Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2005/2006 - 18. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: Sa 28.01.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.500
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 0:1 Ioannis Amanatidis (42.), 1:1 Slawo Freier (67.), 2:1 Jörg Butt (74., Foulelfmeter)

>> Spielbericht <<

Bayer Leverkusen Eintracht Frankfurt

 

  • Jörg Butt
  • Ahmed Reda Madouni
  • Carsten Ramelow
  • Juan
  • Fredrik Stenman
  • Tranquillo Barnetta
  • Simon Rolfes
  • Athirson
  • Bernd Schneider
  • Dimitar Berbatov
  • Andrej Voronin

 

 

 

Wechsel
  • Slawo Freier für Simon Rolfes (46.)
  • Marko Babic für Andrej Voronin (84.)
  • Michal Papadopulos für Dimitar Berbatov (90.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Zwei Halbzeiten, ein Schiedsrichter

"Leverkusen ist ein anderes Kaliber als 1860", mahnt Friedhelm Funkel zwei Tage nach dem Einzug ins DFB-Pokalhalbfinale vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenzwölften und erinnert an das erste Bundesligaspiel im August, als die Eintracht mit wehenden Fahnen ins Verderben gerannt und nach einer schnellen Führung mit 1:4 verloren hatte. "Das passiert uns bestimmt nicht noch einmal", meint Christoph Spycher und der Trainer ergänzt: "Wir sind sicher kein Favorit, aber wir können mit breiter Brust antreten". Fraglich ist allerdings, ob es ein gutes Omen ist, dass ausgerechnet auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln das Abschlusstraining absolviert wird. Wie dem auch sei, Trainer Funkel stellt seine Abwehr heute wieder auf Viererkette um, so dass Rehmer, Chris, Vasoski und Spycher statt Huggel starten werden und Jones im defensiven Mittelfeld spielt. Hinter den beiden Spitzen Copado und Amanatidis, der für Cha beginnt, spielen Köhler, Meier sowie Preuß im offensiven Mittelfeld.

Während in Frankfurt die Stimmung gut ist, hängen tiefe Gewitterwolken über Leverkusen. Bereits in der Vorrunde aus dem UEFA-Cup geflogen, das Pokal-Aus in Runde zwei und in der Liga mit nur vier Siegen graues Mittelmaß. Und obwohl lautstark die Einstellung und das läuferische Vermögen der Mannschaft kritisiert werden, steht Trainer Michael Skibbe, der Anfang Oktober für Klaus Augenthaler bzw. Interimscoach Völler gekommen ist, laut Sportdirektor Völler nicht zur Diskussion: "Wir sind zufrieden mit ihm und seiner Arbeit, aber wir haben zu wenig Punkte. Da hat die Mannschaft viel gut zu machen. Und nicht aus den Augen verlieren dürfen wir die Gefahr, dass wir in den Abstiegskampf rutschen. Dass wir noch nicht drin sind, haben wir auch dem Glück zu verdanken, dass die Klubs unten so wenig Punkte wie ganz selten geholt haben." Da Roque Junior und Fritz ausfallen, spielt Bernd Schneider heute auf der rechten Abwehrseite, Juan rückt in die Innenverteidigung vor Torhüter Butt und auf links verteidigt Neuzugang Stenman. Für Tore sorgen sollen wie schon in der Hinrunde Berbatov und Voronin.

Nur eine Minute lang sind die mehr als 3.000 Frankfurter unter den 22.500 Zuschauern still, denn vor dem Anstoß gibt es eine Gedenkminute für den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Johannes Rau. Doch danach wird es laut auf den Rängen, nach dem Einzug ins Pokalhalbfinale kennt die Euphorie sowieso keine Grenzen. Auf dem Platz lassen es die Spieler hingegen ruhig angehen. Die Eintracht lässt den Ball sicher in den eigenen Reihen kreisen, während man der Werkself - anders als noch im Hinspiel - den Respekt vor den Frankfurtern anmerkt.

