Dynamo Kiew - Eintracht Frankfurt

Europapokal der Pokalsieger 1974/1975 - Achtelfinale, Rückspiel

2:1 (2:0)

Termin: 05.11.1974
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Hirviniemi (Finnland)
Tore: 1:0 Wladimir Onischenko (1.), 2:0 Wladimir Onischenko (39.), 2:1 Thomas Rohrbach (47.)

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Eintracht Frankfurt Dynamo Kiew

  • Jewgeni Rudakow
  • Leonid Buryak
  • Viktor Matwijenko
  • Mikhail Fomenko
  • Stefan Reschko
  • Wladimir Troschkin
  • Wladimir Muntjan
  • Wladimir Onischenko
  • Viktor Kolotow
  • Wladimir Weremejew
  • Oleg Blochin

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Valeri Lobanowski
Trainer

Lektionen und Linsen

Welch ein Kontrastprogramm! In der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger gastierte die Eintracht nach einem 3:0-Heimsieg am Mittelmeer im Fürstentum Monaco, wo gerade einmal 6.000 Zuschauer das Spiel verfolgen wollten. In der zweiten Runde sind die Rahmenbedingungen für die Eintracht ungleich schwerer und das nicht etwa, weil Kiew nicht am Mittelmeer, sondern für die Binnenschifffahrt genutzten Fluss Dnepr liegt oder 60.000 ukrainische Fans die Eintracht erwarten. Nein, der Grund für die schlechten Aussichten auf das Erreichen der nächsten Runde ist die 2:3-Heimniederlage gegen Dynamo im Hinspiel.

„Wir sind voller Tatendrang und gänzlich ohne Chance in Kiew sicherlich nicht“, will Kapitän Grabowski das Viertelfinale in der Öffentlichkeit noch nicht gänzlich abschreiben, sein Trainer Weise formuliert die Ausgangssituation der Eintracht aber durchaus realistisch: „Unsere Chance ist sehr, sehr gering geworden.“ Bernd Hölzenbein scheint an Wunder zwar zu glauben, nicht jedoch mehr an eine Chance der eigenen Elf: „Wunder gibt es immer noch, aber wir geben uns keinen Illusionen hin.“

Illusionen, Träume, Hoffnungen – das bleibt den Fans zu Hause. Das und bewegte Bilder, denn das Spiel wird am heutigen Dienstag ab 17 Uhr live im 3. Programm des Hessischen Fernsehens übertragen. Die ARD bringt für das restliche fußballinteressierte Westdeutschland von 22.45 bis 24 Uhr eine Aufzeichnung der Partie aus Kiew.

Den Flug nach Kiew benutzt unterdessen Eintracht-Vizepräsident Ernst Berger, um für die Journalisten aus dem Nähkästchen des Transfergeschäfts zu plaudern. Er beschreibt den Journalisten „seinen“ ersten Neueinkauf, den 18jährigen Paderborner Winfried Stradt, einen Amateurnationalspieler, als ein „ganz großes Talent“, und vergisst nicht zu erwähnen, dass in Kürze mit einer „zweiten guten Verpflichtung“ zu rechnen sei. Mehr als das seien für die nächste Spielzeit „schon jetzt etliche vielversprechende Verhandlungen mit Spitzenspielern“ geführt worden. In Frankfurt hören sie so etwas gerne. Nur wenige sind der Meinung, dass man mit Bären nicht „vielversprechend verhandeln“, sondern sie erlegen sollte, um danach das erbeutete Fell zu verteilen. Manch einem sollen Felle, über die er schwadronierte, schon davon geschwommen sein.

Ob es in der Ukraine bessere Bärenjäger als Ernst Berger gibt, ist nicht zu klären, berichtet werden kann jedoch, dass es dort Gastgeber gibt, die nicht nur eine Spielecke, sondern auch eine Kinderstube hatten: Der Vorstand von Dynamo Kiew ist an den Flughafen gekommen, um den Gegner mit einem Blumenstrauß, der aus je einer roten und weißen Nelke und einem Lorbeerzweig besteht, zu begrüßen.

