Eintracht Frankfurt - Bayern München

Freundschaftsspiel 1934/35

1:1 (0:0)

Termin: 05.05.1935
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Simetsreiter (56.), 1:1 August Möbs (78., Foulelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Fink
  • Bader
  • Schmeiser
  • Bäumler
  • Heitkamp
  • Streck
  • Bergmayer
  • Knapp
  • Schneider
  • Krumm
  • Simetsreiter

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

 

Das Doppelspiel am Riederwald

Eintracht - Bayern München 1:1, FSV. - 1860 München 1:2

Unsere Frankfurter Fußballvereine hatten in der letzten Zeit bei Gesellschaftsspielen wirklich keinen Grund, sich über besondere Anteilnahme des Publikums zu freuen. Zuschauerzahlen zwischen 2000 und 3000 schienen die Regel zu werden. Wie es gemacht werden muß, zeigte das Doppelspiel am Riederwald. Auf der Tribüne gab es keinen freien Platz mehr und auch alle Steh- und Sitzplätze waren ziemlich ausverkauft. Die Zahl der Zuschauer ist mit 15.000 keineswegs zu hoch geschätzt.

Man hatte aber auch Gäste verpflichtet, von denen man sich mit Recht sagen durfte, daß sie etwas zu zeigen verstehen. Wenn auch der Münchener Fußball heute nicht mehr an die einstige Klasse von Nürnberg-Fürth heranreicht, wie ja überhaupt in ganz Deutschland die Technik der wuchtigen Angriffstaktik weichen mußte, so zeigten doch sowohl die Münchener "Bayern" als auch die "Sechziger", und diese ganz besonders, daß man in München gewillt ist, alte Tradition hochzuhalten und daß man dort auch die Spieler und den Geist dazu hat.

Wir Frankfurter haben in diesem Doppelspiel nicht so gut abgeschnitten, wie wir es erhofften. Daran ändern die beiden Ergebnisse nicht das geringste, denn wir müssen sie als schmeichelhaft für uns bezeichnen. Das 1:1 im ersten und das2:1 im zweiten Spiel gibt eigentlich nur ein Bild von dem Können der vier Mannschaften jeweils während der ersten Spielhälfte. In beiden Treffen erlebte man nach der Pause ein so unerwartetes und offensichtliches Nachlassen unserer Frankfurter, daß man leider zu dem Schlusse kommen muß, daß die Münchener im Fußball halt doch noch besser können als die Frankfurter.

Die Frage nach der besten Mannschaft des Tages ist ohne langes Ueberlegen damit zu beantworten, daß die 1860er aus München den weitaus schönsten Fußball spielten. Die "Bayern" hatten nicht diese Feinheit und dieses Sichverstehen, aber dafür waren sie wuchtiger, und wenn sie etwas mehr Glück gehabt hätten, wären auch sie nicht ohne Sieg nach Hause gefahren.

Gut hielten sich sowohl Eintracht als auch Fußballsportverein bis zur Pause. Aber dann ließen sie stark nach, und schließlich fehlte beiden Mannschaften fast jede Linie und jeder Zusammenhang, den man doch bei den Gegnern so ausgeprägt bewundern konnte. Die Eintracht verdarb sich viel durch unvorteilhafte Mannschaftsumstellungen; der Kardinalfehler beim Sportverein war das krasse Versagen der Flügel und schließlich die immer stärker werdende Unsicherheit der Verteidigung.

Die Stärkeprobe zwischen München und Frankfurt ist diesmal zugunsten der Gäste ausgefallen. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, daß gerade unsere Frankfurter Mannschaften selten einmal Gelegenheit haben, mit Gegnern zu kämpfen, die wirklich guten Fußball spielen können und daß sie am Ende einer aufreibenden Spielzeit stehen, die mehr Kraft und Ausdauer forderte, als es bei den Gästen der Fall war.

Mag auch das Ergebnis für Frankfurt unbefriedigend sein, so waren doch die beiden Spiele ein Erlebnis im Fußballsport, wie man es leider in der letzten Zeit selten hatte.

