisch zu jubeln. 14 Punkte hat die Eintracht aus den letzten 7 Spielen geholt, eine Ausbeute, die, so Monika Lierhaus, Moderatorin der ARD-Sportschau, "eines Clubs würdig ist, der um die Meisterschaft mitspielt." (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Die Führung war verdient, allerdings haben wir dann den Faden etwas verloren. Wir haben dann viel zu viele Fehler gemacht und so dem Gegner eine Reihe von Chancen ermöglicht. So was passiert einer richtig guten Mannschaft nicht, aber wir sind eine Mannschaft, die Erfahrung sammelt. Wir sind auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt. Aber er wird noch dornenreicher werden, als es derzeit aussieht. Schließlich müssen wir jetzt drei Mal hintereinander auswärts antreten."

Heribert Bruchhagen: "Das war heute glücklich, wenn auch auf Grund der Vielzahl unserer Chancen verdient. Das Spiel gegen ein gutes Dortmunder Team stand lange auf des Messers Schneide. Wir haben jedoch in der entscheidenden Phase den zweiten Wind bekommen, um uns aus unserem Tief zu hieven. Da blitzen in der Mannschaft dann auch individuelle Qualitäten auf."

Francisco Copado: "Wir können ja manchmal ganz gut Fußball spielen, deshalb gelingt uns auch ab und an mal ein Sieg." Dann ergänzt er ernsthaft: "Man sieht schon, dass wir in den letzten sieben Spielen nur einmal verloren haben. Wir spielen ganz guten Fußball, auch wenn wir heute Glück hatten, denn Borussia Dortmund besaß viele Chancen."

 



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