Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Freundschaftsspiel 1934/35

1:0 (1:0)

Termin: 31.03.1935
Zuschauer: 2000
Schiedsrichter: Welcher (Olympia Frankfurt)
Tore: 1:0 August Möbs (44.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Ludwig Wenz
  • Ernst Hecht
  • Hans Kraus
  • Konrad Kraus
  • Bernhard Pitzer
  • Leupold I
  • Georg Frank
  • Zeiß
  • Schwender
  • Wolf
  • Becher

 

Trainer Trainer
  • Leonhard Seiderer

 

Blinklichter aus Südwest

Frankfurt freut sich an Fürth und der Eintracht

Szenerie: Wolkenverhängter Himmel. Stumpfe Farben der Landschaft. Keineswegs aufgelockert durch die auf dem Spielfeld: dunkles Blau der Fürther neben schwarzen Streifen; Weinrot der Eintracht und wieder schwarze Streifen. Die Trübseligkeit der Szenerie wird verstärkt durch den Regen, der rieselt, oder strömt, meist aber strömt. Tribüne gut besetzt. Um die Spielgeschehnisse ein paar hundert blanke Regendächer.

Sinn: Man verkenne ihn nicht; schätze nicht gering ein, was den Letzten der Fußballästheten, nicht ganz in Punktehatz Verlorenen, hohes Erinnerungsgut ist — Fürther Fußball hat einmal das 4:1 gegen Hertha-BSC. im Frankfurter Stadion geschaffen. Leute, die alt genug sind, sagen, es sei das schönste Endspiel um die Viktoria gewesen. Was damals in der halben Stunde vor der Pause von den Fürthern und vor allem von den Fürther Stürmern gespielt, nein: konzertiert wurde, war in Harmonie und Schönheit vollendet Die Paukenschläge der Tore fehlten nicht. Die Eintracht aber... war sie nicht auch eine glanzvolle Erinnerung? Ein Tabellensiebenter in Südwest stand gegen den Bayernmeister. Das war der Sinn. Das Ende war der Sieg.

So oder so ist das Leben... Wie mans „holt anschaut"! Ein Frankfurter Fußballpatriot würde am Ende gesagt haben: „Wir haben gezeigt, wo noch großer Fußball gespielt wird. Es lebe die Elf vom Riederwald. Sie hat ein taktisch meisterhaftes Gefecht geliefert. Ließ eine halbe Stunde den Bavernmeister anrennen, stellte ihm stoisch und zäh das Dreieck Leis-Gramlich-Stubb entgegen — das war wir: wenn Autos in einen Sand wall rennen: sie bleiben stecken. Schön haben die Fürther gespielt, jawohl, wir haben es gesehen und habens auch gesagt: „Sie könnens noch, die Fürther!", haben wir gesagt, wenn der Stürmer Leupold und der Urbel Kraus ballkunststückelten und wir haben mit der Anerkennung nicht gespart, aber dann, dann ist die Eintracht plötzlich dagewesen. Der Gramlich, der gespielt hat, wie man schon lang kein Mittelläuferspiel in Frankfurt gesehen, hat die Parole zum Angriff ausgegeben und dann ist's losgegangen, und der Zeiß und der Schwender haben helle Tropfen auf der Stirn gehabt und wir glauben nicht, daß sie nur vom Regen herkamen, und schließlich hat derselbe Gramlich eine blitzgescheite Vorlage zum Diefenbach gestoßen, und der hat geflankt, und aus 20 Metern hat Möbs eingeschossen und wir haben furchtbar geklatscht und geschrien, und dann war schon Halbzeit. Aber nachher ist's erst losgegangen, die Eintracht hat jetzt einfach geherrscht und sie hat gut und gern zwei Drittel vom Spiel weit überlegen gespielt und ich versteh' jetzt noch nicht, warum's kein Tor gegeben hat. Ich versteh' auch nicht, was der Urbel Krauß dauernd mit unserem Ehmer wollte, den er nicht eine Sekunde verlassen hat als wenn der der jüngste und schnellste und gewaltigste Mittelstürmer wäre, er ist ja auch wirklich fein in den letzte Spielen, aber so hätte der Urbel nicht auf alles andere verpassen dürfen. Wir haben gewonnen. Hoch? Nicht. Aber verdient. Sehr verdient. Wenn's gegen einen großen Gegner geht, ist die Eintracht da. Wie die Bornheimer auch."

Standpunkt andersrum. Ein Fürther hätte beim Heimwärtsrollen vor sich hinmeditiert: "Recht haben sie gehabt, die Unseren, daß sie nach der Pause mit halber Kraft gespielt haben! Sind sie nicht Bayernmeister, müssen sie nicht in schwere Spiele klettern? Kinder, wir haben's ja eine halbe Stunde gezeigt, was wir können, aber als dann das Tor gefallen war, ist's doch aus und gar gewesen, und der Regen hat unsere Leute verdrossen und in der Kabine haben sie sich gesagt, wir wollen spielen, so gut es geht, wenn man spielt, ohne sich wehzutun. So haben sie's auch gemacht. Aber hätten sie nicht doch ausgleichen müssen? Hat nicht einmal der Gramlich, einmal der Stubb den Ball grad noch von der Linie weggeschlagen? Hat nicht unser kleiner schwarzer Wolf die schönsten Vorstöße gemacht? Und wenn Becher vor der Pause nur zweimal gezeigt hat, was er kann, will man's ihm verdenken, wenn er so von Gramlich "eingesperrt" worden ist?

Summa summarum. Trotz Regen und stumpfer Kulisse: es war einmal etwas Anderes, die Fürther brachten uns Fußball, wie wir ihn schon lange nicht mehr gesehen, angriffsfreudigen, flotten Fußball mit Kunststücken und Kombinationen, die sechs, sieben Mann durchliefen, ohne daß ein Frankfurter an den Ball kam. Erst als Urbel Kraus mit Ehmer dasselbe machte, was Gramlich mit Becher, da wurde die Eintracht allmächtig, denn wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht dasselbe, seihe oben! Der Eintracht fehlten Mantel und Tiefel. Weigand, als Linksaußen diesmal, verriet viel Talent und guten Schußwillen. (aus dem 'Kicker' vom 02.04.1935)

 

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