Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Gauliga Südwest 1934/35 - 15. Spiel

2:3 (1:2)

Termin: 03.02.1935
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Wengrzik (Worms)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (6.), 1:1 Schöb (16.), 1:2 Schlagbauer (30.), 1:3 Schöb (71.), 2:3 Willi Lindner (74.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Blaimer
  • Schreiber
  • W. May
  • Fischer
  • Schuchardt
  • Heldmann
  • Zier
  • Schöb
  • Schlagbauer
  • Mihm

 

Trainer Trainer

 

 

Ringen am Riederwald

Die Ringer im Bierpalais haben ausgerungen. Hier ist die Sprache vom Fußballringen. Beinahe 9000 guckten zu, wie sich die Eintracht auf eigenem Gelände das Fell über die Ohren ziehen ließ. Der Platz war weich vom Regen, aber da die Sanddecke unterm Rasen Wasser mühelos schluckt, milderte die Weichheit nur Spielerstürze und hatte ansonsten keine unangenehmen Begleiterscheinungen.

Die Eintracht spielt mit der Aufstellung. Sie hat auch diesmal experimentieren wollen. Gramlich sollte halbrechts stürmen. Pettinger „links laufen". In der letzten Sekunde besann man sich und stellte die Leute dahin, wohin sie gehören. Der Fußballsportverein hatte Schweinhardt zwar noch nicht dabei, aber W. May war wieder da. Haderer, von dem man glaubte, er würde in Gnaden seiner Sperre „verlustig" gehen, mußte durch Schöbs ersetzt werden.

Es ging nicht um die Meisterschaft. Die macht keiner mehr von den beiden Vereinen, solche Träume hat man sich seit Wochen aus dem Kopf geschlagen. Es ging auch nicht um den Kampf gegen den Abstieg. Es ging genau genommen um eine anständige Mittelfeldstellung, es ging um so gut wie nichts. Und doch war die große Atmosphäre wieder da, die große Nervosität die Frankfurter erinnerten sich der Tage, da 35.000 im Stadion um dieses Spiel standen und erschienen in Treue. Sie sahen ...

Sie sahen ... zuerst einmal sahen sie nur die Eintracht.

Die spielte ein Spiel, das wie von selber lief. Bornheim war „auf der Rolle", ganz entschieden. Mir ist nie ganz wohl, wenn die Eintracht einen großen Start hat. Er „hält" sich gewöhnlich nicht. Diesmal schien er es zu tun. Nach sechs Minuten schon schellte es. Ehmer hatte einen Zuspielball von Möbs aufgenommen, war kajütenwärts gelaufen, Blaimer ging ihm entgegen, Ehmer lief ein paar Schrittchen nach links, es sah aus, als würde ihn Blaimer zwingen, ins Aus zu laufen, da stand der alte Mittelstürmer der Eintracht plötzlich frei und schob sehr ruhig aus einer verteufelt schrägen Lage den Ball ins Tor.

Die Eintracht blieb im Fluß. Sie bekam Spaß am Spiel. Warum sollte man sich überhasten? Möbs schoß wie eine Haubitze und Blaimer wurde fast umgerissen. Die Riederwälder kombinierten weiter. Was sollte ihnen schon geschehen. Heute lief es ja ... offensichtlich! Dann wars plötzlich aus. Nach genau einer Viertelstunde.

Zier flankte, Gramlich ließ den Ball durch, dachte neben ihm stünde ein besser placierter Mann. Doch neben ihm stand Schöb. Er war dahin gerannt und schoß rasch und scharf ins Tor. 1:1. Die Verblüffung war groß. Auf der Bornheimer Seite brach Jubel los. Immerhin sieht es noch nicht nach einer Gefahr für Eintracht aus.

Die Mannschaft ist etwas verwirrt, aber sie ist in drei Sachen noch deutlich besser: sie führt den Ball besser, sie ist schneller, sie köpft mehr und sicherer. Tiefel deckt Schlagbauer ab. Bornheims Sturm kann sich nicht entfalten. Wirklich fällt das Tor, das das Spiel eigentlich allein entschieden hat, auf eine seltsame Weise.

