SV Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 12. Spieltag

0:0

Termin: Sa 13.11.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 34.000
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Tore: ./.

 

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SV Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Tim Wiese
  • Petri Pasanen
  • Per Mertesacker
  • Sebastian Prödl
  • Mikaël Silvestre
  • Torsten Frings
  • Wesley
  • Daniel Jensen
  • Aaron Hunt
  • Sandro Wagner
  • Marko Marin

 


 

Wechsel
  • Marko Arnautovic für Sandro Wagner (68.)
Wechsel
Trainer
  • Thomas Schaaf
Trainer

 

Arbeitspunkt im stürmischen Norden

Angst vor dem Gegner kennt die von den Medien zur "Mannschaft der Stunde" ernannte Eintracht nicht, wohl aber vor dem Sturm im Norden, obgleich sie doch sogar in Großbritannien für "Frankfurts cold-blooded killer" Gekas gelobt wird. "Hoffentlich wird es nicht so windig, wenn es regnet, ist es mir egal, aber Wind können wir nicht gebrauchen. Wenn neben Werder auch das Wetter stürmisch ist, wird es zumindest schwieriger", erzählt Michael Skibbe, um zu ergänzen: "Mit Sicherheit wird Werder hochkonzentriert und hochmotiviert ins Spiel gehen. Aber wir fahren nach Bremen, um zu punkten." Und zwar zum dritten Mal in Folge mit der gleichen Startaufstellung, nämlich mit Ochs, Caio und Altintop hinter der Sturmspitze Gekas und Schwegler sowie Köhler vor der Abwehr. "Die Mannschaft spielt gut und erfolgreich, es gibt keinen Grund und es würde auch keinen Sinn machen, sie jetzt zu verändern. Wir können fußballerisch überzeugen und verfügen über eine Kompaktheit in der Defensive. Was uns besonders viel Freude macht, ist, dass wir in den Spielen den Respekt der anderen spüren", erklärt der Trainer stolz.

Durchhalteparolen und Kampfansagen sind nach zuletzt vier Niederlagen in Pokal, Champions League und Liga hingegen Trumpf an der Weser, vor allem das 0:6-Debakel in Stuttgart am letzten Spieltag liegt Spielern und Verantwortlichen noch schwer im Magen. "Wir dürfen den Kopf nicht hängenlassen, sondern müssen an uns glauben. Wir müssen jetzt Spiele gewinnen" appelliert Geschäftsführer Klaus Allofs während sich Torhüter Wiese im Phrasen dreschen übt: "Wir müssen alle zusammenrücken. Fans, Spieler, alle eben. Dann kommt der Erfolg auch wieder." Und zwar ohne den etatmäßigen Sturm, denn sowohl Almeida als auch Pizarro können verletzungsbedingt nicht zur Wiedergutmachung beitragen. So spielen Wagner und Marin im Sturm vor der Mittelfeldraute mit Hunt, Jensen, Frings und Wesley, für den Pasanen wieder auf der rechten Abwehrseite beginnt.

Sturmtief Carmen hat sich bereits am Tag zuvor ausgetobt, nicht aber Werder, das auf der Baustelle Weserstadion vor 34.000 Zuschauern vom Anstoß weg stürmisch beginnt. Die Eintracht hingegen scheint noch in der Kabine zu sein, denn nach Zuspiel von Frings wird Marin nur freundlich von Köhler begleitet, so dass er eine erste gefährliche Flanke setzen kann, die jedoch an Freund und Feind vorbeisegelt und von Tzavellas unnötigerweise zur Ecke geklärt wird. Im zweiten Anlauf schlägt Hunt das Leder von rechts vor den Fünfmeterraum, Prödl steigt höher als Franz, setzt seinen Kopfball aber knapp neben den linken Pfosten (2.). Bremen legt nach, während die Adler nur versuchen, den Ball irgendwie aus der eigenen Hälfte zu bolzen. So kann Wesley kurz darauf einen schönen Heber über die vogelwilde Abwehr spielen, den Marin mutterseelenallein an der Strafraumlinie annehmen könnte. Doch statt das Leder zu stoppen oder über Torhüter Nikolov zu lupfen, entscheidet er sich für eine zum Glück ungenaue Direktablage auf den mitgelaufenen Wagner, der viel zu überrascht ist, um die Kugel unter Kontrolle zu bekommen (4.).