So resultiert die erste Chance im Spiel aus einem Standard. Copado tritt eine Ecke scharf vor den Fünfmeterraum, Madouni schläft, nicht aber Vasoski, der den Ball jedoch über den Kasten von Torhüter Butt köpft (16.). Zwei Minuten später setzt sich Amanatidis auf der rechten Außenbahn durch, zieht nach Innen und aus gut 20 Metern ab. Ramelow fälscht das Leder ab, so dass es vom linken Pfosten dem bereits geschlagenen Butt genau in die Arme prallt (18.).

Nach wie vor ist vom Tabellenzwölften im eigenen Stadion nicht viel zu sehen, die Eintracht bestimmt das Spiel auch im Mittelfeld. Lediglich in der 27. Spielminute wird es einmal gefährlich, als Athirson Berbatov am Strafraum anspielt. Abseits! Doch dies interessiert Sportkamerad Fandel wenig. So zieht der Bulgare aus der Drehung ab, aber Torhüter Nikolov kann den Ball um den Pfosten lenken (27.). Dann die 33. Spielminute, Rehmer schaltet sich in das Angriffsspiel ein und schlägt eine hohe Flanke an den Fünfmeterraum, Torhüter Butt ist da, verschätzt sich aber und patscht die Kugel Chris genau vor die Füße. Der zieht ab, trifft aber nur den ihm entgegen stürzenden Torhüter.


Amanatidis auf dem Weg zum Führungstreffer

Schade, die Führung wäre inzwischen nämlich mehr als verdient, denn immer wieder greift die Eintracht nun über die Außenpositionen an. Insbesondere Spycher im Zusammenspiel mit Köhler stellen Schnix Schneider und seine Abwehrkollegen vor größere Probleme, als vor dem Spiel erwartet. Und wieder geht es nach vorne, diesmal mit Preuß im Halbfeld, der Amanatidis am linken Strafraumeck lossprinten sieht. Mit einem gefühlvollen Pass über Juan hinweg spielt er das Leder dem Griechen genau in den Lauf. Amanatidis nimmt den Ball mit der Brust an und haut ihn Torhüter Butt genau durch die Hosenträger zum 1:0 für die Eintracht (42.).

Begleitet von Pfiffen der Leverkusener Fans geht es in die Pause und Sportdirektor Völler ist völlig bedient: "Wir haben gar nicht gespielt. Das war kein Fußball", während sich Kapitän Jones wundert: "Was Leverkusen zeigte, war ja gar nichts." Trainer Skibbe reagiert und bringt Freier für Rolfes in die Partie. Scheinbar gab es auch eine ordentliche Kabinenansprache, denn Leverkusen beginnt die Halbzeit mit druckvollem Spiel, während sich die Eintracht unnötigerweise viel zu weit in die eigene Hälfte zurück zieht. So tanzt Freier plötzlich Spycher aus, um zurück auf Schneider zu legen, der die Kugel zum Glück jedoch über die Latte drischt (47.).

Es ist ein Spiegelbild der ersten Halbzeit, nur, dass es Bayer ist, das druckvoll spielt, während die Eintracht hinterher rennt. Dann aber doch ein schneller Konter über Copado, der Amanatidis mit einem schönen Pass bedient. Der zieht Volley vom Torraumeck ab, haut die Kugel aber neben den rechten Torwinkel (56.). Nun reagiert auch Trainer Funkel auf das Treiben und bringt mit Weissenberger für Köhler einen weiteren Mann fürs Mittelfeld, um "weiter vorne zu spielen" (57.).

Doch es nützt nicht, zunächst kann ein schneller Angriff über Freier, Berbatov und Athirson noch abgeblockt werden (63.) und nur eine Minute später reagiert Nikolov bei einem Kopfball von Athirson prächtig (64.). Aber die Werkself bleibt am Drücker und erkämpft sich drei Minuten später im Halbfeld einen Ball durch Berbatov, der die Kugel zu Freier spitzelt. Unbedrängt zieht der 26-jährige Schweizer aus über 20 Metern ab, der Ball trifft Copado, der ihn unhaltbar für Torhüter Nikolov abfälscht. Es steht 1:1 (67.) und nicht nur Amanatidis ist verärgert: "Wir sind verschlafen und verhalten aus der Kabine gekommen, dabei haben wir die doch 45 Minuten an die Wand gespielt. Wir hätten das Ding auf Teufel komm raus verteidigen müssen."