Eine halbe Stunde ist um. Schlagbauer und Tiefel balgen sich, fair, in Tornähe um das Leder. Tiefel ist in der besseren Lage. Er spielt an Siebel zurück, um jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen. Doch Siebel ging dem Ball entgegen und Schlagbauer drückte Tiefel im Augenblick des Ballstoßes ... da rollte das Leder ins Netz. Das war 2:1. Das war der Sieg Bornheims.

Vor der Pause geschah noch eine Verwarnung Schuchardts und ein Zusammenprall Ehmer—Mihm. Mihm mußte vom Feld. Als die „Elfen"wiederkamen, war Mihm nimmer dabei. Kam erst nach 12 Minuten, hinkend, aufs Feld. Mimte linker Läufer, war aber eher Statist. Mußte bei neuem Sturz acht Minuten vor Schluß ganz vom Feld. Schlagbauer spielte Mittelläufer und Mittelstürmer zugleich. Soweit das ein Mensch kann.

So brav, so beinahe gelassen das Spiel vor der Pause war: nachher wurde es turbulent. Waren es die Zurufe, was war es? Die Verletzung Mihms? Der Stand, der nicht ganz dem Verlauf entsprach? Die Spieler wurden nervös. Wengrzik aus Worms machte einige kleine Schnitzer, doch die dummen Zurufe verdiente er nicht. Das Spiel war jetzt sehr schwer zu leiten und er brachte es gut heim. Im übrigen rissen sich die Spieler ebenfalls zusammen.

In der ganzen ersten Hälfte hatte es eine einzige Ecke gegeben: für Eintracht. Dann gleich eine für Bornheim. Und nun schnell drei hintereinander für Eintracht. Die Eintracht drückte wieder. Sie griff ständig an. Mihm kam zurück. Ehmer köpfte phantastisch, aber Blaimer fing. In der 26. Minute entschied sichs ganz. Zier flankte genau wie in der 16. Minute, Schöb schoß, genau wie in der 16. Minute — das Spiel stand 3:1 und den Eintrachtlern der Verstand still.

Sie drehten groß auf. Eine Kuriosität schwirrte heran. Eine Minute nach dem 3:1 trat Ehmer einen von W. May verschuldeten foul-Strafstoß flach in die' linke Ecke. Der Wormser strich das Tor aus. Ehmer hatte getreten, ehe gepfiffen war. Lindner ging an den Ball. Der Pfiff kam. Flach flog das Leder ins linke Eck — genau wie beim Ehmer-Ball. 3:2. Möbs hieb hart am Tor vorbei. Einen Schuchardtschen hochkarätigen Strafstoß schlug der jetzt herrliche Siebel fort. Siebel, Siebel! Dreimal wehrte er Schwierigstes. Der Schlußspurt Eintrachts— mit getauschten Plätzen Monz—Pettinger — hatte keinen Erfolg.

Bis zur Pause konnte man sagen: ein glücklicher Sieg Bornheims. Nachher, da er mit zehn, bestenfalls zehneinhalb Leuten erhöht und verteidigt wurde, muß man sagen: unverdient ist dieser Sieg gewiß nicht. Die Mannschaften haben beide nicht geglänzt. Freuen konnte man sich: Bei Bornheim an der Verteidigung W. May—Schreiber, am Läufer Fischer, der Monz beinahe kaltstellte, an Heldmann, der seine Form wiederfand, an den Ersatzleuten Zier und Schöb. Beide noch etwas steif, aber doch sehr tüchtig.

Bei Eintracht: an Stubb, der schafft, wie einst und dem die Abschläge aus der Luft heraus gelingen, an der Läuferreihe, wie immer, obwohl sie schon besser spielte, an dem Stürmer Lindner, der in der ersten Hälfte die schönsten Flanken in den Strafraum schickte. (aus dem 'Kicker' vom 05.02.1935)

 

 

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