Diese freundschaftliche Geste will der Frankfurter Geschäftsführer Jürgen Gerhardt erwidern, in dem er den Gastgebern zur Meisterschaft gratuliert. Die jedoch erweisen sich in diesem Fall als vorsichtige Bärenjäger und winken freundlich, aber bestimmt ab: „Wir brauchen noch einen Punkt!“ Dabei haben selbst die größten Skeptiker keinen Zweifel daran, dass es Dynamo gelingen wird, diesen Punkt in den noch ausstehenden drei Spielen der sowjetischen Meisterschaft zu holen. Die Elf aus Kiew - und auch das lässt die Chancen der Gäste aus Frankfurt auf eine Überraschung nicht steigen - hat in der zu Ende gehenden Punktrunde der Nationalliga zu Hause noch nicht einen Punkt abgeben müssen.

Die geringen Hoffnungen von Trainer Weise können sich nur darauf stützen, dass die Gastgeber ihren Gegner im Bewusstsein der eigenen Stärke und des Hinspielerfolges vielleicht unterschätzen könnten. Sonst kann er nur auf seine beiden Weltmeister Grabowski und Hölzenbein und die Fortsetzung der Leistungssteigerung von Trinklein setzen, der im Derby gegen die Kickers zu gefallen wusste. Doch der Libero, der von Weise nach dem Hinspiel für eines seiner „schwächsten Spiel seit zwei Jahren“ gescholten wurde, ist mit einem dicken Schal um den Hals und einer leichten Erkältung auf die Reise in die Ukraine gegangen ...

Reichel, der ursprünglich einmal für die Bewachung von Blochin vorgesehen war, ist wie im Hinspiel noch nicht einsatzbereit, so dass wieder Helmut Müller den gefährlichen Linksaußen bewachen soll. In der letzten Bundesligapartie gegen Offenbach schaltete Müller immerhin den Kickers-Kapitän und ehemaligen Nationalspieler Sigi Held aus. Im Mittelfeld soll sich währenddessen Klaus Beverungen des Spielmachers Muntjan annehmen, der im Hinspiel das Siegtor für Kiew erzielte.

Im Tor steht absprachegemäß wieder Günter Wienhold, der Dr. Kunter vertreten wird. Doch Weise nimmt noch weitere Änderungen vor. Vorstopper Karl-Heinz Körbel rückt ins Mittelfeld auf eine Position, die er des Öfteren gespielt hat, bevor Uwe Kliemann zu Saisonbeginn in seine Heimatstadt Berlin wechselte. Überraschend kommt jedoch der Einsatz von Amateur Gerd Simons als Vorstopper, denn es ist der erste Pflichtspieleinsatz des jungen Mannes überhaupt. Andererseits hat der Trainer in seinem 16er-Profi-Kader aufgrund der Ausfälle von Reichel, Andree und Lorenz keine allzu großen Alternativen. Für Simons muss Flügelstürmer Thomas Rohrbach auf die Bank, so dass die Aufstellung des westdeutschen Pokalsiegers wie folgt aussieht: Wienhold - Kalb, Trinklein, Simons, Müller - Beverungen, Körbel, Nickel, Kraus – Grabowski und Hölzenbein.

In der Elf von Dynamo Kiew nimmt Trainer Lobanowski zwei Veränderungen gegenüber dem Hinspiel vor: Für Sujew und Maslow spielen heute Leonid Buryak und Wladimir Troschkin, die beiden Nationalspieler, die im Hinspiel in Frankfurt noch auf der Bank Platz genommen haben.

Das Spiel beginnt und startet schon nach 20 Sekunden mit dem von der Eintracht gewünschten frühen Tor, leider fällt es aus Sicht der Riederwälder auf der falschen Seite, nämlich auf ihrer. Nach dem Anstoß geht Oleg Blochin auf links durch, bohrt sich wie ein Pfeil in die schutzlose Eintracht-Abwehr und flankt. Torhüter Wienhold hat die Flanke zwar, doch dann lässt er den Ball fallen, als würde er deutlich machen wollen, dass es sich nicht gehört, einem Torwart nach nicht einmal einer halben Minute Spielzeit einer solchen Prüfung zu unterziehen. Wienhold wird also buchstäblich kalt erwischt und Onischenko ist zur Stelle. Eiskalt könnte man jetzt sagen, um in der Diktion zu bleiben, doch es gehört nicht viel Nervenstärke dazu, den Ball über die Torlinie zu drücken.

Drei Tore müsste die Eintracht nun erzielen, um doch noch die nächste Runde zu erreichen. Daran glaubt jedoch niemand mehr, auch die geschockten Gäste vom Main nicht. Oder um es mit einer etwas blumenreicheren Sprache zu sagen: Blochin hat die ohnehin geringen Hoffnungen der Eintracht mit seinem unwiderstehlichen Flankenlauf schon in der ersten Minute im Dnepr ertränkt. Es sind Lektionen in Schnelligkeit, die Blochin seinen Gegenspielern erteilt wie ein Hase einem Igel.

