Eintracht Frankfurt - Granada CF

Freundschaftsspiel 1974/1975

4:2 (1:1)

Termin: 06.08.1974 am Riederwald
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Messmer (Mannheim)
Tore: 1:0 Helmut Müller (21.), 1:1 Salvador Quiles (23.), 2:1 Bernd Lorenz (57.), 3:1 Thomas Rohrbach (77.), 4:1 Thomas Rohrbach (81.), 4:2 Salvador Quiles (86.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Granada CF

 


  • Francisco Javier Izcoa
  • „Toni“ (Antonio Rincón Gómez)
  • Pedro Fernández
  • „Falito“ (Rafael García Vázquez)
  • Teófilo Dueñas
  • Ederra
  • „Chirri“ (Javier Ruiz Kazcano)
  • Luis Oruezabal
  • Salvador Quiles
  • Thomas Parits
  • Julio Montero Castillo

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • “Joseíto” (José Iglesias Fernández)

 

Verdeckte Karten und ein dickes Knie

Zwei Tage nach dem Schützenfest in Weil am Rhein wartet mit dem CF Granada ein anderes Kaliber auf die Frankfurter Eintracht als biedere Amateure. Der neue Verein des Österreichers Thomas Parits, der zu Saisonbeginn von der Eintracht nach Spanien wechselte, wurde in der letzen Saison in der ersten spanischen Division Tabellensechster.

Vor dem Ablösespiel für Parits heute hat der CF Granada schon vor einigen Tagen eine erste Visitenkarte in Deutschland abgegeben. Die kam allerdings arg verknittert daher, was mit der Reise und der Klimaumstellung zusammenhängen mag: Die Partie beim Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig ging mit 1:5 verloren.

In der Mannschaft des CF Granada steht neben Thomas Parits ein weiterer Akteur, der dem einen oder anderen Fußballinteressierten noch von der am 7. Juli zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Erinnerung geblieben ist: Julio Montero Castillo. Nachdem Montero Castillo bei der WM in Mexiko 1970 für Uruguay sechs Partien absolvierte und gegen die DFB-Auswahl im Spiel um den dritten Platz eine Gelbe Karte kassierte, flog er in Deutschland gleich im ersten Spiel gegen die Niederlande nach 69 Minuten vom Feld.

Auch heute ist die Gangart im Spiel nicht immer rein freundschaftlich zu verstehen. Nach nur 18 Minuten muss Körbel, der seine Leistenprobleme gerade überwunden hatte, das Feld räumen, er hat einen Tritt abbekommen, der Schlimmes vermuten lässt. Besonders Aufgeregte spekulieren bereits, ob Körbel einen Bänderschaden erlitten hat und so für das Pokalfinale am 17. August gegen Hamburg ausfallen wird. Trainer Weise verfällt nicht in Panik und will erst einmal die Untersuchung abwarten: „Körbels Knie ist dick. Mal sehen, was der Arzt sagt.“

Für Körbel kommt Wolfgang Kraus in die Partie und rückt ins Mittelfeld, während Beverungen ins Abwehrzentrum beordert wird. Der Aktionsradius von Beverungen wird durch seine neue Position deutlich eingeschränkt, „Beves“ Vorstöße fehlen der Eintracht in der Offensive.

Außenverteidiger Müller gelingt zwar nach 21 Minuten das Führungstor, doch ein Leichtsinnsfehler von ihm ermöglicht nur zwei Minuten später den Gästen auch den Ausgleich durch Quiles. Und dieses Unentschieden ist bis zum Pausenpfiff verdient. Die Spanier, die nur mit zwei Spitzen operieren, weil ihr Kapitän, der frühere Eintracht-Mittelstürmer Thomas Parits, bei Granada aus dem Mittelfeld heraus agiert, spielen sich bis dahin die besseren Torchancen heraus.

Die durchwachsene Leistung der Eintracht lässt HSV-Trainer Kuno Klötzer, der als besonders interessierter Zuschauer von Hamburg an den Riederwald gekommen ist, zur Pause einen Bluff der Frankfurter vermuten: „Ich glaube, die Eintracht spielt mit verdeckten Karten.“

Den Tempofußball, den sich Dietrich Weise von seiner Mannschaft vor dem Test gewünscht hatte, zeigt die Eintracht vor rund 6000 Zuschauern dann in der zweiten Hälfte. Das höhere Tempo ist auch unbedingt von Nöten, um gegen die schnellen und trickreichen Gäste die Überhand gewinnen zu können.

Kapitän Grabowski spielt in seiner neuen Rolle als Regisseur im Mittelfeld nun die Bälle schneller ab und auch Lorenz und Rohrbach scheinen nun energischer zu Werke zu gehen. Nach 57 Minuten werden diese Bemühungen belohnt: Bernd Lorenz trifft zum 2:1 und wird von den Zuschauern mit Sprechchören angefeuert.

Trotz der Führung läuft auch im zweiten Durchgang beim Pokalfinalisten noch längst nicht alles rund. Bernd Hölzenbein hat als pendelnder Mittelstürmer seine Torgefährlichkeit noch nicht wieder gefunden und Bernd Nickels lange Pässe finden nicht immer ihren Adressaten.

Gut, dass Thommy Rohrbach sich noch etwas vorgenommen hat. Mit einem Doppelschlag in der 77. und 81. Minute bringt er die Eintracht uneinholbar mit 4:1 in Führung. Vier Minuten vor dem Ende verteilt dann Helmut Müller sein zweites Geschenk an die Gäste und ermöglicht Quiles so den Treffer zum 4:2-Endstand.

Die erste Vorstellung der Eintracht in der neuen Saison vor eigenem Publikum hat trotz des Sieges erkennen lassen, dass in den elf Tagen bis zum Düsseldorfer Pokalfinale gegen den HSV noch einiges zu tun ist, wenn der Pokal an den Main und nicht an die Elbe wandern soll.

Dabei – und das ist die gute Nachricht – wird Karl-Heinz Körbel mithelfen können. Der befürchtete Bänderschaden im rechten Knie ist „nur“ ein Bluterguss. (rs)

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