Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Bundesliga 1972/1973 - 23. Spieltag

0:3 (0:1)

Termin: Sa 24.02.1973, 15:30 Uhr
Zuschauer: 38.000
Schiedsrichter: Heinz Aldinger (Waiblingen)
Tore: 0:1 Erwin Kostedde (33.), 0:2 Manfred Ritschel (47., Foulelfmeter), 0:3 Erwin Kostedde (90.)

 


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Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Fred-Werner Bockholt
  • Egon Schmitt
  • Lothar Skala
  • Hans Schmidradner
  • Herbert Meyer
  • Erwin Kostedde
  • Winfried Schäfer
  • Siegfried Held
  • Josef Hickersberger
  • Amand Theis
  • Manfred Ritschel

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

 

Verrückt gespielt

Während die Offenbacher Kickers am Freitagvormittag zwischen 10.00 und 11.15 Uhr ein letztes Mal trainieren und dann getrennte Wege gehen, nehmen sich die Spieler der Frankfurter Eintracht am Abend vor dem 103. Main-Derby in ihrem Mannschaftshotel gemeinsam eine kalte Platte zur Brust, um dann im Kino den neusten Streifen mit Steve McQueen zu begutachten. "Junior Bonner", Sam Peckinpahs eher melancholisches Werk über einen Rodeoreiter, der seine beste Zeit bereits hinter sich hat, ist allerdings nicht nach jedermanns Geschmack. "Das Derby wird spannender", verspricht Thommy Rohrbach, der selbst vom Typ her auch eher als jugendlicher Rocker und Rebell denn als ein abgehalfterter Rodeoreiter rüber kommt.

Bei frühlingshaften Wetter will die Eintracht am Tag danach den überraschend starken Aufsteiger, der ein Spiel und drei Punkte mehr auf dem Konto hat, in der Tabelle näher auf den Pelz rücken. Dazu ist ein Heimsieg notwendig, der nach der knappen und erst in der Schlussphase zustande gekommenen Hinrundenniederlage ohnehin von allen Eintrachtfans erwartet wird. Hinzu kommt, dass die Frankfurter, die auswärts auftreten wie eine schlechte Kopie, zu Hause nach dem 5. Juni 1971 keine Pflichtspielniederlage mehr erlitten haben und der Gegner in dieser Bundesligarunde lediglich bei Hertha BSC einen Auswärtssieg feiern konnte.

Erwin Kostedde, mit drei Toren in der Hinrunde der spielentscheidende Akteur beim Sieg gegen die Eintracht, wird heute von Uwe Kliemann bewacht. Der "Funkturm" hat im Vorfeld der Partie angekündigt, es in dieser Partie gegen den Offenbacher Torjäger besser zu machen, als der im Dezember letzen Jahres zum HSV abgewanderte Horst Heese. Die Sorgen plagen die Riederwälder auch eher in der Offensive, wo Trainer Ribbeck weiterhin auf Grabowski und auf Hölzenbein verzichten muss, dessen linkes Bein nach einer Bänderverletzung ein Gips ziert. Parits und Nickel gehen zudem angeschlagen in die Partie, beide plagen sich seit Wochen mit Blessuren.

Vor 38.000 Zuschauer in der Baustelle Waldstadion beginnt die Eintracht trotz der Ausfälle ähnlich schwungvoll wie beim Heimsieg gegen Düsseldorf vor 14 Tagen. Über die rechte Seite werden die ersten Angriffe vorgetragen. Josef Hofmeister – ein Nutznießer der Personalprobleme – zwingt Kickers-Torwart Bockholt zu seiner ersten Parade: Bockholt taucht in die untere Torecke und hat das Leder. Bei einem Freistoß von Weidle muss der Offenbacher Keeper dagegen nicht eingreifen, der Ball streicht knapp über die Latte.

