Atletico Bilbao - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1960/1961

2:1 (2:1)

Termin: 27.08.1960, Flutlichtspiel in Cadiz
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Contreras (Spanien)
Tore: 1:0 Merodio (23.), 1:1 Alfred Pfaff (33.), 2:1 Arieta (40.)

Trofeo Ramon de Carranza, Halbfinale

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Atletico Bilbao Eintracht Frankfurt

  • Carmela
  • Orue
  • Canito
  • Zorriqueta
  • Etura
  • Iturriaga
  • Aquirre
  • Marcaida
  • Arieta
  • Merodio
  • Uribe

 


 

Trainer
  • Juan Antonio Ipiña
Trainer

 

Das große Turnier von Cadiz

Pfaff verschoß Elfmeter

Sonderbericht des „Neuen Sport" von Enrico Llossos

Atletico Bilbao — Eintracht Frankfurt 2:1 (2:1)

Unter dem Flutlicht von Cadiz knüpfte die Eintracht an ihre große Form der Europapokalspiele an und begeisterte um die Mitternachtsstunde 32.000 heißblütige Spanier. Wenn es trotzdem nicht zu einem Sieg gegen den mit mehreren Nationalspielern antretenden Atletico Bilbao reichte, so lag es daran, daß sich verschiedene Faktoren gegen die Eintracht verschworen hatten, denen auch mit den schönsten Kombinationszügen nicht beizukommen war.

Da war zunächst einmal das Schußpech, das selten einmal eine Mannschaft so heimgesucht haben dürfte wie die Eintracht bei ihrem ersten Spiel des großartig besetzten Cadizer Turniers, viermal ließen Schüsse von Pfaff, Kreß und Stein Latte bzw. Pfosten erzittern und zu allem Unglück konnte Bilbaos reaktionsschneller Torwart in der 52. Minute einen Elfmeter Pfaffs aus der Ecke holen. Hinzu kam, daß der spanische Schiedsrichter Contrear Entscheidungen fällte, die ständig die Eintracht benachteiligten und auch den stürmischen Widerspruch seiner objektiven spanischen Landsleute hervorriefen. So resultierte der zweite Treffer Bilbaos aus klarer Abseitsstellung und bei einem Foul an Lindner im gegnerischen Strafraum schwieg die Pfeife des Unparteiischen. Desweiteren stand der Eintracht eine Härte der Atletico-Elf gegenüber, die weit über das Maß des Erlaubten hinausging und oft in Ruppigkeiten und Derbheiten ausartete.

Den spanischen Führungstreffer durch Merodio (23. Minute) hatte Alfred Pfaff (33. Minute) mit einem seiner raffinierten 18-m-Freistöße ausgeglichen, dem allerdings noch vor der Pause die erneute Atletico-Führung durch Arieta (40. Minute) folgte. Nach dem Wechsel begann dann die große Zeit der Frankfurter, die ihre überlegene Kondition ausspielten und ihren Gegner in den letzten 20 Minuten so hetzten, daß die Bilbaoer nur noch taumelnd über die Runden kamen. Aber außer einem 11:4-Eckenstand sprang für die Eintracht nichts Zählbares heraus. Kreß war mit seinen kraftvollen Läufen Liebling des Publikums und Pfaff dirigierte wie in besten Zeiten. Daß sich die Außenläufer Schymik und Weilbächer in eine Ueberform steigerten, dürfte nach ihren letzten schwachen Leistungen mit besonderer Freude registriert werden.

So kam es trotz dieser großen Eintrachtleistung nicht zum Revanchespiel gegen Real Madrid, das sich nach einer matten Partie mit 2:1 über Stade Reims für das Endspiel gegen Atletico Bilbao qualifizierte, während Eintracht auf den französischen Meister trifft. (aus 'Der neue Sport' vom 29.08.1960)

 


W. KIRCHHOFER beim Turnier in Cadiz


CADIZ. — Alljährlich treffen sich im atlantikumspülten Cadiz im südlichen Andalusien vier der besten europäischen Vereinsmannschaften. Sie kämpfen dort um die „Trofeo Ramon de Carranza". Für Deutschland wird dieses kleine Fußball-Festival erst in diesem Jahr zu einem Begriff, nachdem Eintracht Frankfurt die Ehre hatte, zu diesem Turnier eingeladen zu werden. Ohne Zweifel kam diese Einladung nur durch die Erfolge der Eintracht im Europapokal zustande; und es zeigte sich erneut, daß gerade in diesem Wettbewerb international große Ehre einzulegen ist. Nachdem Real Madrid am Samstag mit Stade Reims gepaart war und die Eintracht den AC Bilbao zum Gegner hatte, schien eine Endspiel-Revanche für Glasgow heranzureifen. Es sollte aber nicht dazu kommen. Das Spielglück hatte sich gegen die Frankfurter verschworen.

Jeder Vorstoß von Kreß löste Alarm aus!

