Energie Cottbus - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 7. Spieltag

3:3 (1:0)

Termin: Sa 10.09.2011, 13:00 Uhr
Zuschauer: 13.520
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 1:0 Dimitar Rangelov (10.), 2:0 Dimitar Rangelov (50.), 2:1 Rob Friend (66.), 3:1 Daniel Adlung (70.), 3:2 Ümit Korkmaz (72.), 3:3 Mohamadou Idrissou (89.)

 

>> Spielbericht <<

Energie Cottbus
Eintracht Frankfurt

  • Thorsten Kirschbaum
  • Christopher Schorch
  • Roger
  • Uwe Hünemeier
  • Alexander Bittroff
  • Ivica Banovic
  • Marc-André Kruska
  • Martin Fenin
  • Christian Müller
  • Daniel Adlung
  • Dimitar Rangelov

 


 

Wechsel
  • Adam Straith für Christopher Schorch (63.)
  • Jules Reimerink für Martin Fenin (64.)
  • Konstantin Engel für Christian Müller (85.)
Wechsel
Trainer
  • Claus-Dieter Wollitz
Trainer

 

 

Erst richtig schlecht und dann nicht gut

“Das soll jetzt bestimmt wieder ein Schlüsselspiel sein. Oder ein Gradmesser oder so. Ich kann mit diesen Begriffen aber nichts anfangen“, meint Armin Veh süffisant, um ernsthaft zu ergänzen: “Es ist natürlich wichtig, dass wir dran bleiben und die Gegner nicht ziehen lassen. Wir sollten in Cottbus schon was holen.“ Personell hat er nach den jüngsten Transferaktivitäten jedenfalls die Qual der Wahl, denn bis auf Schwegler, dessen Lendenwirbelentzündung noch nicht abgeklungen ist, stehen ihm alle Spieler zur Verfügung. „Friend und Idrissou haben wochenlang nicht gespielt, vielleicht setze ich auf Hoffer und Gekas“, erklärt der Trainer, der vier Stürmer mit in die Lausitz nimmt, dafür aber auf Caio verzichtet, um dennoch am System mit einer Spitze festzuhalten. Hinter Friend, der anstelle von Gekas stürmt, spielen Rode, Meier und Idrissou auf der linken Außenbahn, Lehmann sowie Köhler agieren vor der Abwehr, die wie zuletzt aus Jung, Anderson, Schildenfeld und Djakpa besteht.

Für einen weiteren Stürmer war überhaupt kein Platz mehr bei der Eintracht, so dass der beim heutigen Gegner sein Debüt gibt. “In Frankfurt habe ich zuletzt mit dem Wissen trainiert, dass ohnehin niemand auf mich setzt. Nun wäre es natürlich eine Genugtuung, wenn ich ausgerechnet gegen meinen ehemaligen Club treffen würde“, erzählt Martin Fenin, der kurz vor Ende der Wechselfrist zum Tabellenvierten wechselte, um heute neben Rangelov, der in drei Spielen gegen die Eintracht bislang 5 Tore erzielte, im Sturm zu beginnen. Während dessen pflegt Energie-Trainer Wollitz für die Medien fleißig das Underdog-Image: “Das ist ein Spiel arm gegen reich. Schauen sie, wie viele gestandene Erstligaprofis sich bei den Frankfurtern tummeln. Und ein Trainer, der 2007 noch Deutscher Meister geworden ist. Keine Mannschaft in der Liga musste hingegen solch hochkarätige Abgänge verkraften wie wir. Da wäre es vermessen, von uns Wunderdinge zu erwarten.“

Tatsächlich scheint sich der Tabellenvierte aber einiges vorgenommen zu haben, denn von Beginn an rennen und kämpfen sie, während die Frankfurter sich noch zu ordnen versuchen. Nachdem Fenin einen ersten Warnschuss über den Kasten haut (1.), bleibt er im Blickpunkt. Neuzugang Schorch setzt Müller auf der rechten Außenbahn ein, der die Kugel zum 24-jährigen Tschechen passt. Mit dem Rücken zum Tor nimmt der den Ball an, dreht sich und schießt, aber Anderson kann zum Glück blocken (6.). Noch immer ist von der Eintracht nichts zu sehen, dafür aber von Schorch, der auf rechts von Idrissou nicht angegriffen wird und auf Höhe der Mittellinie einen flachen Pass vor den Strafraum spielt. Fenin lässt Schildenfeld auflaufen und den Ball geschickt durch seine Beine passieren, so dass er Adlung erreicht, der gegen die weit aufgerückte Abwehr sofort nach vorne sprintet. Anderson versucht heranzukommen, kann aber den Querpass nicht verhindern. Im Grätschduell mit Rangelov ist es letztendlich Jung, der das Leder aus sechs Metern zum 1:0 für Cottbus ins Netz drückt, auch wenn der Cottbuser sich als Torschütze feiern lässt (10.).


