1. FC Oberursel - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1974/1975

0:7 (0:3)

Termin: 20.07.1974
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Boos (Kronberg)
Tore: 0:1 Bernd Nickel (2.), 0:2 Karl-Heinz Körbel (22., Foulelfmeter), 0:3 Thomas Rohrbach (40.), 0:4 Bernd Lorenz (51.), 0:5 Bernd Nickel (53.), 0:6 Roland Weidle (65.), 0:7 Wolfgang Kraus (89.)

>> Spielbericht <<

1. FC Oberursel Eintracht Frankfurt

  • Obst
  • Porschen
  • M. Emsermann
  • P. Emsermann
  • Lepper
  • Korndörfer
  • Endler
  • Kilb
  • Mucha
  • Sturz
  • Allgeier

 


 

Wechsel
  • Gerek für Endler (46.)
  • Spahr für Mucha (60.)
  • Allgeier für Wenzel (70.)
Wechsel
Trainer
Trainer

 

Aufgalopp

Alles neu macht bei der Eintracht in diesem Jahr nicht der Mai, sondern der Juli: Die Saison 74/75 bringt für die Eintracht ein komplett umgebautes Waldstadion - der gerade mit dem Titelgewinn für die DFB-Auswahl beendeten WM sei Dank.

Neu ist auch der Schriftzug auf der Brust der Eintrachtspieler: Als achter Bundesligaverein wird nun auch die Eintracht einen Firmennamen auf dem Trikot tragen. Am 11. Juli wurden die Frankfurter mit der amerikanischen Firma Remington handelseinig, weder Remington noch die Eintracht sind jedoch bereit, Auskunft über die finanziellen Modalitäten zu geben. So bleiben der Presse nur Vermutungen über das Volumen des Vertrages, die sie natürlich - aufgrund welcher Quellen auch immer - anstellt: Etwa 300.000 Mark im Jahr soll die Summe für die Trikotwerbung betragen. Eintracht-Präsident Achaz von Thümen wehrt sich vorsorglich gegen die zu erwartenden Vorwürfe: „Es ist leicht, sich gegen lebende Litfaß-Säulen auszusprechen, aber nachdem der DFB seinen Segen gegeben hat, sollte man nicht päpstlicher sein als der Papst."

Nicht nur auf der Brust, auch im Kader der Eintracht hat es Veränderungen gegeben: Trainer Weise muss den Verlust von 'Funkturm' Uwe Kliemann kompensieren, den es zurück nach Berlin gezogen hat. Thomas Parits Wechsel nach Spanien zum FC Granada reißt dagegen eine weniger große Lücke, der Österreicher konnte die guten Leistungen seiner ersten Saison im Adlerdress nicht mehr wiederholen. Auch der Abgang des in Frankfurt glücklosen Mittelstürmers Raimund Krauth zum FK Pirmasens lässt sich sicher verkraften. Die Eintracht hat aber nicht nur Ab-, sondern auch Neuzugänge zu verzeichnen: Zu Saisonbeginn treten Beverungen, Stradt und Lorenz ihren Dienst am Riederwald an.

Dieser Dienst beginnt an einem Montag im Juli allerdings nicht für alle: Die Nationalspieler und frischgebackenen Weltmeister Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski, die am 7. Juli noch das Endspiel gegen die Niederlande bestritten haben, dürfen nach WM-Schluss ihre Kraftreserven beim Urlaub in Tirol bzw. Spanien auftanken. Für ihre 14 Kameraden aus dem Bundesligakader aber ist am 15. Juli Treffpunkt um zehn Uhr am Riederwald.

Nach kurzer Anprobe beim Schneider für den Anzug der neuen Saison, geht es gleich mit dem Omnibus zum Trainingsquartier in den Taunus. Dort, im Waldhotel in Oberreifenberg, wo der Wald buchstäblich vor der Haustür beginnt, will Dietrich Weise bei seinen 14 Schützlingen möglicherweise vorhandenen Urlaubsspeck herunterholen. Mit dabei sind auch die Amateure Dörr und Göttmann, die ebenso wie Schwarz und Torhüter Rügner jetzt zum Kreis um den Lizenzspielerkader gehören, um bei Bedarf einspringen zu können.

