Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1930/31 - 12. Spiel

2:0 (1:0)

 

Termin: 16.11.1930
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Sackenreuther (Nürnberg)
Tore: 1:0 Walter Dietrich (9.), 2:0 August Möbs (84.)

 

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Krieger
  • Furch
  • Hermann
  • Roth
  • Armbruster
  • Bühlmeier

 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht - Fußballsportverein Frankfurt 2:0.

Das Treffen am Riederwald war alles andere eher, als ein ungetrübter Sonntagnachmittags-Genuß. Der Kampf war namentlich in seinem zweiten Teil derart hart, vereinzelt sogar derart roh, daß man fast nicht mehr glauben möchte, daß sich gerade diese beiden Gegner immer einwandfreie, faire Verbandsspiele geliefert haben. Es hat keinen Zweck, Namen zu nennen, die sich an diesem unerquicklichen Nachmittag eine zweifelhafte Berühmtheit geschaffen haben. Fünfzehntausend Menschen sahen, was los war, und den Spielern, die es besonders nahe angeht, kann nicht kategorisch genug gesagt werden, daß Fußball nicht so gespielt werden darf, wie sie es tun. Zwei Spieler Bornheims machten den Anfang. Ihre Nachahmer auf der eigenen und ihre Vergelter auf der gegnerischen Seite hielten sich zwar von Roheiten und absichtlichem Foulspiel frei, aber auch sie halfen an dem unerfreulichen Gesamteindruck mit.

Leider versagte auch der Schiedsrichter. Vor der Pause leitete Sackenreuther-Nürnberg in ganz vorzüglicher Weise. Aufmerksam, sachverständig und unparteiisch, wie man es von ihm gewohnt ist. Dann aber fehlte ihm, bei wachsenden Exzessen, der Entschluß zur Tat. Schade! Sackenreuther verdarb selbst den guten Eindruck der ersten Halbzeit durch seine unerklärliche Nachsicht in den letzten fünfundvierzig Minuten. Die Wichtigkeit des Spieles für beide Beteiligte hielt offenbar den Schiedsrichter von Maßnahmen ab, die allein geeignet gewesen wären, den Gang der Dinge in geordneten Bahnen zu halten. Auch außerhalb der Barrieren ging es während und nach dem Spiele nicht immer friedlich-freundlich zu.

Eintracht erfocht einen verdienten Sieg auf Grund ihres besseren Stellungs- und Kombinationsspieles. Technisch und, was die zähe Hingabe anbetrifft, waren sich beide Parteien gleich, aber Eintracht war doch mehr Mannschaft, mehr Einheit als Fußballsportverein, dessen körperlich schwacher Sturm gegen die standfeste Hintermannschaft der Riederwälder nur ungenügend zur Geltung kam. Eintracht griff mit geschlossener Wucht an. Die Mehrzahl der Vorstöße war gefährlich. Die Bornheimer kamen meistens nur bis zur Strafraumgrenze, dann hatten Schütz und Stubb das entscheidende Wort. In der Tat hat Bornheims matter Sturm die Schlacht verloren. Die gesamte Hintermannschaft hielt sich auffallend gut. Das ergibt sich aus dem Umstand, daß beide Tore Eintrachts aus Strafstößen fielen; das erste neun Minuten nach Spielbeginn nach einem raffinierten Stoß Mantels, den Dietrich mit dem Kopf einlenkt, das zweite sechs Minuten vor Schluß aus einem direkt und ganz prachtvoll eingeschossenen Straftritt des Halbrechten Möbs. Alle übrigen Vorstöße verfielen dem Abwehrspiel Furchs und Hermanns. Neun zu fünf Eckbälle sprechen schließlich auch eine beredte Sprache. Auch hierbei war Eintracht die bevorteilte Partei. Im allgemeinen hatte sie während der gesamten Dauer des Kampfes mehr vom Spiel, namentlich in den ersten fünfundvierzig Minuten lag sie sichtlich in Front. Aber auch nach der Pause flößte sie mehr Vertrauen ein, als ihr Gegner, der durchwegs nervös blieb.

Beide Parteien hatten Ersatz einstellen müssen. Bei Eintracht fehlte Kellerhof und Goldammer. Aber der Mainmeister kommt ja beim Austausch seiner Spieler bekanntlich nicht so leicht in Verlegenheit. Anders steht es leider beim Fußballsportverein, der auch in diesem Jahre wieder die allmählich zur Gewohnheit gewordenen Schwierigkeiten bei der Mannschaftsaufstellung und die Invalidität vieler Spieler zu beklagen hat. Diesmal fehlten vor allen Dingen Brück, Hensel und Böhm. Sein ohnedies körperlich schwacher Sturm gewann nichts durch die beiden Ersatzleute auf dem linken Flügel. Allerdings schien es, als hätte man Bühlmeier ruhig etwas ausgiebiger in Anspruch nehmen dürfen. Der Rechtsaußen Armbruster machte weitaus den besten Eindruck. Die Läuferreihe spielte mit Ausnahme von Roth gut, aber auch reichlich hart, eine Bezeichnung, die für die Spielweise Roths nicht einmal ausreicht. Auch der Verteidiger Herrmann hätte sich vereinzelt wesentlich mehr zurückhalten müssen. Krieger spielte keineswegs schlecht. Trotzdem sind Flachbälle nach wie vor seine große Schwäche.

Eintrachts Torhüter Schmitt hatte nicht viel und nichts schweres zu halten. Das war das große Glück für ihn und seine Partei. Er hatte bestimmt nicht seinen ruhigsten und zuverlässigsten Tag. Seine innere Unruhe war weithin erkenntlich. In ganz brillanter Form waren wieder die beiden Internationalen Schütz und Stubb. Schütz verdarb allerdings einiges, als er einmal einen Gegner viel zu derb anging. Eintrachts Läuferreihe stand in allen Nöten ihren Mann. Nur im Kopfspiel ließ sie sich von den gegnerischen Läufern übertrumpfen. Der rechte Angriffsflügel Schaller-Möbs war sehr beweglich. Taktisch war die linke Seite wesentlich besser.

Das Facit dieses Nachmittags: Eintracht benötigt aus den restlichen beiden Spielen gegen Offenbach und Bieber, die beide außerhalb ausgetragen werden müssen, nur noch einen einzigen Punkt, um auch in diesem Jahre wieder Mainmeister zu werden. Fußballsportverein dagegen wird diesmal wahrscheinlich auf die Teilnahme an der Trostrunde verzichten müssen.      Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 18.11.1930)

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