Eintracht Frankfurt - Alemannia Aachen

DFB-Pokal 2009/2010 - 2. Hauptrunde

6:4 (3:1)

Termin: Mittwoch, 23.09.2009, 19:00 Uhr
Zuschauer: 25.450
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Mainz)
Tore: 1:0 Caio (1.), 2:0 Nikos Liberopoulos (5.), 2:1 Babacar Gueye (23.), 3:1 Lukas Szukala (45., Eigentor), 4:1 Nikos Liberopoulos (50.), 5:1 Alexander Meier (53.), 5:2 Benjamin Auer (65.), 5:3 Benjamin Auer (72.), 5:4 Babacar Gueye (87.), 6:4 Selim Teber (89., Foulelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Alemannia Aachen

 


  • Thorsten Stuckmann
  • Aimen Demai
  • Lukas Szukala
  • Seyi Olajengbesi
  • Timo Achenbach
  • Babacar Gueye
  • Manuel Junglas
  • Cristian Fiél
  • Kevin Kratz
  • Florian Müller
  • Benjamin Auer

 

Wechsel Wechsel
  • Herve Oussale für Aimen Demai (53.)
  • Thorsten Burkhardt für Florian Müller (64.)
  • Patrick Milchraum für Kevin Kratz (64.)
Trainer Trainer
  • Michael Krüger

 

 

Achterbahnfahrt im Waldstadion

Pokalabend im Waldstadion, es geht in der 2. Runde gegen den aktuellen Tabellenelften der zweiten Liga aus Aachen. In Anbetracht der allgemeinen Erwartungshaltung “Pflichtsieg“ warnt Michael Skibbe eindringlich und verzichtet auf eine Rotation in der Mannschaftsaufstellung: “Zu oft hat man damit schlechte Erfahrungen gemacht. Das suggeriert den Spielern, dass wir den Gegner doch nicht ganz ernst nehmen. Aber ich rechne mit einem engen Spiel, die Aachener haben eine gute Truppe und sind ein unbequemer Gegner. Dennoch wollen wir nach neunzig Minuten gewinnen.“

Verzichten muss der Trainer hierbei auf Amanatidis, dessen Wadenzerrung aus dem Hamburgspiel noch nicht ausgeheilt ist. Daher spielt Liberopoulos mit Meier im Sturm. Zudem rückt Caio wieder neben Teber und Schwegler ins Mittelfeld. Nicht im Kader ist Franz, den eine Rippenprellung plagt, so dass der in der Liga noch gesperrte Ochs auf seine Position rückt. Paddy brennt auf seinen Einsatz und gibt die Richtung vor: “Offensiv vorgehen, Tore schießen, dann ist Ruhe im Karton.“

Ähnlich vollmundig äußert sich auch der erst einen Tag vor dem Pokalspiel verpflichtete Trainer des Zweitligisten, nachdem er sich artig vorstellt: “Ich bin Michael Krüger, Mike Krüger ist eine Beleidigung. In Braunschweig haben sie mich Felix Magath für Arme genannt, das habe ich durchaus als Kompliment genommen.“ Zum Pokalspiel meint Herr Krüger nur: “So weit ich weiß, haben die Frankfurter noch kein Heimspiel gewonnen. Warum sollten wir uns da fürchten?“

Zumindest vor einer Umstellung im eigenen Team fürchtet er sich, denn Aachen spielt mit derselben Mannschaft, die am Sonntag mit 2:0 gegen 1860 München gewonnen hat. Somit agiert Benjamin Auer, der in dieser Saison bereits 4 der 7 Aachener Treffer erzielt hat, als alleinige Spitze. Unterstützt wird er auf den Außenbahnen von Gueye und Florian Müller sowie Fiel und Junglas vor der Viererabwehrreihe.


Torschütze Cajo lässt sich feiern

Kein Abtasten zu Beginn, das Spiel beginnt in rasender Geschwindigkeit. Der erste Angriff der Aachener wird abgefangen, im Halbfeld kommt Caio an den Ball und leitet direkt zu Meier weiter. Olajengbesi scheint vor ihm dran zu sein, doch Meier setzt nach und versetzt den Nigerianer und Szukala mit einer Körpertäuschung. Alex zieht ab, aber Olajengbesi kann abblocken. Die Kugel hüpft quer zu Caio, der sie ins linke Toreck zum 1:0 für die Eintracht schießt (1.).

Aachen greift nun sofort über Demai an, der sich im rechten Halbfeld erst gegen Meier und nach einem Doppelpass mit Gueye gegen Schwegler durchsetzt. Dann passt der 26-Jährige hoch vor den Strafraum, Vasoski steht schlecht und kann den Ball mit dem Kopf nur unglücklich nach hinten lenken. Genau zu Auer, der aufs Tor köpft. Torhüter Nikolov pariert, aber das Leder kommt zu Müller, der aus spitzem Winkel ebenfalls mit dem Kopf Oka zu einer Glanzparade zwingt (2.).

