Eintracht Frankfurt - Sportfreunde Saarbrücken

Gauliga Südwest 1933/34 - 3. Spiel

0:0

Termin: 08.10.1933 im Stadion
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Dr. Gehring (Ludwigshafen)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt Sportfreunde Saarbrücken

 


 

Trainer Trainer

 

 

Frankfurter Doppelspiel im Rahmen der Saarkundgebung

Fußballsportverein Frankfurt — Borussia Neunkirchen 3:2 (1:1).
Eintracht Frankfurt — Sportfreunde 05 Saarbrücken 0:0 (0:0).

Wer die erprobt vaterländische Denkweise der Frankfurter Vereine des ehemaligen Süddeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes nicht erst seit heute kennt, für den war es eine Selbstverständlichkeit, daß sich die beiden örtlichen Gau-Ligisten die willkommene Gelegenheit nicht entgehen lassen würden, um ihren Brudervereinen an der Saar und durch sie der gesamten dortigen Bevölkerung in machtvoller Weise darzutun, daß auch hier ungeminderte Sympathien für unsere noch immer geknechteten und unterdrückten Stammesgenossen in jedermanns Herz wohnen.

Kaum ward der Gedanke einer fußballsportlichen Saarkundgebung aufgeworfen, als auch schon der Fachwart für Fußball, Karl Zimmer, mit den beiden in Frage kommenden Vereinsführern, Generaldirektor Schneider vom Fußballsportverein und dem Grafen von Beroldingen, beziehungsweise seinem Stellvertreter Willy Lotz, von der Eintracht über die Art dieser wuchtigen Demonstration für das Deutschtum im Saarland in groben Umrissen einig waren. Im Verein mit den öffentlichen Behörden und den zuständigen Parteistellen waren die Vorarbeiten schnell getroffen, und man wußte im voraus, daß der Eindruck dieses Tages außerordentlich nachhaltig für jeden Beteiligten sein werde.

Es tut uns Fußballern in nichts Abbruch, wenn wir uns darüber klar bleiben, daß diesmal das Sportliche hinter der vaterländischen Bedeutung dieses Tages zurückstand. Es ehrt den Frankfurter Fußball, der sich so voll und ganz und so rückhaltlos in den Dienst der wichtigeren und heiligeren Notwendigkeiten des deutschen Volkes stellte, um seinen liebwerten Gästen aus Neunkirchen und Saarbrücken in überzeugender Weise kund zu tun: „Seht her, so wie wir, denken alle Fußballer; und so wie alle Fußballer denken alle Deutschen!"

Die große Sehnsucht der Saardeutschen nach ihrem angestammten Mutterlande äußerte sich schon in der außergewöhnlich großen Anteilnahme der dortigen Bevölkerung, die in hellen Scharen ihren beiden Fußballmannschaften das Geleite gab. Schon am Samstag morgen waren die planmäßigen Züge nach Frankfurt dicht besetzt, und ein Extrazug aus Neunkirchen brachte allein etwa 1600 aufrichtige Patrioten nach Frankfurt. Nicht viel weniger hatten sich aus Saarbrücken und weiterhin aus vielen Landgemeinden auf den Weg gemacht. Der Empfang im Frankfurter Hauptbahnhof durch den Fachwart für Fußball, Herrn Karl Zimmer, und anschließend der Umzug durch die Hauptstraßen der Stadt bot den würdigen Auftakt zu den weiteren offiziellen Veranstaltungen.

Abends, im Bachsaal der Festhalle, war der Zudrang der Massen zwar nicht sehr groß, aber schon hier ließen die Ausführungen Dr. Raßbachs, des Gauführers, des stellvertretenden Vorsitzenden der Saarvereinigung, Redakteur Olmert, und des Führers des Fußballsportvereins, Generaldirektor Schneider, keinen Zweifel über die vollkommene Zielgleichheit der Gefühle und Empfindungen, mit denen der bevorstehende Endkampf um die Erhaltung des Deutschtums an der Saar zu führen sein wird.

Der Empfang am Sonntag vormittag durch die Spitzen der städtischen Behörden rief selbstverständlich den Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Dr. Krebs, auf den Plan, der in eindringlichen Worten, uberzeugt und uberzeugend, darlegte, daß es nur des herzinniglichen Zusammenhaltes aller Beteiligten bedarf, um der weiteren Entwicklung der Saarfrage ihren natürlichen Verlauf zu lassen. Wenn diese ausgezeichneten Ausführungen überhaupt einer weiteren Unterstreichung bedurft hätten, so geschah sie in wirkungsvollster Weise durch die anschließende Kundgebung auf dem Römerberg.