Jung klärt vor Rangelov,
Nikolov muss nicht eingreifen

Der frühe Rückstand ändert leider nichts am pomadigen und uninspirierten Auftritt der Gäste. So verliert Anderson links neben dem eigenen Strafraum das Leder gegen den energisch nachsetzenden Rangelov. Der Ball trudelt zu Müller, der seinen Schuss aus spitzem Winkel aber deutlich neben das lange rechte Toreck setzt (19.). Nur eine Minute später behindern sich Djakpa und Schildenfeld auf der rechten Seite so tölpelhaft, dass Fenin dies nutzt, um sich die Kugel zu schnappen, in den Strafraum zu laufen und auf Rangelov vor dem Elfmeterpunkt abzulegen. In allerletzter Sekunde kann Lehmann von hinten dazwischen gehen und kickt den Ball nur um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (20.). Und die Eintracht? Nach Zuspiel von Rode probiert es Meier mit einem Schuss aus 22 Metern, der in die fangbereiten Arme des beschäftigungslosen Torhüter Kirschbaum tropft (27.).

Weiter ist ein strukturiertes Spiel der Eintracht nicht vorhanden, weder Lehmann noch Meier können für Schwung sorgen, aber auch die Außenbahnen finden kaum statt. Jung rückt viel zu selten nach und auf der linken Seite funktioniert das Zusammenspiel zwischen Djakpa und Idrissou überhaupt nicht. Vor allem Djakpa agiert fahrig und unkonzentriert. So wie in der 36. Minute, als er nach einem Zuspiel von Schildenfeld die Zuschauer betrachtet, statt auf den neben ihm ins Aus trudelnden Ball zu achten. „Ich habe gesehen, dass er nicht hundertprozentig fit war und lange überlegt, ihn überhaupt zu bringen“, erklärt Armin Veh, während er nicht Djakpa, sondern Lehmann vom Platz nimmt und dafür Matmour für die rechte Außenbahn bringt, so dass Rode in die Mitte vor der Abwehr rutscht (37.). Am Spiel ändert sich indes nichts, so dass es Fenin ist, der mit seinem Schuss aus 15 Metern in die Arme von Torhüter Nikolov für den Schlusspunkt der ersten Halbzeit sorgt (44.).

„Fußball ist ein Laufspiel. Und wenn man nicht läuft, geht es nicht. Wir sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen, da haben wir in jeder Trainingseinheit mehr Aggressivität. Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen“, zürnt Armin Veh nicht nur in der Kabine, um den von einer Gelb-Roten Karte bedrohten Djakpa zu erlösen und Korkmaz zu bringen. Doch überraschend rutscht nicht Köhler auf die linke Abwehrseite, sondern ein Neuzugang. „Wir waren schon wieder auf dem Weg zum Feld, da hat mich der Trainer gefragt: Kannst du links verteidigen?“, erzählt Idrissou grinsend, um zu antworten: “Ja, klar.“

Trotz der Umstellung ändert sich zunächst jedoch nichts bei der Eintracht, die statt auf Spielaufbau lieber auf lange Bälle in die Spitze setzt, die meist keinen Adressaten finden. “Dadurch, dass wir wissen, neuerdings sehr groß aufgestellt zu sein, schlägt man den Ball vielleicht diagonal oder nach vorne, wenn es mal nicht so läuft“, begründet dies Jung, während Cottbus weiter nach vorne spielt. Es läuft die 50. Minute, Schildenfeld kann Rangelov nur mit einem Foul im Halbfeld stoppen und bekommt Gelb. Den Freistoß aus 25 Metern haut Müller in die Mauer, die sich danach unkontrolliert auflöst, obwohl die Gastgeber noch immer in Ballbesitz sind. Kruska kann die kopflose Abwehr mit einem Heber auf die linke Seite düpieren, den Müller kurz vor der Torlinie noch erläuft. Köhler schaut statt anzugreifen einfach zu, wie der 27-Jährige den Ball in die Mitte flankt, wo Rangelov ihn völlig freistehend aus sechs Metern zum 2:0 in die Maschen köpft.


