Berliner SV 92 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1937/38

4:0 (2:0)

Termin: 17.04.1938
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0, 2:0, 3:0 Kurzke, 4:0 (Hewerer (2) Kurzke, Ballendat)

 

Jubiläumsturnier des BFC Germania 88

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Berliner SV 92 Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Hewerer für Ballendat
Wechsel
Trainer
Trainer

 

Zu seinem Jubiläumsturnier hatte sich Germania die Berliner Hertha, den Berliner Gaumeister BSV. 92 und den südwestdeutschen Gaumeister Eintracht Frankfurt verpflichtet.

Ein Gipfel der Kühnheit, als Drittklassiger gegen die .Spitzenmannschaften der Liga zu spielen!

Hertha trat gegen Germania mit der halben ersten Garnitur an, aber auch die übrigen waren Spieler, die schon häufig in Herthas erster Ligaelf beschäftigt waren, also mit keinem zweitklassigen Mann. Es dauerte 35 Minuten bis Hertha zum ersten Tor kam!

Natürlich feuerten die Zuschauer jeden Vorstoß der absolut nicht mauernden Germanen an. Die hatten das Pech, dreimal gegen Latte oder Pfosten zu schießen, waren aber doch am Ende 0:6 geschlagen.

Auffallendster Unterschied zwischen erster Klasse und dritter: Das Tempo der erstklassigen ist bedeutend schärfer.

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Eintracht Frankfurt mußte in Berlin gegen den BSV. 92 ohne die am Karfreitag in Stettin verletzten Backs Groß und Stubbs antreten (dafür Ehmer und Lindemann). Für den ebenfalls verletzten Mittelstürmer Möbs spielte Wirsching, für den halbrechts Arheilger.

Der BSV. 92 mit dem hellblonden Ex-Hamburger Polizeioberleutnant Kurzke (die Hamburger Polizei wurde am Karfreitag zum Abstieg verurteilt) als Halbrechten.

Frankfurts Rotschwarzgestreifte sind mit dem immer stärker werdenden Wind im Rücken von Beginn überlegen. Zumal der BSV.-Rechtsaußen Ballendat verletzt wird und abtritt (für ihn Hewerer).

Doch der Wind dreht sich, treibt Kapriolen, leichte Schneeflocken fallen. Eintrachts Stürmerkombination leidet mehr darunter als der BSV., der mit weiten Stößen den Wind ausnützt, rasante Langkaliber auf Peutlers Tor rasseln läßt. Durch einen windbeschwingten Vorstoß kommt der BSV. überraschend zum ersten Tor.

1:0 BSV.

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Eintracht läßt sich nicht entmutigen. In glänzender und schneller Kurzkombination kommt der Sturm fortgesetzt vors Berliner Tor, überwindet die sonst so gute BSV.-Läuferreihe spielend, schafft ein kritische Situation nach der anderen im Berliner Strafraum.

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Des Berliner Meisters weit auseinandergezogene Stürmer wissen aber recht gut, daß Eintrachts Hintermannschaft schwach ist, und der Torwart Peutler sehr schwach. Sie bombardieren nach flinken Durchstößen das Frankfurter Tor mit Kernschüssen aus jeder Lage.

Ein Mißverständnis der Eintrachthintermannschaft und geringes Reflexvermögen des Tormanns besorgen bald das zweite Tor Berlins.

2:0 BSV.

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Falsches Hinauslaufen und hilfloses Danebengreifen des mittelfigürlichen Eintrachttorwartes Peutler schaffen weiterhin brenzliche Situationen vorm Eintrachttor. Stoßseufzer mancher Zuschauer:

„Gerechter Himmel, sind denn in Frankfurt keine besseren Tormänner zu finden? In anderen Städten wachsen doch Klassetorwächter an den Bäumen! Wie kann man Gaumeister mit solcher Belastung werden?!"

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So steht es Halbzeit 2 :0 für BSV., dem Spielverlauf nach unverdient.

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BSV.-Mittelstürmer Tiefel spielt mit Eifer. Noch eifriger ist sein neuer Nebenmann Kurtzke, der mit Polizeischneid zwischen beiden Frankfurter Backs durchgeht, den Sekundenbruchteile zu spät herauseilenden Tormann Peutler umlegt und in die Maschen feuert.

3:0 BSV.

Diesmal war Peutler — der verletzt eine Zeit aussetzen muß — nicht der Alleinschuldige, sondern mehr die Backs.

Eintrachts Spiel läßt nun auch im Sturm nach, der Berliner Meister wird überlegen. Zwar holt Eintrachts gut mit dem Ball mitgehende Läuferreihe wieder offenes Spiel, aber der ausgezeichnete lange BSV.-Torwart Holzhaus fängt die Eintrachtschüsse sehr sicher ab.

Eintracht ist immerhin besser als etwa der primitivere VfR. Mannheim, die Spieler sind (von der Hintermannschaft abgesehen) technisch versiert, halten den Ball gewandt in Fluß. Doch Eintracht ist zu sehr Stimmungself. Zeitweise sieht man brillante Kabinettstücke von Fußballkunst.

Aber Durchschlagskraft und geschlossene Energie fehlen.

Die hat der BSV. mehr, damit holt er dank seiner beiden Außen noch ein Tor.

4:0 BSV.