Eintracht gegen Bayern München

Beide Mannschaften mußten mit Ersatz antreten, waren aber dennoch stark genug, um sich eine Halbzeit lang einen außerordentlich spannend und auch rassigen Kampf zu liefern. Die Mannschaften standen:

Eintracht

Siebel
Leis      Lohrum
Fürbeth      Gramlich      Zipp
Diefenbach      Weigand      Ehmer      Möbs      Monz

*

Simetsreiter      Krumm      Schneider      Knapp      Bergmayer
Streck      Heitkamp      Bäumler
Schmeiser      Bader
Fink

Bayern

Es würde zu weit führen, die sechs oder sieben Umstellungen der Eintracht während des Spieles zu verzeichnen. Schließlich schied der verletzte Monz aus, dafür trat Tiefel ein.

Was Gramlich für die Eintracht bedeutet, sah man bei diesem Spiel. Er schien sich zu schonen und spielte diesmal allzu defensiv.Als er dann in den Sturm ging, kam verderbliche Unruhe in die Hintermannschaft. Weigand stand als Halbspieler am falschen Platz, auch Möbs hatte nicht seinen besten Tag, dafür kämpfte Ehmer mit größtem Mut, aber er wurde auch oft viel zu hart abgewehrt. Die Eintrachtstürmer hatten es gegenüber der körperlich weit kräftigeren Deckung und Verteidigung der Bayern sehr schwer, so daß die Läuferreihe manchmal sichtlich überlastet war. Trotz aller ihrer Schwächen erwies sich die Mannschaft aber doch als stark genug, um die Bayern bis zur Pause gar oft in größte Gefahr zu bringen, und der Gleichstand war zu dieser Zeit bestimmt berechtigt.

Die wuchtigen Bayern waren außerordentlich geschwind mit dem Schießen bei der Hand, dafür waren die Schüsse aber auch oft zu ungenau. Der linke Flügel des Sturmes war ganz ausgezeichnet, gut gefiel auch Knapp, der anscheinend in München vorwärts kommt. Die Läuferreihe baute anfänglich sehr schon auf, aber dann verlegte sie sich auch viel auf Verteidigung, was der Schönheit des Spiels immer Abbruch tut. Sicher schlug die Verteidigung ihre Bälle ab, aber sie war auch oft zu hart.

Die erste Hälfte brachte einen ausgeglichenen, schnellen und wuchtigen Kampf. Beide Tore kamen gleichmäßig in Gefahr, aber zu einem Treffer langte es keiner Mannschaft, obwohl es Möglichkeiten dafür genug gab. Die letzten Minuten verliefen in einer ungeheuren Spannung, mehrfach hatten die Bauern wirklich Pech mit ihren sauberen Schüssen.

Nach der Pause wurde das Spiel matter. Bald gingen die Münchener in Führung. Siebel schien einen Schuß falsch berechnet zu haben. Er lief aus dem Tor, und Simetsreiter schoß den Ball ein.

Als Ehmer im Strafraum grob zu Boden geworfen wurde, gab es einen Elfmeter, den Möbs verwandelte.

Verschiedene Umstellungen bei der Eintracht hemmten den Fluß ihres Spiels erheblich. In der letzten Viertelstunde waren die Bayern stark überlegen, der Schiedsrichter versagte ihnen einen berechtigten Elfmeter, und mehrmals hatten sie unglaubliches Pech mit ihren Schüssen. Die Eintracht konnte schließlich froh sein, ein Unentschieden gerettet zu haben.

[...]

Merkwürdig ist das Eckenverhältnis der beiden Spiele. Eintracht gegen Bayern 13:3 und Sportverein gegen 1860 München 3:6. Beide Schiedsrichter genügten.      Peka. (aus dem 'Frankfurter Volksblatt' vom 06.05.1935)

 

 


 

 

Südwest (Gau 13)

München in Frankfurt unbesiegt

Über 10.000 Menschen kamen erwartungsfroh zu der Doppelveranstaltung der Eintracht und des Fußballsportvereins, die gegen Bayern und 1860 München Privat-spiele austrugen. Leider wurden sie enttäuscht. Die Eintracht spielte gerade noch 1:1 gegen Bayern und Fußballsportverein verlor schmeichelhaft niedrig 1:2 gegen 1860.

Die beiden Ergebnisse wären leichter hingenommen worden, wenn die Münchener Vereine wirklich überragend gewesen wären. Das kann man aber nicht behaupten. Die „Bayern" waren eine Note besser als 1860. Sie spielten schneller, härter und entschlossener. Vor dem Tore haperte es allerdings beträchtlich. 1860 dagegen spielte in seinem bekannten schönen, doch etwas veralteten Stil, ohne mitreißend zu sein.