Auf der Gegenseite erwischt es Hickersberger, der zwar gleich wieder auf die Beine kommt, aber später doch zur Reservebank geht, wo sich daraufhin Blechschmidt für seinen Einsatz fertig macht. Anscheinend hat sich der Österreicher nun aber doch fürs Weitermachen entschieden, er bleibt auf dem Spielfeld und Blechschmidt auf der Bank.

In der 7. Minute kommen die Gäste zum ersten Mal gefährlich vor das Frankfurter Tor. Ritschel, der von Schämer mit der Hand gestoßen wurde, führt den fälligen Freistoß selbst aus und Dr. Kunter muss sich gewaltig strecken, um den scharf getretenen Ball des Offenbacher Rechtsaußens wegfausten zu können.

Amand Theis macht sich indes beim Frankfurter Anhang durch überhartes Spiel unbeliebt. Spieler seines Typs sind im Waldstadion nicht gerne gesehen. Auch dem Schiedsrichter bleibt Theis’ Auftreten nicht verborgen, er quittiert ein rüdes Foul an Reichel mit der Gelben Karte. Nach 10 Minuten wälzt sich dann der bereits lädiert in die Partie gegangene Nickel nach einer nicht weniger harten Attacke von Theis vor Schmerzen auf dem Boden. Am besonders körperbetonten Spiel der Offenbacher liegt es aber nicht, dass der Angriffsschwung der Eintracht nun erlahmt. Parits ist nach der monatelangen Pause natürlich noch nicht wieder fit, Hölzenbein sitzt verletzt verletzt auf der Bank und mit Grabowski fehlt Ribbecks Team der Motor und der Kopf.

Die Eintracht drosselt das Tempo. Vielleicht ist der Mannschaft auch das Heimspiel gegen die Fortuna in Erinnerung, wo sie in der zweiten Halbzeit stehend k.o. war, nachdem sie im ersten Durchgang den Gegner fast überrannt hatte. Den Kickers kommt das abwartende Spiel der Frankfurter, die noch nicht in Schönheit sterben, aber auch wenig Produktives zustande bringen, gelegen. Die Truppe von Gyula Lorant wartet geduldig darauf, dass die Gastgeber sich in der Deckung eine Blöße geben.

Diese Deckung wiederum macht in diesem Spiel nicht den sichersten Eindruck. Bei den Attacken der Kickers bekommt die Hintermannschaft der Eintracht trotz beherzten Einsatzes oft genug den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Bei "Siggi" Helds Geschoss aus 20 Metern halten einige Zuschauer bereits die Luft an, doch das Leder zischt einen guten halben Meter über der Latte ins Toraus.

Doch vor dem Offenbacher Tor geht es ebenso spannend zu. So wie in der 22. Minute, als Schämer aus dem Mittelfeld heraus einen Freistoß lang und hoch in den Strafraum der Gäste tritt und der von Kliemann unter Druck gesetzte Offenbacher Keeper Bockholt nicht an den Ball kommt. Meyer eilt jedoch seinem Torhüter zu Hilfe und klärt die Szene mit einem befreienden, weiten Schlag.

Die Szenen vor beiden Toren wechseln sich nun in schneller Folge ab. Wiederum vor dem Offenbacher Kasten verpassen alle aufgerückten Frankfurter eine Flanke des Linksaußen Hofmeister, der sich auf dem rechten Flügel durchgesetzt hat. Auf der anderen Seite zieht Skala ab, doch sein Versuch misslingt ihm und landet weit neben dem Heiligtum von Dr. Kunter. Skala unterläuft dieses Missgeschick aber nicht alleine: Hickersberger macht es beim nächsten Angriff nicht besser als sein Mannschaftskollege.

Die ersten Zuschauer, die es mit der Eintracht halten, werden langsam ungeduldig. Die Gastgeber können weder an das furiose Tempo des letzten Heimspiels anknüpfen, noch mit überraschenden Ideen im Offensivspiel aufwarten. Dabei wären gerade solche Einfälle bei der harten und konsequenten Manndeckung der Kickers mehr als nützlich. Nickel ist es, der den Unmut der Zuschauer wieder einmal als Erster zu spüren bekommt: Nach einem Fehlpass von "Dr. Hammer" ertönen die ersten Pfiffe von den Rängen.

