Fenerbahçe Istanbul - Eintracht Frankfurt

UEFA-Cup 2006/07 - Gruppe H, 5. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: Mi., 13.12.2006, 21:45 Uhr
Zuschauer:
Schiedsrichter: Jan Wegereef (Niederlande)
Tore: 0:1 Naohiro Takahara (7.), 0:2 Naohiro Takahara (52.), 1:2 Tuncay Şanlı (64.), 2:2 Semih Şentürk (83.)

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Fenerbahçe Istanbul
Eintracht Frankfurt

  • Volkan Demirel
  • Lugano
  • Deniz Bariş
  • Edu
  • Önder Turacı
  • Stephen Appiah
  • Mehmet Aurelio
  • Alex
  • Uğur Boral
  • Mateja Kežman
  • Tuncay Şanlı

 


 

Wechsel
  • Mehmet Yozgatl für Deniz Bariş (47.)
  • Deivid für Mateja Kežman (72.)
  • Semih Şentürk (93.) für Mehmet Aurelio (76.)
Wechsel
Trainer
  • Zico
Trainer

Die Sensation knapp verpasst

UEFA-Cup, der letzte Spieltag der Gruppe H, die Ausgangslage ist klar: Die Eintracht muss als Tabellenletzter mit 2 Punkten bei Fenerbahce Istanbul (3 Punkte) unbedingt gewinnen, um als Gruppen-Dritter in die Zwischenrunde einziehen zu können. Klar ist auch, dass das Spiel im asiatischen Teil der Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt im Sükrü-Saracoglu-Stadion stattfindet und dass es den ca. 2.000 Frankfurter Fans nicht gestattet ist, Fahnen und Trommeln in die selbsternannte „Hölle von Istanbul“ mitzunehmen.

Der Rest ist ungewiss, ausgestattet mit der Adresse des deutschen Konsulats und einer Liste von Verhaltensregeln sammeln sich die Frankfurter Fans im europäischen Teil Istanbuls, um - begleitet von einem Polizeikonvoi - mit kurzfristig von der Eintracht angemieteten Bussen in die „Hölle“ zu gelangen. Sowohl am Treffpunkt als auch in den Bussen ist es sehr ruhig, kein Vergleich mit den Partyfahrten nach Kopenhagen und nach Vigo. Im Stadion werden die Eintrachtler - völlig abgeschirmt von allen Fenerbahce-Fans - über einen Nebengang, der an einen Auslaufkäfig für Hasen erinnert, in den Block geleitet. Hier entlädt sich die Anspannung und die Türken hören das erste Mal den Eintracht-Schrei - es wird nicht der letzte Aufschrei der 2.000 Frankfurter bleiben, der hörbar ist.

Dann laufen die Mannschaften unter ohrenbetäubender Beschallung durch die Musikanlage, unterstützt von den türkischen Fans, in das Stadion. Fenerbahce, nach der Hinserie in der "Turkcell Süper Lig" mit sieben Punkten Vorsprung auf Stadtrivalen Galatasaray souveräner Tabellenführer, spielt mit demselben Team wie beim 0:1 bei Celta Vigo. Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel lässt im Vergleich zur 2:6-Heimniederlage gegen Bremen Ochs, Meier und Thurk auf der Bank und bringt dafür Michael Fink, Benjamin Köhler und Markus Weissenberger.

Ohne großes Abtasten geht es vor 52.000 Zuschauern sofort zur Sache. Die Eintracht stellt sich nicht hinten rein, sondern versucht mitzuspielen. Jeder Ballkontakt eines Adlers wird von einem gellenden Pfeifkonzert der Fenerbahce-Fans begleitet.

Vom Publikum nach vorne gepeitscht hat die Zico-Elf die ersten Chancen: Ein Kopfball des nach einer Ecke völlig freien Aurelio rauscht knapp rechts vorbei, Sekunden später verfehlt Kezmans Schrägschuss den Winkel des Frankfurter Tores um einen Meter (4.). Nur eine Minute später flankt Aurelio auf Kezman, der sofort in den Frankfurter Strafraum sprintet. Torhüter Markus Pröll wirft sich dem Serben entgegen, Kezman reagiert mit einem Heber, Pröll kommt nicht richtig an das Leder, doch Kyrgiakos klärt in letzter Not auf der Linie (6.).

In der achten Minute endlich ein erster richtiger Entlastungsangriff für die Adler eingeleitet durch Albert Streit, der sich auf rechts durchsetzt. Sein kurzer Pass findet den mitlaufenden Markus Weissenberger, der in der Mitte Naohiro Takahara sieht. Eine Flanke auf den am Fünfmeterraum stehenden Japaner, der setzt sich gegen Önder durch, Kopfball und Tor! 1:0 für die Eintracht.
Stille im ganzen Stadion, nein, nicht in der gesamten Arena, denn nun hört man die unbeugsamen Frankfurter in ihrem Gitterblock „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ skandieren. Als Antwort kommt ein Pfeifkonzert, aber der Block macht hiervon völlig unbeirrt weiter.