Es gibt kein Verschnaufen in dieser Anfangsphase, beide Mannschaften überbrücken das Mittelfeld schnell und direkt. Aber die Eintracht ist besser, es läuft die 4. Spielminute. Nach einem Foul von Demai an Liberopoulos gibt es Freistoß aus knapp 25 Metern durch Caio, der von Torhüter Stuckmann aber zur Ecke geklärt wird. Ochs flankt das Leder scharf an den Elfmeterpunkt, Vasoski köpft aufs Tor und Liberopoulos am Fünfmeterraum lenkt den Ball ebenfalls mit dem Kopf ins rechte Toreck. Das 2:0 für die Eintracht in der 5. Minute, welch ein Auftakt!

“Wir haben gedacht, nun wird das ein Selbstläufer", erzählt Russ nach dem Spiel und so sieht dies auch aus. Aachen versucht nach einer kurzen Schockphase, den Anschlusstreffer zu erzielen und die Adler wollen zaubern. Viel zu weit rückt die Abwehr auf, um die Bälle bereits im Mittelfeld abzufangen und schnelle Angriffe einzuleiten. Doch dies wirkt nicht nur lässig, das ist es nun auch. Beim Versuch, Zauberfußball zu spielen, mehren sich langsam die Abspielfehler. Ochs und Chris sind fast nur in der Hälfte der Aachener zu finden und auch Schwegler hält es kaum in der eigenen Hälfte, so dass sich für den Zweiligisten viel Platz zum Kontern bietet.

So in der 23. Spielminute, als Chris eine scharfe Flanke von Demai zur Ecke auf der linken Seite klärt. Achenbach führt kurz aus auf Florian Müller, der das Leder hoch vor den Elfmeterpunkt flankt. Szukala kann unbedrängt nach vorne schlenzen, wo Gueye zum Kopfball kommt und Nikolov zu einer Glanzparade zwingt. Den Abpraller jedoch erwischt der Senegalese erneut und köpft ihn freundlich beobachtet von Ochs, Vasoski und Schwegler ins leere Tor zum 2:1.

Aachen setzt nach und die Adler fangen plötzlich an zu bibbern. Nun bestimmen viele Querpässe und Rückpässe auf Torhüter Nikolov das Spiel, im Mittelfeld fehlt die ordnende Hand, um das Spiel wieder unter Kontrolle zu bekommen. Aber der Zweitligist kann dies nicht nutzen, lediglich zwei Schüsse von Gueye (28./37.) sorgen für ein wenig Gefahr. Die Zuschauer werden ein wenig unruhig und erste Pfiffe hallen durch das halbvolle Waldstadion.


Chris 'erzwingt' das Eigentor zum 3:1

In der 38. Spielminute dann endlich wieder ein ansehnlicher Angriff der Adler durch Liberopoulos, der vor dem Strafraum aus der Drehung einen schönen Pass auf Meier spielt. Aber Torhüter Stuckmann reagiert blitzschnell und kann den Schuss abblocken. Genauso gut reagiert er eine Minute später bei einem Freistoß von Caio. Kurz vor dem Halbzeitpfiff dann noch einmal die Adler über Meier auf der linken Seite, der zu Chris im Halbfeld spielt. Ein Querpass zu Ochs, der das Leder in den Strafraum schlenzt. Erneut ist Chris zur Stelle und irritiert Szukala beim Versuch, mit einem Kung-Fu-Tritt an den Ball zu kommen derart, dass der ihn per Kopf ins eigene Netz lenkt. Das 3:1 für die Eintracht (45.) ist auch der Pausenstand.

Pünktlich zu Beginn der zweiten Halbzeit legt die Eintracht wieder los wie die Feuerwehr. Es gibt eine erste Ecke durch Ochs, die Olajengbesi, beim Versuch zu klären, fast ins eigene Tor befördert. Bei der nächsten Ecke flankt Ochs auf Caio, der das Leder gut einen Meter über das Tor köpft (47.).

Zwei Minuten später gibt es erneut Ecke für die Eintracht von der rechten Seite. Ochs spielt kurz zu Teber, der nach einem kurzen Haken im Strafraum bis zur Torauslinie rennt und quer nach innen passt. Torhüter Stuckmann und Meier verpassen den scharfen Schuss, nicht aber Liberopoulos, der den Ball vor dem linken Torpfosten ins Netz drückt. Das 4:1 für die Eintracht (50.).

“Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ schallt es nun durch das Waldstadion und die Eintracht legt nach. Die 53. Spielminute, ein Angriff der Aachener wird abgefangen, auf Höhe der Mittellinie spielt Meier das Leder auf die linke Seite zu Caio, der zu einem Spurt ansetzt. Er versetzt im Spurt Demai und Fiel, zieht nach innen und haut das Leder aus 25 Metern auf den Kasten. Olajengbesi blockt ab, das Leder rollt zu Teber, der es sofort flach in die Mitte zum nachgerückten Meier passt. Und der schießt das Leder wunderschön und präzise ins rechte Toreck. Das 5:1 für die Eintracht!