Atletico behielt mit 2:1 das bessere Ende für sich. Die bessere Mannschaft aber war Eintracht Frankfurt, die sich hervorragend auf das athletische, schnelle Spiel ihres Gegners einstellte. Bilbao „zauberte" nicht, sondern warf zeitweise eher englische Nüchternheit in die Waagschale, operierte mit weiten, steilen Pässen und verließ sich auf die Schnelligkeit seiner Stürmer, immerhin einem Arieta und Aquiere, die vor nicht allzu langer Zeit zum Stamm der spanischen Nationalmannschaft gehörten. Bilbao verließ sich aber auch auf routiniert ausgefuchste Profis, die sich in einer Hinsicht mit den südamerikanischen Fußball-Schauspielern messen können: Wir erlebten — als die Eintracht immer deutlicher das Spielgeschehen beherrschte — einige vollendete „Sterbeszenen" auf dem Platz. Leider spielte Schiedsrichter Contreras das Theater mit, wie er auch bei einer Reihe von unfairen Attacken der zum Teil sehr harten Spanier beide Augen zudrückte. Nicht eine Minute ließ er nachspielen, obwohl die Spanier mindestens vier Minuten auf diese wenig schöne Weise „geschunden" haben. Und das geschah zu einem Zeitpunkt, zu dem die Eintracht-Ueberlegenheit erdrückend war und die Spanier nur noch zerstörten.

Gewiß, nicht alles konnte in diesem Spiel bei der Eintracht auf das Konto „Pech" verbucht werden, aber ohne dieses Pech hätten die Frankfurter als Sieger den Platz verlassen. Vier Lattenschüsse und ein von Alfred Pfaff schwach geschossener Elfmeter, den Carmela im Bilbao-Tor hielt, das ist etwas viel auf einmal.

Ein Frankfurter eroberte sich vor allem die Herzen der Sachverständigen, aber auch der verwöhnten spanischen Zuschauer: Richard Kreß auf dem rechten Eintrachtflügel. Nur ein Gento hätte den Frankfurter unter den Außenstürmern dieses Turniers noch übertroffen. Kreß am Ball bedeutete für die gesamte Bilbao-Abwehr Großalarm. Zusammen mit dem überaus eifrigen Lindner bildete er eine rechte Flanke, die die linke an Wirksamkeit wesentlich übertraf. Meiers Grenzen wurden dort wieder aufgezeigt, so sehr sich Alfred Pfaff bemühte, seinen Linksaußen ins Spiel zu bringen. Eine gewisse Enttäuschung bereitete Stein, dem die unbekümmerte Explosivität vergangener Zeiten verloren gegangen ist.

Der Eintracht-Mittelstürmer hat keine Zündung mehr. Mit der gesamten Eintracht-Abwehr konnte man zufrieden sein. Es war nicht einfach, gegen diesen schnellen, wuchtigen Angriff der Spanier die Uebersicht zu behalten. Aber es wurde insgesamt gut gedeckt. Die meisten Zweikämpfe konnten die Frankfurter gut bestehen. Lediglich Höfer schien uns etwas gehemmt. Ob das die Hinweise, daß das spanische Publikum keine Härte liebt, ausmachten? Der „Stift" schien geradezu ängstlich besorgt, seinen Gegenspieler ja nicht hart zu nehmen.

Sehr gut bewährte sich der Wechsel zwischen Eigenbrodt und Lutz, Während Eigenbrodt einen soliden Verteidiger gegen den schnellen Uribe abgab, kam Lutz auf dem Stopperposten immerhin gegen einen Arieta glänzend zurecht, da er seinen Gegner nicht einen Augenblick aus den Augen ließ und nur dann Gefahr heraufbeschwor, wenn er sich zu sehr ins Tändeln einließ.

Schymik zeigte eine überraschend reife Leistung und steigerte sich im Laufe des Spiels beträchtlich. Vor allem wurde sein Zuspiel nach der Pause wesentlich besser. Von Weilbächer ging nach einiger Anlaufzeit die gewohnte Wirkung aus: einer der verbissenen Abwehrkämpfer und zugleich der unermüdliche Motor für den Angriff.

Einen Mann noch besonders herauszustellen, freut uns ehrlich: Egon Loy im Tor lieferte eine Glanzpartie. Die Spanier lernten jedenfalls einen anderen Eintrachthüter als in Glasgow im Europa-Cup-Finale kennen.

Ein recht glücklicher Treffer brachte Bilbao nach leichten Vorteilen der Eintracht in Führung. Loy hechtete großartig in den Schuß von Arieta und lenkte das Geschoß ab, aber Merodio erwischte den Ball und lenkte ein, ehe Lutz oder Eigenbrodt ihren Abwehrversuch vollenden konnten.

Schon fünf Minuten später zog die Eintracht durch einen echten Pfaff-Vorstoß gleich. Fast auf den Zentimeter genau zirkelte Pfaff das Leder aus 18 Metern in die obere Torecke. Das Publikum war sprachlos, es dauerte einige Momente, bis der Beifall aufrauschte.

Dann das unglückliche und entscheidende zweite Tor. Merodio köpft auf das Tor, Loy wehrt ab, der Nachschuß von Marcaida wird von Höfer noch einmal abgewehrt, dann nimmt Arieta Maß, und dieses Mal sitzt der Ball im Netz. Im Tor sitzt aber auch Merodio — abseits. Doch davon sieht der Schiedsrichter nichts. (aus dem 'Sport-Magazin')

 

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