Nun folgenden wütende Attacken der Zico-Elf, mit denen insbesondere Michael Fink und Marko Rehmer ihre liebe Mühe haben. Aber den Angriffen der Türken fehlt es oft am letzten Pass, so dass es meist bei Fernschüssen bleibt, so durch den unermüdlich rackernden Tuncay (13.). Sieben Minuten später ist erneut Tuncay am Ball - eine kurze Drehung und er drischt das Leder Richtung Tor, doch der Schuss streift die Latte (20.). Knapp 15 Minuten später kommt Alex an den Ball, er tunnelt Aleksandar Vasoski und kann frei aus 20 Metern schießen, aber wieder geht das Leder knapp über die Latte (33.). Die Eintracht kommt in dieser Phase kaum über die Mittellinie. Istanbul macht Dauerdruck, aber insbesondere die Innenverteidigung um Sotirios Kyrgiakos und Aleksandar Vasoski steht.

Weitere Chancen ergeben sich dennoch durch Kopfbälle durch Tuncay (40.) und Alex (42.), hoffentlich ist bald Halbzeit. Dann die 45. Minute: Flanke von Alex auf Kezman, der setzt sich durch und kommt zum Kopfball. Markus Pröll ist zur Stelle und kann den Aufsetzer von der Linie fausten (45.). Endlich ist Pause.

Unverändert gehen beide Mannschaften in die 2. Halbzeit. Fenerbahce ist unter dem jetzt wieder frenetischen Geschrei der türkischen Zuschauer sofort wieder im Angriff. Der Ball bleibt minutenlang in der Hälfte der Adler, die sich aus der Umklammerung der Gastgeber nicht befreien können.

Aber dann wird der Ball endlich von den Hessen abgefangen: Christoph Spycher passt auf Albert Streit, der sich auf der linken Seite durchsetzen kann. Streit schlägt eine Flanke in den Strafraum auf den heransprintenden Naohiro Takahara, der Japaner erwischt den Ball und köpft das Leder in die rechte untere Ecke. Torhüter Volkan Demirel ist geschlagen. 2:0 für die Eintracht (51.)! Ein einziger Block gewinnt nun das Lärmduell gegen den Rest des Stadions, Minuten lang schallt es nur noch „Auswärtssieg“ und „Eintracht“ im weiten Rund.

Die einheimischen Fans hört man erst wieder in der 59. Spielminute, als Aurelio aus klarstem Abseits den Ball in das Frankfurter Tor schießt. Wieder ein gellendes Pfeifkonzert. Fünf Minuten später tritt Alex eine Ecke von der linken Seite: Der Ball fliegt hoch in den Frankfurter Strafraum, Kyrgiakos, Russ und Vasoski kommen nicht an den Ball, dafür aber Tuncay Sanli. Der köpft den Ball ins Netz, Markus Pröll ist machtlos. 1:2 (63.).

Der Druck Fenerbahces nimmt mit jetzt stimmgewaltiger Unterstützung der türkischen Fans weiter zu. Fenerbahce-Trainer „Zico“ bringt Deivid für Kezman (72.) und Semih Sentürk für Mehmet Aurelio (75.), Friedhelm Funkel Patrick Ochs für Benjamin Köhler (63.) und Alexander Meier für Markus Weissenberger (71.). Der Abwehr-Riegel der Eintracht hält. Außer Weitschüssen fällt den Türken zunächst nichts ein. Noch ist die Eintracht anstelle von Fenerbahce in der Zwischenrunde.

Jetzt schon die 82. Spielminute, nur noch knapp 10 Minuten durchhalten und die Eintracht ist weiter. Doch dann ein überraschendes Zuspiel in den Frankfurter Strafraum. Pröll kann den verdeckten Schuss nur nach vorne fausten und Semih Sentürk reagiert am schnellsten und nimmt das Leder per Seitfallzieher Volley. Der Ball fliegt ins Tor. Es steht 2:2 (82.). Aber die Eintracht muss gewinnen, um weiterzukommen.

Doch gegen die nun entfesselten Anhänger von Fenerbahce und die sich zurück ziehenden Spieler können sich die Adler keine Torchance mehr erspielen. Schlusspfiff durch Jan Wegereef. Das Abenteuer UEFA-Cup ist für die tapfer kämpfende Eintracht beendet.

Newcastle United zieht als Tabellenführer der Gruppe H mit 11 Punkten, gefolgt von Celta de Vigo und Fenerbahce Istanbul in die Zwischenrunde des UEFA-Cups ein. Die Eintracht kann sich nun auf die nationalen Aufgaben konzentrieren, zunächst das Auswärtsspiel in Berlin und dann das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Köln. (tr)

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