Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 2005/2006 - 32. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: Mi 03.05.2006, 20:00 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 0:1 Sebastian Reinert (17.), 1:1 Benjamin Köhler (50.), 2:1 Ioannis Amanatidis (70.), 2:2 Marcel Ziemer (83.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 

 

 

  • Florian Fromlowitz
  • Ingo Hertzsch
  • Mathieu Beda
  • Fabian Schönheim
  • Sebastian Reinert
  • Hervé Nzelo Lembi
  • Marco Engelhardt
  • Axel Bellinghausen
  • Ervin Skela
  • Halil Altintop
  • Daniel Halfar

 

Wechsel Wechsel
  • Marcel Ziemer für Daniel Halfar (72.)
  • Stefan Blank für Hervé Nzelo Lembi (78.)
  • Steffen Bohl für Sebastian Reinert (78.)
Trainer Trainer
  • Wolfgang Wolf

 

 

Nur Unentschieden im nächsten Endspiel

"Das ist das wichtigste Spiel der Saison", meint Oka Nikolov nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale, denn mit einem Heimsieg gegen den Tabellensechzehnten aus Kaiserslautern, wäre das “Unternehmen Klassenerhalt“ vorzeitig geschafft. Dies sieht auch Friedhelm Funkel so: "Wir müssen das Ding mit aller Macht gewinnen. Meine Spieler sind topfit, wir werden von der ersten Minute Gas geben. Das Endspiel gibt uns einen Schub und enormes Selbstvertrauen, die Begeisterung und die Euphorie müssen wir auf den Platz bringen." Doch zunächst gilt es für den Trainer, einen Schock zu verarbeiten. Zwei Stunden vor dem Anpfiff erbricht sich Christoph Spycher bei der Mannschaftssitzung, klappt zusammen und muss mit Infusionen behandelt werden. Sofort fühlt er sich an seine Zeit als bei Bayer Uerdingen erinnert, als im Februar 1993 Michael Klein beim Training einem plötzlichen Herztod erlag: "Als ich Christoph zusammensacken sah, war mir richtig schlecht, da habe ich an alles gedacht, nur nicht an Fußball." Doch zum Glück ist es nur ein Magen-Darm-Infekt, der den Schweizer außer Gefecht setzt.

So stellt Friedhelm Funkel kurzfristig seine Abwehr von Vierer- auf eine Dreierkette mit Cimen, Russ und Vasoski um. Huggel und Meier bilden das defensive Mittelfeld, vor dem Ochs, Weissenberger und Köhler für Schwung sorgen sollen, um die beiden Stürmer Amanatidis und Copado in Szene zu setzen.

Gerade einmal 9 Punkte hatten die “Roten Teufel“ als Tabellenletzter auf dem Konto, als Wolfgang Wolf und sein Co-Trainer Wolfgang Funkel, der Bruder des Eintracht-Trainers, das Zepter am 21. November nach der Entlassung von Michael Henke übernahmen. Und tatsächlich schafften sie es, aus dem völlig verunsicherten Haufen mit fünf Spielern aus dem eigenen Nachwuchs ein kampfstarkes Team zu formen, das in der Rückrunde immerhin 18 Punkte einsammelte. Doch zuletzt stotterte der Motor bei der Schießbude der Liga (68 Gegentore) ein wenig, die letzten vier Auswärtsspiele verloren die Pfälzer allesamt. Dennoch setzt Trainer Wolf auch heute neben den Ex-Adlern Skela und Hertzsch mit dem 19-jährigen Fromlowitz im Tor, Halfar, Schönheim und Reinert auf vier Nachwuchskicker. Im Sturm spielt der 18-Tore-Mann Halil Altintop.

