VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1950/51 - 2. Spieltag

4:1 (1:1)

Termin: 27.08.1950
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Strobel (Schwabach)
Tore: 1:0 Baitinger (24.), 1:1 Ernst Kudrass (31.), 2:1 Schlienz (65.), 3:1 Blessing (73.), 4:1 Läpple (81.)

>> Spielbericht <<

VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Schmid
  • Retter
  • Steimle
  • Otterbach
  • Ledl
  • Barufka
  • Läpple
  • Schlienz
  • Bühler
  • Baitinger
  • Blessing

 


 

Trainer
  • ??
Trainer

Eintracht-Erfolg war greifbar nahe..

...wenn Kraus, der stärkste Frankfurter, nicht vernachlässigt worden wäre! - Blessing gut erholt

Der Sieg der Stuttgarter war verdient, die Torquote nicht. Der Deutsche Meister hat 65 Minuten lang keineswegs überzeugt und erhob sich erst in den letzten 25 Minuten zu einem besseren Spielniveau. Gegen eine erheblich ausgepumpte Eintracht fielen dann auch, die drei Tore, die den angstschwitzenden VfB-Anhang von aller Sorge befreiten, obwohl es zwischendurch „schüttete" und die schutzsuchenden Stehplatz-Besucher einen Teil des Spielfeldes durcheilten, um in gesicherte Tribünennähe zu kommen.

Warum von vornherein „mauern"?

Eintracht Frankfurt hat sich durch eigene Taktik vorzeitig verausgabt. Man kann nicht mit der simplen Methode der Nur-Verteidigung und einem Zwei-Mann-Sturm (später war es nur noch einer...) einen deutschen Meister überrennen, so anfechtbar dessen Verteidigung wieder gewesen ist. Man kann sich auch nicht in dauernde, nutzlose, wenn auch schön anzuschauende Dribblings gefallen, wie es beispielsweise der Halblinke Schmitt getan hat, anstatt seinen Nebenmann W. Kraus auf dem linken Flügel stärker einzusetzen - jenen Spieler, von dem die meiste Gefahr ausging.

Schieth im Sturmzentrum erfreute sich doppelter, manchmal sogar dreifacher Sonderbetreuung, Heilig wirkte erfolgreich, hatte aber unglaubliches Schußpech. Alle Hochachtung nötigten dafür die Abwehrreihen der Eintrachtler ab.

Eine erstklassige Partie lieferte Torwart Heilig: Sicher, elegant, ohne theatralisch zu wirken, hechtete, faustete, fing er die Bälle sogar aus kürzester Distanz — der VfB-Sturm verzweifelte lange Strecken an diesem Schlußmann, der wieder einmal den Beweis erbrachte, daß er zu den instinktsichersten Hütern des Südens gehört. Nach ihm ist Bechtold zu nennen. Er übertraf seinen rechten Nebenmann Kaster, der mitunter von Stopper Giller in den Schatten gestellt wurde, wähend Kudras und Zänger, die bald nach Spielbeginn die Plätze wechselten, nicht immer präzise im Abspiel waren. Das große Arbeitspensum, die zu bewältigende Laufarbeit haben viel dazu beigetragen, daß Eintrachts Sperrgürtel um den Strafraum löcherig wurde.

0:1 - Frankfurt aus dem Gleichgewicht

Der VfB Stuttgart hat ein sehr kritisches Publikum gefunden. Wir finden das keineswegs deplaciert. Lieber Fehler schon jetzt erkennen, als nachher gerupft zu werden, jedenfalls: man pfiff wieder einmal lang und gellend wie beim deutschamerikanischen Gastspiel (4:1). Pfiffe und Torskala waren also die gleichen. Ehe der VfB wieder schwerere Gegner vorgesetzt bekommt, dürfte er in Tritt sein. Er hat Glück, daß ihm nicht schon jetzt kämpferisch besser fundierte Mannschaften serviert werden.

Das Spiel atmete Spannung, es war temporeich, und aufregend, ohne ein besonderes Oberliga-Format aufzuweisen. Aber die 10000 waren mit der biederen Hausmannskost zu Beginn der Serie zufrieden. Als die Stuttgarter durch einen Treffer von Baitinger, der ein unverständlich langes Zögern der Eintracht-Verteidigung geschickt nutzte, und das Leder mit mächtigem Schuß ins obere linke Toreck kanonierte, 1:0 führte (24. Min.), schien Frankfurt vorzeitig k.o.-reif zu sein.

Als aber in der 31. Minute Außenläufer Kudras' langer Flachschuß das 1:1 schuf, da, wankte der Meister! Da hätte es nur einiger Zentimeter bedurft, um Eintrachts 2:1-Vorpausenführung zu gewährleisten, als Heiligs Bombenschuß ganz knapp neben dem linken Pfosten ins Aus fegte, als Schieth, allein durchgeeilt und zum Schuß ansetzend, etwas ins „Stolpern" gebracht wurde (es stank nach einem Elfer...) und als der entsetzlich eigensinnige Schmitt, völlig freistehend, das Leder auf Schmids Gehäuse schaufelte, statt dem sich verzweifelt die Haare raufenden, gänzlich ungedeckt stehenden W. Kraus die Kugel zuzupassen. Dazwischen lag allerdings ein Pfostenschuß von Bühler, ein sogenannter „unhaltbarer", der ebensogut dem Gastgeber das Vorpausen-2:1 beschert hätte ...

Nach Seitenwechsel Eintracht-Furioso, dann Zwischenspurt des VfB, herrliche Henig-Paraden, ein Läpplescher Gewaltschuß, wieder Eintracht, Angriff, der - obwohl nur aus W. Kraus und Schieth bestehend - fünf VfB-Abwehrmänner in schwere Verlegenheit bringt, kurzum: tolle Szenen. Dann aber wieder, weil dem VfB durchaus nichts gelingen will, Pfeifkonzert, das schon orkanartig wirkt, als ein Freistoß jämmerlich versiebt wird.

Nach 65 Minuten Befreiung: Baitinger, fast bis ans Tor geeilt, flankte und Robert Schlienz hatte nur noch zu vollstrecken. Er tat das in gekonnter Art. Das schönste Tor des Samstags: ein unwahrscheinlicher Hakentrick des wieder seiner Bestform näherkommenden Blessing ergab in der 73. Minute das 3:1, worauf Eintracht resignierte. Treffer Nr. 4 von Läpple neun Minuten vor dem Ende erzielt, hatte nur noch statistische Bedeutung. Lobend beim VfB zu erwähnen: der gesamte linke Flügel Baitinger-Blessing sowie Barufka. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 30.08.1950)

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