Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

Bundesliga 2010/2011 - 9. Spieltag

0:0

Termin: Sa 23.10.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt FC Schalke 04

 


  • Manuel Neuer
  • Atsuto Uchida
  • Benedikt Höwedes
  • Christoph Metzelder
  • Lukas Schmitz
  • Jermaine Jones
  • Jefferson Farfan
  • Ivan Rakitic
  • Jurado
  • Klaas Jan Huntelaar
  • Raúl

 

Wechsel
Wechsel
  • Christoph Moritz für Ivan Rakitic (46.)
  • Joel Matip für Jurado (61.)
  • Hans Sarpei für Atsuto Uchida (85.)
Trainer Trainer

 

Ohne Treffer an die Wand gespielt

"Ich war ziemlich beeindruckt, sie haben eine herausragende Leistung gezeigt", lobt Michael Skibbe nicht etwa seine Spieler, sondern den Auftritt der so schlecht in die Bundesliga gestarteten Schalker in der Champions League gegen Hapoel Tel Aviv. "Wenn man sie spielen lässt, haben sie eine der besten Offensiven in Europa, daher dürfen wir sie nicht spielen lassen. Wir müssen das Aufbauspiel der Schalker blockieren, wir müssen die Männer neutralisieren, die die Pässe spielen. Wenn uns das gelingt, bin ich sicher, dass wir gegen meinen zweiten Lieblingsverein drei Punkte holen", erklärt der Trainer, um die Bilanz gegen Schalke, die zuletzt fünf Niederlagen in Folge ausweist, geflissentlich zu ignorieren. Gegenüber dem 3:0-Sieg in Kaiserslautern, dem dritten Sieg in Folge, muss er sein Team umstellen, denn Tzavellas hat nach seiner Grippe noch keine Kraft für 90 Minuten. So rückt Köhler auf die linke Abwehrseite neben Russ, Franz sowie Jung, Altintop übernimmt die linke Außenbahn und Meier spielt diesmal von Beginn an im offensiven Mittelfeld hinter der einzigen Spitze Gekas.

"Wir wollen die gute Stimmung aus der Champions League mit in die Bundesliga nehmen. Jeder Spieler weiß, wie wichtig die Partie ist, denn wir alle schauen derzeit nicht gerne auf die Tabelle", meint der Trainer des aktuellen Tabellensechzehnten, Felix Magath, um zu ergänzen: "Die Eintracht präsentiert sich derzeit sehr geschlossen. Vor allem defensiv stehen sie sehr gut, deshalb ist es unsere Aufgabe, die gute Abwehr durcheinander zu wirbeln." Besonders häufig gelang dies bislang noch nicht, lediglich einen Sieg und zwei Unentschieden konnten die Knappen in der Saison bislang erzielen, doch Felix Magath bittet auf ihm eigene Weise um Geduld: "Wenn man das Ziel hat, Meister zu werden, muss man Risiko gehen, wie soll das sonst funktionieren? Es war meine Aufgabe, in dem Verein einen Umbruch zu machen, den habe ich jetzt gemacht und er wird mit Sicherheit in Zukunft sportlich richtig sein." Keinen Umbruch gibt es im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen Tel Aviv, lediglich Rakitic spielt anstelle von Moritz auf der linken Außenbahn hinter den beiden Spitzen Raul und Huntelaar, die im Mittelfeld von Jurado, Farfan und Jones unterstützt werden, der "ein mulmiges Gefühl" bei seiner Rückkehr nach Frankfurt hat, da er weiß, dass er hier nicht mehr allzu beliebt ist.

Und er hat recht, der vergeblich um die Wahrheit bemühte, denn vom Anpfiff weg wird er bei jedem Ballkontakt herzlich ausgepfiffen. Es ist ein intensives Spiel in den Anfangsminuten, weder die Eintracht noch die Schalker lassen dem jeweils Ballführenden auch nur einen Meter Platz, so dass an einen geordneten Aufbau vorerst nicht zu denken ist. So führt ein schon verunglückter Doppelpass zwischen Köhler und Ochs, den Höwedes aber genau vor die Füße von Ochs klärt, zur ersten Chance für die Frankfurter. Doch Paddy zieht seinen Direktschuss aus 22 Metern knapp am linken Torwinkel vorbei (4.). In der Folgezeit hat Schalke mehr Ballbesitz, kommt aber erst in der 18. Spielminute zu einer Möglichkeit, als Metzelder sich im Mittelfeld den Ball gegen Altintop erkämpft und zu Farfan flankt. Nach Doppelpass mit Jurado legt Farfan das Leder schön zu Raul, der sofort flach abzieht. Aber Nikolov reagiert blitzschnell und kann mit einer Fußabwehr klären.