Es soll noch schlimmer kommen, denn nun mischt auch Sportkamerad Fandel eifrig mit und macht seinem Ruf alle Ehre. Es läuft die 73. Spielminute, mit einem fiesen Ellbogencheck gegen Chris, der mit blutender Lippe auf den Rasen sinkt, erobert sich Berbatov den Ball im Mittelfeld, um Athirson mit einem schönen Pass auf die Reise zu schicken. Der 29-jährige Brasilianer zieht bedrängt von Vasoski in den Strafraum, um geschickt einzufädeln und sich mediengerecht fallen zu lassen. Sportskamerad Fandel zögert keine Sekunde und zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt, was Friedhelm Funkel mächtig auf die Palme bringt: "Das war geschickt von Athirson, ich hätte das auch so gemacht. Aber als Schiedsrichter darf man darauf nicht reinfallen, das war ein Witz. Außerdem hat Chris in der Entstehung einen Schlag ins Gesicht bekommen, sogar geblutet und fehlte dann im Strafraum als Absicherung." Torhüter Butt interessiert dies alles wenig. Er schnappt sich die Kugel und verlädt seinen Kollegen mit einem sicheren Schuss zum 2:1 (74.).

Richtig bitter wird es vier Minuten später. Bei einem Zweikampf mit Spycher kommt Freier zu spät und erwischt den Schweizer mit voller Wucht am linken Sprunggelenk. Vor Schmerzen schreiend windet sich Spycher am Boden und muss aus dem Stadion getragen werden, während Fandel dem Treiben teilnahmslos zuschaut. "Ich würde Freier niemals Absicht unterstellen, das hat er nicht böswillig gemacht, aber es war ein ganz böses Foul. Der Schiedsrichter steht vier Meter daneben und sieht es nicht. Das ist doch ein Unding", regt sich der Trainer zu recht auf, während auch Bruchhagen fassungslos ist: "Das tut richtig weh, wenn Sie mich vorher gefragt hätten, welcher Spieler sich nicht verletzen darf, dann hätte ich geantwortet: Spycher!" Schön, dass Freier immerhin einsichtig ist: "Es tut mir leid, ich weiß, dass ich einen Schritt zu spät gekommen bin. Ich werde mich bei ihm entschuldigen und wünsche ihm alles Gute." Spycher wird zum Glück nicht operiert werden müssen, erklärt später Dr. Seeger: "Ein Außenband ist gerissen, ein weiteres angerissen, Christoph muss eine Woche Gips tragen und wird zwischen vier und sechs Wochen nicht spielen können. Tatsächlich wird er am 26. Spieltag wieder zum Einsatz kommen.

Unterdessen rennt die Eintracht auf dem Rasen dem Rückstand hinterher. Friedhelm Funkel bringt noch Cha für Preuß (82.), doch das Anrennen bringt nicht mehr viel. Rehmer verlängert einen Freistoß von Copado mit einem Drehschuss zwar noch gefährlich, doch Torhüter Butt kann die Kugel um den Kasten lenken. So bleibt es am Ende beim glücklichen 2:1 für Leverkusen, mit weiterhin 21 Punkten rutscht die Eintracht auf Rang 11. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Wir sind weiter auf einem sehr guten Weg. Wir waren über weite Strecken besser und haben sehr unglücklich verloren. Ich fühle mich ungerecht behandelt. Mehr sage ich nicht, ich habe in der Vergangenheit genug Geld zahlen müssen."

Heribert Bruchhagen: "Einige Schlüsselszenen habe ich komplett anders beurteilt als der Schiedsrichter."

Jermaine Jones: "Wir sind selbst schuld, dass wir verloren haben, denn Bayer hat vor der Pause gar nichts gezeigt. Wir müssen lernen, mehr nach hinten zu arbeiten. Wenn wir das nicht kapieren, werden wir noch öfter bestraft werden."

Friedhelm Funkel zu einem Ersatz für Spycher: "Wir gehen unseren Weg konsequent weiter, wir werden diese Lücke aus den eigenen Reihen schließen. Ich vertraue auf Christopher Reinhard, das ist ein Signal für ihn, sich jetzt im Training zu zeigen. Irgendwann muss ich ihn ins Rennen werfen und er muss sich freischwimmen."


>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg