Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Bezirksliga Main-Hessen 1930/31 - 5. Spiel

2:2 (1:0)

 

Termin: 28.09.1930
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Walter (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (Elfmeter), 1:1 (Elfmeter), 1:2 Belle, 2:2 Fritz Schaller

 

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Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Grundel
  • May
  • Maid
  • Belle
  • Grebe

 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Kickers Offenbach 2:2.

Der Kampf um die Tabellenspitze in der Gruppe Main zwischen Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach erbrachte nicht die von den beiderseitigen Anhängern je nach ihrer Einstellung erhoffte Klärung. Die Gäste aus dem Hessischen haben lediglich insofern einen bemerkenswerten Achtungserfolg errungen, als es ihnen in einem riesig aufregenden (allerdings zeitweilig auch aufgeregten) und bis zuletzt sehr spannenden Kampfe gelang, dem Süddeutschen Meister die ersten Tore dieser Verbandsrunde ins Netz zusetzen und den ersten Punkt abzunehmen. Ob sie vollends hätten gewinnen können? Zweifellos: „Ja!" Gelegenheit hierzu war vorhanden und einige Male hatte Eintracht es nur dem Glück zu danken, daß drohendes Unheil noch in letzter Not beschworen werden konnte. Damit ist allerdings nicht gesagt, daß die Kickers die häufigeren oder besseren Torchancen gehabt hätten, sondern es soll nur damit festgehalten werden, daß die zwei Tore nicht die einzige Möglichkeit waren, den Sieg über die Landesgrenze zu entfuhren Die Offenbacher werden sich mit dem Gedanken trösten, daß der Platzvorteil bei dem demnächstigen Rückspiel ihnen weitere Chancen offen läßt

Die Kickers überraschten sehr angenehm durch ihr tatsächliches Können, das auf dem Umstand basiert, den Ball sehr flott und ohne allzu häufiges und zögerndes Anhalten weiterspielen zu können. Hierin waren sie unstreitig ihrem diesmaligen Gegner überlegen. Weiterhin verstanden sie es sehr gut, die gefürchtete Flachkombination und das nervenzerstörende Dreieckspiel der Frankfurter oftmals mit Gründlichkeit zu verderben. Die erstaunliche Schlagsicherheit der beiden, in ihrer Leibesfülle mehr als vollschlanken Verteidiger, das Stellungsspiel der Außenläufer und die Schnelligkeit der beiden Flügelstürmer waren ebenfalls Aktivposten in der Leistung der Gäste. Weniger imposant war das Schußvermögen des Innensturmes und die manchmal doch zu harte Spielweise einiger Leute. Allerdings wurde einige Male auch auf der Gegenseite mehr als angängig von der Körperkraft Gebrauch gemacht.

Der von den Kickers gebotene Gesamteindruck war auf alle Fälle überraschend günstig. Nach der am Riederwald abgelegten Leistungsprobe muß man in ihnen Eintrachts gefährlichsten Gegner in den derzeitigen Punktkämpfen erblicken. Zeitweilig zeigten die Offenbacher sehr schöne Aktionen.

Eintracht schien ihren Gegner unterschätzt zu haben. Man kann nicht sagen, daß von dem bekannten Können der Mannschaft nichts oder nur wenig zu sehen war, aber es fehlte dem Vorhaben die Beharrlichkeit. Nach den Leistungen im Felde hätte man Eintracht gerne einen knappen Sieg einräumen mögen, aber anderseits macht das heroische Verhalten der Gegner auch das Unentschieden zu einem berechtigten Spielverlauf.

Sehr leicht hätte es sogar noch anders kommen können, denn dem von Eintracht in der ersten Halbzeit durch Elfmeter wegen Handspiels erzielten Führungstreffer setzten die Gäste kurz nach der Pause den Ausgleich entgegen, der übrigens auch aus einem Elfmeter stammte, den Pfeiffer durch ein „foul" gegen Grebe verschuldete. Weitere 20 Minuten später führten sogar die Offenbacher mit 2:1, da Frankfurts Torwächter Schmitt einen groben taktischen Fehler machte, so daß Belle zum erfolgreichen Torschuß kam. In diesem Augenblick erschienen Eintrachts Siegessaussichten nicht allzu rosig. Man mag das in diesem Zeitpunkt aus den Zuschauerreihen erschollene „Eintracht erwache!" wegen seines politischen Beigeschmacks als etwas deplaciert betrachten. Es verfehlte jedoch seine Wirkung nicht. Kaum war es erklungen, da nützte Schaller einen Flankenwechsel Dietrichs aus, um den Ball mit dem Kopf über den Offenbacher Torwächter ins verlassene Tor zu heben. Der Ausgleich war erreicht. Die letzte Viertelstunde sah die Eintrachtmannschaft in gewaltigen Anstrengungen um weitere Korrektur der Torziffer, die Offenbacher retirierten zu dem Spielen „auf Zeit".

So lag das Fazit dieses von 10000 aufmerksamen Zuschauern verfolgten Ringens in dem Umstand, daß Eintracht sich von dem energischen Gegner das Konzept hatte verderben lassen. Keine der beiden Parteien spielte schlecht. Mit Ausnahme von Mantel, der nach der Pause einige Zeit lustlos spielte, waren überhaupt Schwächen nirgends zu finden. Bei Eintracht, die ohne Schütz angetreten war, erwies sich sein Ersatzmann Stubb als ganz vorzüglich. Auch Schmitt, Pfeiffer, Schaller und Kellerhoff fielen angenehm auf. Gramlich folgte mehrfach nicht seinem vorstoßenden Angriffsflügel, wodurch wiederholt ein peinliches Vakuum zwischen ihm und Schaller entstand. Bei Offenbach imponierte das Schlußtrio, in dem übrigens auch der Verteidiger Matthes durch Grundel ersetzt war. Mehr aber noch als die Abwehrspieler taten sich der vorzügliche Außenläufer May und der linke Flügelmann Grebe hervor. Auch Maid und Belle lieferten eine gute Partie.

Schiedsrichter Walter von Ludwigshafen genügte bis zur Pause den Ansprüchen. Kurz nach dem Wiederbeginn schwamm er einige Zeit in Unklarheiten. Als der durchbrechende Belle im Eintracht-Strafraum festgehalten wurde, unterblieb die zwingend erforderliche Elfmeterentscheidung. Von da ab hatte niemand mehr das richtige Vertrauen in seine Spielleitung, teils mit und teils ohne Recht. Walter beherrschte eben nicht mehr die Situation.     Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 30.09.1930)

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