FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 14. Spieltag

4:1 (1:1)

Termin: Sa 27.11.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 69.000
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 1:0 Anatoliy Tymoshchuk (29.), 1:1 Theofanis Gekas (33.), 2:1 Thomas Müller (59.), 3:1 Mario Gomez (61.), 4:1 Anatoliy Tymoshchuk (88.)

 

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FC Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Jörg Butt
  • Philipp Lahm
  • Daniel van Buyten
  • Breno
  • Danijel Pranjic
  • Anatoliy Tymoshchuk
  • Toni Kroos
  • Thomas Müller
  • Bastian Schweinsteiger
  • Franck Ribery
  • Mario Gomez

 


 

Wechsel
  • Martin Demichelis für Daniel van Buyten (46.)
  • Mark van Bommel für Bastian Schweinsteiger (65.)
Wechsel
Trainer
  • Louis van Gaal
Trainer

 

Den Sack voll bekommen

"Ich frage mich, was es mit dem so genannten Leistungsprinzip auf sich hat. Ich denke, das Leistungsprinzip ist bei uns außer Kraft gesetzt. Es zählt nicht, das ist eine Feststellung." Heftige Worte von Ioannis Amanatidis, der ob seiner Nichtberücksichtigung in den letzten Spielen sehr erbost ist. Kurze Zeit später gibt es ein Gespräch zwischen dem 29-Jährigem, Heribert Bruchhagen und Trainer Skibbe, das zur Überraschung zumindest der Medien zu keinen Sanktionen für Amanatidis führt. "Da wir die Aussagen für inhaltlich falsch halten, haben wir ihm deutlich gemacht, dass er gegen die Interessen des Vereins verstoßen hat", fasst Heribert Bruchhagen das Gespräch zusammen, während Michael Skibbe ergänzt: "Was Amanatidis behauptete, entbehrt jeder Grundlage, aber nun ist der Streit beendet. Wir haben uns die Hand gegeben, wie das unter Erwachsenen üblich ist. Alles Weitere wird man sehen."

Zumal der Trainer augenblicklich größere Probleme in der Abwehr hat. Chris droht bis mindestens zur Winterpause auszufallen, da seine Rückenschmerzen auch nach einer ersten Spritzenkur nicht nachgelassen haben und Tzavellas sowie Franz sind für das heutige Spiel beim Tabellenachten aus München gelbgesperrt. Als sei dies nicht genug, zieht sich auch noch Köhler im Training einen Muskelfaserriss zu, so dass Michael Skibbe kein Linksverteidiger mehr zur Verfügung steht: "Das ist ein Schlag ins Kontor, ich muss wohl viel hin- und herschieben. Das Gute ist, dass weder die Bayern noch wir wissen, wie das ausgeht. Dennoch bleibt unser Ziel, einen Punkt aus München mit zurück zu bringen." Und zwar mit einer neuen Abwehrkette. Ochs rutscht auf die rechte Abwehrseite, Jung spielt auf Links und die Innenverteidigung bilden Russ sowie Vasoski, der erstmals seit dem 6. November 2009 wieder von Beginn an auf dem Platz steht. Schwegler und Meier spielen vor der Abwehr und überraschend auf den Außenpositionen Heller sowie der 17-jährige Kittel. "Ich wollte beide Flügel schnell machen", erklärt der Trainer diese Maßnahme nach dem Spiel.

Bei den mehr als durchwachsen in die Saison gestarteten Bayern ist die Maxime eindeutig. "Wir müssen gewinnen! Zum einen, um nach dem Spieltag den einen oder anderen Platz in der Tabelle vorwärts zu kommen, und zum anderen, um nicht völlig den Anschluss an den BVB zu verlieren", betont Vorstandschef Rummenigge. So lautet auch die Vorgabe von Trainer van Gaal an sein Team, bis zur Winterpause noch mindestens 10 Punkte zu holen. Für den Pflichtsieg gegen die angeschlagene Eintracht stellt er sein Team gegenüber der 2:3-Niederlage gegen Rom in der Champions League auf drei Positionen um: Für Kraft steht wieder Butt im Tor, Breno spielt neben van Buyten in der Innenverteidigung und Schweinsteiger im offensiven Mittelfeld. Kroos rückt dafür zusammen mit Tymoshchuk vor die Abwehr.

Viel Zeit zum Abstimmen bleibt der neu formierten Abwehr der Frankfurter nicht, denn von Beginn an übernehmen die Bayern das Spielgeschehen und setzen sich in der gegnerischen Hälfte fest. Fast alle Adler leisten Abwehrarbeit, dennoch hat Kroos nach Zuspiel von Ribéry zu viel Platz, verzieht seinen Schuss aus 18 Metern aber zum Glück (3.). Weiter kennt das Spiel nur eine Richtung, die des Frankfurter Tores, so dass Jung, Kittel und Schwegler viel damit zu tun haben, die quirligen Müller und Schweinsteiger einigermaßen in ihre Schranken zu weisen. Dann die 9. Spielminute, nachdem ein Schuss von Schweinsteiger geblockt wird, landet die Kugel bei Ribéry, der vom linken Strafraumeck aus abzieht. Torhüter Nikolov ahnt die Ecke, lässt den Ball aber nach vorne abprallen, wo Gomez nur noch einschieben muss. Doch der Linienrichter hat die Fahne richtigerweise oben, denn der Nationalstürmer stand im Abseits.

