Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2005/2006 - 17. Spieltag

4:3 (1:2)

Termin: Sa 17.12.2005, 15:30 Uhr
Zuschauer: 47.500
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 0:1 Francisco Copado (16.), 0:2 Francisco Copado (21.), 1:2 Marcell Jansen (45.), 2:2 Oliver Neuville (77.), 3:2 Oliver Neuville (82.), 4:2 Vaclav Sverkos (88.), 4:3 Chris (90.)

 

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Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

 

  • Kasey Keller
  • Hassan El Fakiri
  • Zé Antonio
  • Jeff Strasser
  • Filip Daems
  • Peer Kluge
  • Eugen Polanski
  • Marcell Jansen
  • Thomas Broich
  • Oliver Neuville
  • Kahé

 

 

 

Wechsel
  • Vaclav Sverkos für Peer Kluge (68.)
  • Marvin Compper für Thomas Broich (86.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

Nur eine Halbzeit phantastisch

"Na ja, die sind noch Sechster", meint Friedhelm Funkel zum Abschluss der englischen Woche in der Pressekonferenz, um schnell zu relativieren: "So habe ich das doch gar nicht gemeint. Ihr sechster Tabellenplatz sagt einiges aus. Sie haben sich bisher sehr gut präsentiert und lange im eigenen Stadion kein Spiel verloren. Das wird ein schwerer Gang für uns!" Zumal Kapitän Jones nach seiner fünften Gelben Karte und Meier aufgrund eines Muskelfaserrisses fehlen werden. Dennoch glaubt er, das sich sein Team zum Ende der Hinrunde noch einmal zusammen reißt: "Die Mannschaft hat einen einzigartigen Willen, wir sind nicht schläfrig und wir werden uns mit Sicherheit nicht ausruhen." Nach zuletzt zwei Siegen verändert Friedhelm Funkel daher sein Team im Sturm und in der Abwehr nicht. Weissenberger und Preuß ersetzen Meier sowie Jones im Mittelfeld und Chris muss wieder auf die ungeliebte halbrechte Seite. "Das ist nicht die optimale Position, er ist nicht der Typ, der einen langen Flankenlauf startet", erklärt auch der Trainer, der auf halblinks überraschend den 19-jährigen Mounir Chaftar anstelle von Köhler aufstellt.

Nur fast eine perfekte Hinrunde absolvierte bislang Mönchengladbach, denn zuletzt gab es sechs Spiele ohne Sieg sowie die erste Heimniederlage, so dass Torhüter Kasey Keller mahnt: "Viele scheinen zufrieden zu sein mit der Chance, oben dran zu bleiben. Aber zufrieden sein reicht nicht." Neuverpflichtungen soll es dennoch in der Winterpause nicht geben, auch wenn nach dem langfristigen Ausfall von Helveg und dem Abschied von Giovanni Elber, der seit seiner Verpflichtung im Januar 2005 insgesamt nur vier Kurzeinsätze für die Borussen absolvierte, zwei Plätze im Kader frei werden. Aber nun muss endlich ein Sieg her, fordert Gladbachs Sportdirektor Pander gar nicht zweideutig: "Gegen Frankfurt muss der Rasen glühen, nur dann kann man die Eintracht bezwingen. Das muss man nach dem schlechten Spiel gegen Nürnberg auch erwarten können." So wählt Trainer Köppel genau wie in Hannover eine offensive Aufstellung mit den drei Spitzen Neuville, Kahé und Jansen sowie Broich im zentralen Mittelfeld. Vor der Abwehr ersetzt Kluge den gelbgesperrten Fukal und El Fakiri rückt auf die rechte Abwehrseite.

Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Dr. Merk zieht sich die Eintracht zunächst in die eigene Hälfte zurück, um auf Konter zu lauern, während Gladbach versucht, das Spiel schnell zu machen. So liefert sich bereits in der Anfangsphase Jansen schöne Duelle mit Cha und auch Debütant Chaftar hat auf der linken Außenbahn alle Hände voll zu tun, doch Chancen lassen die Frankfurter zunächst nicht zu. Dann die 16. Spielminute, Rehmer schlägt in der eigenen Hälfte einen weiten Pass zu Copado auf links, der das Leder zu Weissenberger ablegt. Der 30-Jährige versetzt Kluge mit einem kurzen Haken, um ihm davon zu sprinten und auf Höhe der Torraumlinie zurück auf Copado am Strafraumrand zu passen. Der haut das Leder genau in den rechten Torwinkel, zum 0:1 für die Eintracht. Was für ein toller Spielzug, welch ein Tor!