Dennoch sind es die Frankfurter, die in der 28. Minute die erste große Torchance der Partie haben. Nickel, eben noch mit Pfiffen bedacht, schickt Parits mit einem wunderbaren Anspiel steil. Der lange verletzte Stürmer geht auf und davon. Anstatt den Angriff frühzeitig mit einem Torschuss abzuschließen, umspielt Parits Bockholt, kommt dann aber über einen Roller nicht hinaus, der von Schmidradner mit langem Bein zur fünften Ecke für die Eintracht geklärt werden kann.

In der 32. Minute ist es Hofmeister, der die nächste Einschusschance der Frankfurter hat. Trinklein hat sich Richtung Offenbacher Strafraum aufgemacht und nach einem Fallrückzieher von Parits ist Hofmeister in bester Position, den Führungstreffer zu erzielen – doch der zu Saisonbeginn an den Riederwald gewechselte Außenstürmer hebt den Ball über das Tor.

2:0 nach glasklaren Chancen, 5:0 nach Eckbällen steht es für die Gastgeber, doch eine Minute später liegt die Eintracht mit 0:1 Toren im Rückstand. Nach einem Foul von Nickel an Hickersberger bringt Ritschel den Freistoß butterweich und präzise vor das Tor Dr. Kunters, wo Erwin Kostedde lauert, während sein "Schatten" Kliemann in der Mauer steht. Knapp neben den linken Pfosten schlägt das Leder im Netz ein.

Während die Kickers aus ihrer ersten klaren Möglichkeit gleich ein Tor erzielen, lassen die Frankfurter auch ihre dritte aus. Körbel zieht kurz nach Kosteddes Treffer aus 20 Metern ab, doch von Nickels Bein prallt der Ball knapp ins Toraus. Damit nicht genug, auch Trinklein verpasst in der nächsten Szene mit einem langen Bein knapp Ball und Ausgleich. Das fast schon fahrlässige Vergeben der Chancen durch die Eintracht lässt die gekonnt aus der Defensive agierenden Kickers natürlich noch sicherer werden, die ihren knappen Vorsprung mit in die Halbzeitpause nehmen.

"Das war doch schlimm. Das war nichts. Bei uns fehlen nicht nur zwei wichtige Spieler, bei uns fehlt es an allem …", schimpft ein aufgebrachter Trainer Ribbeck zur Pause mit seiner Elf unüberhörbar. Nicht weniger laut geht es trotz der Führung bei den Kickers zu. "Warum nur so nervös? Ich habe doch gepredigt: Das ist ein ganz normales Auswärtsspiel. Es gibt keinen Grund, verrückt zu spielen", blafft Gyula Lorant seine Spieler an.


Kliemanns Einsteigen gegen
Kostedde führt zum Elfmeter

In der Tat ist es so, dass Lorant befürchten muss, dass ein 1:0 nicht reichen wird, um aus dem Waldstadion beide Punkte zu entführen. Die Eintracht hat nicht nur seit Juni 1971 in der Liga keine Heimniederlage mehr erlitten, sondern auch seit Oktober 1970 in jedem Heimspiel mindestens ein Tor erzielt. Und tatsächlich dauert es nicht viel mehr als eine Minute, bis nach dem Wiederanpfiff der nächste Treffer fällt. Kliemann kann Kostedde im Strafraum nur stellen, aber nicht halten. Der Mittelstürmer fällt über Kliemanns ausgestrecktes Bein und Schiedsrichter Aldinger entscheidet sofort auf Elfmeter. Weidle bedeutet Dr. Kunter noch vor der Ausführung des Strafstoßes durch Ritschel, dass der Keeper sich auf die linke Ecke konzentrieren solle und erweist seinem Schlussmann damit einen Bärendienst – Ritschel entscheidet sich für die andere Ecke. 0:2 - das 103. Mainderby scheint entschieden zu sein.

