Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Oberliga Süd 1957/58 - 29. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: 06.04.1958
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Ommerborn (Saarbrücken)
Tore: 0:1 Ehrlinger (26.), 1:1 Hermann Höfer (45., Elfmeter), 1:2 Ehrlinger (51.)

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Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Geißler
  • Bauer
  • Koch
  • Schmolke
  • Erhardt
  • Mai
  • Schmidt
  • Gottinger
  • Bucklisch
  • Ehrlinger
  • Landleiter

 

Trainer Trainer
  • Jenö Csaknady

 

Eintracht stürmte in die Niederlage

Nur Horvat besitzt gute Nerven

Eintracht Frankfurt — SpVgg. Fürth 1:2 (1:1)

Wenn die Eintracht nach diesem Ausrutscher nicht in die Endrunde einzieht, dann hat sie wenigstens einen Titel sicher: sie ist die Mannschaft mit den dünnsten Nervensträngen. Was nützt das 5:3 von Nürnberg, was nützen die schönsten Flutlichtspiele, wenn die Nerven ernsten Belastungsproben nicht standhalten. In Nürnberg, ja, da war man unbekümmert, denn man hatte eine Niederlage gewissermaßen einkalkuliert. Aber schon gegen Schweinfurt war alles verkrampft und erst Meier rettete seinen Verein vor einem Punktverlust. Und gegen die Fürther drückte das Siegen-müssen die Mannschaft nieder, schließlich hatte man den Eindruck, die Spieler hätten vor lauter Nervosität vergessen, wie man Fußballspielen muß! Nur einer behielt die Ruhe und klaren Kopf: Ivica Horvat. Nun, wenn man allein 62mal das jugoslawische Nationaltrikot getragen und an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilgenommen hat, dann ist man kaum mehr aus der Ruhe zu bringen.

Als die Mannschaften bekanntgegeben wurden, da war Fürths Plan klar: der„Stürmer" Ehrlinger würde Läufer spielen, der „Läufer" Schmolke Stopper und Erhardt als Mädchen für alles seinen Strafraum reinputzen. Genau so kam es und wie so oft erwies es sich, daß die Eintracht mit derartigen Taktiken nicht fertig wird. Ja, man muß schon sagen: nicht fertig werden kann. Dazu gehört ein Läufer, der als sechster Stürmer nach vorne geht und den Ausputzer ständig beschäftigt. Dazu gehören Flügelstürmer, die die Verteidiger zu den Eckfahnen hinauslocken und für den Innensturm freie Bahn schaffen.

Es mußte also schiefgehen, denn die Eintracht verfügt zwar über derartige Flügelstürmer, aber über keinen derartigen Außenläufer. Was nutzt ein Kreß und seine Vorstöße, wenn sich niemand von seinen Mitspielern anbietet. Was nutzt ein Meier, der zur Zeit der einzige schußfreudige Mann im Riederwälder Sturm ist, wenn er von seinem Halbstürmer gröblich vernachlässigt wird. Was nützt das alles, wenn die Außenläufer den neuralgischen Punkt im Eintrachtspiel bilden! Seit Wochen läßt sich bei Schymik und Weilbächer ein Formrückgang bemerken, an diesem Ostersonntag war beider Form einfach indiskutabel!

Zu viele Querpässe

Schymik hielt mit seinen Querpässen das Spiel einfach auf und mit seinem sturen „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand" schadete Weilbächer mehr als er nutzte. Im Herbst, da wäre es noch richtig gewesen, Weilbächer vor in den Sturm zu nehmen, jetzt bedeutet das nur einen Mißgriff.

Hier lag die eigentliche Ursache der Niederlage, die zweite Ursache waren die schon erwähnten dünnen Nervenstränge. Das fing bei Loy an, der nicht so souverän wie sonst wirkte, auch wenn man ihm nicht unbedingt die beiden Tore ankreiden will, dazu waren die Schüsse Ehrlingers zu plaziert. Die Nervosität breitete sich immer stärker aus. Bechtold und Höfer unterliefen etliche Patzer, von Weilbächer und Schymik sprachen wir schon — das setzte sich fort im Sturm. Sztani, wurde unter Schmolkes harter Bewachung so unsicher, daß ihm einmal die Gäule durchgingen und er beinahe nachgeschlagen hätte. Pfaff verschwand nach der Pause völlig resigniert (für Weilbächer) in der Läuferreihe, das sagt alles!

Da rackerte sich Lindner verbissen ab, da versuchte Kreß seine Tricks, vergebens alles, denn war ein Fürther überspielt, so baute sich schon der nächste vor ihnen auf, einer war immer zur Hilfe frei. Und was mitentscheidend war: hier spielte man nicht mit dem Ball, hier spielte man auch ohne den Ball. Hatte ein Eintrachtstürmer den Ball abgespielt, so blieb er meistens stehen. Bei den Fürthern war das ganz anders: hier blieb man im Laufen und so lief auch der Ball ohne anzuhalten durch die Fürther Reihen. Mit ihren wenigen Angriffen kamen die vier Fürther Stürmer zum Sieg, das heißt da waren es fünf Stürmer, denn jedesmal entging es Schymik, daß er den vorstoßenden Ehrlinger bewachen mußte. Ehrlinger nutzte diesen Fehler zu beiden Toren aus.

Eckenverhältnis 15:2!

Bei Schlußpfiff hatten die Eintracht fünfzehn Eckbälle und die siegreichen Fürther deren zwei auf dem Konto. Und hätte nicht Erhardt in einer Reflexbewegung nach dem Ball geschlagen und Höfer den Elfmeter wuchtig verwandelt (44. Minute), die Eintracht hätte nicht einen Treffer erzielt. Gewiß, es war auch Pech dabei. So erwischte Gaißler rückwärts fallend noch einen Kopfball Lindners (39. Minute), so segelte ein Schrägschuß Meiers buchstäblich an der Lattenkante entlang, um dann neben und nicht in das Fürther Tor zu geraten (68. Minute). Aber fünfzehn Eckbälle und kein Tor! Zwei Eckbälle landeten hinter dem Tor, dreizehnmal fing Geißler den Ball hochspringend ab. Ein Sturm, der so etwas zuläßt, darf kein Sturm mehr genannt werden. Denn so souverän war die Fürther Abwehr auch nicht. Oft verspürte man auch bei ihr eine gewisse Nervosität, die vielen Eckbälle deuten das an. Aber man fing sich immer wieder, auch Erhardt, der nicht so souverän gegen Sztani oder Pfaff wie gegen Di Stefano wirkte. Aber hier stand einer für den anderen, hier stand eine Mannschaft gegen ein Team, zusammengesetzt aus elf Einzelspielern. Wie leicht sah das Fürther Spiel aus, wie im Rösselsprung wanderten die Pässe oft über das Feld hin und her, kreuz und quer — und dazwischen irrte irgend ein Eintrachtspieler umher.

Vermutlich wird dieser Erfolg den Fürthern nichts mehr nutzen, man muß das bedauern, denn zur Zeit sind die elf Fürther die beste Mannschaft, die wir im Süden aufzuweisen haben. Ihr könnte der Süden mehr zutrauen als der leider nervenschwachen Eintracht, dem ebenso fahrigen KSC (dem neun gesunde FSVler schwer zu schaffen machten) und dem unsicheren Kantonisten, der das ruhmreiche Clubtrikot, trägt.     Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 08.04.1958)

 

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