Eintracht Frankfurt - Viktoria Aschaffenburg

Oberliga Süd 1958/59 - 10. Spieltag

4:1 (1:1)

Termin: 01.11.1958
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Klein (Offenburg)
Tore: 0:1 Buchwalder (10.), 1:1 Erich Meier (31.), 2:1 Erich Meier (59.), 3:1 Eckehard Feigenspan (65.), 4:1 Schmitt (70., Eigentor)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Viktoria Aschaffenburg

 


  • Groh
  • Mirsberger
  • Schmitt
  • Schnabel
  • Horst
  • Warmuth
  • Nothnik
  • Hitzel
  • Budion
  • Hauner
  • Buchwalder

 

Trainer Trainer
  • Fritz Rebell

 

Ein teuer erkaufter Sieg der Riederwälder

Eintracht Frankfurt — Viktoria Aschaffenburg 4:1 (1:1)

Fin teuer erkaufter Sieg der Eintracht. Im Spiel der Reserven humpelte Kreß gegen Schluß immer stärker, im Treffen der beiden ersten Mannschaften wurde Bäumler angeschlagen und Meier sogar auf der Tragbahre vom Feld getragen. Man muß schon sagen; vom Schlachtfeld getragen. Während bei Kreß kein Verschulden eines Gegners vorlag, trugen zwei Menschen an den Verletzungen von Bäumler und Meier die Schuld: Schiedsrichter Klein und Aschaffenburgs Stopper Horst. Der Schiedsrichter, weil er viel zu großzügig pfiff und die in der zweiten Halbzeit stärker aufkommenden Härten nicht sofort unterband. Wir schreiben die Zeilen nicht aus Lokalpatriotismus, wir haben nie gezögert, auch Frankfurter Spielern die Meinung zu sagen, wenn sie Härte mit Unsportlichkeit verwechselten. Was sich aber der Spieler Horst erlaubte, ging über die so oft zitierte Hutschnur. Sein Prinzip ist es, dem Gegenspieler eins auszuwischen. Bei Meier ist es ihm vollauf gelungen. Von hinten (!) brachte er den Frankfurter zu Fall. Die Schmerzen Meiers waren so groß, daß er in der Kabine die Tränen nicht zurückhalten konnte und mit Verdacht auf einen Knöchelbruch noch während des Spieles ins Krankenhaus gefahren wurde. Herr Horst aber spielte seinen harten Stiebel weiter!


Knocheneinriß

Der Eintracht-Masseur Heinz Etzold besuchte am Sonntagnachmittag den verletzten Eintrachtspieler Meier, der im Maingau-Krankenhaus liegt. Meier trug einen Knocheneinriß am linken Knöchel davon und wird einige Wochen nicht spielen können. Am betrüblichsten ist nach Etzolds Meinung die Tatsache, daß sich nach dem Spiel der Aschaffenburger Horst, den Etzold von DFB-Kursen her kennt, nicht einmal nach Meiers Befinden erkundigt habe. hk


Schade, daß die Rüpelhaftigkeit des jungen Aschaffenburgers seiner Mannschaft alle Sympathien am Riederwald raubte. Denn Sympathien hatten die zuerst schön aufspielenden Gäste unbedingt, zumal sich Verteidiger Mirsberger schon in der ersten Spielminute bei einem Zusammenprall mit Höfer verletzte und nur noch als Statist zu verwenden war. Die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit war er überhaupt nicht auf dem Feld.

Das war ein großes Handicap für die Gäste. Dabei machte man eine großartige Entdeckung: die Entdeckung des Verteidigers Nothnik. Für Mirsberger mußte der Rechtsaußen in die Abwehr zurück, wo er fair (es geht auch so!) gegen den linken Eintrachtflügel aufräumte. Mit seinen schnellen Starts, mit seinem Dazwischengehen erinnerte er an Stollenwerk.

Die Sympathien waren nach Mirsbergers Verletzung gleichmäßig verteilt. Nicht zuletzt, weil die Aschaffenburger unverdrossen weiterkombinierten. Der Routinier Budion zog aus dem Hintergrund die Fäden und die flinken Hitzel, Hauner und Buchwalter wirbelten die Eintrachtabwehr so durcheinander, daß es den getreuen Anhängern auf Stehterrassen und Tribüne Angst und Bange wurde. So war auch niemand überrascht, daß die Gäste nach zehn Minuten zur verdienten l:0-Führung kamen.

Der humpelnde Verlegenheits-Rechtsaußen Mirsberger schlug eine Flanke hinüber zum linken Flügel, der Ball sprang Lutz unter dem Arm durch und erreichte den angespielten Buchwalter. Dessen trockener Schuß ließ Loy keine Chance. Die Eintrachtabwehr schwankte wie ein angeschlagener Boxer. Selbst die Außenläufer waren zu dieser Zeit nicht im Bilde und die Verwirrung wird am besten durch die Tatsache beleuchtet, daß Loy gerade noch durch einen Hechtsprung eine völlig unbesonnene Rückgabe von Lutz erwischte und ein Selbsttor verhütete.

Wenn die Eintracht sich wieder sammeln konnte, dann verdankt sie das in erster Linie einem Spieler: ihrem Rechtsaußen Bäumler. Er schlug Flanke um Flanke in den Aschaffenburger Strafraum, eine schöner als die andere — da mußte doch einfach ein Tor fallen. Und es fiel. Zwar konnte Groh die Flanke wegfausten, zwar konnte er in einer unwahrscheinlichen Reaktion den Nachschuß Feigenspans abwehren, aber bei Meiers sofortigem Nachschuß saß der tapfere Aschaffenburger Schlußmann noch am Boden.

Das 1:1 brachte Ruhe in das Eintrachtspiel. Jetzt faßte die Abwehr wieder Tritt, jetzt konnten sich Schymik und Weilbächer wieder dem Spielaufbau widmen, jetzt rafften sich die Stürmer an Bäumlers Leistung auf. Daß es bis zur Pause beim 1:1 blieb, lag ausschließlich an Grohs Fangkunst. Er wischte nach der Pause mit einer Hand den Ball gerade noch vor Bäumlers Nase weg. Sollte es beim Unentschieden bleiben? Zu diesem Zeitpunkt war es verdient.

Aber der zweite Treffer hing in der Luft. Um Millimeter verfehlte Feigenspans Kopf eine Flanke Meiers. Um Millimeter köpfte Feigenspan drei Minuten später über das Tor. Aber zwei Minuten später war es geschehen: zwar hatte Groh bei einem Bäumlerschuß prächtig reagiert, aber gegen Meiers Bombe war kein Kraut gewachsen. Es folgte in der 62. Minute das Foul an Meier, aber die Eintracht war nicht mehr aufzuhalten. Hart am Pfosten köpfte Feigenspan eine Flanke Bäumlers unhaltbar ins Netz. Resigniert und anerkennend klopfte der geschlagene Groh dem jungen Eintrachtmann auf die Schulter. Es folgte das vierte Tor und während Pechvogel Schmitt Bäumlers Flanke ins eigene Tor schlug, verübte Horst hinter dem Rücken des Schiedsrichters ein Foul an Bäumler.      Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 03.11.1958)

 

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