Union Niederrad - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1929/30 - 14. Spieltag

3:2 (0:2)

Termin: 15.12.1929
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter:
Torschützen: 0:1 Fritz Schaller, 0:2 Karl Ehmer, 1:1 Wießmeier, 2:2 Wießmeier, 3:2 Lindner (Handelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Union Niederrad Eintracht Frankfurt

  • Roth
  • Wissenbach
  • Winterstein
  • Lindner
  • Wießmeier

 


 

Trainer
  • William Townley
Trainer

 

Niederrad

Union Niederrad — Eintracht Frankfurt 3:2.

Dies also nennt man eine Triplizität der Ereignisse: Vor zwei Jahren führte Eintracht auf dem Niederräder Platze mit 3:0 Toren und verlor schließlich 3:6, vor einem Jahr führte sie beim Seitenwechsel mit 2:0 und das Endergebnis lautete 2:4 zugunsten der tapferen Unionmannschaft. Diesmal lag wiederum Eintracht mit 2:0 in Front, um schließlich abermals mit 2:3 Toren zu verlieren. Womit hinreichend und überzeugend bewiesen ist, daß die Spiele in Niederrad erst mit dem Schlußpfiff des Schiedsrichters als entschieden betrachtet werden dürfen.

Mit dieser Niederlage des neuen Mainmeisters gibt es also in Süddeutschland überhaupt keinen Verein mehr, der es vermocht hätte, die anstrengende Serie der Verbandsspiele ungeschlagen zu überstehen. Aber man kommt um die Feststellung nicht herumr daß der Spielverlust der Eintracht nicht unbedingt und mit zwingender Notwendigkeit hätte einzutreten brauchen. Nicht etwa, daß die anfangs ganz überlegen spielende und demgemäß auch mit zwei Toren sicher führende Mannschaft sich um den Sieg nicht ehrlichst bemüht hätte. Sie kämpfte in diesem zäh und verbissen durchgeführten Kampf bis zuletzt um den Ruhm der Unbesiegbarkeit, aber bei allem Ehrgeiz und bei aller Energie vergaß sie, daß sie es gerade mit Union Niederrad zu tun hatte, einer Mannschaft, die sich nicht ohne weiteres geschlagen gibt. Eintracht hatte also aus den bitteren Erfahrungen der beiden letzten Jahre keine Lehren gezogen. Sie scheiterte an dem Umstand, daß aus der Hintermannschaft die Bälle zu kurz und zu engmaschig nach vorne gegeben wurden, statt mit weiten Schlägen den Schwerpunkt des Kampfes jederzeit und beharrlich in die Platzhälfte des Gegners zu verlegen, ein Verfahren, das dem schnellen und wendigen Sturm der Union gegenüber jedenfalls weit ratsamer gewesen wäre.

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Denkt man an die Torchancen allein, namentlich aber an die vier kurzen Bälle, die teils von Ehmer, teils von Gramlich dem Niederräder Torwächter Roth in die Hände geschossen wurden, so kann man von einer unverdienten und unglücklichen Niederlage des Mainmeisters reden. Man wird jedoch den Ereignissen dieser spannenden 90 Minuten weit eher gerecht, wenn man die aufopfernde Hingabe der anscheinend nach sieben Minuten bereits hoffnungslos geschlagenen Partei nach Gebühr in den Vordergrund rückt und dem etwas besseren technischen Können der Eintracht ebenbürtig zur Seite stellt. Unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, kann die Leistung der Platzherren gar nicht lobend genug hervorgehoben werden.

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Man darf in diesem Zusammenhang die Tätigkeit des Trainers, in Niederrad, William Townley, nicht vergessen. Townley hat aus seiner jungen Mannschaft nicht viel „zu machen" brauchen, denn die Grundlagen, die Union zu einem gefährlichen Gegner machten, waren bekanntlich bereits vor Townley vorhanden. Aber es ist erstaunlich, wie der erfahrene Engländer die Feinheiten des Spieles diesen jungen Leuten in solch kurzer Zeit beibringen konnte. Man darf also den Trainer der Elf einen erheblichen Teil an dem Erfolge beimessen, den seine Mannschaft nunmehr errungen hat und der sie befähigt, in die bevorstehenden Ausscheidungskämpfe um die Teilnahme an der Trostrunde als aussichtsreiche Mannschaft einzugreifen.

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Eintracht war in den ersten 45 Minuten in großer Fahrt und verdankte ihrem blendenden Zuspiel zwei schöne Tore innerhalb weniger Minuten. Das erste fiel durch Schaller, das zweite durch Ehmer. Dann aber wurde Union mehr und mehr wach und vermochte zum mindesten, den Gegner an weiteren Erfolgen zu verhindern Allerdings dreimal nur durch den Umstand, daß Ehmer in aussichtsreichster Stellung frei vor dem Torhüter stehend den Ball mit aller Wucht ins Netz bringen wollte, statt ihn behutsam und placiert einzuschieben. Nach der Pause wickelte sich der im Höllentempo durchgeführte Kampf ausgeglichen ab. Niederrad holte zu wuchtigsten Gegenstößen aus und war zweimal durch seinen Halbrechten Wießmeier erfolgreich. Der dritte, das Spiel entscheidende Treffer fiel aus einem Elfmeter wegen Hand und stammte vom Fuße Lindners. Vergeblich bemühten sich in den letzten 15 Minuten die Eintrachtleute, an ihrer Spitze der in den Sturm gegangene Pfeiffer, energischst um ein Unentschieden.

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Bei Union fehlten an diesem wichtigen Tage die verletzten Spieler Storck, Leichter und Tiefel, bei Eintracht waren Schütz und Kellerhoff nicht in der Mannschaft. Schwächen sah man nirgends, namentlich beim Schlußtrio beider Parteien. Dietrich, Goldammer und Kübert im Eintrachtlager, Winterstein, Wissenbach, Wießmeier und Lindner auf der Gegenseite waren vom Guten das Beste.    (aus dem 'Kicker' vom 17.12.1929)


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