Was die Frankfurter dagegen boten, raubte dem Publikum alle Illusionen. Die Eintracht bewies wieder einmal, daß sie heute ein gutes Dutzend erstklassiger Spieler für die Hintermannschaft hat, dazu aber höchstens einen Stürmer, der sich auf ähnlicher Höhe bewegt: Möbs! Man sah einen ausgezeichneten Lohrum in der Verteidigung zusammen mit Leis. Die letzten 20 Minuten spielte dann der neue Internationale Tiefel. Wenn man bedenkt, daß Stubb — übrigens schwer — erkrankt ist, Konrad auf seine Freigabe wartet, auch Schütz und Zipp den Posten noch ganz ordentlich ausfüllen können, dann macht man sich ein Bild von den Möglichkeiten, die Eintrachtverteidigung zu stellen. Ähnlich geht es in der Läuferreihe, in der Mantel durch Fürbeth sehr gut ersetzt war. Aber was soll die beste Hintermannschaft ohne Stürmer?! Was nützt es da, einen Gramlich, Konrad, Tiefel, Leis oder Mantel zu haben? Abgesehen davon ist der Torwart Siebel sehr schwach geworden.

Fußballsportverein mit seinem Liliput-Sturm war auch nicht erfolgreicher. Selbst die Neuerwerbung Emmerich auf Rechtsaußen brachte keine Änderung. Die Hintermannschaft war dazu weniger sicher als diejenige der Eintracht. Deshalb ging das Spiel auch verloren. Beim Stande von 2:0 für München, als man allgemein nur noch auf den dritten Treffer der Münchener wartete, gelang überraschend den Sportvereinlern ein Tor. Das brachte dann wenigstens ein erträgliches Ergebnis.

Bayern München spielte ohne Goldbrunner, der wegen des Länderspiels gegen Irland aussetzen mußte. (Auch Tiefel sprang nur als Ersatzmann für Mons die letzten 20 Minuten ein, was für ihn ein gutes Training bedeutete; er befindet sich übrigens in bester Form.) Wenn man die Münchener spielen sieht, dann wundert man sich immer, wie wenig bei diesem kunstvollen Spiel eigentlich herauskommt. Dabei sieht es anfänglich so aus, als könne die Mannschaft ihre Tore nach Belieben machen. Prächtig, auch im Schuß, spielt der alte Bergmaier immer noch im Sturm, fast noch besser innen als außen. Dagegen hat Krumm tatsächlich sehr nachgelassen. Und für Leute wie Wiggerl Hofmann, Pöttinger oder Rohr ist kein Ersatz erstanden.

Bei 1860 sind die alten Bekannten auch die besten Spieler. Ertl immer noch ein Tormann von unbestreitbarer Klasse. Wendls internationale Laufbahn sollte eigentlich auch noch nicht beendet sein. Der einarmige Pledl ist nach wie vor der feine Techniker geblieben mit dem so sicheren und klugen Innenzuspiel. Man sucht geradezu nach Lachner, wenn man diese Leute sieht. Aber der Glanz des Sechzigerspiels hat nachgelassen, Lachner ist fort und es bleibt nur noch das unfruchtbare Spiel. Die technische Überlegenheit über den Fußballsportverein rechtfertigt jedoch den errungenen Sieg. München hat damit auf fremdem Boden recht erfolgreich abgeschnitten und diesen „Städtekampf" für sich entschieden.      Dr. C.E. L. (aus dem 'Fußball' vom 07.05.1935)

 

 


 

 

Die Münchener gewannen

den Städtevergleichskampf in Frankfurt

Die nackten Zahlen

Eintracht Frankfurt gegen Bayern München 1:1
Fußballsportverein Frankfurt gegen 1860 München 1:2