Den Höhepunkt bescherte dann der Nachmittag mit seinem Doppelspiel im Stadion und der wuchtigen Demonstration zwischen den beiden Treffen. Kaum hatten die Spieler aus Neunkirchen und des Fußballsportvereins ihr Pflichtspiel beendet, als unter Führung des alten Pioniers der mainischen Leichtathletik, August Leunig, Dr. Müllers aus Neunkirchen und Dr. Hellu Neus aus Saarbrücken eine stattliche Schar Leichtathleten in die Kampfbahn marschierten. Ihnen folgten unter den Klängen des Badenweiler Marschs, gespielt von dem Musikzug der SS.-Standarte 2, mehrere Formationen der SA., der SS. und des Stahlhelms. Dann sprach der Landesleiter der NSDAP. im Saarland, Herr Staatsrat Spaniol. Ein kerndeutscher Mann mit kerndeutscher Wucht in seinen kerndeutschen Worten. Tausende waren gebannt und gefesselt von der überzeugenden Tragkraft seiner Gedankenwelt. „Lieber in einem Deutschland der Ehre verhungern, als in Knechtschaft sich mästen!" Mit diesem feierlichen Bekenntnis hatte die deutsche Bevölkerung im Saarland ihren leidenschaftlich überzeugten Sprecher Spanio1 nach Frankfurt entsandt.

Ueber die sportlichen Begebenheiten dieses denkwürdigen und unvergeßlichen Tages ist nur wenig zu sagen. Das erste Treffen,

Fußballsportverein — Borussia Neunkirchen 3:2 (1:1),

hatte wenigstens den Vorzug, vom Regen verschont geblieben zu sein. Aber der Stadionrasen war weich und glatt, der Spielverlaug hierdurch stark beeindruckt.

[...]

Die sportliche Ueberleitung zum zweiten Teil bildete eine zehnmal 250-Meter-Staffel, bei der leider der SC. 80, der IG.-und der Postsportverein am Ablauf fehlten. Seit langer Zeit hat es im Stadion keine solch abwechslungsreiche und spannende Staffel gegeben. Bis nach dem dritten Wechsel lagen alle vier Teilnehmer unter wechselnder Führung gut zusammen. Dann fiel der Fußballsportverein aussichtslos zurück. Die drei andern blieben sich verbissen dicht auf den Fersen. Beim drittletzten Wechsel verlor der gerade in gutem Vordringen befindliche DSC. Saarbrücken beim Wechseln das Holz. Das bessere Ende behielt dann Eintracht gegenüber dem BSC. 99 Offenbach, der neben dem großen Rivalen eine ganz ausgezeichnete Figur gemacht hatte. Zeit für den Sieger: 5:03,6.

Beim Anpfiff zum Treffen

Eintracht — Sportfreunde 05 Saarbrücken 0:0 (0:0)

setzte derart heftiger Regen ein, daß viele Zuschauer für die Unterbrechung des Spieles, die mit dem Abbruch gleichbedeutend geworden wäre, plädierten. Die Grenzlinie zwischen Sport als Abhärtungsmittel gegen die Unbilden der Witterung und Sport jenseits der Grenze der Vernunft und der körperlichen Zuträglichkeit ist an sich schwer zu ziehen. Herr Dr. Gehring aus Ludwigshafen ist offenbar nicht für verweichlichte Muttersöhnchen im Fußballdreß zu haben. Trotz allem sollte aber auch die technische Durchführbarkeit eines immerhin nicht ganz bedeutungslosen Pflichtspiels berücksichtigt werden. Auf Grund dieser Erwägungen hätte das Spiel abgebrochen werden sollen. Nur die Flickschneider und Bügelanstalten werden Herrn Gehring Dank wissen, daß er zu Lasten der durchnäßten Zuschauer die Verdienstmöglichkeiten im Schneidergewerbe stark angekurbelt hat.

Sportlich war natürlich herzlich wenig los. Die Saarbrückener, übrigens unter den persönlichen Auspizien unseres altbekannten Freundes Jose aus Saarbrücken, machten einen ebenso sympathischen Eindruck sportlicher Zucht wie ihre Reisegefährten aus Neunkirchen. Aber sie bemühten sich ebenso erfolglos wie die im Technischen doch etwas reifere Eintracht vergeblich um zählbare Erfolge. Erstaunlich, wie herzerfrischend der immerhin bereits neununddreißigjährige Schmidt seinen Posten als rechter Verteidiger versieht. Sonst fiel Eyrich, der leider zum Schluß verletzt wurde, angenehm auf. Und die übrigen fielen nicht ab. Ebenso war es bei den Eintrachtlern. Aber eine eingehende Würdigung muß als buchstäblich ins Wasser gefallen betrachtet werden.

Regeltechnisch war Herr Gehring übrigens in nichts zu beanstanden. (aus dem 'Kicker' vom 10.10.1933)

 

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