Der Trainer stimmt seine Truppe auf das ein, was sie in den nächsten Tagen erwartet: „Das Programm dieser Woche wird den Spielern nicht ganz schmecken, denn es geht zunächst um Fitness und nicht um Spielerei am Ball. Nicht der Fußball, sondern der Medizinball wird neben Sprungseilen im Vordergrund stehen. Dazu wird es viel Gymnastik und noch mehr Waldläufe geben. Trainiert wird dreimal täglich, um 10 Uhr, um 14.30 Uhr und um 18 Uhr. Ich weiß, das ist hart, aber schließlich geht es für uns schon eine Woche vor dem Bundesligastart los, nämlich am 17. August mit dem Düsseldorfer Pokalfinale gegen den HSV. Da müssen wir voll da sein."

Vorgesehen ist zwischen Fitnesstraining und Pokalfinale ein umfangreiches Freundschaftsspielprogramm. Höhepunkte dieses Programms sollen ein Spiel gegen Fenerbahçe in Istanbul am 1. August sowie eine Partie gegen den neuen Parits-Klub aus Granada werden, das wahrscheinlich in Wiesbaden stattfinden soll. (Anmerkung: Zum Spiel in Istanbul kam es nicht, die Partie gegen Granada wurde am Riederwald ausgetragen.)

Man darf gespannt sein, wie die neue Formation aussehen wird, die Weise in diesen Vorbereitungswochen finden will. Wird Bernd Hölzenbein nach seiner eindrucksvollen WM-Vorstellung neben Lorenz im Angriff zu finden sein und Kapitän Grabowski möglicherweise in dem von ihm bevorzugten Mittelfeld? Immerhin hat der Trainer gerade in Mittelfeld und Abwehr mit dem Schalker Beverungen, dem aus dem Amateurlager ausgeschiedenen Körbel und einem auch als Vorstopper zu verwendenden Andree viele Variationsmöglichkeiten. Trainer Weise bleibt gewohnt zurückhaltend und lässt sich nicht in die Karten schauen, wahrscheinlich ist, dass er sich erst einmal einen Überblick darüber verschaffen will, welches Blatt er für die neue Saison überhaupt in der Hand hält: „Erst am 11. August werden wir wissen, welche Lösung die beste ist.“

Nach den ersten Trainingstagen und dem ersten Freundschaftsspiel in Oberursel zeigt sich Eintracht-Trainer guter Dinge: „Ich bin sehr zufrieden." Dazu hat er auch Grund, denn die Leistung beim 7:0 Oberursel war ansprechend, auch wenn es bisweilen so schien, als sei Linksaußen Rohrbach gedanklich noch im Urlaub.

Klaus Beverungen fand noch nicht ganz in den Spielfluss seiner neuen Kameraden hinein. Dafür erweise sich der zweite Neuling, Bernd Lorenz, als schuss- und kopfballstark, was bei seinem beachtlichen Sprungvermögen nicht verwundert. Körbel deutete zudem an, dass er als Vorstopper die Lücke zu schließen vermag, die Kliemann hinterlassen hat. Erfreulich auch, dass Bernd Nickel nach einer für ihn durchwachsenen Saison offensichtlich seinen „Hammer“ wiedergefunden hat. Besonders auffällig war der eifrige Kraus, der mit Macht um einen Stammplatz kämpft. Die beiden Amateure Dörr und Göttmann konnten sich nach ihrer Einwechslung (59. Dörr für Rohrbach und 74. Göttmann für Reichel) zwar nicht entscheidend in Szene setzen, aber der Kurzeinsatz dürfte für beide eine schöne Belohnung der Trainingsmühen in dieser Woche gewesen sein.

Die nächste Unterbrechung des Trainingsalltags steht bereits morgen an: Die Eintracht ist anlässlich ihres zweiten Freundschaftsspiels in der Vorbereitung beim FV Muggensturm zu Gast. (rs)


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