Das Wunder

Es geht eine Sehnsucht nach dem guten Fußall durchs Land. Freundschaftsspiele ziehen nicht. Die Masse will Kampf um Punkte. Es ist nicht wahr. Die Masse muß guten Fußball in Aussicht haben, dann kommt sie. Der Name München wiegt in der deutschen Fußballgeschichte viel. Es war der schönste Sonntag — nach Wochen des verdrießlichen Regens. Der Taunus lockte, der Main, die mancherlei Möglichkeiten einer schönen Umgebung. Der Fußballfreund schüttelte alle Versuchungen von sich und folgte seinem Herzen: er zog an den Riederwald, wo die Städte München und Frankfurt sich maßen. Und wieder war es ähnlich wie jüngst beim Kommen der Conenelf — man war auf soviel Zuschauer garnicht recht gefaßt. Zwar krachte kein Tor zusammen, aber den Leuten in den Kassenhäuschen wurde es angst und bange. Als angetrillert wurde, kamen noch viele Hundertschaften angezogen. 15.000 Menschen standen schließlich beisammen. „Wegen ein paar Freundschaftsspielen?" Nein. Aus Hunger nach gutem Fußball.

Das Ergebnis

Wenn man es nach Punkten umrechnet, haben die Münchner 3:1 nach Punkten gewonnen, nach Toren 3-2. Das erste ist deutlich, das zweite ist knapp. Die Wirklichkeit ist...

Hie Wirklichkeit ist, daß so gespielt wurde:

Den schönsten Fußball: 1860 München
Den modernsten Fußball: Eintracht Frankfurt
Den zweckmäßigsten und härtesten: Bayern München.
Den stilunsicheren: Fußballsportverein.

München hat gewonnen. Vielleicht war auch Bayern um ein Tor besser, als die Eintracht, die ja das ihre nur durch einen Elfer zuwege brachte. Der Sieg der Leute aus Bayerns Hauptstadt ist von keinem Menschen bestritten worden. Auch die Männer an der Kantine stellten ihre geleerten Aeppelwoigläser nach einem raschen Schluck bei Spielschluß resolut auf die Theke, wischten sich über den Mund und sagten: Die Münchner waren besser. Was die Frankfurter aber freut, ist: auch ihre Leute zeigten, daß sie bei großen Gegnern immer noch aus sich herausgehen. Wenn die Eintracht in dieser Beziehung besser dran war, dann lag es an Rudi Gramlich, dem Dirigenten. Beim Fußballsportverein fehlt der überragende Denker im Spiel. Gramlich hatte nicht einmal seinen glücklichsten Tag, aber was er tat, genügte, um Beruhigung zu schaffen Der Fußballsportverein hatte einen Flügel, der es mit den 1860ern aufnahm. Das waren die beiden „Kleinen", wer anders als Heldmann und Haderer.

Bayern und Eintracht

Das eine Tor fiel nach elf Minuten durch den Linksaußen Simetsreither. Er schoß aus ziemlich spitzem Winkel, nein er hob mehr als er schoß das 1:0. Siebel war durch Gramlich die Sicht versperrt. Mobs trat den Elfer als Sühne für an Ehmer verübtes Foul. Das geschah zwölf Minuten vor Spielschluß.

Die beiden Mannschaften bekämpften sich mit ähnlichen, modernen Methoden. Nur wurden die Bayernverteidiger leichter mit dem Eintrachtsturm einig. Ehmer war eben doch reichlich umständlich, der kleine hundertprozentig energiegeladene Weigand prallte an den Blöcken der Bayernverteidiger ab und Diefenbach hat bekanntlich sehr gute und auffallend schlechte Sonntage; diesmal neigte die Waage sich nicht mehr nach dem letzteren Extrem. Aber auch Monz und Möbs waren nicht in größter Laune. Es ist kein Wunder, daß also kein einziges reguläres Tor fiel.

Die Eintrachtläufer waren auf der Höhe, obwohl Mantel fehlte und Fürbeth ihn nicht recht ersetzen konnte. Die Bayern schossen mehr und plötzlicher, aber recht ungenau. Mehr Ecken holte die Eintracht. Es hieß schließlich 13:4. Ehmer schlenkerte drei davon hinters Tor, woran der Wind nicht ganz unschuldig war. Es war ein Spiel mit viel Tempo und Wucht, es war ein schweres Punktespiel — es war, als ginge es um allerhand.

[...] Den beiden Frankfurter Vereinen danken 15.000 Besucher für den Wagemut ihrer Verpflichtung. Die Vereinsführungen haben jetzt sicher genug Mut zu ähnlichen Veranstaltungen. Wir warten darauf.      Jan Jansen. (aus dem 'Kicker' vom 07.05.1935)

 

 

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