„Pfeilschnell“ ist ein über die Jahre plattgetretenes Attribut für einen Fußballer, der mit hoher Geschwindigkeit an seinen Gegenspielern vorbei zieht, aber auf Oleg Blochin kann man es mit gutem Gewissen anwenden. Der gute Schachspieler Blochin trickst seine Gegner ebenso wenig aus wie der ausgezeichnete Skiläufer Blochin seine Kontrahenten wie Slalomstangen umkurvt - er scheint sie einfach stehenzulassen wie ein Zug, der an Bäumen vorbeirast. So hölzern und unbeweglich wirken Blochins bedauernswerte Bewacher auf den Zuschauer, der den Eindruck hat, die Gegenspieler des Dynamo-Stürmers seien zu langsam für den Sport, den sie ausüben. Dabei ist es nur das Verhältnis zwischen dem Tempo eines normalen Fußballer zu dem des Sprinters Blochin, dass die überforderten Verteidiger im Auge des Betrachters wie Hobby-Fußballer daherkommen lässt.

Dem Mann, der mit 19 Jahren in Dynamos erster Mannschaft debütierte und in den letzten drei Jahren in der Sowjetunion die meisten Tore erzielt hat, wurde sein Talent in die Wiege gelegt und von seinen Eltern wurde es gefördert. Seine Mutter Jekaterina war sowjetische Meisterin im 80-Meter-Hürdenlauf und arbeitet heute als Assistentin an der Sporthochschule Kiew, während der Vater Junioren-Trainer des Fußballverbandes ist. Der setzte sich auch durch, als Oleg Schwimmer werden wollte und die Mutter ihren Sohn als Leichtathlet sah. Eine harte Schule hat der Junge durchlaufen: Wenn seine Leistungen in der Jugend- oder Juniorenmannschaft nicht nach dem Wunsch von Mutter Jekaterina ausfielen, soll zu Hause kein Essen auf ihn gewartet haben …

Es wäre jedoch falsch, Oleg Blochin auf seine herausragenden Fähigkeiten als Sprinter zu reduzieren, denn der Stürmer ist auch ein exzellenter Fußballer. Doch auch die meisten seiner Mannschaftskameraden sind der Eintracht in den Punkten Athletik und Schnelligkeit überlegen. Kiew bestimmt den Rhythmus und das Tempo der Partie, Blochin, Troschkin und Onischenko sorgen mit blitzschnellen Attacken für Aufregung in der Frankfurter Defensive. Es ist eine eindrucksvolle Lektion in Sachen moderner Fußball, die die Eintracht in der Ukraine erhält.

Es dauert 16 Minuten bis die Eintracht ihre erste Torchance hat. Es ist jedoch keine herausgespielte Möglichkeit, sondern ein beherzter Weitschuss von Nickel, der Rudakow einer ernsten Prüfung unterzieht. Rudakow hat auch große Mühe, lenkt den Ball aber gerade noch über die Querlatte.

Acht Minuten später ist es Jürgen Grabowski, der am Elfmeterpunkt mit einem Flankenball bedient wird. Leider bekommt Grabi den Ball nicht unter Kontrolle und somit auch keine Schussmöglichkeit. Mehr hat die Eintracht im ersten Durchgang in der Offensive nicht zu bieten und das ist einfach zu wenig, für eine Elf, die einen Rückstand aufholen muss.

In dieser Phase kann sich die Eintracht ohnehin bei ihrem Torhüter Wienhold bedanken, der nach seinem Fehler aus der ersten Minute mit einigen glänzenden Paraden Pluspunkte sammeln kann. Nach 38 Minuten kommt beispielsweise ein tückischer Aufsetzer auf seinen Kasten, den er unter Aufbietung seines ganzen Könnens zur Ecke abwehren kann.

Diese Ecke jedoch führt zum zweiten Tor für Kiew und wiederum macht Wienhold beim Gegentreffer keine glückliche Figur. Behindert von zwei Dynamo-Spielern kommt er nicht das Leder, dafür ist Onischenko mit seiner Fußspitze den Bruchteil einer Sekunde schneller am Ball als Trinklein. 2:0 in der 39. Minute, der Eintracht fehlen nun vier Tore für die nächste Runde, aber das Rechnen kann man sich im Grunde bereits seit Onischenkos erstem Tor getrost schenken.

