FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-Süd 1932/33 - 9. Spiel

1:2 (0:1)

Termin: 05.03.1933
Zuschauer: 5.500
Schiedsrichter: Bauer (Saarbrücken)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (30.), 0:2 Willi Lindner (60.), 1:2 Burkhardt (87.)

 

>> Spielbericht <<

FSV Mainz 05 Eintracht Frankfurt

  • Kurz
  • Draisbach
  • Schildge
  • Schneider
  • Decker
  • Gegenheimer
  • Müller
  • Burkhardt
  • Lerch
  • Scherm
  • Schatz

 


 

Trainer
  • Julius Etz
Trainer

 

Neuauflage des Vorspiel-Ergebnisses

Mainz 05 — Eintracht Frankfurt 1:2.

Heiteres Frühlingswetter herrschte, als sich der süddeutsche Meister seinem Gegner zum Rückspiel und zur Revanche stellte. Mit dem vielfach erwarteten Mainzer Sieg wurde es nichts. Als die Einheimischen das Feld betraten und man immer noch den Verteidiger Kast in ihren Reihen, dazu sogar noch den produktivsten Stürmer, Schatz, vermißte, wich die rosige Stimmung einer allgemeinen Enttäuschung. Denn in dieser geschwächten Aufstellung konnte an ein erfolgreiches Ergebnis kaum gedacht werden. Trotzdem bewies der Spielverlauf, daß die Niederlage keine unabwendbare gewesen ist. Die Frankfurter Adlerträger mußten auf den verletzten Mantel verzichten und hatten außerdem den dem Vernehmen nach gegenwärtig indisponierten Möbs nicht verwendet. Nehmen wir die Kritik vorweg und stellen fest, daß die ruhmreiche Eintracht noch immer eine Elf von beachtlichem Können ist, aber in ihrer heutigen Verfassung wohl kaum zur wirklichen Eliteklasse des deutschen Fußball gezählt werden darf. Die große Routine, in zahllosen schweren Kämpfen erworben und eine gewisse Kaltschnäuzigkeit in allen Situationen trugen in dieser Begegnung schließlich den Sieg davon, über einen aufopfernd um ein würdiges Resultat ringenden Gegner. Es soll nicht behauptet werden, daß die Gäste die Punkte, die für sie wertvoller sein dürften als für die Mainzer, absolut unverdient entführten. Aber sehr gut wäre auch ein umgekehrtes Ergebnis möglich gewesen. Der vorjährige Finalist war seinem Gastgeber körperlich überlegen, vor allem in der Größe der Spieler fast ausnahmslos voraus. Bei dem gut ausgeprägten Kopfspiel der Eintrachtleute war dies ein erheblicher Gewinn. Die imponierendste Figur bei dem Sieger war wohl der Tormann Schmitt, der die Ruhe selbst ist und dessen Sicherheit auch in den brenzligsten Momenten einfach verblüffte. Die beiden internationalen Backs sind zwar ausgekochte Burschen, jedoch ließen zahlreiche Fehler erkennen, daß Schütz und Stubb sich nicht mehr auf dem Zenit ihres Könnens befinden. Ein starkes Bollwerk war die Läuferreihe. Sie spielte zwar unauffällig, aber ungemein erfolgreich. Erstklassig wirkte ihr großartiges Stellungsspiel. Sie ließ die Angriffsreihe des Hessenmeisters nicht allzuoft ungedeckt in den Besitz des Balles kommen. Im Sturm der Eintracht konnte nur Trumpler uneingeschränkt gut gefallen. Seine Ballführung, Läufe und Flankenbälle waren vorbildlich. Lindner am anderen Flügel erreichte ihn zwar nicht, war aber immerhin der zweitbeste Mann des Quintetts. Hemmerich als Rechtsverbinder brachte sich im Innentrio einigermaßen zur Geltung, Tiefel muß sich augenscheinlich erst noch zum Stürmer umstellen und Ehmers beste Zeiten sind offenbar vorbei. Er konnte weder im Schießen, noch im Zuspiel gefallen. Die Frankfurter zeigten ein an ihnen ungewohntes hohes und sehr oft auch ungenaues Spiel.

