Moldova Chișinau - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1959/1960

5:1 (3:0)

Termin: 04.08.1959
Zuschauer:
Schiedsrichter: Alexander Malets (UdSSR)
Tore: 1:0 V. Samsonov (19.), 2:0 V. Falameev (36.), 3:0 B. Abramov (40.), 3:1 H. Weilbächer, 4:0 V. Samsonov, 5:0 V. Tsinkler

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Moldova Chișinau Eintracht Frankfurt

  • Vladimir Vostroilov
  • Yuri Zelenyaev
  • Evgeniy Larin
  • Valentin Mirgorodsky
  • Boris Abramov
  • Nikolai Esin
  • Valentin Folomeev
  • Vladimir Tsinkler
  • Yuri Korotkov
  • Vladimir Samsonov
  • Victor Korolkov.

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Alexander Sevidov
Trainer

 

Der Eintracht-Niederlage folgte ein Sieg

Die große Reise des deutschen Meisters durch die Sowjetunion

Am Dienstag, dem 4. August 1959, nachmittags, endete, fern der Heimat, in der sowjetischen Stadt Kuibyschew die erstaunlichste Erfolgsserie, die Deutschlands Fußball-Geschichte kennt. Die Frankfurter Eintracht verlor 1:5. Sie war bis zu diesem Tag in 37 schweren bis schwersten Fußballspielen, sie war im Spiel der Spiele um die deutsche Meisterschaft und in einem Zeitraum von nahezu zehn Monaten ungeschlagen geblieben. Eine längere Siegesserie gelang bisher nur dem ruhmreichen 1. FC Nürnberg in den Jahren 1919—1922. Aber die Verhältnisse damals und heute sind nicht vergleichbar. In Kuibyschew endete etwas absolut Einzigartiges und kaum Wiederholbares.

Frankfurt trug die Nachricht gefaßt. Die Serie ist abgerissen, aber sie ist nicht ausgelöscht. Solange am Main der Fußball rollt, wird sie von einer Mannschaft zeugen, die durch ihren Fleiß, ihre Hingabe, ihre Disziplin, ihr Können und ihre verblüffende Fähigkeit, auch im höchsten Glück den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren, allen Naturgesetzen vom Auf und Ab zwischen Hochform und Krise Hohn sprach. Man ist versucht, ein stehendes Wort zu gebrauchen, das niemand mehr so recht ernst nimmt: Die Aerzte stehen vor einem Rätsel. Hier wäre dieses Wort am Platze. Die Eintracht gewinnt bereits seit Wochen wieder alle Vernunft.

Sie hätte unter üblichen Umständen wahrscheinlich auch in Kuibyschew gewonnen. Was bis hierher durchsickerte, ist vorläufig nicht viel. Daß Hermann Höfer beim Stande von 0:0 einen Elfmeter verschoß, daß plötzlich ein Riß in der Deckung der Eintracht klaffte und daß es innerhalb weniger Minuten 3:0 für Kuibyschew hieß, daß Weilbächer den Gegentreffer schoß und zusammen mit Kreß der stärkste Spieler war — mehr ließ sich beim Direktgespräch über Fernamt Mos kau nicht verstehen. Aber man weiß, daß die Riederwälder wie Gehetzte in dieses Treffen jagten. Zwischen dem 120-Minuten-Spiel in Stuttgart und dem ersten Auftreten in der Sowjetunion lag praktisch nur der Flug. Jeder deutschen Mannschaft wäre unter gleichen Umständen wahrscheinlich das gleiche widerfahren. [...] Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 10.08.1959)

 


 

Bei 0:0 verschenkte Höfer Elfmeter-Chance

Der deutsche Meister nach 37 Spieltagen erstmals besiegt - Blitzstart der Russen

FC Kuibyschew — Eintracht Frankfurt 5:1 (3:0) KUIBYSCHEW — Eine Niederlage im Fußball ist kein Beinbruch und wenn diese erste Niederlage nach 37 gewonnenen bzw. unentschiedenen Spielen kommt, wenn dazwischen die deutsche Meisterschaft lag, dann ist das kein Grund zum Trauern. Einmal erwischt es jeden. Nun, die Frankfurter Eintracht, der deutsche Meister von 1959, erwischte es ausgerechnet In der Sowjetunion, in Kuibyschew, 500 km hinter Moskau an der Wolga.

Allerdings, die 1:5-Niederlage, die die Frankfurter bei ihrem ersten Spiel der Rußlandreise am Dienstagabend bezogen, war etwas zu hoch ausgefallen. Aber man stelle sich vor: Samstagabend hatte die Eintracht ein 120-Minuten-Pokalspiel (einschließlich Verlängerung) beim VfB Stuttgart (2:2), dann ging es zurück an den Main, am Sonntagvormlttag Start nach Moskau, Montag weiter nach Kuibyschew und Dienstag auf den Fußballplatz. Obwohl die Aufnahme der Frankfurter sehr herzlich und die Reise verhältnismäßig bequem war — die Strapazen und die klimatische Umstellung machten sich doch bemerkbar.