Es bleibt einseitig, doch dann schlägt Nikolov einen weiten Abschlag in die Hälfte der Münchener. Van Buyten im Halbfeld will die Kugel lässig nach vorne spielen, verfehlt sie aber prächtig, so dass Gekas freie Bahn hat und Butt entgegen sprintet. Beim Umkurven des Torhüters gerät Gekas jedoch zu weit nach außen, so dass Breno seinen Schuss aus spitzem Winkel abblocken kann. Wieder kommt der 30-jährige Grieche an den Ball und spielt ihn klug in die Mitte zu Kittel, der die Kugel aber neben den linken Pfosten setzt (13.). Von der Eintracht ist auch weiterhin wenig zu sehen, doch dann spielt Schwegler vom Mittelkreis aus einen blitzgescheiten Pass in den Lauf von Gekas, der sich mit einem kurzen Haken zunächst durchsetzen kann, dann aber klärt Breno mit einer beherzten Grätsche zur Ecke, die nichts einbringt (22.).

Die Bayern beherrschen das Spiel weiterhin nach Belieben, aber Chancen erspielen sie sich gegen die bislang hervorragend organisierte Abwehr der Eintracht nicht. Im Gegenteil, nachdem Vasoski einmal mehr Zweikampfsieger ist, spielt er das Leder zum startenden Heller, der nun die rechte Außenbahn entlang nach vorne zieht. Ein Pass in die Mitte, Gekas ist zur Stelle, findet aber seinen Meister im prächtig reagierenden Butt und der Fahne des Linienrichters, die zu Recht oben war (28.). Im direkten Gegenzug kann Jung Müller nicht entscheidend am Querpass hindern, so dass Tymoshchuk, der von Russ und Schwegler nicht richtig angegriffen wird, einfach abzieht. Wie ein Strich landet die Kugel unhaltbar für Torhüter Nikolov im linken Toreck zur 1:0-Führung für die Bayern (29.).

Die Eintracht bemüht sich jetzt, ein wenig mehr nach vorne zu spielen. Altintop passt an der Mittellinie zu Heller, der nach tollem Doppelpass mit Ochs nach innen flankt. Acht Meter vor dem eigenen Tor verschätzt sich van Buyten beim Kopfballversuch völlig, so dass Gekas nun köpfen kann, während Lahm zu überrascht für eine Reaktion ist. Mit einer klasse Parade lenkt Butt das Leder an den rechten Pfosten, doch erneut ist Gekas zur Stelle und schiebt den Abpraller aus fünf Metern zum 1:1-Ausgleich in die Maschen (33.).

Statt nachzusetzen, ziehen sich die Frankfurter erneut viel zu weit zurück und reagieren nur noch auf die Angriffe der Bayern. Weder Meier, der wie ein Fremdkörper vor der Abwehr wirkt, noch Altintop, dem bei allem Einsatz die Übersicht völlig fehlt, können für ein einigermaßen geordnetes Aufbauspiel sorgen, so dass die Bälle meist nur nach vorne geschlagen werden. Aber auch im Zweikampf fehlt nun allzu oft die nötige Konsequenz. So verliert Vasoski den Ball vor dem Strafraum an Ribéry, der genau auf den startenden Müller auf rechts ablegt. Doch der verzieht den Schuss gegen den hinausstürzenden Nikolov, um danach vergeblich einen Elfmeter zu provozieren (37.). Auch die folgenden Schüsse von van Buyten und Ribéry können erfolgreich abgeblockt werden, so dass es mit dem 1:1 in die Pause geht.

Zur zweiten Halbzeit bringt Trainer van Gaal Demichelis für den völlig indisponierten van Buyten und die Bayern machen da weiter, wo sie aufgehört haben. Sie belauern den Frankfurter Strafraum. Meier erkämpft sich in der 47. Spielminute erstmals den Ball gegen Schweinsteiger und spielt zu Kittel, der jedoch keine Anspielstation findet und einen zaghaften Rückpass auf Jung versucht, den Gomez ihm vor der Nase weggrätscht. Genau zu Müller, der im Zusammenspiel mit Schweinsteiger erneut Gomez in Szene setzt, dessen Flachschuss aus spitzem Winkel aber zum Glück vom linken Pfosten ins Toraus trudelt. "Er ist frech in die Partie gegangen, aber hat seine Frechheit nicht halten können", meint Trainer Skibbe über Kittel, der zunehmend nervöser spielt und Jung kaum noch unterstützen kann.

