Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1934/35 - 13. Spiel

3:3 (1:1)

Termin: 06.01.1935
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Müller (Hanau)
Tore: 0:1 August Möbs (12.), 1:1 Keck, 1:2 Rudolf Gramlich, 2:2 Keck, 2:3 August Möbs, 3:3 Abt (83.)

 

>> Spielbericht <<

Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Wenzel
  • Grebe
  • Müller
  • Keck
  • Stüber
  • Lindemann
  • Kaiser
  • Kühnle
  • Abt

 


 

Trainer
Trainer

 

So kraftvoll sich die Mainvereine wieder zur Geltung gebracht haben, so heftig stoßen sie aber auch aufeinander und verderben sich ihre Chancen gegenseitig. In Offenbach gab es beim 3:3-Spiel gegen die Eintracht wieder einmal Skandalszenen großen Ausmaßes. Ich will über die Schuld daran kein Urteil abgeben, da ich das Spiel nicht selbst gesehen habe. Es wird mir aber über eine ganz unfaire Gangart berichtet, über Verletzungen auf beiden Seiten — der Offenbacher Stuber soll sogar das Bein gebrochen haben —, über Hinausstellungen und wilde Kundgebungen der Zuschauer, die das energische Eingreifen der Ordnungsleute, Polizei und SA. erforderten. Das Spielergebnis soll gerecht sein. (aus dem 'Fußball' vom 08.01.1935)

 

 


 

Kickers Offenbach — Eintracht Frankfurt 3:3 (1:1).

Wenn heute nicht weniger als zwölftausend Menschen auf dem Bieberer Berg versammelt waren, so beweist das, daß dort oben etwas Besonders geboten werden sollte, etwas los sein mußte, während mit diesen zwölftausend Offenbach nach wie vor den Rekord in den Zuschauerziffern im Gau 13 hält. Ja, und es sollte etwas los sein, leider etwas überaus Betrübliches. Und das war am Ende. Ein temporeicher Kampf tobte da lange in die zweite Hälfte hinein, ein typisches Kampfspiel, das eine Unmenge bester und schönster Bilder bot, das in bunter Reihenfolge Tore zeigte, ja die allgemeine Spannung in der Mitte der zweiten Halbzeit sogar auf den Höhepunkt trieb. 3:2 führte da die Eintracht, zwar fiel das dritte Tor reichlich glücklich, aber die Adlerträger zeigten mit aller Deutlichkeit, daß mit ihnen mehr dem je zu rechnen ist. Zeitweise spielte die Eintracht sogar so gut und nützlich zusammen daß man schon an ein Frühlingserwachen glauben mochte. Aber alle diese großen und schönen Hoffnungen wurden nach einer 3:2-Führung zu Grabe getragen. Zwei ihrer besten Leute blieben „auf der Strecke", die der Eintracht gerade jetzt fehlen, wo es sich darum handelte, entscheidend in den weiteres Verlauf der Geschehnisse einzugreifen. Möbs konnte seine Unlust gegenüber den Entscheidungen des Unparteiischen nicht lautlos genug für sich behalten, und so schickte ihn Müller (Hanau 93) vorzeitig zum Umkleiden.

Aber nicht nur ihn. Noch vor dem Abpfiff verschaffte sich der vom Polizeisportverein gekommene rechte Läufer Boßler einen überaus traurigen Abgang. Er griff den Offenbacher Läufer Stüber so hart und scharf an, daß dieser einen Beinbruch erlitt und unmittelbar ins Stadtkrankenhaus überführt werden mußte. (aus dem 'Kicker' vom 08.01.1935)

 

 


 

[...] Die Mannschaft einer großen Reihe

Fragt, wo ihr wollt: in Worms, in Offenbach und wo die Widersacher der Eintracht sitzen — alle sagen: „Ja, Fußball spielen kann die Eintracht! Das kann sie!" Und im Hintergrund lebt der Gedanke: „Aber gewinnen kann sie nicht!"

Es standen aber auf dem Bieberer Berg beim bösen Spiel des 3:3 der Menschen 12000 und waren, Frankfurter und Offenbacher, verzaubert volle 40 Minuten lang von jenem Spiel der Adlerträger. Von den Zuspielereien des Hugo Mantel, von der Fähigkeit des Mittelläufers Gramlich, eben noch im Strafraum zu säubern und dann schon ein sechster Stürmer zu sein, von der Art, wie der Ball durch die Fünferreihe wanderte, wie Möbs endlich wieder einmal der Möbs der großen Tage war. Und so standen die Leute staunend und stumm vor lauter Verwunderung um Eintracht-Phönix herum —: denn da spielte fast über ganze Spieldauer nur eine Mannschaft und die hieß Eintracht. Es war die Folge einer überdimensional großartigen Verteidigungskunst des Phönix, daß nur der eine Eintrachttreffer gelang, ausnahmsweise war es einmal nicht die Unfähigkeit der Frankfurter Stürmer, es waren Pfosten und Latte und viele blaue Beine und mächtig hingereckte blaue Brüste von denen die Bälle wegprallten.

Ich glaube, ich bin kein junger Fußballhase mehr und ich zweifle keine Minute an der endgültigen Meisterschaft des Phönix. Einer Meisterschaft, die vollkommen verdient sein wird. Aber ebenso fest glaube ich daran, daß den schönsten Fußball im Gau die Eintracht spielt — an ihren großen Tagen hat sie nicht nur die beste Läuferreihe, sondern auch die beste Verteidigung — was ihr verloren gegangen ist, das ist der Sturm, der Individualitäten besaß und doch Geschlossenheit, der elegant kombinierte und doch Tore schoß. Es fehlt die Wucht und Schußkraft Schallers, es fehlt die gleichmäßige Klarheit der Kellerhoff-Flanken, es fehlt die Strategie des Schweizers Dietrich, Ehmer ist nicht mehr der Mann mit Dynamit im Schuß und es ist nur noch ein Spieler aus der großen Zeit da: Möbs. Der aber ist der beste. Und Trumpler liegt in Hohenlychen. Er sollte eigentlich schon wieder zurück sein, aber er hatte Pech. Verknackste sich das Knie bei leichtem Training so, daß die Verletzung schlimmer wurde, mußte sich in Gips packen lassen, ist jetzt erst auf dem Weg zur Genesung.

Dreimal verlor die Eintracht wichtige Leute durch Disqualifikation: Monz schon im ersten Spiel, Tiefel bei Saar 05, Boßler in der Schlacht auf dem Bieberer Berg. [...] Jan Iansen (aus dem 'Kicker' vom 15.01.1935)

 

 

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