Zur zweiten Halbzeit gibt es einen Wechsel bei der Eintracht. Dietrich Weise erlöst Karl-Heinz Körbel, dem seine Leistenprobleme, mit denen er schon in der Vorbereitung zur Saison zu kämpfen hatte, sichtlich zu schaffen machen. Körbel konnte aus seiner Mittelfeldposition heraus nie wie geplant den Angriff verstärken. In der Hoffnung auf etwas mehr Schwung bringt der Trainer Thomas Rohrbach. Rohrbach war in der ersten Runde gegen Monaco erfolgreich, vielleicht gelingt ihm ja auch heute ein Treffer?

Und tatsächlich, die Eintracht startet in die zweite Hälfte wie die Gastgeber in die erste: Mit einem Blitzangriff stürmen die Frankfurter vor das Kiewer Tor, Reschko kommt zwar an den Ball, doch der nachsetzende Rohrbach lässt nicht locker. Um diesen Druck zu entgehen, will Reschko das Leder zu seinem Torhüter zurückgeben, doch der Pass verunglückt ihm und der Ball rollt an dem herausgestürzten Rudakow vorbei aufs verlassene Tor zu. Rohrbach läuft hinterher und verhindert das Eigentor Reschkos, in dem er dem Ball noch einen Stoß versetzt. „Ganz klar, der Ball wäre auch ohne mich über die Linie gerollt, aber so etwas lässt man sich nicht entgehen“, gibt Thommy lächelnd zu.

Nur noch 1:2 nach 47 Minuten, noch zwei Tore und die Eintracht hätte zumindest die Verlängerung erzwungen. Die Eintracht erspielt sich in der Folge auch Feldvorteile, doch Torchancen erspielt sie sich keine.

Was nützt es, wenn man nun zwar Tempo und Spiel im Mittelfeld diktiert, im Sturm aber ohne Durchschlagskraft, in der Offensive zu ideenlos und insgesamt zu schwerfällig agiert, um die massive und konsequent deckende Dynamo-Hintermannschaft noch ein zweites Mal überrumpeln zu können? Das ist nicht die Eintracht, die Monaco sicher ausgeschaltet und in drei aufeinanderfolgenden Heimspielen 18 Tore erzielt hat. Aber um den Frankfurter gerecht zu werden, muss man auch konstatieren, dass Kiew nicht Kaiserslautern, Essen oder Düsseldorf und mindestens eine Klasse besser als Monaco ist.

Die Eintracht ist von ihrer Bestform so weit entfernt wie der Dnepr vom Main und ihre kreativen Köpfe Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski werden von Reschko und Muntjan aufmerksam bewacht. Weises Schachzug Grabowski neben Hölzenbein in die Spitze zu ziehen, war überraschend, erweist sich jedoch als wirkungslos. Grabi kann sich zwar in der zweiten Halbzeit steigern, doch von Holz ist so gut wie nichts zu sehen. Kommt er in aussichtsreicher Position doch einmal an den Ball, ist sicher ein Dynamo-Spieler nicht weit, der die Aktion unterbindet.

Auch wenn Helmut Müller Blochin nun mehr entgegen zu setzen weiß, Gert Trinklein sich weiter verbessert zeigt und Amateur Simons in seinem ersten Spiel erstaunlich wenig anbrennen lässt, die großen Kämpfer im Mittelfeld, Bernd Nickel und Wolfgang Kraus, können in dieser Partie nicht die Akzente setzen, die das Offensiv-Spiel der Eintracht dringend benötigt. Kiew wirkt in dieser zweiten Halbzeit nicht ganz so stark und entschlossen wie zuvor, aber es reicht, um das Spiel bequem über die Zeit zu bringen.

Der Frankfurter Torhüter Wienhold verlässt nach der zweiten Niederlage gegen Kiew mit Wut im Bauch den Platz, sein Hals ist so dick wie seine Oberlippe geschwollen ist. Wienhold ist sauer auf sich selbst und will sich die beiden Fehler, die zu den Gegentoren führten, nicht nachsehen: „Da gibt es für mich keine Entschuldigung.“

„Gegen den kommenden Europacupsieger auszuscheiden, ist keine Schande“, meint Trainer Weise und sagt das nicht nur, weil ihm eine große Anzahl sowjetischer Journalisten gegenübersteht. Weises Lob nur als Ausdruck der Höflichkeit gegenüber den Gastgebern oder als Entschuldigung für die Leistung der eigenen Mannschaft zu verstehen, greift zu kurz. Aus seinen Worten sprechen auch Hochachtung und echter Respekt vor der Spielstärke der aktuell mit Abstand besten sowjetischen Vereinsmannschaft.