Die konzentriert spielenden Offenbacher lösen sich mit diesem komfortableren Vorsprung immer mehr aus der Abwehr. In der 52. Minute trifft Schäfer nur die Latte. Jetzt reagiert auch Ribbeck und bringt mit Kalb einen neuen Mann für Parits ins Spiel, bei dem der Trainingsrückstand nicht zu übersehen ist. Diese Maßnahme hat einige Positionswechsel zur Folge: Kalb geht auf die linke Außenverteidigerposition und Schämer übernimmt den Posten des Vorstoppers, während Kliemann anstelle von Parits ins Sturmzentrum rückt.

Die Eintracht läuft dem Rückstand nach, aber das Aufholen will ihr nicht gelingen. Was nutzt am Ende alles Drängen und das optische Übergewicht, was nutzt aller Fleiß, wenn die Gäste trotz der Führung weiterhin ganz auf Nummer sicher spielen und bei den Angriffen der Frankfurter nur zwei Spitzen in vorderster Front belassen? Die entscheidende Schwäche der Eintracht ist jedoch nicht im eigenen wirkungslosen Sturm zu suchen, sondern viel mehr im Mittelfeld, wo neben dem angeschlagenen Nickel und den blass wirkenden Rohrbach und Körbel auch Weidle keine Akzente setzen kann. Grabowski und Hölzenbein sind nicht zu ersetzen und Nickel ist weder völlig gesund noch in ausreichender körperlicher Verfassung.

Mit Kliemann in der Spitze stürmt die Eintracht ungestüm, aber auch unüberlegt. Der Wille ist da, auch die Gewalt, aber trotz des "Funkturms" im gegnerischen Strafraum fehlt die Durchschlagskraft. Gefährlicher ist da Lorants Elf, wenn sie kontert. In der 58. Minute kann Theis beweisen, dass er mehr kann als anderen auf den Füßen stehen und auf die Knochen gehen, doch sein Schuss fliegt über die Latte. Das hätte bereits das 0:3 sein können …


Uwe Kliemann köpft
über das Tor

Immerhin schafft es Nickel mit einem Fernschuss, Bockholt ein weiteres Mal zu prüfen. Und nach der nun schon neunten Ecke für die Eintracht und dem folgenden Kopfball Kliemanns rettet Theis für den schon geschlagenen Torwart auf der Linie des Offenbacher Tores. Das Spiel hat jetzt ein höheres Tempo, mehr Klasse hat es deswegen freilich nicht. Was der Eintracht jetzt helfen könnte, wäre etwas Glück, doch auch das hat sie heute nicht im Programm: Bei einem Vorstoß von Reichel verfehlt der Außenverteidiger vor dem Tor um Zentimeter den Pass von Weidle und Weidle rutscht später das Bein weg, als Kliemann sich links durchgesetzt und flach nach innen geflankt hat.

Die Kickers aber kontern immer wieder gefährlich. In der 72. Minute verfehlt Kostedde den dritten Treffer, als er das Leder an Dr. Kunter, aber auch am Tor vorbei schiebt. Der Frankfurter Tormann steigert sich immer mehr, was auch eine Notwendigkeit ist, um einen deutlicheren Rückstand zu vermeiden, denn die Torgelegenheiten der Gäste häufen sich.

Noch einmal wechselt Ribbeck aus, doch 13 Minuten vor dem Ende ist die Partie bereits gelaufen. Krauth kommt für Nickel, doch auszurichten vermag der neue Mann nichts mehr. Die Offenbacher halten sich derweil weiter an die einmal eingeschlagene Marschroute und so erhält Ritschel die Gelbe Karte nach einem Foul an Rohrbach. Der Anhang der Gäste singt bereits: "Oh, wie ist das schön ..." Die Mehrheit im Stadion sieht das völlig anders.