Kurz berauschen sich die Adler an ihrem Offensivspiel, Schwegler spielt einen tollen Pass durch das Aachener Mittelfeld zu Spycher auf der linken Außenbahn, der am Strafraumeck zu Meier spielt. Alex legt zurück auf Chris, der den Ball aus 25 Metern an die Latte zimmert (58.). Während der Eintracht Frankfurt-Walzer durch das Stadion schunkelt, beschreibt Trainer Skibbe die folgenden Minuten: "Das 4:1 und 5:1 fiel zu schnell, danach war es dann so eine Art Freundschaftsspiel. Die Mannschaft hat sich zwar so ein bisschen in einen Offensivrausch gespielt, doch auf der anderen Seite sackte die Konzentration total weg“ und Ochs ergänzt: “Wir wollten wohl alle etwas Besonderes machen.“


Ochs trennt den zweifachen
Torschützen Auer vom Ball

Dank der vogelwilden Adler hat Aachen nun viel Platz für Konter, Achenbach spielt von der linken Seite einen Pass auf den eingewechselten Oussalé, der das Leder nach zwei Haken um Vasoski herum schön in den Lauf von Auer spielt. Ein platzierter Schuss, es steht nur noch 5:2 (66.).

Eine Minute später kommt Fenin für Meier in die Partie und Vasoski muss am Seitenrand behandelt werden. Er zog sich bei einem Zweikampf mit Oussalé einen Bruch der neunten Rippe zu und wird in der 72. Spielminute gegen Bajramovic ausgewechselt werden. Kurz zuvor setzt sich Achenbach nach schönem Doppelpass auf der linken Außenbahn gegen Ochs durch und flankt in den Strafraum. Auer grätscht, Spycher ist einen Schritt zu spät und der Ball landet im Netz. Das 5:3 (72.).

Nun macht sich wieder Nervosität auf den Rängen und dem Platz breit, schließlich ist es ein Pokalspiel. Bajramovic spielt wie der Rest der Mannschaft, herrliche Pässe und haarsträubende Abspielfehler wechseln sich ab. So in der 76. Spielminute, als er in zentraler Position das Leder perfekt in den Lauf von Fenin legt, der aber an Torhüter Stuckmann und seinen Nerven scheitert. "Da lagen Genie und Wahnsinn dicht beieinander", meint Michael Skibbe. Wie erneut in der 84. Spielminute, als sich Bajramovic den Ball im Halbfeld erkämpft und zu Liberopoulos abspielt. Doch erneut kann Torhüter Stuckmann den unplatzierten Schlenzer parieren, den Nachschuss haut Teber von der Strafraumgrenze aus lässig über den Kasten.

Die 87. Spielminute, Aachen kann sich das Leder im Mittelfeld zuschieben, dann kommt Gueye am rechten Strafraumeck an das Leder. Spycher beobachtet staunend und Russ macht es ihm nach, als der Senegalese sich gegen Beide mit zwei Haken durchsetzt. Chris versucht noch zu grätschen, doch zu spät, Gueye haut das Leder ins rechte Toreck zum 5:4.


Erfolgreicher Elfmeterschütze Teber

Aus der Nervosität wird nun Entsetzen auf den Rängen und dem Spielfeld. Auch Kapitän Spycher ist ob der Nachlässigkeiten mächtig erbost: "Wenn jeder von uns glaubt, nach vorne rennen zu müssen, dann zerfällt die Mannschaft in die Einzelteile" und Russ meint: "Da hat der Schlendrian Einzug gehalten." Dann der Anstoß, über Liberopoulos und Teber kommt das Leder zu Schwegler im Halbfeld. Mit einem tollen Schlenzer legt er sich das Leder selbst vor, umkurvt zwei Aachener, wird aber auf dem Weg zum Tor vom herauseilenden Stuckmann von den Beinen geholt. Klare Sache, Schiedsrichter Dr. Drees entscheidet sofort auf Elfmeter.

Teber schnappt sich das Leder, läuft kurz an, verlädt Torhüter Stuckmann und haut es in die linke untere Ecke (89.). Das 6:4 für die Eintracht, was für ein Wahnsinn!

Kurz darauf ist Schluss, Riesenjubel auf den Rängen und - nach einigen Sekunden des ungläubigen Staunens über sich selbst - auch bei den Adlern auf dem Rasen. Die Eintracht ist im Achtelfinale und spielt am 28. Oktober im Waldstadion gegen die Bayern. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: “Es hat über weite Strecken Riesenspaß gemacht, für die Zuschauer war es ein Spektakel. Klar, wir haben viel zu viele Gegentore bekommen, das lag an der mangelnden Konzentration. Weniger die Abwehr war das Problem als die leichten Fehler im Spielaufbau. Nur Zauberpässe spielen geht halt nicht. Ich werde da im Gespräch mit meiner Mannschaft auf viele offene Ohren treffen.“

Heribert Bruchhagen: “Nach dem tollen Auftakt fehlte es uns vorübergehend an Klarheit und Präzision. Wir haben die Partie ohne Not aus der Hand gegeben. Dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass wir die Partie gewinnen. Ich hoffe, die Spieler hatten dieses Gefühl auch.“

 

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