Bereits im Vorfeld lässt die Eintracht nichts unversucht, um das heutige Spiel zu gewinnen. In Windeseile wurde der alte Acker durch einen neuen Rasen ersetzt, zudem wurde eigens aus Norwegen Jan-Aage Fjørtoft als Glücksbringer eingeflogen, der am 29. Mai 1999 mit seinem legendären Übersteiger zum 5:1-Sieg gegen Kaiserslautern zum ersten Wunder vom Main beitrug. Der Aufwand scheint sich zu lohnen, denn die Eintracht legt los wie die Feuerwehr und erspielt sich in der ersten Minute bereits die erste Ecke. Sie bleiben am Drücker, Köhler setzt sich auf der linken Seite durch und flankt in den Strafraum, wo Amanatidis jedoch an Torhüter Fromlowitz scheitert. Nur Sekunden später schlägt Huggel den Ball von der rechten Seite in die Mitte, Copado versucht sich mit einem Seitfallzieher, doch erneut kann Fromlowitz glänzend parieren (2.).

Aber auch Kaiserslautern versteckt sich nicht und spielt bei Ballbesitz schnell und direkt nach vorne. So setzt sich Altintop auf der rechten Seite gegen Vasoski durch und flankt scharf vor den linken Pfosten. Engelhardt zieht Volley ab, aber Torhüter Nikolov kann den Ball zur Ecke lenken (5.). Im direkten Gegenzug zieht Meier aus 16 Metern ab, doch sein Schlenzer landet nur auf dem Tornetz. Danach beruhigt sich das Spiel, Kaiserslautern stellt das Mittelfeld besser zu, so dass sich die Frankfurter zunächst die Zähne ausbeißen.

Dann aber können sich Ochs und Huggel im Zusammenspiel auf der rechten Seite durchsetzen. Ochs sprintet die Außenbahn entlang, während es den Schweizer in den Strafraum zieht. Doch die scharfe Flanke von Paddy kann er aus 10 Metern nur über den Kasten köpfen (15.). Aber die Pfälzer kontern schnell über die linke Seite, Altintop umkurvt erst Köhler und dann Vasoski vor dem Strafraum, um aus 16 Metern abzuziehen. Nikolov kann den halbhohen Schuss nur an den linken Pfosten lenken, von wo aus er vor die Füße von Reinert springt, der sie aus 6 Metern ins Netz haut. Zum 1:0 für Kaiserslautern (16.).

Spätestens jetzt geht der Spielfluss bei der Eintracht baden, während die Abwehr der Pfälzer immer sicherer wird. Bieder und harmlos schieben sich Weissenberger, Huggel und Meier die Kugel zu, kaum eine Flanke kommt noch an, überraschende Aktionen sind Mangelware während Kaiserslautern immer mutiger wird. Russ hat große Probleme mit Halfar und Altintop ist von Köhler und Vasoski kaum zu halten, wenn er mal wieder auf die linke Außenbahn ausweicht. Es läuft die 21. Spielminute, diesmal kann sich Altintop in der Mitte gegen Cimen durchsetzen und aus 20 Metern abziehen, aber Nikolov kann klären. Die Zuschauer reiben sich die Augen, denn die Pfälzer machen weiter Druck. So setzt sich Hertzsch auf links durch und flankt in die Mitte zu Altintop. Wieder steht Cimen schlecht, so dass der 23-jährige Türke den Ball aus elf Metern um Zentimeter neben den linken Pfosten setzt (28.).

Au Backe, Weissenberger ist ein Schatten seiner selbst und auch Meier ist mehr mit sich selbst als mit dem Ball beschäftigt. Zudem ist die Abstimmung zwischen Köhler und Vasoski miserabel, so dass Kaiserslautern immer wieder über die linke Seite angreifen kann. Spycher wird wirklich schmerzlich vermisst. Nachdem Altintop in der 28. Spielminute erneut freistehend scheitert, haut Hertzsch das Leder nach einer Ecke von Skela an die Latte (42.). Dann ist endlich Pause, mit einem Pfeifkonzert werden die Spieler in die Kabine verabschiedet, in der Friedhelm Funkel nicht tobt: "Ich war ganz ruhig und sachlich."