Es bleibt festzuhalten, dass die Schlussphase turbulent ist, die Chancen jedoch aufseiten der Offenbacher liegen. So scheitert Kostedde bei einem Konter zum wiederholten Male an Dr. Kunter und auch Theis hebt den Ball völlig frei stehend über die Latte des Frankfurter Tores. stand, hob er über die Latte. In der Schlussminute fällt dann aber doch noch das schon länger fällige 0:3. Egon Schmitts Flanke von rechts findet Kostedde, der den Ball ins Netz köpft. Von dem halben Dutzend Toren, die die Offenbacher in dieser Saison gegen die Eintracht erzielt haben, gehen allein fünf auf Kosteddes Konto. Für die einen ist er ein Mittelstürmer nach Maß, für die Eintracht jedoch ein Schreckgespenst und eine lebende Drohung.

"Ein verdienter Sieg meiner Mannschaft", fasst der zufriedene Gyula Lorant zusammen: "Die Eintracht hätte in der ersten Halbzeit ein oder zwei Tore machen können, aber in der zweiten Halbzeit waren wir um hundert Prozent besser." "Der Elfmeter war gerecht, der Sieg ist auch in dieser Höhe verdient", meint Lorant und fügt hinzu: "Ich habe meiner Mannschaft gesagt, wir müssen für unsere Zuschauer spielen, denn im nächsten Heimspiel erwarten wir ja Mönchengladbach auf dem Bieberer Berg, und da wollen wir ein volles Haus haben!" Im Dunst seiner dicken Zigarre beklagt Lorant lediglich, dass aus den sieben oder acht dicken Chancen nicht noch mehr Tore erzielt wurden. "Nach dem 0:2 und mit dem starken Wind im Rücken musste doch etwas kommen", wundert sich Libero Lothar Skala indes über den Gegner: "Wenn das alles war, Kliemann vorne reinzustellen und hoch zu spielen, dann war das aber herzlich wenig, zumal er trotz seiner Größe im Kopfball nicht so stark ist wie beispielsweise Rüssmann."

"Zu dem Spiel ist nicht viel zu sagen", knurrt Erich Ribbeck, um dann doch etwas zum Besten zu geben: "Die Offenbacher haben verdient gewonnen, obwohl die ersten zwei Tore unnötig waren. Das 0:2 nahm uns die letzte Moral." "Unser Mittelfeld hat völlig versagt", fährt der Trainer fort: "Es hat sich gezeigt, dass wir nicht vier Spieler gleichzeitig ersetzen können. Grabowski und Hölzenbein fielen ganz aus, Parits und Nickel waren angeschlagen und nicht in bester Form. Trotzdem hatten wir die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Dann wäre das Spiel vielleicht anders gelaufen!" "Gegen die Kickers spricht nur, dass sie nach dem 2:0 viele klare Torchancen ausließen", schiebt Ribbeck eine Spitze hinterher, die so stumpf ist wie sein Angriff zuvor auf dem Platz. Kostedde lässt denn dieser Vorwurf auch kalt: "Auch wenn ich fünf Tore hatte machen müssen, die zwei hier gegen die Eintracht freuen mich doch besonders."

