FC Wacker 1900 Halle - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1929/30

0:4 (0:2)

 

Termin: 11.05.1930
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Walter Dietrich (2.), 0:2 Karl Ehmer, 0:3 Karl Ehmer, 0:4 Karl Ehmer (90. Elfmeter)

 

>> Spielbericht <<

FC Wacker 1900 Halle Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
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Trainer
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Mitteldeutsches Ragout

Süddeutschlands Meister in Halle überlegen Sieger!

Von der Vereinsleitung der süddeutschen Meisterelf, Eintracht Frankfurt, die am vergangenen Sonnabend ihrer Mannschaft geschlossen den Besuch des stets denkwürdigen Länderkampfes im Grunewald-Stadion ermöglicht hatte (für künftige ähnliche Fälle übrigens zur Nachahmung empfohlen!), war schon seit längerer Zeit für die Heimreise vorgesorgt worden. In Halle wurde für einige Stunden Station gemacht und dem dortigen FC. Wacker ein Besuch abgestattet. Der Probegalopp der Frankfurter für die bevorstehende DFB.-Meisterschaft endete mit einem vollem Erfolg der Süddeutschen, deren Können freilich von ihrem Gegner auf keine sonderlich schwere Probe gestellt wurde.


Das Wacker-Stadion an der Dessauer Straße

Eintracht Frankfurt schlug ihren Gegner Wacker Halle mit 4:0 noch sicherer als diese nackten Ziffern besagen. Hätten nicht einige für den Wacker-Tormann bestimmt unerreichbare Bälle Pfosten und Latte getroffen, wäre das Ergebnis wohl getrost um das Doppelte höher ausgefallen. Und die Hallenser hätten sich bei aller Anerkennung ihres Eifers wohl oder übel auch mit einer solchen Schlappe abfinden müssen. So aber ging es noch einigermaßen glimpflich für die Elf des mitteldeutschen Exmeisters ab. Trotzdem wäre es verfehlt, wollte man auf Grund dieses Eindruckes etwa einen Klassenunterschied zwischen den Spitzenmannschaften Süd- und Mitteldeutschlands herleiten. Denn Wacker ist in seiner schon seit geraumer Zeit bestehenden schwachen Verfassung alles andere als ein Spitzenverein des VMBV. Obendrein unterlag die Elf in diesem Kampfe einem gewissen Handikap, da sie einige ihrer besten Spieler, u. a. Riemann und Thomas, am gleichen Tage für das Städtespiel Magdeburg—Halle stellen mußte.

Wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, die jetzige Meisterelf Süddeutschlands nach längerer Pause wiedersah, war entschieden überrascht von dem einheitlichen Können dieser Mannschaft. Die Schwarzroten besitzen vor allem eine taktisch überaus reife Spielauffassung, dank der sie es mit jedem Gegner getrost aufnehmen können. Das Spiel der Eintracht wirkte durch die allen Gefechtslagen sofort angepaßte Einstellung aller Frankfurter Spieler niemals schablonenhaft. Vorbildlich war das „in Stellung laufen" der Stürmer, ebenso die starke und fortgesetzt wechselnde Beschäftigung beider, überdies hervorragender Angriffsflügel, dazu ein ausgezeichnetes Deckungsspiel und eine große Sicherheit des Schlußdreiecks auch in gefahrvollen Augenblicken. Diese Mannschaft trägt zweifellos den stolzen Titel „Süddeutscher Meister" völlig zu Recht, daran gibt es kein Deuteln! ...

Eintracht trat an mit: Trumpp; Schütz (rechts), Pfeiffer, Gramlich, Goldammer, Mantel (später Leis); Trumpler, Dietrich, Ehmer, Kron, Kellerhoff. Für wenige Minuten nach der Pause trat Stubb an Stelle von Schütz ein, schied indessen alsbald wieder aus, da er sich durch eine Verletzung vom Länderkampfe her offenbar allzu sehr behindert sah. Einige Eintrachtler ragten aus dem an sich günstigen Gesamtrahmen ihrer Mannschaft besonders hervor. Es waren dies Schütz, Goldammer, Mantel, Dietrich und Kellerhoff. Trumpler und Ehmer kamen ihnen am nächsten, hielten jedoch nicht so gleichmäßig gut durch. Aber auch die übrigen standen jederzeit ihren Mann.

Wacker Halle wurde während des ganzen Gefechts eine klare Befangenheit nicht los. Das Spiel der Hallenser blieb meist zusammenhanglos oder auf Zufall aufgebaut. Die sich trotzdem bietenden Gelegenheiten wurden durch die Unentschlossenheit, ja Hilflosigkeit der Stürmerreihe regelmäßig versiebt, die meisten Angriffe durch die erfahrenen Schlußleute des Gegners schon an der Strafraumgrenze abgestoppt. Nach Seitenwechsel ließ die Elf unter dem unausgesetztem Drucke der Frankfurter mehr und mehr nach und beschränkte sich nur noch auf einige Entlastungsvorstöße. Bester Mann der Hallenser war der Flügelläufer Schulz, ein alter, gewiegter Spieler, der es indessen allein nicht schaffen konnte.

Die von Eintracht meist überlegen gestaltete erste Halbzeit sah die Gäste schon in der 2. Minute durch sauberen Kopfball von Dietrich aus einer Flanke von Kellerhoff in Führung gehen; Ehmer stellte das Spiel nach fast einer halben Stunde durch guten Schuß auf 2:0. Einige hübsche Ausgleichsmöglichkeiten wurden vom Wackersturme glatt verschenkt. Nach dem Wechsel wurde wieder aus einer Flanke von Kellerhoff durch Kopfball von Ehmer der Vorsprung auf 3:0 vergrößert. Alle anderen Bemühungen der Süddeutschen scheiterten, bis in der Schlußminute ein glattes Foul von Haedecke an Kellerhoff, das mit einem Elfmeter gesühnt wurde, Ehmer Gelegenheit gab, seine Schießkunst auch auf diesem Gebiete zu zeigen. Wenn die Hallenser nur einiges aus dem Gefecht gelernt haben, ist ihre an sich ehrenvolle Schlappe nicht umsonst gewesen.

Eine wirkungsvolle Propaganda für den „Kicker" entfaltete während des Spieles ein süddeutscher Zeitungsverkäufer, der ein gelungenes, bildergeschmücktes Flugblatt über die „Eintracht" verkaufte und damit regen Absatz fand. (aus dem 'Kicker' vom 13.05.1930)

 

 


 

 

(aus dem 'Fußball' vom 20.05.1930)

 

 

('Fußball' vom 06.05.1930)
Die „Drei Frankfurter", die Deutschlands Verteidigung bildeten. - Von links: Schütz, Kreß, Stubb

 

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