Scheinbar hat er die richtigen Worte gefunden, denn wie verwandelt beginnen sie die zweite Halbzeit. Zunächst kann Fromlowitz noch einen Freistoß von Copado im Nachfassen parieren (48.), aber nur zwei Minuten später hat er das Nachsehen. Nachdem Copado das Leder im Halbfeld quer zu Köhler spielt, legt dieser sich den Ball auf den linken Fuß und zieht aus 28 Metern ab. Fromlowitz fällt wie eine Bahnschranke ins rechte Toreck, während der Ball über ihn hinweg ins Netz rauscht. Zum 1:1-Ausgleich (50.).

Kurz darauf macht der junge Torhüter seinen Fehler wieder gut, als der in den Strafraum sprintende Amanatidis aus 5 Metern abzieht, der 19-Jährige jedoch reaktionsschnell die Fäuste hochreißen kann (54.). Nun spielt nur noch die Eintracht und drückt die Pfälzer tief in die eigene Hälfte. Trainer Funkel bringt erst Lexa für Weissenberger (58.) und dann Cha für den schwachen Copado (67.), um den Druck weiter zu erhöhen. Es läuft die 69. Spielminute, Lexa spielt im Halbfeld Doppelpass mit Amanatidis, um ihm das Leder über Hertzsch hinweg erneut in den Lauf zu schicken. Amanatidis versetzt den Ex-Frankfurter mit einem kurzen Haken nach rechts und haut das Leder aus 10 Metern flach und unhaltbar für Fromlowitz zum 2:1 ins Netz.

Ist dies schon der Klassenerhalt? Mitnichten, denn wie schon in der ersten Halbzeit drehen die Pfälzer mächtig auf. Halfar setzt sich gegen Köhler durch und will in den Strafraum, wird jedoch vom bereits Gelb verwarnten Vasoski rüde gestoppt. Skela schlenzt den fälligen Freistoß über die Mauer, doch zum Glück fliegt der Ball um Zentimeter am linken Pfosten vorbei (72.). Die Eintracht hat nun Platz zum Kontern, den Lexa und Ochs auf rechts nutzen. Paddy flankt vor den langen Pfosten, Meier kommt ran, aber erneut kann Fromlowitz das Leder reaktionsschnell um den Pfosten lenken (76.).

Dann die 82. Spielminute, die Eintracht ist im Angriff, aber der Ball kann von den Pfälzern weit aus der eigenen Hälfte geschlagen werden. Ziemer, der zehn Minuten zuvor für Halfar kam, bekommt das Leder unter Kontrolle und sprintet in Richtung Strafraum, um aus 20 Metern abzuziehen. Wie ein Blitz schlägt der Ball flach im linken Toreck ein. Zum 2:2-Ausgleich. Fast im direkten Gegenzug kommt Meier vor dem Strafraum an das Leder, legt es sich zurecht und schlenzt das Leder aus halbrechter Position an den linken Innenpfosten. Der Ball springt zurück ins Feld, kann aber geklärt werden (84.). Die Eintracht macht weiter Druck, aber es hilft nichts, als Schiedsrichter Kinhöfer abpfeift, sinken die Spieler zu Boden. Es ist Schweigen im Walde bei den zuvor so lautstark anfeuernden Zuschauern, die Chance auf den vorzeitigen Klassenerhalt wurde verpasst, aber noch immer beträgt der Abstand auf Rang 16 vier Zähler.

Krokodilstränen werden hingegen in Köln vergossen, denn nach der 0:1-Niederlage gegen den HSV muss der Aufsteiger ebenso wie der MSV Duisburg wieder in die Zweite Liga. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Die Spieler haben sich mehr darüber geärgert als ich oder Heribert Bruchhagen. Das ist ein gutes Zeichen, die Moral im Team stimmt. Ich kann nach diesem richtig gutem Kampfspiel gut mit dem Remis leben, denn wir haben immer noch die beste Ausgangsposition.“

Heribert Bruchhagen: “Wir sind unserem Ziel einen Riesen-Schritt näher gekommen. Nun können wir dem Finale ganz entspannt entgegen sehen.“

Ioannis Amanatidis: "Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir es packen."

 

 


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