Ein erster Schock für die Borussia, die nun verunsichert wirkt, während bei den Frankfurtern der Ball sicher durch die eigenen Reihen läuft. Nur fünf Minuten nach der Führung erkämpft sich Spycher das Leder an der Mittellinie und sprintet die linke Außenbahn entlang, um nach einem Haken um El Fakiri nach innen zu ziehen und auf Weissenberger zu spielen. Ansatzlos lupft der den Ball butterweich über die Abwehr vor den Fünfmeterraum, wo ihn Copado mit einem wunderschönen Flugkopfball zum 0:2 ins linke Toreck haut (21.), um sich sofort beim Flankengeber zu bedanken: "Ich hatte Glück, dass der Markus mir die Bälle so gut auflegte. Die Tore kann man von mir verlangen, ich bin schließlich Erstliga- und kein Regionalligaspieler."

Mit der Führung im Rücken übernimmt die Eintracht die Kontrolle gegen die jetzt völlig verunsichert wirkenden Borussen. Ruhig und abgeklärt lassen die Frankfurter den Ball durch die eigenen Reihen laufen, während Gladbach dem Treiben nur hilflos zuschauen kann. Auch die nächste Torchance hat die Eintracht, nachdem Polanski Weissenberger vor dem Strafraum gefoult hat. Copado läuft an, setzt den Freistoß aus 19 Metern jedoch um Zentimeter neben den Kasten von Keller (28.). Die Minuten verrinnen im Borussia-Park und noch immer ist von Gladbach nichts zu sehen. Dann aber die 45. Spielminute, El Fakiri flankt von halbrechts hoch in den Strafraum, Jansen entwischt Cha, während Torhüter Nikolov und Rehmer den Flug des Balles nur bestaunen, statt ihm energisch entgegen zu gehen. Jansen bedankt sich und schiebt das Leder aus kurzer Distanz ins Netz. Zum 1:2-Anschlußtreffer.

Kurz darauf ist Halbzeit und nicht nur die mitgereisten Frankfurter Fans, auch der Trainer ist begeistert: "Das war eine phantastische und faszinierende erste Halbzeit, das war Fußball vom Allerfeinsten". Auch Horst Köppel lobt die Eintracht: "Sie spielen ganz hervorragend, wenn das 0:3 gefallen wäre, wäre es für uns ganz bitter geworden." Zur zweiten Halbzeit kommt bei der Eintracht das Gladbacher Urgestein van Lent für den angeschlagenen Amanatidis, während die Borussen nach einer heftigen Gardinenpredigt ihres Trainers damit beginnen, druckvoll nach vorne zu spielen. Nun klappen auch die Zuspiele aus dem Mittelfeld, so dass sich Jansen nach einem schnellen Zuspiel gegen Cha durchsetzen kann und in die Mitte flankt, Kahé versucht sich mit einem eingesprungenen Hakentrick, aber Torhüter Nikolov kann die Kugel mit einer glänzenden Reaktion zur Ecke klären (50.).

Gladbach legt nach, während sich die Eintracht weit zurückzieht und die Bälle nur noch nach vorne schlägt. Immer wieder geht es schnell über die Außen, so dass sich Chaftar oft nur durch kleine Fouls zu helfen weiß und in der 55. Spielminute für sein hartes Einsteigen gegen Polanski gar die Gelbe Karte kassiert. Kurz darauf greift Gladbach erneut über rechts mit Neuville an, der den Ball scharf in den Strafraum flankt, Strasser kommt zum Kopfball, aber Nikolov ist auf dem Posten und kann parieren (60.). Nun reagiert Trainer Funkel und bringt Köhler für Chaftar in die Partie (61.), während Heribert Bruchhagen feststellt: "Wir hatten keine Kraft für eine klare Gegenaktion. Wir haben nicht mehr planvoll hinten raus gespielt und nur mit langen Schlägen kann man dem Druck nicht Stand halten."

Trainer Köppel setzt nun alles auf eine Karte und bringt mit Sverkos für Kluge einen weiteren Stürmer in die Partie, während auf der anderen Seite van Lent ebenso wie Copado fast verzweifelt auf ein brauchbares Zuspiel warten. Das dauert bis zur 73. Spielminute, als van Lent sich im Halbfeld durchsetzt und den sich freilaufenden Copado wunderbar mit einer Kopfballverlängerung bedient. Der 30-Jährige hat nun freie Bahn, doch der Assistent an der Linie hebt die Fahne. Zu Unrecht, wie die Fernsehbilder später beweisen, was auch Trainer Funkel so richtig ärgert: "Das war der Knackpunkt des Spiels. Paco hätte völlig freie Bahn gehabt und in der Form, in der er ist, hätte er auch das 3:1 gemacht und dann hätten wir hier keinen Punkt mehr abgegeben. Es tut mir leid, aber wenn ein Linienrichter das nicht erkennt, dann muss er seine Fahne abgeben. Dafür gibt es keine Entschuldigung." Zwei Minuten später liegt Schiedsrichter Dr. Merk allerdings richtig, als Rehmer den in den Strafraum drängenden Kahé einfach umreißt. Neuville läuft zum Elfmeter an und zielt nach links, aber Nikolov hat die Ecke geahnt und kann parieren (75.)!