Wahnsinn, die Eintracht steht defensiv, aber nicht eng genug bei den Grünen, die sich die Kugel vor dem Strafraum ungeschoren zuspielen können, so dass Silvestre nur eine Minute später einfach in die Mitte flankt und Marin mal eben seinen Kopfball über die Latte setzt, während die Frankfurter daneben und neben sich stehen (5.). "In den ersten Minuten waren wir gar nicht im Spiel", mäkelt Heribert Bruchhagen und recht hat er. Prödl kann am Mittelkreis den nächsten Ball annehmen, geht locker an Schwegler und Köhler vorbei, um auf Marin abzuspielen, der einfach aus 22 Metern abzieht. Nikolov ist zum Glück hellwach und kann den platzierten Schuss im Flug um den linken Pfosten lenken (8.). Hunt schlenzt den fälligen Eckball in die Mitte, Silvestre köpft, aber Jung kann das Leder am rechten Pfosten wegschlagen (9.).

Nach dieser ersten Drangphase scheint es so, als ob die Frankfurter langsam ins Spiel finden, Bremen wird konsequenter und früher angegriffen, so dass deren Sturmdrang nun abebbt. Aber das Spiel nach vorne bleibt Stückwerk bei der Eintracht. Zu viele Stockfehler und ungenaue weite Bälle auf Gekas, der immer wieder gesucht, aber konsequent gedeckt oder ins Abseits gestellt wird, lassen keine Torgefahr aufkommen. Bis zur 22. Spielminute, als Köhler nach Zuspiel von Tzavellas eine weite Flanke in den Strafraum schlägt. Boenisch schläft kurz, so dass Gekas plötzlich frei ist, die Direktabnahme aus 6 Metern jedoch über den Kasten des bislang beschäftigungslosen Torhüters Wiese drischt.

Weiterhin hat Bremen mehr Ballbesitz, aber mit jeder Minute steigern sich Köhler und Schwegler weiter, so dass es nun bereits im Mittelfeld schwer für die Hanseaten wird, eine Lücke zu finden. So bestimmen Querpässe das Spiel. Dann die 30. Spielminute, Tzavellas läuft einen Pass zu Marin ab und setzt sich bei seinem Sprint nach vorne gegen die nachsetzenden Marin und Frings durch, um das Leder Gekas wunderbar in den Lauf zu spielen. Prödl rutscht aus, so dass Gekas nun freie Bahn hat, sich den Ball jedoch beim Sprint zu weit nach vorne legt, so dass Wiese ihn abfangen kann.

Dann erhöht Werder wieder den Druck, Wesley tanzt auf der linken Seite Jung aus und schlägt die Kugel scharf ans rechte Fünfmeterraumeck. Tzavellas versucht mit heftig hohem Bein vor Wagner an das Leder zu kommen, so dass beide den Ball treffen, der nun in hohem Bogen Richtung Tor fliegt. Aber Nikolov ist zur Stelle und kann ihn in letzter Sekunde über die Latte lenken (32.). Zwei Minuten später setzt sich Silvestre gegen Schwegler durch, sprintet die linke Außenbahn entlang und flankt in die Mitte. Genau zu Marin, der seinen Kopfball jedoch um Zentimeter über den Kasten setzt (34.).

Die Eintracht kann sich nun kaum noch befreien, diesmal geht es über die rechte Seite mit Jensen und Hunt, der für Marin auflegt. Aber wieder reagiert Nikolov klasse, als der 21-Jährige von der Strafraumgrenze aus flach abzieht (38.). Nach weiteren Schusschancen durch Hunt (39.), Jensen (40.) und Frings (43.) ist die erste Halbzeit, für die Michael Skibbe in der Pause laute und deutliche Worte findet, endlich vorbei: "Da habe ich gesagt, was mir nicht gefallen hat". Zudem muss er reagieren, denn Franz kann aufgrund von Hüftproblemen nicht weiterspielen, so dass Vasoski in der Innenverteidigung ran muss. "Ich hatte bei Vasi keinerlei Bauchschmerzen. Er ist ein erfahrener Mann, der weiß, was er zu tun hat", meint der Trainer und er wird recht behalten.

Denn im Gegensatz zur ersten Hälfte stehen die Frankfurter nun konsequent in der Abwehr und lassen Werder kaum einen Zentimeter Platz, um in Fahrt zu kommen. Doch beim eigenen Spieltaufbau knirscht es noch immer gewaltig, Altintop hat einen gebrauchten Tag erwischt, kaum ein Abspiel will dem 27-Jährigen gelingen und auch von Caio kommen bislang keine überraschenden Aktionen. So sorgt nur ein Eckball von Tzavellas für ein wenig Gefahr, doch Gekas setzt den Kopfball über das Tor (49.). Bremen steckt nicht auf, immer wieder drängen sie nach vorne und bedrängen die Frankfurter, die sich dicht gestaffelt im Halbfeld und in der Abwehr nach Kräften wehren und den Ball ein ums andere Mal nach vorne bolzen. So versucht sich Frings mit einem brachialen Schuss aus 30 Metern, der jedoch knapp am linken Pfosten vorbei geht (56.), und auch ein Freistoßknaller von Hunt fliegt knapp über das linke Toreck (59.).

