SpVgg Bad Homburg - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1973/1974

1:6 (0:3)

 

Termin: 31.07.1973
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Klein (Nieder-Gemünden)
Tore: 0:1 Jürgen Grabowski , 0:2 Jürgen Grabowski (30. Foulelfmeter), 0:3 Roland Weidle (37.), 0:4 Jürgen Grabowski (53.), 0:5 Thomas Rohrbach (79.), 0:6 Raimund Krauth (80.), 1:6 Diehl

 

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SpVgg Bad Homburg Eintracht Frankfurt

  • Loweg
  • Utsch
  • Kesper
  • Ceh
  • Gebert
  • Schmittner
  • Weida
  • Reidel
  • Flamme
  • Pieper
  • Kuhn

 


 

Wechsel
  • Talbot für Loweg (46.)
  • Korndörfer für Reidel (46.)
  • Lutz für Flamme (46.)
  • Diehl für Pieper (46.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

Vorbereiter und Vollstrecker

Am Sportplatz Sandelmühle trifft die Eintracht am heutigen Dienstag um 18:30 Uhr in einem Freundschaftsspiel auf die SpVgg Bad Homburg. Mit dieser Partie beenden die Frankfurter ihre Vorbereitung auf den Bundesligastart in heimischer Umgebung. Am Donnerstag fliegen die Riederwälder für sechs Tage zu einem Turnier nach Spanien.

Die Formation in der Abwehr scheint für Trainer Dietrich Weise bereits klar zu sein, auch im Mittelfeld sind die Plätze wohl weitgehend vergeben. Im Angriff allerdings ist er sich offenbar noch nicht sicher, mit wem er die zu vergebenden Positionen besetzen soll. Nach dem Kanter-Sieg beim Meister der Regionalliga Süd erwarten die Verantwortlichen bei der Eintracht aber auch beim Deutschen Meister der Amateure eine überzeugende Vorstellung ihrer Profis.

Wie schon am Bornheimer Hang und am Böllenfalltor wird die Eintracht auch an der Sandelmühle von alten Bekannten erwartet. Manfred Diehl, der sich in der Saison 1971/72 bei der Eintracht versuchte, aber nicht durchsetzen konnte, ist in Bad Homburg im Sturm einer der Stützen der Mannschaft. Eine Stütze allerdings, die der SpVgg in der letzten Saison empfindlich fehlte. Diehl muss zurzeit wie sein Mitspieler Gebert den Grundwehrdienst ableisten, zu dem er kurzfristig einberufen wurde. Im Gegensatz zu Gebert hat Diehl aber das Pech, das sein Kompaniechef ihm bei seiner Fußballleidenschaft nicht im Geringsten entgegenkommt.

Als Spielertrainer zur Amateurmeisterschaft geführt hat die SpVgg ein anderen ehemaliger Eintrachtspieler: Wolfgang Solz. Der 33-jährige „Brasilianer“ hat sich entschieden, ab dieser Hessenligarunde nur noch das Amt des Trainers auszuüben. Im „Mitteilungsblatt“ der SpVgg wirft er in diesem Monat einen Blick zurück und in die Zukunft: „Am 30. Juni 1973 erlebten wir in Offenbach einen stolzen Tag. Gelang uns doch mit dem 1:0 über die Amateure des ruhmreichen 1. FC Kaiserslautern der große Coup, den Titel des Amateurmeisters nach Bad Homburg zu holen. Ich bin stolz auf meine Kameraden, die dieses große sportliche Ziel erreichten. Ihnen gilt mein Dank und meine persönliche Anerkennung. Disziplin, harte Arbeit und Wochen der Enthaltsamkeit hatten sich gelohnt. (..) Mit der entsprechenden Unterstützung durch die Zuschauer ist die Zukunft zu meistern. Doch wir alle müssen uns von dem Gedanken befreien, Deutscher Meister zu sein. Eine neue Saison hat begonnen und nichts ist schneller vergänglich als der Ruhm und dies leider ganz besonders im Sport. Objektivität und Anerkennung tun gut, Pfiffe und Missfallenskundgebungen nicht.“

Rückhalt der SpVgg ist ihr Torwart Karl Loweg, der über die Erfahrung von 15 Bundesligaspielen verfügt. 1967 war der Schlussmann nach Jahren beim KSV Hessen Kassel zu Werder Bremen gewechselt, das ein Jahr später Vizemeister werden sollte. Lowegs Anteil an diesem 2. Platz fiel mit vier Spielen recht gering aus. Er hatte allerdings auch das Pech mit Günter Bernard nicht nur einen ehemaligen Nationalspieler und den langjährigen Stammkeeper der Bremer vor der Nase zu haben, sondern auch, dass er in den ersten beiden Spielen im Kasten der Norddeutschen stand. Dabei setzte es zum Auftakt eine 1:4-Heimschlappe gegen den HSV und am 2. Spieltag eine 3:5-Niederlage in Frankfurt, bei der Wolfgang Solz übrigens zwei Tore gegen seinen jetzigen Spieler erzielte. Am 3. Spieltag stand bei der 0:4-Klatsche gegen Gladbach trotz guter Leistungen Lowegs wieder Bernard im Kasten. Nach der 3. Niederlage hintereinander war Trainer Brocker Geschichte und Bernard bis zum Ende der Saison Stammkeeper. In seinem zweiten Jahr in Bremen kam Loweg auf insgesamt 11 Einsätze, sein Abschied aus der Bundesliga war jedoch abermals mit einer Menge Gegentore verbunden: Immerhin behielten die Bremer gegen die Gladbacher dieses Mal mit 6:5 die Oberhand. Über den FSV Frankfurt kam Loweg dann an die Sandelmühle und wird seit dem Finale gegen Lautern auch respektvoll der „Vater des Sieges“ genannt.

