Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Bezirksliga Main-Hessen 1929/30 - 9. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: 27.10.1929
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Senffert (Stuttgart)
Torschützen: 1:0 Karl Ehmer (2.), 2:0 Rudolf Gramlich (31.), 3:0 Karl Ehmer (58.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Lambrecht
  • Grundel
  • Bock
  • Beier
  • Müller II
  • Stein I
  • Mathes
  • Dünker
  • Belle
  • Jäger
  • Glück

 

Trainer Trainer

 

(aus dem 'Kicker' vom 29.10.1929)

 

 


 

Vier Punkte Vorsprung ...

Kaum noch ein Zweifel, daß "Eintracht" Frankfurt wieder Maingruppen-Meister wird.

Die Trauben hingen zu hoch!

Sportgemeinde Eintracht Frankfurt gegen FC. Kickers Offenbach 3:0 (2:0).

Bei lachender Herbstsonne umsäumten etwa 5000 Zuschauer das Spielfeld am Riederwald und wurden

Zeugen eines in jeder Beziehung verdienten Eintrachtsieges.

Dieser wurde errungen mit einer ersatzgeschwächten und teilweise invaliden Mannschaft gegen einen sehr hart und oft unfair spielenden Gegner. Anläßlich des vorsonntagigen Sieges der Kickers gegen Union trat man den Offenbachern sehr sympathisch gegenüber. Von dieser Sympathie haben die Lederstädter gestern sehr eingebüßt. Mit Ausnahme Steins und Lambrechts war gestern kein Spieler in der Elf, der sich nicht unfairer Mittel bediente. Was Beier und Müller auf ihr Schuldkonto luden, war zuviel und wirkte zum Schluß abstoßend. Ein weniger langmütiger Schiedsrichter hätte mindestens diese beiden Spieler für einige Zeit in Urlaub geschickt.

Bei dieser Gelegenheit kommen wir gleich zu dem Schiedsrichter. Dieser ist für den Mainbezirk ein neuer Mann. Er war beftrebt, die Zügel straff zu halten und hatte ein wachsames Auge für unfaires Spiel. Hingegen konnten wir mit ihm nicht einig gehen mit einigen Abseitsentscheidungen. Wie viele seiner Kollegen unterbrach auch er das Spiel zu Unrecht, wenn ein Spieler abseits stand, ohne in das Spiel einzugreifen. Schließlich hätten wir ihm noch gewünscht, daß er auch den Mut zu Platzverweisen aufgebracht hätte.

Das Publikum war zum Teil eine Klasse für sich und beanspruchte seine Stimmbänder bis aufs äußerste, dabei oft wenig Sachkenntnis verratend.

Eintracht Frankfurt

eröffnete das Spiel und kam schon in der 2. Minute zu seinem ersten Tor. Ehmer gab einen schwachen Schuß ab. Lambrecht wollte durch Fußabwehr klären, wobei ihm der Ball über den Fuß sprang. In der 20. Minute schied Pfeiffer verletzt aus, um erst nach 10 Minuten wieder zu erscheinen. Für die Folge bezog er den Linksaußenposten, während Stubb verteidigte. Dies sollte sich für die Folge als sehr glücklich erweisen, denn der verletzte Pfeiffer arbeitete, daß es eine Lust war. Schade, daß Leis mit den herüberkommenden Flankenbällen nichts anzufangen wußte. Er dokumentierte, daß er Schaller nicht ersetzen konnte. Zu seinem Nachteil fehlte auch Gramlich, seinem Nebenmann, die nötige Routine, sodaß trotz allen Eifers der rechte Flügel nicht recht in Fahrt kam. Dennoch war es Gramlich, der den zweiten Treffer erzielte, als er in der 31. Minute an dem herauslaufenden Lambrecht vorbei einschoß.

Was Eintracht in der zweiten Hälfte zeigte, war Klassefußball. Die Kombinationsmaschine lief wie am Schnürchen. Die Gäste mußten es sich gefallen lassen, daß Eintracht Katze und Maus mit ihnen spielte. Dabei zeigte sich die Läuferreihe und Dietrich von ihrer besten Seite. Ueberragend war Goldammer, der souverän das Feld beherrschte. Mantel brachte durch seine Tricks seine Gegner zur Verzweiflung. Schade, daß Ehmer oft Entschlußkraft vermissen ließ, sonst hätte er dem dritten Tor in der 13. Minute noch manch anderen Erfolg anreihen können. Die Verteidiger klärten mit bekannter Sicherheit. Verblüffend war Stubbs rascher Start und berechneter Schlag. Trumpp zeigte sich von seiner besten Seite.

Die Kickerself

enttäuschte sehr, was nach ihrem Sieg über Union Niederrad überraschte. Man verlegte sich von vornherein auf allzu körperliches Spiel, was die Mannschaft in Nachteil brachte. Dünker versuchte sich zuerst in Mätzchen, nachdem er sich aber gleich eine Verwarnung zugezogen hatte und verschiedentlich auf den Widerstand des Schiedsrichters stieß, lenkte er ein. Auch Beier ging viel zu scharf ins Zeug. Dadurch verwirkte er manchen Strafstoß, was sich doch immer wieder zum Nachteil seiner Mannschaft auswirkte. Lichte Momente hatte die Kickerself nur zu der Zeit, als Pfeiffer ausgeschieden war und später, als Ehmer infolge Verletzung 10 Minuten fehlte. Dabei zeigte sich aber der Sturm zu schwach, um der Eintracht Schlußtrio zu überwinden. Selbst als Dünker in die Mitte und Belle nach Linksaußen ging, wurde es nicht besser. Belle zeigte sich sogar unfähig, einen Elfmeter zu verwandeln. Dieser wurde den Gästen in der 29. Minute zugesprochen, als Glück den Verteidiger Schütz anschoß. Die sich den Offenbachern bietende Ausgleichsmöglichkeit vereitelte Trumpp, der den Ball über das Tor faustete. Die folgende Ecke wurde wie fünf andere von den Gästen nicht verwertet. 10 Minuten vor Schluß wollte Grundel die verlorene Partie noch retten, indem er in den Sturm ging. Einen sehr unsicheren Eindruck machte Lambrecht, der an der Niederlage nicht schuldlos ist. Grundel und Bock waren den systematischen Eintrachtangriffen gegenüber machtlos. In der Läuferreihe gefiel Stein, während Beier und Müller durch ihre unfaires Spiel mehr verdarben als sie gut machten. Belle und Dünker standen im Sturm auf einsamer Höhe.

Als Fazit des Spieles sei festgestellt, daß Technik und Taktik die Oberhand behielt und triumphiere über ein System, das Mangel und Unvollkommenheit durch übermäßigen Einsatz der Körperkräfte verdecken wollte.     (aus dem 'Sport-Echo für das Maingebiet' vom 28.10.1929)

 


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