Es läuft die 68. Spielminute, Caio vertändelt den Ball gegen Wesley, der einen schnellen Konter mit Marin einleitet. Die Kugel kommt zu Frings, der aus 25 Metern abzieht. Nikolov streckt sich, während der Ball über die Latte rauscht und Schiedsrichter Gräfe auf Abstoß entscheidet. Frings schimpft wie ein Rohrspatz, so dass Gräfe zu Nikolov geht, der bereits den Abstoß ausführen will. "Waren Sie noch am Ball?", fragt er und Oka antwortet für ihn selbstverständlich: "Ja", so dass es Ecke für Bremen gibt, die jedoch nichts einbringt. "Natürlich geht es im Fußball um viel, aber Ehrlichkeit im Sport sollte auch dabei sein. Die Schiedsrichter haben einen guten Job gemacht, sie haben den schwersten Job zu tun. Man sollte es ihnen so einfach wie möglich machen", erklärt Nikolov nach dem Spiel fair. Auch Heribert Bruchhagen lobt den Schlussmann, um süffisant zu ergänzen: "Oka ruht da hinten in sich selbst. Wichtig ist nur, dass er nicht einschläft."

"Und spielen! Mehr spielen!" brüllt Michael Skibbe immer wieder unzufrieden, denn seine Mannen schlagen die Kugel immer häufiger einfach nach vorne. "Nur Pirmin Schwegler und Benjamin Köhler haben es geschafft, fußballerisch zu überzeugen, die anderen haben sich viel zu häufig in Zweikämpfe verstrickt", erklärt er, um Steinhöfer für Kapitän Ochs zu bringen (73.). "Bei Patty lief es fußballerisch unrund", kommentiert er, nachdem Gekas nach Zuspiel von Ochs die Kugel vom Strafraumrand über den Kasten schlenzt. Bremen scheint nun langsam ein wenig müde zu werden, denn immer häufiger kann sich die Eintracht jetzt befreien. So setzt sich Altintop vor dem Strafraum endlich einmal durch, um zu Steinhöfer zu spielen, der ihm die Kugel im Strafraum auflegt. Der Seitfallzieher des 27-Jährigen sieht zwar spektakulär aus, bleibt jedoch brotlos (77.).

Kurz darauf hat Schwegler nach Zuspiel von Caio plötzlich Platz, läuft ein paar Meter und zieht aus 25 Metern ab. Torhüter Wiese steht richtig, doch der Ball prallt ihm aus dem fangbereiten Armen, so dass Prödl mit letztem Einsatz vor dem heranrauschenden Gekas retten muss (78.). Tzavellas führt die fällige Ecke aus, erneut ist Gekas da, köpft die Kugel aber knapp neben den rechten Pfosten (79.). Das war es dann in einer überaus durchwachsenen Partie der Adler, in der nur die Abwehr, und hier vor allem Russ und Nikolov, zu überzeugen wussten. Die Eintracht bleibt auch im siebten Spiel in Folge ungeschlagen, rutscht aber mit 20 Punkten und einem tollen Torverhältnis von 20:11 Toren auf Rang 5. (tr)

 

 


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Leider haben wir nicht an die spielerisch guten Leistungen der letzten Spiele anknüpfen können, wir hatten zu wenig Ruhe im Spiel. Nach vorne haben wir ein bisschen viel verkehrt gemacht. Aber wir mussten uns von der ersten Minute unserer Haut erwehren. Das haben wir gut gemacht und uns einen Punkt erkämpft."

Heribert Bruchhagen: "Heute hat wohl ein wenig die Konzentration gefehlt, aber insgesamt bin ich mit der Punkteteilung zufrieden. Wir haben aufopferungsvoll gekämpft und voll dagegen gehalten. 20 Punkte nach zwölf Spielen, das ist toll."

Patrick Ochs: "0:0, eigentlich kannst du das Spiel vergessen. Mund abwischen und weiter. Es war eine glückliche Punkteteilung, aber auch das muss man sich erst einmal erarbeiten."

Aleksandar Vasoski zu seinem Comeback: "Ich bin einfach nur glücklich, vor allem natürlich auch, weil wir zu Null gespielt haben. Am Anfang war ich etwas nervös, aber die Mitspieler haben mir geholfen."

 

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