Für die Mainzer Niederlage zeichnet deren Schlußmann Kurz verantwortlich. Er hatte eine Reihe guter Augenblicke, aber seine Schwächen kosteten seiner Elf das leicht mögliche Unentschieden. Denn Kurz ließ einen nicht sehr scharfen Fernschuß Lindners unglaublich leichtfertig durch die Finger gleiten. Der Ersatzverteidiger Schildge konnte trotz größter Anstrengung den etatsmäßigen Kast nicht ersetzen. Es mangelte ihm am reinen und weiten Abschlag, auch trat er mehrmals über den Ball, was auf seinen Hintermann nicht gerade beruhigend wirken konnte. Draisbach, der diesmal links in der Abwehr stand, tat mehr als seine Schuldigkeit und korrigierte manchen Fehler seines Partners. Sehr fleißig wirkte die gesamte Mainzer Halbreihe, der kaum ein ernster Fehler nachgesagt werden kann. Die große Schwäche des Sturmes war sein übertriebenes Innenspiel und die Eigennützigkeit Scherms, der sich in die Idee verkannt zu haben schien, vier bis fünf Gegner umspielen zu müssen. Mit dieser Absicht kam er bei der schlauen Eintrachthintermannschaft nicht an die rechte Adresse. Müller am rechten Flügel war recht eifrig, wie immer, aber seine Gegenspieler Dietrich und Stubb ließen ihn doch wenig zu Worte kommen. Der für den erkrankten Schatz am linken Flügel eingesprungene Weilbächer wurde meines Erachtens zu wenig eingesetzt. Von den wenigen brauchbaren Vorlagen, die er erhielt, jagte er einige gesalzene Flachschüsse aufs gegnerische Tor, daß den Gästen anders zu Mute wurde. Der sehr begabte, aber entschieden zu langsame Lerch als Verbinder unterstützte Weilbächer zu wenig. Im großen und ganzen war die Mainzer Gesamtleistung überdurchschnittlich. Ein Teilerfolg wäre der Mannschaft für ihre Aufopferung zu gönnen gewesen, und ohne ein gehäuftes Maß Pech und mit Schatz wohl auch zuteil gegeworden. So sicher und überzeugend wie im vergangenen Jahr jedenfalls, das ist das Fazit dieses Meisterschaftsspiels, kam die Eintracht nicht zum Gewinn.

Daß die Bedeutung des Spiels von Frankfurter Seite aus nicht unterschätzt wurde, bewiesen die zahllosen Schlachtenbummler, die aus der Mainmetropole herübergekommen waren. Sie stellten unter den 5 1/2 Tausend Zuschauern einen schönen Prozentsatz dar. Bauer-Saarbrücken leitete den nicht immer im Geiste größter Nächstenliebe durchgeführten Kampf regelsicher, aber doch etwas zu großzügig, aus welchem Umstand einige der Herren Spieler reichlich Kapital schlugen.

Nach einer guten Anfangsviertelstunde der Platzbesitzer, die in dieser Zeit ein Eckenverhältnis von 5:1 erzwangen, setzte sich die Gästeelf langsam durch und kam in der 30. Minute durch Ehmer im Anschluß an einen von Draisbach verwirkten Strafstoß zum ersten Treffer, der vermeidbar war und in der Folgezeit hätte durch die Mainzer egalisiert werden können. Als Kurz in der 60. Minute den erwähnten haltbaren Schuß Lindners in die Maschen gelassen hatte, stand der Sieger fest. Beide Mannschaften ließen merklich nach, woran allerdings auch der schwere, aufgeweichte Boden Schuld trug. Das durch scharfes Nachsetzen erzielte Gegentor Burkhardts für Nullfünf war zweifellos verdient. Es fiel in der 42. Minute. Die Ecken lauteten am Schluß 7:11. bei der Pause 5:6.      Hedi. (aus dem 'Kicker' vom 07.03.1933)

 

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