Dies scheint der Weckruf für die Eintracht zu sein, denn nun stören sie den Tabellensechzehnten noch früher und beginnen schnell und schnörkellos zu kombinieren. Die 23. Spielminute, nach einer tollen Balleroberung gegen Raul spielt Chris das Leder auf Ochs am rechten Strafraumrand, der sofort flach auf den mitgelaufenen Gekas passen will, doch Schmitz kann in allerletzter Sekunde zur Ecke klären (23.). Zwei Minuten später bekommen die Frankfurter nach einem Foul an Ochs Freistoß von der rechten Seite, den Köhler ausführt. Die Knappen versuchen zu klären, der Ball findet aber Altintop, der das Leder aus der Drehung ins Außennetz drischt. Weitere drei Minuten später verschätzt sich Torhüter Neuer bei einer Ecke von Köhler, aber Russ kann dies nicht nutzen und köpft in Rückenlage über das Tor.

Langsam erlahmt der Schwung der Adler wieder, sie spielen nun zu umständlich. Weder Meier noch Schwegler gelingt ein überraschender Pass, während der Ex-Meister der Herzen versucht, den Druck zu verstärken. Nach einem schnellen Pass von Jurado auf die linke Außenbahn hat Rakitic plötzlich Platz und flankt scharf in den Strafraum. Torhüter Nikolov segelt vorbei, aber Russ steht genau richtig und kann zur Ecke klären, die nichts einbringt (35.). Zwei Minuten später kommt endlich einmal ein schöner Pass vom bislang sehr blassen Schwegler bei Altintop an, der den Ball in den Lauf von Köhler spielt, der die Kugel flach vor den kurzen Pfosten für Gekas auflegt. Metzelder ist eine Fußspitze eher am Ball als der Grieche und kann klären. Dann die 40. Spielminute, Rakitic schlägt von der linken Außenbahn einen eigentlich ungefährlichen Ball in den Strafraum, Köhler verschätzt sich und köpft die Kugel genau vor die Füße von Huntelaar, der Benny mit einem kurzen Haken auch noch ins Leere grätschen lässt und aus spitzem Winkel abzieht. Nikolov behält jedoch die Nerven und kann den Schuss ins kurze Eck klären.

So geht es mit dem 0:0 in die Pause, mit dem Michael Skibbe gar nicht zufrieden ist: "Das war mir zu wenig, da waren wir zu behäbig in den Zweikämpfen, da ist nicht schnell genug gepasst worden." Im Gegensatz zum Kollegen Magath, der Moritz für Rakitic bringt, verzichtet er auf einen Wechsel. Dafür kommen die Frankfurter mit neuem Schwung aus der Kabine und drängen Schalke von Beginn an in die eigene Hälfte. Die 47. Spielminute, nach einem Foul an Schwegler gibt es Freistoß aus dem Halbfeld, den Köhler hoch in den Strafraum schlenzt. Russ steigt höher als Metzelder, köpft das Leder aber um Zentimeter neben den linken Pfosten. Die Eintracht bleibt dran, Chris spielt einen Pass in den Lauf von Köhler, der von Uchida vor der linken Eckfahne nur interessiert beobachtet wird, so dass er genau auf Meier im Strafraum flanken kann, der seinen Kopfball jedoch am linken Torwinkel vorbei setzt (53.).

Es passt wirklich alles bei den Frankfurtern, Schalke macht keinen Stich mehr. Immer wieder ist es Chris, der die Zweikämpfe im Mittelfeld gewinnt und mit guten Pässen die Angriffe einleitet, doch das Tor der Schalker scheint vernagelt zu sein. "Chris ist wie eine Harpune in die Zweikämpfe rein gestoßen", schwärmt Heribert Bruchhagen und auch Trainer Skibbe ist von der Leistung des 32-jährigen Brasilianers angetan: "Es ist schön, dass Chris bei Eintracht Frankfurt spielt, er könne nämlich auch bei Schalke 04 oder jedem anderen Topklub spielen. Dieses Zweikampfverhalten, dieser Mut in den Zweikämpfen, das ist einfach richtig gut. Er ist für uns nicht zu ersetzen." Aber auch Jung macht heute ein klasse Spiel, immer anspielbar und mit überlegten Pässen, so wie in der 60. Spielminute, als er nach Zuspiel von Ochs das Leder butterweich durch die Schalker Abwehr auf Franz schnickt, dessen Querpass jedoch abgeblockt werden kann.

