1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1974/1975 - 14. Spieltag

0:0

Termin: Sa 23.11.1974, 15:30 Uhr
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: ./.

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1. FC Köln Eintracht Frankfurt

  • Harald Schumacher
  • Jürgen Glowacz
  • Wolfgang Weber
  • Bernhard Cullmann
  • Harald Konopka
  • Heinz Flohe
  • Heinz Simmet
  • Detlev Lauscher
  • Wolfgang Overath
  • Herbert Neumann
  • Dieter Müller

 


 

Wechsel
  • Hennes Löhr für Wolfgang Weber (13.)
  • Peter Ehmke für Detlev Lauscher (60.)
Wechsel
Trainer
  • Zlatko Cajkovski
Trainer

Wunderbarer Wienhold

In den letzten acht Pflichtspielen nur ein Sieg, der im Pokal bei dem Amateurligisten Solingen auch erst in der Verlängerung und denkbar knapp glückte, im Europapokal ausgeschieden und am letzten Spieltag gegen den Abstiegskandidaten Stuttgart zu Hause fünf Tore kassiert, in den letzten acht Minuten einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt und den Schwaben so zu ihrem ersten Punktgewinn auf fremden Platz verholfen – die Luft beim auf Rang 6 abgerutschten ehemaligen Tabellenführer Eintracht Frankfurt hat an Temperatur gewonnen. Bernd Hölzenbein ist wahrscheinlich froh, dass er unter der Woche mit der DFB-Auswahl nach Griechenland fliegen kann.

In Athen ist der „Holz“ in der 1. Halbzeit der beste Mann der deutschen Mannschaft. Ständig ist er unterwegs, irritiert die griechische Deckung durch Positionswechsel und bereitet beide deutsche Tore beim 2:2 gegen Griechenland vor. Doch Bernd Hölzenbein ist nicht Gerd Müller, an dem er als sein „Nachfolger“ nach der WM in der Öffentlichkeit gemessen wird. Bei diesem Vergleich hätte jedoch wohl jeder Stürmer das Nachsehen: Müller lieferte seine Tore fast auf Bestellung, so wie ein Bote sein Telegramm.

Hölzenbein weiß das und sich selbst genau einzuschätzen: „Ich bin kein Killer wie der Gerd, ich bin mehr Vorarbeiter und Mitarbeiter. Ich bin ein spielender Mittelstürmer, kein Mann, der sich nur als Torjäger auszeichnet. Während mit Gerd Müller die meisten Tore aus dem 16-Meter-Raum heraus fielen, ziehe ich auch schon mal aus 25 Metern ab.“ „Holz“ zieht den richtigen Schluss aus der erfolglosen Suche nach einem Nachfolger von Gerd Müller in der DFB-Auswahl: „Notgedrungen muss sich nun das Sturmspiel verändern. So ähnlich wie in Düsseldorf oder bei uns in Frankfurt.“

Die Weltmeisterschaft habe ihn weiter geformt, meint Hölzenbein, und seine selbstbewussten Aussagen lassen wenig Zweifel daran. Außerdem stellt er eine persönliche Weiterentwicklung fest: „Früher machte ich aus zehn Chancen zwei Tore, jetzt aber warte ich die Reaktion der Torhüter ab. Und schieße erst dann. Von zehn Versuchen gelingen mir nun acht Erfolge.“

Diese Erfolge braucht die Eintracht aus Frankfurt dringend. Dort diskutieren Fans und Journalisten, wo der vor der Partie gegen den VfB aus Wuppertal geholte Willi Neuberger zukünftig am besten einzusetzen sei. Neuberger selbst hat sich bereits kurz nach seiner Ankunft positioniert: „Ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt. Und es ist abgesprochen, dass dies zunächst im Angriff ist.“

Wegen der Abwehrschwäche in den letzten Partien meinen jedoch nicht wenige, dass Trainer Weise besser beraten wäre, Neuberger in die Abwehr einzubauen. „Neuberger wurde als Stürmer verpflichtet und spielt auch vorerst weiterhin im Sturm“, bescheidet Weise diese Überlegungen. Immerhin räumt der Trainer ein: „Aber mit der Abwehr muss was geschehen. Was, das muss ich mir in der Woche noch reiflich überlegen. Aber eine Neuordnung ist bitter nötig.“ Weise, der einen Außenstürmer gesucht und verpflichtet hat, sieht sich für ihn in Frankfurt ungewohnter Kritik ausgesetzt und muss sich diese Frage gefallen lassen: Warum wird ein Stürmer gekauft, wenn die Mannschaft ohnehin in der Bundesliga die meisten Tore schießt?