Der Teil der 3.000 Zuschauer an der Sandelmühle, die zu der SpVgg halten, hoffen, dass Loweg heute seinen Kasten wenigstens halbwegs sauber halten kann. Das 1:1 im Freundschaftsspiel gegen den vielmaligen tschechoslowakischen Meister Dukla Prag, nährt diese Hoffnung. Doch schon bald nach dem Anpfiff stellt sich heraus, dass Libero Kesper seine Abwehr bisher noch nicht zu einem festen Block zusammenschweißen konnte.


Weidle legt den Ball an
Torhüter Loweg, aber auch
am Tor vorbei

Nach einer halben Stunde liegen die Gäste aus Frankfurt bereits mit 2:0 vorne. Beide Treffer hat Jürgen Grabowski erzielt, den zweiten per Foulelfmeter. Grabowski zeigt sich sehr spielfreudig, wenn er auch das eine oder andere Solostückchen für manchen Geschmack etwas zu weit treiben mag. Rohrbach gefällt sich am linken Flügel ebenfalls als Solist, bleibt dabei aber allzu oft hängen, als dass man ihn dafür loben könnte.

Lobenswert ist jedoch ohne Zweifel Rohrbachs Einsatz. Neben Mittelfeldspieler Weidle ist er die Arbeitsbiene im Frankfurter Spiel. Beide rackern ganz enorm, was besonders im Vergleich zu Nickel auffällt, der es sich in der Sturmmitte wortwörtlich bequem gemacht hat und nur durch seine demonstrative Lustlosigkeit auffällt. Gerechterweise ist ihm ein Torerfolg nicht vergönnt. Ein solcher gelingt dafür dem emsigen Weidle acht Minuten vor der Halbzeitpause, die die Eintracht mit 3:0 in Führung liegen sieht.

Weitere acht Minuten nach Wiederanpfiff schraubt Grabowski das Ergebnis auf 4:0, aber wesentlicher als das Ergebnis ist die spielerische Bilanz der Eintracht, die sich in der vergangenen Woche entschieden verbessert hat. Selbst in der Defensive überzeugt Weises Elf, wobei sie hier aber auch nicht vor große Probleme gestellt wird. Abgesehen vom Mittelstürmer, den der eingewechselte Krauth in der zweiten Halbzeit so uninspiriert interpretiert wie sein Vorgänger Nickel, gibt es keinen wirklich schwachen Punkt in der Mannschaft.

Was Nickel und auch Krauth so agieren lässt, als habe ihnen der Trainer den Stammplatz bereits zugesichert, weiß der Geier allein. Gerade Krauth sollte sich nach seinem ersten erfolglosen Jahr bei der Eintracht doch doppelt anstrengen. Krauths Treffer in der 80. Minute, der dem 5:0 durch Rohrbach 60 Sekunden zuvor folgt, macht zwar das halbe Dutzend voll, doch Krauths Vorstellung nicht erträglicher. Etwas besser verkraften lässt sich für die SpVgg aber die hohe Niederlage durch den Ehrentreffer, den niemand anders als der ehemalige Eintracht-Profi Manfred Diehl beisteuert.

Von den Neuzugängen der SpVgg fiel der in der zweiten Halbzeit für Flamme auf dem rechten Flügel stürmende Lutz trotz mancher Unerfahrenheit noch am meisten auf, gefolgt von Verteidiger Utsch. Bester Mann auf dem Platz war aber noch vor dem dreifachen Torschützen Grabowski Roland Weidle, der allein drei der Frankfurter Treffer vorbereitete. Um Haaresbreite hätte Weidle noch ein zweites Tor erzielt, doch er brachte den Ball nicht nur an Bad Homburgs Schlussmann Loweg vorbei, sondern auch am Kasten des Torhüters, an dem - nur um Zentimeter verfehlt - die Kugel neben dem Pfosten ins Aus rollte.

Der Truppe von Wolfgang Solz war die fehlende Spielpraxis deutlich anzumerken. Doch zu einem guten Punktspielauftakt in der Hessenliga am kommenden Sonntag beim FCA Darmstadt sollte die Form der Mannschaft allemal reichen. Durch die Neueinteilung im bezahlten Fußball gibt es nach der Saison 1973/74 aber ohnehin keinen Aufsteiger aus dem Amateurlager. (rs)


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