Dann wieder ein toller Angriff aus der eigenen Hälfte durch Ochs und Jung, der Paddy den Ball sofort wieder in den Lauf legt, während Jones und Schmitz über so viel Spielfreude nur staunen können. Paddy flankt in den Strafraum auf Altintop, der schön für Meier auflegt, doch dessen Schuss aus 14 Metern kann Torhüter Neuer mit den Fingerspitzen um den linken Pfosten lenken (66.). Zwei Minuten später verliert Ochs bedrängt vom eingewechselten Matip und Moritz am Strafraumrand das Leder, aber sofort ist Chris zur Stelle und nimmt Matip die Kugel ab, um sie auf Paddy zu passen. Ochs läuft ein paar Schritte und spielt den Ball flach in die Mitte, Torhüter Neuer am kurzen Pfosten kommt nicht ran und aus dem Hintergrund rauscht Altintop heran, der aus drei Metern nur noch den Fuß hinhalten braucht. Oh nein! Er drischt die Kugel über das verwaiste Tor, Entsetzen bei den Zuschauern und bei Michael Skibbe: "Da war ich wie alle im Stadion erschrocken und erstaunt, dass der nicht drin war. Er hat ihn mehr mit dem Knöchel, als mit den Fuß geschossen." Auch Altintop ist fassungslos, antwortet aber lakonisch auf die Reporterfragen: "Was soll ich sagen, der Ball geht nicht rein, sondern drüber. Ihr habt es doch selbst gesehen."

Weiter wirbelt nun die Eintracht über die starke rechte Seite mit Jung und Ochs, doch es ist wie verhext, irgendein Schalker Abwehrbein kann sich den Flanken in den Strafraum entgegen werfen. Dann vielleicht über links nach einem langen Ball von Russ: Altintop setzt sich leichtfüßig gegen Uchida durch und flankt zu Meier an der Strafraumlinie. Aber der "Lange" zielt zu genau und verfehlt den rechten Torwinkel mit seinem Schlenzer um ein einige Zentimeter (70.). Auch in den kommenden Minuten ändert sich das Bild nicht, Frankfurt kombiniert und spielt wie im Rausch, während sich Schalke längst schon nur noch gegen den längst fälligen Rückstand wehrt. Aber jetzt, wieder kann Ochs nach Zuspiel von Jung Moritz vernaschen. Er könnte abziehen, entscheidet sich jedoch für einen Pass in die Gasse zu Gekas, der zu früh startet, so dass sein Treffer aus vier Metern zu Recht wegen Abseits nicht anerkannt wird (76.).

So langsam scheint den Frankfurtern jedoch ob des ständigen Anrennens die Puste auszugehen. Chris kommt noch einmal zu einer Kopfballchance nach einer Flanke von Altintop (80.) und nur eine Minute später nimmt Meier einen langen Ball klasse mit der Brust an, um ihn für Gekas abzulegen. Doch dessen Schuss aus spitzem Winkel geht knapp am rechten Pfosten vorbei. So reagiert Michael Skibbe und bringt Caio sowie Fenin für Meier und Gekas (82.).

Doch insbesondere Caio kann mit seinem seltsam pomadigen Kurzauftritt für keine zündenden Ideen sorgen. So verrinnt die Zeit, Schalke greift tatsächlich noch einmal an, doch der Ball wird abgefangen und Ochs schlägt einen langen Ball zu Fenin auf der linken Außenbahn. Der 23-jährige Tscheche versetzt Metzelder mit einem schnellen Haken und legt das Leder quer in den Strafraum zum mitgelaufenen Köhler, der es, man ahnt es schon, knapp am linken Torwinkel vorbei setzt (90.). So bleibt es nach einer berauschenden zweiten Halbzeit am Ende trotzdem beim 0:0, das der Eintracht immerhin das vierte Spiel in Folge ohne Niederlage und Rang 9 mit 13 Punkten beschert. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Ab der 46. Minute haben wir total das Kommando übernommen. Wir haben eine der besten Leistungen gezeigt, seitdem ich hier Trainer bin. Aber wir haben leider das Tor nicht gemacht. Daher überwiegt der Ärger, dass wir nicht drei Punkte geholt haben."

Heribert Bruchhagen: "Das war ein tolles Spiel, wir hatten unfassbare Chancen. Die zweite Halbzeit war die beste der letzten Jahre. Ich habe selten gesehen, dass wir so dominant waren. Wir haben mit Herz und toller Kampfkraft die Schalker beherrscht."

Felix Magath: "Lachen kann ich nur, weil wir einen glücklichen Punkt mitgenommen haben und zum ersten Mal ohne Gegentor geblieben sind. Aber das war nicht unser Verdienst. Frankfurt hat viele Chancen liegenlassen. Wir haben uns mehr schlecht als recht gewehrt und mussten sehr viel zittern. Mit dem Spiel bin ich gar nicht zufrieden."

 

 

 

 

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