Eintracht Frankfurt - Borussia Neunkirchen

Gauliga Südwest 1934/35 - 19. Spiel

3:1 (1:0)

Termin: 24.03.1935
Zuschauer: 1.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Karl Ehmer, 2:0 Karl Ehmer, 2:1 Fuhrmann, 3:1 Hans Stubb (82.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Neunkirchen

 


  • Müller
  • Voß
  • Theobald
  • Fuhrmann

 

Trainer Trainer

 

Nationalverteidiger Torschütze.

Das ist ein gutes Jahr her, da schoß der Hennes Stubb als Verteidiger der deutschen Nationalmannschaft den Ungarn ein ungeheures Tor ins Gebälk. Er war aber schon vorher ein guter Linksaußen. Er liebte diesen Posten, wie ein Seemann wohl die Alpen liebt und wie es den Städter bisweilen aufs Land zieht. Jetzt hat er ihn regulär bezogen. Denn Lindner ist fort. Er fuhr nach Leipzig und spielt dort bei Turu. Der Beruf trieb ihn weg, aber Mitglied ist er bei seiner Eintracht doch geblieben. Die Freigabe für den neuen Verein hat er auch schon. Und wenn wir schon bei Spielernotizen sind, der junge Weigand hat sich am letzten Sonntag in der Eintracht recht nett eingeführt. Man erzählt mir, daß er nur ein wenig zu klein sei. Das ist für einen Mittelstürmer freilich ein Mangel, aber nicht der ausschlaggebende. Auch der Bös war ein kleiner Mann und doch ein tüchtiger Sturmführer, womit ich nicht sagen will, daß Weigand, den ich noch nicht gesehen habe, ein Bös sei.

*

Die Borussen kamen in neuem Dreß, schwarze Trikots, schneeweiße Aermel und sie spielten mit der fröhlichen Unbefangenheit einer Mannschaft, der viele Steine vom Herzen gerollt sind und die den Erhalt der ersten Klasse gesichert weiß. Voß tummelte sich munter, aber noch viel besser aufgelegt war Theobald, der einige Schüsse zeigte, die den Riederwäldern Kopfschütteln abnötigten. Zipp und Tiefel mußten vor diesem Theobald oft genug kapitulieren. Die Borussen hatten im übrigen nur ein Viertel oder ein Fünftel vom Spiel, wenn sie auch bei mehr Glück noch knapper hätten unterliegen können. In der Eintrachtläuferreihe waren Gramlich und Mantel in einer Form, die jeden gegnerischen Sturm hätte ins Irrenhaus bringen können. Gramlich befolgte die Lehren des W-Systems und war ein großer dritter Verteidiger, aber er war klug genug, um sie gegen eine Mannschaft wie die Borussia, nicht stur zu befolgen — er ging vielmehr manchmal sehr aus sich heraus und in die gegnerische Hälfte hinein und dann funkte es allemal. Mantel trieb seine gewohnten Scherze und wurde nur einmal selber gefoppt. Die Verteidigung Tiefel-Leis ist noch nicht „vollreif", Tiefel war nicht in großer Laune. Siebel hatte nicht viel zu besehen, aber im Sturm war Ehmer in einer Form, vor der die ältesten Riederwaldbesucher — und gerade diese — den Hut zogen. Er ging einigemale an seinen Gegnern mit jener gräßlichen Ungeniertheit vorbei, die den Gegnern ins Gebein zu fahren pflegt und wenn so freies Feld gewonnen war, schoß er munter drauflos. Schade, daß just ihm das Pech passierte, einen Elfer für ein Foul an Monz auf den Leib Müllers zu knallen. Dafür lenkte er eine Diefenbachvorlage zum einzigen Tor vor der Pause ein, schoß bald nach Seitenwechsel auf ein Zuspiel Stubb-Möbs hin das zweite Trefferchen und blieb, erst gegen Spielende wieder matter werdend, ein wertvoller Mann. Bei einem flotten Durchbruch glückte Voß Hereinlauf bis vors Tor und Fuhrmann besorgte den Rest. Das Ehrentor ließ die Frankfurter nicht schlafen, Zipp drehte acht Minuten vor Schluß einen Strafstoß wirbelnd vor die Kiste und Stubb schoß ein. Die Wucht des Vorstoßes trieb ihn Müller in die Arme, Freund und Feind hielten sich lächelnd umklammernd, indes der Ball schon wieder zur Mitte rollte. In so schönem Geist der Freundschaft wurde das Spiel ausgetragen und in der Pause überreichte der Kapitän der Marinemannschaft, die frühmorgens der Eintrachtrugbyfünfzehn 3-8 unterlegen war, den zwei Spielführern Mützenbänder. (aus dem 'Kicker' vom 26.03.1935)

 

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