Diese Hochachtung und dieser Respekt vor dem Gegner gehen Kiews Trainer Lobanowski nach dem Spiel möglicherweise ab. „Eintracht Frankfurt ist eine weiche Mannschaft“, erklärt er.

Weise erkennt hinter den harten Worten des Trainerkollegen eine zutreffende Einschätzung und widerspricht nicht: „Uns fehlt die internationale Erfahrung in Zweikämpfen. Schade, dass man diese Erfahrung so bitter bezahlen muss.“

Bitter, aber nicht teuer bezahlen will Eintracht-Präsident von Thümen die Erkenntnis, dass die Eintracht personelle Verstärkung benötigt, um die restlichen Saisonziele erreichen zu können: „Es wird wahrscheinlich kein Millionen-Transfer. Doch dieses Spiel zeigte deutlich, es muss was geschehen.“ Dem dreifachen Stress Bundesliga, Europacup und DFB-Pokal ist die Eintracht mit ihrem Kader von nur 16 Profis nicht gewachsen, und auch wenn die europäischen Auftritte nun entfallen, ist doch unübersehbar, dass die beiden tragenden Säulen Grabowski und Hölzenbein den Preis für die permanente Beanspruchung zahlen müssen, der sie seit Monaten fast ohne Pause ausgesetzt sind.

„Kiew ist eine international erfahrene Mannschaft, uns imponierte Schnelligkeit, gradliniges Spiel und Cleverness im harten Zweikampf. Das Spiel zeigte, dass wir international noch viel zu lernen haben“, zählt Weise zum Abschluss noch einmal die erhaltenen Lektionen auf. Jürgen Grabowski meint, dass die Lektion im Hinspiel bereits zu deutlich ausgefallen sei, als dass man in Kiew nach dem frühen Rückstand das Steuer noch habe herumreißen können. Das Spiel seiner Mannschaft beschönigt er nicht, „aber die Entscheidung war eigentlich schon längst in Frankfurt gefallen, und als wir hier noch das erste Tor so schnell hinnehmen mussten, war wirklich nichts für uns drin.“

Nichts drin und wieder ein frühes Aus auf der europäischen Bühne für die Eintracht. Seit dem Finale in Glasgow gegen Real Madrid im Jahr 1960 haben die Frankfurter in europäischen Fußball kaum eine Duftmarke mehr setzen können.

Fünfmal war die Eintracht seit dieser Zeit im UEFA-Cup vertreten, 1966/67 erreichte man das beste Ergebnis in diesem Wettbewerb mit der Teilnahme am Halbfinale. Dort war dann trotz eines 3:0-Heimsieges gegen Dinamo Zagreb nach einem 0:4 nach Verlängerung im Rückspiel Endstation. 1968/69 schieden die Riederwälder im Achtelfinale nach einem 0:1 und einem 1:1 gegen Athletic Bilbao aus.

Die restlichen drei Teilnahmen endeten jeweils nach der ersten Runde: 1964/65 nach einem 1:5 beim FC Kilmarnock (Hinspiel 3:0), 1967/68 nach zwei Niederlagen (0:1 und 0:4) gegen den FC Liverpool und 1972/73 gegen denselben Klub nach einem 0:2 und einem 0:0.

Jetzt hat also der Bundesligaalltag die Eintracht wieder. Er führt sie am Samstag nach Berlin, aber auch bei Hertha BSC wird ohne überzeugend vorgetragene Angriffe kaum etwas zu holen sein.

Im Tor der Frankfurter wird dann wieder Dr. Peter Kunter stehen. In Kiew hätte er übrigens gar nicht eingesetzt werden können, selbst wenn Günter Wienhold verletzt ausgeschieden wäre. Der Grund für seine Spieluntauglichkeit war jedoch nicht etwa eine Verletzung, sondern eine visuelle Unpässlichkeit: Dr. Kunter hatte nur eine Brille, aber nicht seine Kontaktlinsen dabei. Diese befanden sich im Koffer Dr. Kunters und das Gepäckstück war in Frankfurt beim Abflug verloren gegangen. Für die Partie in Berlin ist Dr. Kunter jedoch wieder einsatzbereit, wie er sagt: „Ich habe natürlich ein Paar Ersatzlinsen zu Hause.“ (rs)

 

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