Gladbach legt sofort mit wilden Angriffen nach, so dass Trainer Funkel nun Huggel für Copado bringt, um die Abwehr zu stärken (76.). Aber wieder setzt sich Jansen gegen Cha durch, um in die Mitte zu flanken. Preuß verlängert unglücklich mit dem Kopf, so dass El Fakiri sofort abzieht, die Kugel aber nicht richtig trifft. Der Ball fliegt genau zum lauernden Neuville, der ihn ins Netz köpft. Zum 2:2-Ausgleich (77.). Doch dies reicht den Borussen noch lange nicht, immer wieder geht es über Polanski und Jansen schnell nach vorne und nach einem Foul im Halbfeld gibt es fünf Minuten später Freistoß. Neuville läuft aus 28 Metern an und zirkelt das Leder an der Mauer vorbei zum 3:2 ins linke Toreck.

Nun muss die Eintracht einem Rückstand hinterher rennen, doch so recht will es mit dem druckvollen Spiel der ersten Halbzeit nicht mehr klappen. So kommt Gladbach nach einem Fehlpass im Halbfeld zu einem schnellen Gegenangriff. Neuville sprintet in Richtung des Frankfurter Strafraums, um den Ball quer auf Sverkos zu legen, während Rehmer schläfrig das Abseits aufhebt. Sverkos bleibt cool und verwandelt sicher zum 4:2 für Gladbach (88.). Chris verkürzt zwar in der Nachspielzeit nach schöner Vorlage von Köhler noch auf 3:4, doch kurz darauf pfeift Dr. Merk das Spiel ab.

Trotz der Niederlage feiern die knapp 5000 mitgereisten Fans ihre Mannschaft für dieses unvergessliche Spiel. Mit 21 Punkten und 9 Zählern Vorsprung auf die Abstiegsränge überwintert die Eintracht auf Platz 10.


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Die erste Halbzeit war die beste seit dem Aufstieg, noch besser als in Mainz, weil wir heute die beiden Tore toll herausspielten, während wir sie in Mainz mehr erzwungen haben. Aber es war klar, dass die Borussia durch die Euphorie des 1:2 alles nach vorne werfen würde. Ein Unentschieden wäre ein gerechtes Ergebnis gewesen."

Heribert Bruchhagen: "Mit 21 Punkten sind wir hoch zufrieden, zumal wir gegen alle Kandidaten im Abstiegskampf gepunktet und meistens gesiegt haben. Nun wollen wir mit Konzentration und frischen Kräften in die Rückrunde gehen."

Mounir Chaftar: "Das Spiel war ein großes Erlebnis, es ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Aber so richtig zufrieden war ich mit mir nicht, es hätte besser sein können."


Bundesligasplitter

Souveräner Herbstmeister wird zum 15. Mal der FC Bayern mit 6 Punkten Vorsprung auf den HSV. Als bester Aufsteiger überwintert die Eintracht auf Rang 10, während die anderen Neulinge Köln und Duisburg ebenso wie Schlusslicht Kaiserslautern mit jeweils 12 Punkten Rang 16 bzw. 17 belegen.

In der Hinrunde war die Eintracht bis zum Pausenpfiff das drittbeste Team der Liga mit 29 Punkten. Nur Bremen (31 Punkte) und Hamburg (33 Punkte) waren besser. Dafür schwächelten sie in der zweiten Halbzeit (16 Punkte), was auch die Anzahl der Gegentore belegt. Waren es in Halbzeit 1 nur 6 Gegentore, kassierten die Adler in der 2. Halbzeit 21 Gegentreffer, davon allein 9 in der Schlussviertelstunde.

Die Topscorer in der Hinrunde waren Miroslav Klose (Bremen) mit 16 Toren und 4 Vorlagen vor Halil Altintop (Kaiserslautern) mit 13 Toren und 1 Vorlage. Bei der Eintracht haben Copado (5 Tore, 5 Vorlagen), Meier (6 Tore, 4 Vorlagen) und Amanatidis (4 Tore, 2 Vorlagen) die meisten Punkte gesammelt.

Nur zehn Feldspieler standen in der Hinrunde bei allen Spielen komplett auf dem Platz, darunter auch Aleksandar Vasoski.

Rekordverdächtige acht Trainerwechsel gab es bislang in der Bundesliga: Augenthaler (Leverkusen, 5. Spieltag), Wolf (Nürnberg, 11. Spieltag), Lienen (Hannover, 12. Spieltag), Henke (Kaiserslautern, 13. Spieltag), Meier (Duisburg, 15. Spieltag), Rangnick (Schalke, 16. Spieltag), Rapolder (Köln, 17. Spieltag) und Fach (Wolfsburg, 17. Spieltag) wurden frühzeitig entlassen. (tr)


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