Sie machte sich vor allem zu Beginn des Spieles an der Wolga bemerkbar. Bis der Motor des deutschen Meisters richtig angelaufen war, war das Spiel bereits verloren: denn nach 21 Minuten stand es schon 3:0 für die technisch ausgezeichneten Gastgeber. Der Blitzstart der Russen machte sich bezahlt.

Bevor die sonst so slchere Eintracht-Abwehr sich gefangen hatte, zappelte der Ball schon dreimal im Netz von Torwart Loy. Hinzu kam, daß Verteidiger Höfer beim Stande von 0:0 einen von dem sehr objektiv leitenden russischen Schiedsrichter gegen die Elf aus Kuibyschew verhängten Elfmeter nicht verwandeln konnte.

Als die Frankfurter Spieler langsam warm geworden waren, als der Trotz und Wille dazu kamen, sich nicht einfach „verkaufen" zu lassen, wurde die Partie ausgeglichener. Der junge Stopper Lutz fand sich im Abwehr-Zentrum immer besser zurecht. Außenläufer Weilbächer lieferte ein ganz großes Spiel und vorne war Richard Kreß, der beste Spieler auf dem Platz, wieder einmal die treibende Kraft. Auf das Konto von Weilbächer kam der Ehrentreffer beim Stande von 1:3, aber der 5:1-Sleg der Leute aus Kuibyschew war nicht aufzuhalten.

Uebrlgens hat die Eintracht nun doch noch ein weiteres Spiel abgeschlossen, das am 6. August in Kiew steigt, bevor die Reise durch die UdSSR mit dem Spiel in Leningrad am Wochenende abgeschlossen wird. (aus dem 'Sportmagazin' vom 06.08.1959)

 


 

Der Deutsche Meister in Rußland

1:5... aber Sieg in Kiew!

Die Frankfurter Eintracht war nicht der erste Verein aus der Bundesrepublik, aber der erste Deutsche Meister, der in die Sowjetunion kam. Das Interesse war deshalb besonders groß. Russische Beobachter, die in den letzten Monaten die Eintracht spielen sahen, hatten berichtet, daß sie ein „brasilianisches" Spiel pflege, sowohl vom System her, wie auch in der Technik der einzelnen Spieler. Besonders vermerkt wurde die lange Erfolgsserie, mit 36 Spielen hintereinander ohne Niederlage. Und als die Spieler, erschöpft nach strapazenreicher Reise, in Kuibyschew aus dem Flugzeug kletterten, stellte sich heraus, daß es mittlerweile gar 37 Spiele geworden sind, denn unmittelbar vor dem Abflug aus Deutschland haben die Frankfurter ja in Stuttgart 2:2 gespielt.

Aber dieses Spiel muß die Eintracht doch sehr viel Kräfte gekostet haben. Dazu noch direkt anschließende Flugreise, der Klimawechsel, den die Gäste in den wenigen Stunden seit ihrer Ankunft in Kuibyschew, dem früheren Samara, einer Stadt von fast 700.000 Einwohnern, über 1000 Kilometer südöstlich von Moskau, einfach nicht verkraften konnten.

Dazu trafen sie auf einen sehr ehrgeizigen Gegner. Die „Flügel", obwohl derzeit nur Zehnter der zwölf Vereine umfassenden A-Liga, haben sich auf Meister gewissermaßen spezialisiert. In ihrem letzten Heimspiel war Vorjahrsmeister Spartak Moskau der Leidtragende, der 4:2 trotz bester Besetzung verlor und beide Punkte an der Wolga lassen mußte. Auf eigenem Platz gelten die „Flügel" als fast unschlagbar, was auch vor kurzem ein Gast aus Belgien, „La fiantoise" erfahren mußte, der glatt unterlag. Starker Beifall empfing den Deutschen Meister beim Einlaufen ins Kuibyschewer Stadion, die Spieler beider Mannschaften tauschten Blumen und Erinnerungsstücke aus, und in den ersten Minuten sah es ganz danach aus, daß die „Flügel" ihre erste Heimniederlage in einem internationalen Treffen einstecken müßten. Angetrieben durch den kraftvollen Läufer Weilbächer kam die Mannschaft gut ins Spiel, und als der schnelle Kreß, Frankfurts bester Stürmer, nur durch ein Foul im Strafraum gebremst werden konnte, schien das Führungstor unabwendbar. Aber Verteidiger Höfer verschoß den Elfmeter. Die Verwirrung nutzte der Kuibyschewer Angriff, und drei Tore innerhalb kurzer Zeit warfen die Frankfurter zurück.