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Ende 4:0 BSV. (aus dem 'Fußball' vom 19.04.1938)

 

 


 

 

Berliner Osterturnier

Eintr. Frankfurt unterliegt dem BSV. 0:4

Am ersten Tage des von Germania 88 zur Feier ihres 50jährigen Bestehens veranstalteten Fußballturniers im Berliner Poststadion hatten sich etwa 8000 Zuschauer eingefunden. Das Hauptereignis war der Kampf zwischen dem Berliner SV. 92 und Eintracht Frankfurt. Der Südwest-Meister hatte für seine Standard-Verteidigung Groß-Stubb Ehmer und Lindemann eingestellt. Beim BSV. wirkte erstmals der Hamburger Polizist Kurzke mit. Die Frankfurter waren im Feldspiel keineswegs derart unterlegen, wie es das Ergebnis ausdrückt, sie litten nur unter der Schußschwäche ihres Sturmes, der keine der sich zahlreich bietenden Gelegenheiten auszunutzen verstand. Hewerer 2. (2) Kurzke und Ballendat schossen die Tore für den Sieger.

Im zweiten Spiel unterlag die Elf des Jubilars Hertha BSC. klar mit 0:6 Toren. (aus dem 'Volksblatt' vom 19.04.1938)

 

 


 

 

Brandenburg

Schwache Eintracht. Jubiläumsspiele des FC. Germania

Als ob die Zuschauer die "Nase" dafür hatten, daß Eintracht Frankfurt, des Südwestens starker Gaumeister, in Berlin keineswegs eine überzeugende Rolle spielen würde. Und dem war auch so. Die Mainstädter blamierten sich durch eine 4:0-Niederlage gegen unseren Gaumeister BSV. 92 im Rahmen der Jubiläumsspiele des FC. Germania 88, der als ältester deutsche Fußballverein jetzt auf 50 Jahre Bestehen zurückblicken kann. Die Paarung BSV. gegen Eintracht versprach interessant zu werden, man glaubte, ein hochwertiges Spiel zweier Gaumeister zu sehen, die bei den Gruppenspielen zur Meisterschaft ein ernstes Wort mitzureden gedachten. Der BSV. hat es vermocht, diese Behauptung noch zu unterstreichen, indem er eine abgerundete, solide, wenn auch trotz des "Zu Null" nicht ganz fehlerfreie Arbeit leistete. Aber er hat überzeugt, er hat wenigstens gaumeisterwürdig gespielt und durch seinen Einsatz imponiert. Eintracht dagegen? [...] spielte man mit einer nahezu beleidigenden Lustlosigkeit und die Folge war, daß der viel umstrittene BSV.-Sturm einen sogenannten "Aktionsradius" behauptete und unangefochten mit 4:0 Toren siegte.

Gut: man hat in Stettin gespielt, der pommersche Teutonicus mag den Rotschwarzen noch in den Gliedern gesteckt haben. Keine Kleinigkeit, mit 6:5 und Ach und Krach gegen einen Außenseiter zu gewinnen und schon 6:2 geführt zu haben! Stubb fehlte in der Garde, für ihn verteidigte Lindemann neben Ehmer. Mit der Aufzählung der Namen in der Verteidigung und Abwehr muß man auch zwangsläufig die Kritik beginnen. Das "Zu Fünf" ist gestern noch unbegreiflich gewesen, heute ist es begreiflich. Peutler ist nicht der Klassetormann, der gewissermaßen als sicherer "Garant" zwischen den Pfosten zu stehen hat, wenn er einmal den letzten Retter spielen soll. Er hat anfangs einige Bomben abgewehrt, aber in der folge zeigte er sich viel zu hastig und unüberlegt, so daß er gegen seinen ehemaligen Vereinskameraden, den BSVler Tiefel, fast immer das Nachsehen hatte. Der alte Ehmer ging an. Er rettete oft für Peutler, aber Lindemann zeigte später viele Schwächen, die zwei Tore kosteten - Rudi Gramlich nicht schlecht, aber auch nicht auffallend, Mittelstürmer Fürbeth noch am wirkungsvollsten. Mechling auf der linken Deckungsseite mehr schlecht denn recht, der BSV.-Sturm konnte sich endlich mal austoben. So witzig es klingen mag, aber der Frankfurter Sturm war noch der beste Mannschaftsteil, wenn man eine Kritik nun durchaus fassen will. Von dem totalen Versager Röll, der sich in "Kreisklassenformat" vorstellte und alles wahllos in die Luft puffte, einmal abgesehen, haben uns die restlichen Vier gefallen, sie kombinierten und dribbelten, spielten aber eben nur für das Auge. Möbs hat man allerdings nicht berücksichtigt, er blieb draußen, für ihn spielte Ahrweilgers halbrechts. Wirsching, der anfangs so herrlich begann, wurde von Appel in der zweiten Hälfte "erledigt". Es blieb: der linke Flügel Adam Schmitt-Linken, die besten Leute der so enttäuschenden Eintracht. Sie waren die einzigen, die es verstanden, sich immer wieder frei zu spielen, sie waren es, die eine Musterkombination nach der anderen aufzogen, aber Wirschi, der wie ein Alter fummelte, und Röll verdarben zu viel, um die anfänglich wohlverdiente Führung von 2:0 illusorisch zu machen. Nein, in dieser Form - niemals eine Chance, liebe Eintracht! Kann man gegen Hamburg nicht mal Röll pausieren lassen? Und die Läuferreihe müßte man auch schon verstärken. So geht’s ja nicht, was denkt, wie viel "Sachen" ihr vom HSV. bezieht, wenn ihr in dieser Aufstellung euch den Rothoseen stellt... Das vorhergehende Spiel Germania 88 - Hertha BSC. gewann Hertha sicher mit 6:0, wobei betont werden muß, daß 5 Mann der ersten Elf fehlten, u.a. auch Sobek. Germania hatte sich die erdenklichste Mühe gegeben, es war ein feierlicher Augenblick, als der Fahneneinmarsch in den Mittagsstunden des Ostersonntags vollzogen wurde und Dr. Martin im Auftrag des Gaues 3 die Glückwünsche für den ruhmreichen Verein überbrachte. (aus dem 'Kicker' vom 20.04.1938)

 

 

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