Rob Friend im Zweikampf

Und die Eintracht? Köhler versucht sich mit einem Schüsslein aus über 20 Metern, das über den Kasten segelt, und Matmours Flanke vom rechten Strafraumrand missrät so sehr, dass Torhüter Kirschbaum eingreifen muss (58.). Dann aber muss der quirlige Schorch mit einer Fußprellung vom Platz und auch Fenin ist am Ende seiner Kräfte. Gut für die Eintracht, denn weder Reimerink noch Straith können die Ausgewechselten ersetzen, so dass Idrissou endlich Luft auf der linken Abwehrseite hat (63./64.). Zwei Minuten später gibt es nach einem Foul an Korkmaz Freistoß von der linken Seite. Köhler schlägt den Ball aus 40 Metern Richtung rechtes Fünfmeterraumeck, wo Bittroff alleine zwischen Anderson und Friend steht, so dass der 30-jährige Kanadier in aller Ruhe hochsteigen kann und die Kugel zum 1:2-Anschlußtreffer genau ins lange Toreck köpft. “Mit langen Bällen sind wir jetzt gefährlich. Beide helfen uns bei Standards in der Luft. Das ist eine Waffe“, freut sich Armin Veh.

„Wir haben vielleicht nach dem 1:2 ein bisschen Angst bekommen“, meint Fenin, während die Eintracht endlich ihr Angriffsspiel forciert. Diesmal über den stärker werdenden Köhler, der Meier mit einem tollen Pass in Szene setzt. Doch Bittroff ist zur Stelle und kann gerade so am Elfmeterpunkt klären (69.). Nur eine Minute später wird allerdings ein Abstoß von Kirschbaum auf der rechten Außenbahn verlängert, Rangelov gewinnt das Kopfballduell gegen Schildenfeld viel zu leicht und leitet die Kugel auf Müller weiter. Der hebt sie über Anderson hinweg in den Lauf von Adlung, der völlig frei vor Torhüter Nikolov auftaucht und den Ball aus 13 Metern rechts am Keeper vorbei zum 3:1 für Cottbus rein haut.

Davon lassen sich die Frankfurter jedoch nicht beirren. Nur zwei Minuten später wird Meier aus der eigenen Abwehr bedient und passt auf den unermüdlichen Rode, der das Leder sofort auf die linke Seite spielt, die seit der Auswechslung von Schorch verwaist ist. So kann Idrissou den Ball annehmen, ungehindert sprinten und eine gefühlvolle Flanke in den Strafraum ziehen, wo Korkmaz die Kugel aus zehn Metern unbedrängt zum 2:3 ins rechte untere Toreck einköpft (72.). Während bei Cottbus die Kräfte zu schwinden scheinen, setzt die Eintracht nach. Zwar hapert es noch immer gewaltig am Spielaufbau, doch zumindest mit viel Einsatz und noch mehr langen Bällen versuchen sie jetzt, den Ausgleich zu erzwingen. Torchancen bleiben aber Mangelware, bis Korkmaz den Ball auf die linke Seite zu Idrissou spielt, der bis zur Torauslinie läuft und ihn flach nach innen zieht. Meier grätscht am Fünfmeterraum, verpasst den Ball aber um Zentimeter, der jetzt zu Matmour kommt. Aber aus spitzem Winkel drischt er das Leder nur in die Wolken (86.).


Meier und Korkmaz gratulieren
dem Torschützen Idrissou

Es bricht die letzte Spielminute an, ohne Not spielt Reimerink den Ball zehn Meter hinter der Mittellinie zu Anderson, der von Rangelov gefoult wird. Wieder gibt es Freistoß, den Köhler diesmal von der rechten Außenbahn ausführt. Hoch und wie in Zeitlupe fliegt die Kugel vor den Fünfmeterraum zu Idrissou, der von zwei Cottbusern bewacht wird. Doch da kommt Kirschbaum aus seinem Kasten und die beiden Abwehrspieler bleiben zurück, während Idrissou sich dem Ball entgegen reckt. Mit Erfolg. Vor dem ins Leere faustenden Keeper ist er mit dem Hinterkopf am Ball und setzt ihn zum 3:3-Ausgleich ins leere Tor (89.). Ein paar Sekunden später ist Schluss. Mit viel Glück holt die Eintracht tatsächlich noch einen Punkt und bleibt mit 13 Punkten ungeschlagen in Reichweite der Aufstiegsränge. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Nach der ersten verschlafenen Halbzeit haben wir in der zweiten Hälfte gekämpft - von daher war der Punkt am Ende verdient. Vielleicht nicht spielerisch, aber kämpferisch. Es ist wichtig, dass Friend und Idrissou die Tore gemacht haben, deswegen haben wir sie geholt. Es wird noch ein langer Weg, es ist schwer in der Favoritenrolle.“

Oka Nikolov: “Ich bin zufrieden, dass wir einen Punkt mitnehmen. Wir müssen froh sein. Die erste Halbzeit war richtig schlecht, die zweite auch nicht gut, aber immerhin kämpferisch okay. Wir müssen einiges besser machen.“

Claus-Dieter Wollitz, Cottbus-Trainer: “ Es ist ganz selten, dass man 3:3 verliert, das war heute naiv gegen einfallslos. Einfallslos hat drei Tore geschossen. Das Spiel musste zur Halbzeit zu unseren Gunsten entschieden sein.“

 

 

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