1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2006/07 - Halbfinale

4:0 (2:0)

Termin: Di 17.04.2007, 20:30 Uhr
Zuschauer: 47.000
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Marco Engelhardt (3.), 2:0 Ivan Saenko (25.), 3:0 Tomas Galasek (54.), 4:0 Chhunly Pagenburg (89.)

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1. FC Nürnberg
Eintracht Frankfurt

  • Raphael Schäfer
  • Andreas Wolf
  • Glauber
  • Michael Beauchamp
  • Horacio Javier Pinola
  • Tomas Galasek
  • Marco Engelhardt
  • Jan Kristiansen
  • Jan Polak
  • Markus Schroth
  • Ivan Saenko

 


 

Wechsel
  • Chhunly Pagenburg für Jan Kristiansen (61.)
  • Matthew Spiranovic für Michael Beauchamp (69.)
  • Marek Mintal für Ivan Saenko (87.)
Wechsel
Trainer
  • Hans Meyer
Trainer

Saenko stoppt den Weg der Eintracht nach Berlin

Vor knapp einem Monat hatte eine zunächst gut organisierte Frankfurter Mannschaft nach einer 0:2-Führung alle guten Geister verlassen und man konnte nach 90 Minuten froh sein, wenigstens noch einen Punkt gerettet zu haben (Endstand 2:2). Die letzte Niederlage der Eintracht in Nürnberg datiert vom 14. März 1987, damals verloren die Hessen 0:1 durch einen von Stefan Reuter verwandelten Elfmeter. Und nun im ausverkauften Frankenstadion das Halbfinale: Frankfurt will erneut ins Endspiel, Nürnberg will erstmals ein Pokalendspiel in Berlin erleben.

Nach dem 4:2-Erfolg in Bielefeld wechselt Trainer Friedhelm Funkel auf drei Positionen: Sotirios Kyrgiakos sowie der zuletzt ausgemusterte Michael Thurk sowie Marcel Heller ersetzen Marko Rehmer, Alexander Meier und den angeschlagenen Naohiro Takahara. Aufgrund der Verletzung von Patrick Ochs rückt Alexander Vasoski in die für ihn ungewohnte Position des rechten Außenverteidigers; er soll den schnellen Russen Ivan Saenko entscheidend stören. Michael Fink wird erstmals auf der rechten Seite im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Auf der linken Seite spielt genau wie in Bielefeld Benjamin Köhler, Albert Streit ist aufgrund seiner Trainingsleistungen auch diesmal nicht im Kader. Nach dem 1:0-Sieg gegen Aachen in der Bundesliga verändert Club-Trainer Hans Meyer seine Elf auf einer Position: Defensivspieler Glauber rückt für Angreifer Pagenburg in die Startelf.

Es ist 20:30 Uhr und der in Frankfurt nicht zu sehr geschätzte Sportkamerad Fandel pfeift an. Nürnberg ist zunächst im Angriff. In der zweiten Minute bekommt die ganz in Schwarz spielende Eintracht einen Freistoß, doch der schwach geschossene Ball von Köhler ist kein Problem für Torwart Schäfer. Ein weiter Abschlag in die Frankfurter Hälfte, den Fink zum Glück für die gerade erst nachrückenden Frankfurter zum Einwurf klären kann. Der Einwurf wird schnell ausgeführt auf Ivan Saenko und trifft Michael Fink unvorbereitet. Vasoski ist nicht zur Stelle und Fink steht zu weit von Saenko entfernt. Der Russe sprintet verfolgt von Fink in den Strafraum an die linke Torauslinie, ein Schlenker und wieder ist Fink ausgespielt. Der wuchtige Schuss des Russen auf den kurzen Pfosten pariert Oka Nikolov, indem er den Ball in die Mitte faustet. Dort steht Marco Engelhardt und wuchtet den Ball mit seinem schwächeren Fuß aus 13 Metern ins Netz. 1:0 für Nürnberg (3.).

Die Eintracht zeigte sich vom frühen Rückstand aber keineswegs geschockt. Auch die 10.000 mitgereisten Fans feuern die Mannschaft wie gewohnt weiter lautstark an. Der Club zieht sich nach der Führung zurück, die Eintracht übernimmt das Spiel. Die 10. Minute: Pass von Köhler auf Benjamin Huggel, der marschiert zunächst 20 Meter und feuert aus 25 Metern einen ersten Warnschuss ab, den Schäfer zur Ecke lenken kann. Nächste Chance in der 11. Minute, aber leider Abseits. Dann wird Marcel Heller nach Pass von Ioannis Amanatidis erst im letzten Moment von Andreas Wolf am Einschuss gehindert (12.). Fünf Minuten später noch mehr Gefahr für das Club-Gehäuse: Ioannis Amanatidis flankt von links, doch weder Benjamin Köhler noch Schäfer greifen richtig ein, so dass die Chance verpufft. Benjamin Köhler fehlt hier einfach der Mut, mit dem Kopf entschlossen in die Flanke rein zu gehen. Das wäre der Ausgleich gewesen.

Nürnberg kommt in der 18. Minute mit einem Entlastungsangriff: Langer Ball von Javier Pinola zu Markus Schroth. Der Mann mit der Gesichtsmaske leitet den Ball mit der Brust weiter zu Saenko, der sich erst gegen Kyrgiakos durchsetzt und dann sofort schießt. Der Ball geht haarscharf am linken Pfosten vorbei, das war knapp!