Aber auch seine älteren Kollegen beschäftigen sich inzwischen nur noch mit destruktivem Ballwegschlagen und stehen wie eine Feldhandballmannschaft vor dem eigenen Strafraum. "Keine Ahnung, warum wir so ängstlich waren. Wir haben uns nicht getraut, nach vorne zu spielen. Unser Spiel war zu statisch, keiner hat sich angeboten. Wer den Ball hatte, war die ärmste Sau. Dabei hat man ja gesehen, dass bei denen die Abwehr gewackelt hat, wenn wir mal schnell nach vorne gespielt haben", beschreibt Russ das Spiel treffend. Doch noch können dies die Bayern bei all ihrer spielerischen Überlegenheit nicht nutzen. Es läuft die 59. Spielminute, einmal mehr suchen die Bayern fast schon verzweifelt die Lücke im Bollwerk. Tymoshchuk schiebt die Kugel zu Kroos, der von Meier nur zaghaft angegriffen wird und einfach aus über 25 Metern abzieht. Ein harmloser Flachschuss, doch Nikolov lässt den Ball nach vorne prallen, Müller setzt nach, umkurvt den Torhüter und schiebt das Leder aus halblinker Position ein. Zur 2:1-Führung für die Bayern. "Das zweite Tor geht ganz klar auf meine Kappe", sucht Nikolov gar nicht erst nach einer Ausrede.

Auch mit der Führung im Rücken denken die Bayern gar nicht daran, einen Gang runter zu schalten. Nach einem schlampigen Pass von Altintop auf Fenin kommt Demichelis an den Ball und spielt ihn schnell zu Gomez, der unbedrängt nach vorne sprinten kann. Müller läuft mit und bekommt das Leder vor dem Strafraum, um es nach einem Duell mit Russ quer auf Ribéry zu legen. Der 27-jährige Franzose zieht aus 16 Metern flach ab, Nikolov kommt ran, kann den Ball aber wieder nur nach vorne patschen. Gomez bedankt sich und schiebt die Kugel aus sieben Metern zum 3:1 in die Maschen (61.).

Mit dem beruhigenden Zwei-Tore-Vorsprung lassen es die Münchener ein wenig ruhiger angehen, aber nach wie vor denken die Adler nicht daran, ihr in den letzten Spielen so gerühmtes Kombinationsspiel auch nur ansatzweise durchzuziehen. Quer- und Sicherheitspässe sowie zum Scheitern verurteilte Dribbelversuche von Heller und Fenin, der in der 62. Spielminute für Kittel gekommen ist, bestimmen nun das Spiel, das in dieser Phase kaum zu genießen ist. Immerhin hat die Eintracht zwölf Minuten später tatsächlich die erste Torchance in der zweiten Halbzeit, nachdem Altintop einen Freistoß von der linken Außenbahn in die Mitte schlenzt. Fenin legt das Leder zurück auf Vasoski, doch dessen Schuss aus der Drehung kann Butt gerade noch über die Latte lenken.

In der Endphase drehen die Bayern noch einmal auf und die Frankfurter ziehen sich nur zu gern wieder vor den eigenen Strafraum zurück. Dennoch kann Lahm völlig unbedrängt auf Demichelis flanken, der das Leder aus sieben Metern ins Netz haut, doch diesmal haben die Frankfurter, bei denen nun Caio für Meier kommt, Glück, dass der Linienrichter auf Abseits entscheidet (81.). Drei Minuten später versuchen es die Adler tatsächlich auch einmal mit einem schnellen Angriff über Russ, der das Leder zu Heller auf der rechten Außenbahn spielt. Hellers Flanke segelt halblinks in den Strafraum, wo Gekas acht Meter vor dem Tor Platz für den besser postierten Fenin macht, doch dessen Direktabnahme ins rechte Eck kann Torhüter Butt mit der Faust ins Toraus lenken (84.).

Es läuft die 88. Spielminute, nach einem Einwurf von der linken Seite können Gomez und Ribéry mit der Abwehr Katz und Maus spielen, der Ball landet bei Tymoshchuk, der ihn vor dem völlig allein gelassenen Nikolov flach ins rechte Eck spitzelt. Zum 4:1-Endstand für die Bayern, der die Eintracht auf Rang 9 in der Tabelle abrutschen lässt. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "In der ersten Halbzeit haben wir uns gut und geschickt aus der Affäre gezogen. In der zweiten Halbzeit ist der Druck dann doch zu groß geworden. Der Doppelschlag war bitter und hat uns das Genick gebrochen. Wir hatten aber auch einige Profis auf dem Platz, die zu wenig Spielpraxis hatten. Man sieht einfach, dass uns ein Spieler wie Chris fehlt. Von ihm geht eben mehr Urgewalt aus als von jedem anderen bei uns."

Heribert Bruchhagen: "Wir haben mit vier Spielern ohne Wettkampfpraxis gespielt. Dessen mussten wir Rechnung tragen, die Kompaktheit löste sich auf. Das Ergebnis war zu hoch, aber die Niederlage verdient. Die Aufstellung hat auch mich überrascht, aber das heißt aber nicht, dass es mit anderen Spieler besser ausgegangen wäre."

Marco Russ: "Wir waren viel zu ängstlich, haben uns nicht getraut, so nach vorne zu spielen wie zuletzt. So kann man hier nicht bestehen, so gibt es hier halt auf den Sack."

 

 

 

 

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