Ribbecks Groll auf die eigene Truppe ist indes nicht zu überhören: "Kein kämpferischer Einsatz, das ärgert mich am meisten, auch das Mittelfeld hat versagt, und wenn ich sehe, wie alles nebenher läuft, wenn die Flanke zum dritten Tor geschlagen wird, ohne den Versuch zu machen einzugreifen, dann ist das leider keine profimäßige Einstellung." Aber der Trainer klagt noch mehr über die Einstellung in den Tagen und Wochen vorher. "Das ist zurzeit bei uns wie eine Seuche. Jeder hat irgendwas, der eine im Hals, der andere am Knie, der dritte am Fuß. Da soll man vernünftig trainieren. Ich bin es leid. Ich nehme jetzt Amateure und lasse die mit ihren Wehwehchen nicht spielen." Auf die bereits langwierig Verletzten angesprochen meint Ribbeck: "Ich habe drei Spieler zu Erich Deuser geschickt, aber auch er hat da Fehldiagnosen gestellt. Nickels Schmerzen haben sich um nichts verbessert. Grabowski war gesund geschrieben, ist ein bisschen gelaufen und gleich war alles wieder kaputt. Parits ist natürlich nach der langen Pause und einer Woche Training auch noch kein vollwertiger Mann." "Von jetzt ab setze ich nur noch hundertprozentig gesunde Spieler ein", ärgert sich Frankfurts Trainer Ribbeck über die heute notwendig gewordenen Auswechslungen von Parits und Nickel, die jedoch kein anderer als er selbst zu verantworten hat.

Zeuge der Frankfurter Niederlage wurde übrigens Dietrich Weise, der sich mit Präsident Albert Zellekens und Schatzmeister Gerhard Jakobi im Frankfurter Airport-Hotel getroffen und zwei Stunden vor Spielbeginn einen Zweijahresvertrag als neuer Trainer der Frankfurter Eintracht unterzeichnet hat. Weise, zurzeit noch beim 1. FC Kaiserslautern tätig, wird im Juli Erich Ribbeck ablösen, der nach fünf Jahren am Riederwald zum Betzenberg nach Kaiserslautern wechselt. "Ich habe ganz klare Vorstellungen von meiner Arbeit bei der Eintracht", sagt Weise, "und ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit." "Sie werden einigen Ärger dort haben" warnt der siegreiche Lorant Dietrich Weise, mit dem er in Kaiserslautern zusammengearbeitet hat: "Verletzte gibt es da immer. Mancher war fünf Monate krank, das liegt am Typ."

Willi Konrad, der Geschäftsführer der Kickers ist ebenfalls kein Freund leiser oder moderater Töne. Er sieht sich in der Stunde des Sieges in der Rolle des Triumphators und kostet den unerwarteten Erfolg in vollen Zügen aus: "Das war Lehrfußball für Frankfurt." Das ist trotz des klaren Sieges natürlich eine maßlose Übertreibung, doch - um Lorants Worte aufzugreifen – auch "das liegt am Typ". Und manche Typen ändern sich nie. (rs)

 

 


 

 

Verletzungsmisere kostet Punkte

27-mal hat die Eintracht nun in Folge im Waldstadion nicht mehr verloren - eine stolze Serie. An diesem Samstag aber wird eine frohe Derbystimmung bereits von dunklen Wolken überdeckt: Verletzungssorgen plagen das Team. Grabowski und Lutz fehlen langzeitverletzt, jetzt vergrößert Hölzenbein das Lazarett. Bernd Nickel und Thomas Parits stehen zwar auf dem Feld; Dr. Hammer
ist aber nach der Auswärtspartie in Bochum angeschlagen, Parits nach langer Verletzungspause noch ohne Wettkampfpraxis.

Tragender Säulen beraubt, trifft die Eintracht an diesem 23. Spieltag auf einen Gegner, der sich als Aufsteiger im Mittelfeld etabliert hat, mannschaftlich geschlossen auftritt, defensiv gut steht, nach einer Standardsituation in Führung geht und zum 2:0 einen Elfmeter zugesprochen bekommt.

Dieser Führung vermag die geschwächte Eintracht vor 38.000 Zuschauern in der zweiten Halbzeit keine Offensivkraft mehr entgegen zu bringen, dass 3:0 in der letzten Spielminute setzt den Schlusspunkt, hat aber nur noch statistischen Wert.

Der Höhepunkt des Tages liegt hier schon zwei Stunden zurück: Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Präsidium unterschreibt Dietrich Weise einen Zwei-Jahres-Vertrag ab der kommenden Saison. (ae)

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