Jetzt spielt der Club wieder offensiver: Beauchamp versucht es von rechts mit einem Schuss aus 18 Metern, kein Problem für Oka Nikolov. In der 25. Spielminute kommen die Nürnberger wieder einmal nach einem Einwurf der Hessen schnell an den Ball. Schroth passt auf hinter der Mittellinie auf Wolf, der läuft weit in die Hälfte der Frankfurter und wird nicht richtig angegriffen. Dann kommt sein genaues Zuspiel auf Ivan Saenko, der in die halbrechte Position gelaufen ist. Vasoski zögert, will den pfeilschnellen Russen möglicherweise ins Abseits stellen und das geht schief. Saenko läuft allein in den Strafraum, schießt und tunnelt Oka Nikolov an der 5-Meter-Linie. 2:0 für Nürnberg. Schon um 21.05 hallt es "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin" durch das ausverkaufte Stadion, leider von den Nürnbergern.

Die Franken schalten nun einen Gang zurück und erlauben sich mehrere kleine Fehler. Ein Querschläger von Wolf, der von Thurk unter Druck gesetzt wird. Amanatidis setzt sich prima ein, erobert den Ball und läuft in den Strafraum. Er lupft den Ball, doch Torhüter Schäfer hat wieder aufgepasst, verkürzt geschickt den Winkel und bekommt den Ball an die rechte Schulter (32.). Statt des Ausgleichs gibt es leider nur eine Ecke, die nichts einbringt. Eine Chance noch für Nürnberg: Weitschuss Engelhardt, leicht abgefälscht, aber Nikolov pariert (41.).

Halbzeit, doch keine Pause für die Frankfurter Fans: S...G...E... SG Eintracht Frankfurt skandieren die 10.000 Frankfurter Fans auch während der Pause. Die Franken-Fans reiben sich erstaunt Augen und Ohren.

Zur zweiten Halbzeit stellt Trainer Funkel um und bringt Alexander Meier für Marcel Heller, der bislang unauffällige Michael Thurk rückt mehr in die Spitze. Zunächst ein munteres Spiel mit Angriffen von beiden Seiten. Huggel unterläuft acht Minuten nach Wiederbeginn ein Foul an Engelhardt auf der halblinken Seite, ca. 25 Meter vor dem Tor der Eintracht. Fandel pfeift, Russ beschwert sich und erhält Gelb. Tomas Galasek tippt den Freistoß aus halblinker Position kurz an, Engelhardt stoppt, und Galasek zieht mit rechts fulminant ab. An der schlecht postierten Mauer und an den Fäusten von Oka Nikolov fliegt der Ball vorbei und schlägt im linken Eck ein. 3:0 für Nürnberg (55.). "Da sah er unglücklich aus", sagt Funkel und meint seinen Torhüter.

Damit setzt sich der Spielverlauf der ersten Halbzeit nahtlos fort: Während der Club eine nahezu optimale Chancenverwertung aufweisen kann, hält die Eintracht zwar bis zum Strafraum gut mit, doch vor des Gegners Tor bleibt sie viel zu unentschlossen. Ein Beispiel? Die 56. Minute: Alexander Meier spielt auf Mittelkreishöhe einen wunderschönen Außenrist-Pass auf Benjamin Köhler. Köhler marschiert alleine auf das Nürnberger Tor, wird langsamer statt schneller, er zögert und zögert... bis der zurückgeeilte Glauber dazwischen gehen und zur Ecke klären kann. Oh weh, denkt sich nicht nur Benjamin Köhler.

Spätestens jetzt ist die Partie entschieden. Die Schultern der meisten Frankfurter hängen, Michael Thurk hadert mit sich und der Welt und klagt Fandel – wie es scheint - fast pausenlos sein Leid. Die Frankfurter spielen harmlos, Nürnberg beherrscht das Spiel. In der 79. Minute kommt Weissenberger für den überragenden, aber im Stich gelassenen und nun ausgepumpten Ioannis Amanatidis. Am Spiel ändert sich leider nichts.

In der 87. Minute kommt unter großem Jubel der Nürnberger Marek Mintal nach fünfmonatiger Pause. Der Slowake erlebt nun auf dem Feld die letzte erwähnenswerte Situation: Angriff Frankfurt, abgeblockt, dann ein Pass von Schroth auf den in der 61. Minute eingewechselten Chhunly Pagenburg. Der 20-jährige sprintet aus dem Mittelfeld in Richtung Strafraum, Marco Russ und Aleksandar Vasoski laufen hinterher. Ein Schuss und noch ein Tor. Nikolov ist chancenlos (89.). 4:0 für Nürnberg. Schlusspfiff.

Dieses Jahr fährt der 1. FC Nürnberg nach Berlin. Gegner ist der VfB Stuttgart, der im 2. Halbfinale den VfL Wolfsburg mit 1:0 besiegte. Die Eintracht erwartet am Samstag den VfL Bochum, um wichtige Punkte gegen den Abstieg zu sammeln.

Ioannis Amanatidis nimmt die Niederlage mit erhobenem Haupt an: "Wenn man die klaren Torchancen nimmt, dann waren wir mit Sicherheit nicht unterlegen." Der Kapitän Christoph Spycher kritisiert allerdings mit Recht: "Wir haben viel zu weit weg von unseren Gegenspielern gestanden." Club-Coach Hans Meyer bleibt auch in der Stunde des Sieges gelassen: "Wir hatten den Sieg verdient, wenn er auch etwas zu hoch ausgefallen ist." Friedhelm Funkel ist wie seine Spieler ein fairer Sportsmann und gratuliert dem verdienten Sieger: "Die Nürnberger waren die klar bessere Mannschaft. Ich gönne ihnen jetzt auch den Pokal, dann können wir wenigstens sagen, dass wir gegen den Pokalsieger ausgeschieden sind.“ (tr)

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