Weilbächer, der wohl noch die meiste Kraft hatte, konnte zwar den Abstand auf 1:3 verkürzen, aber da dem Eintrachtsturm einfach nichts gelingen wollte, konnte auch die nun wieder sicherer gewordene Abwehr zwei weitere Tore nicht mehr verhindern. [...] (aus dem ''Kicker' vom 10.08.1959)

 

Deutscher Meister wieder daheim

Die Rußland-Reise der Frankfurter Eintracht hat den Spielern sicherlich ein ganz großes Erlebnis beschert. Sie schwärmen von der herzlichen Aufnahme, loben die gute Betreuung auf allen Gebieten und sind überzeugt, daß ihre Tournee wieder einmal die völkerverbindende Mission des Sports unterstrich.

Wir zweifeln nicht daran.

Es wäre aber verfehlt, nicht auch die schlechten Erfahrungen zu registrieren, die im Zusammenhang mit der Reise des Deutschen Meisters gemacht worden sind, Erfahrungen auf nachrichtentechnischem Gebiet. Hier hat sich die Existenz des Eisernen Vorhangs erneut bewiesen.

Was wahrend der Reise an Nachrichten nach Deutschland durchsickerte, war nicht nur außerordentlich dürftig, sondern auch falsch. Es nützt nichts, für dieses häßliche Wort irgendeine mildere Umschreibung suchen zu wollen. Falsch bleibt falsch, und es war so ziemlich alles falsch, was Nachrichtenagenturen, auch internationale, sowie Zeitungen über die Spiele der Eintracht verbreiteten. Fast die gesamte deutsche Presse und auch eine große Zahl ausländischer Blätter stände heute vor der Notwendigkeit, sich zu berichtigen.

Halten wir fest: Das ursprüngliche Programm der Eintracht sah drei Spiele in Rußland vor, gegen „Flügel" Kuibyschew, gegen Moldau Kischinew und gegen Zenith Leningrad, alles Vereine der ersten Klasse. Dann hieß es, das zweite Spiel (in Kischinew) sei abgesagt. In Wahrheit betraf diese Absage jedoch Kuibyschew. Statt dessen wurde dann in Kiew gespielt.

Gemeldet wurden, auch im KICKER, folgende Ergebnisse:

.Flügel" Kuibyschew — Eintracht Frankfurt 1:5.
Dynamo Kiew — Eintracht Frankfurt 0:1.

Zwar stimmten die beiden Zahlen, doch die Gegner der Eintracht hießen anders, nämlich Moldau Kischinew und Arsenal Kiew.

Der Unterschied ist bedeutend. Er betrifft im ersten Falle weit über tausend Kilometer, im zweiten Falle eine ganze Klasse, denn Arsenal Kiew spielt in der zweiten Liga.

Es war kein Zufall, daß der KICKER In seiner letzten Ausgabe nicht auch das dritte Ergebnis meldete. Denn als der 3:2-Sieg der Eintracht über Zenith Leningrad bekannt wurde, entsannen wir uns, im SOWJETSKI SPORT gelesen zu haben, daß Zenith 24 Stunden vorher ein Meisterschaftsspiel gegen Dynamo Kiew auszutragen hätte. Unsere Skepsis dem 3:2 gegenüber lohnte sich. Heute wissen wir, daß die Eintracht zwar beide Mannschaften gesehen hat, im Meisterschaftsspiel nämlich, daß sie aber 24 Stunden später in Leningrad nicht gegen Zenith, sondern gegen Admiralität antrat.

Auch hier liegt der Unterschied in der Klasse.

Die Bilanz der Eintracht, mit einer Niederlage (1:5 in Kischinew) und zwei Siegen (in Kiew und Leningrad) sowie dem abschließenden 2:0-Erfolg über die als „Auswahl Helsinki" getarnte finnische Nationalelf, klingt alles in allem erfreulich. Doch sie erfährt ihre Abstriche in der Tatsache, daf) die beiden Siege in Rußland hall gegen zweitklassige Mannschaften errungen worden sind. Hier stand der russische Fußball offensichtlich nicht zum ursprünglich vorgeschlagenen Programm und es fragt sich, ob ein Deutscher Meister später auf zweitklassige Gegner hätte einzugehen brauchen. Wir sind sicher, daß er auch gegen erstklassige Mannschaften besser abqeschnilten hätte als beim 1:5-Start in Kischinew, der offensichtlich das Handikap gerade überstandener Reisestrapazen in sich trug. K. Becker (aus dem ''Kicker' vom 17.08.1959)

 

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