Jürgen Grabowski indes meint, dass die Torgefährlichkeit der Eintracht keine Frage der Stürmeranzahl sei, sondern der Tatsache geschuldet wird, dass „alle einen Vorwärtsgang“ haben. „Wir haben die Abwehr nicht so unterstützt, wie es sich gehört“, will der Kapitän die Schuld für die fünf Treffer des Abstiegskandidaten aus Stuttgart nicht allein bei der Abwehr sehen. Auch den alten Kameraden Dr. Kunter vergisst Grabi in dieser Stunde nicht: „Gerade jetzt hat er Zuspruch nötig.“

Doch Dr. Kunter hat sich von seiner Entscheidung nicht abbringen lassen, die er schon nach dem Spiel gegen den VfB öffentlich verkündet hatte: „Ich werde mich jetzt für ein Vierteljahr auf die Bank setzen. Wienhold soll jetzt ins Tor. Ich lasse mich da auch von Herrn Weise nicht umstimmen.“ Im Gegenteil, Dr. Kunter, der fand, er habe beim 5:5 „eine ausgesprochen schlechte Figur" gemacht, überzeugt Dietrich Weise im Gespräch unter vier Augen: „Trainer, von meinem Einsatz haben wir doch beide nichts. Wenn ich noch eine krumme Sache mache, pfeifen die mich hier bedingungslos aus. Wienhold hat lange genug gewartet.“

Dr. Kunter setzt sich durch und somit auf die Ersatzbank, während Wienhold heute beim Spiel in Köln im Tor der Eintracht steht. Der wiedergenesene Außenverteidiger Reichel, der nicht nur in den Spielen gegen Kiew schmerzlich vermisst wurde, ist wieder dabei, für ihn muss Jürgen Kalb weichen. Im Mittelfeld ersetzt außerdem Kraus Beverungen, so dass die Startelf der Frankfurter folgendes Gesicht hat: Wienhold - Reichel, Trinklein, Körbel, Müller - Kraus, Grabowski, Nickel - Neuberger, Hölzenbein und Weidle.

Der Gegner, der 1. FC Köln, ist aktuell nur Tabellenelfter und will vor 24.000 Zuschauern in der Kölner Radrennbahn die Bilanz gegen die Hessen aufbessern: In den letzten fünf Heimspielen konnte der FC die Eintracht nur einmal schlagen. Doch auch die Eintracht hat einen Sieg im Auge, wenn man Trainer Weises Ankündigung Glauben schenkt: „Wir wollen wieder Anschluss an die Spitze.“

Wer sich von den Zuschauern nun auf mitreißenden Angriffsfußball eingestellt hat, wird bitter enttäuscht. Die Gäste vom Main, die schon in der letzten Saison die torhungrigste Mannschaft der Liga stellten und auch in dieser Saison die meisten Tore geschossen haben, machen keine erkennbaren Anstalten, sich ernsthaft in Richtung Kölner Kasten zu orientieren.

Doch selbst wenn die Frankfurter wollten, würde es ihnen schwerfallen, sich offensiv zu entfalten. Beide Weltmeister im Team der Eintracht, Hölzenbein und Grabowski, haben ungebetene Begleiter, die sie keinen Moment aus den Augen lassen. Ein Personenschützer könnte bei einem Attentatsversuch seinem Klienten nicht näher sein als die beiden Kölner den beiden Frankfurter Weltmeistern.

Alt-Nationalspieler Wolfgang Weber ist dem wendigen und schnellen Hölzenbein zugeteilt, der sich nicht darüber freuen kann, dass Weber sich schon nach 13 Minuten mit einem Muskelfaserriss in der rechten Wade verabschiedet und gegen Löhr ausgetauscht wird - Konopka übernimmt die Beschattung von Hölzenbein. Dem gelingt es nur gelegentlich, Konopka zu entweichen, auch weil Konopka es zunächst versteht, seine spielerische Unterlegenheit mit kompromisslosem Körpereinsatz auszugleichen.

Auch Grabowskis Gegenspieler Heinz Simmet versucht sich als Leibwächter. Ein siamesisches Zwillingspärchen könnte sich nicht näher sein als Simmet dem Frankfurter Kapitän, der nicht nur den Atem seines Kontrahenten im Nacken, sondern auch dessen Stollen auf seinem Unterschenkel spürt. Simmet, für seine Härte bekannt, langt so ausgiebig zu, dass man meinen könnte, er würde heute nicht nach Schritten, sondern nach Tritten bezahlt.

Irgendwann wird es übrigens auch Grabi zu bunt und so ballt er nach einem Foul die Hand zur Faust. Simmet lässt diese Drohung jedoch unbeeindruckt - wofür gibt es schließlich Schiedsrichter? Gut, dass der Frankfurter Kapitän sich nicht über die Attacken zu ausgiebig beschwert, denn dafür zeigen die Herren in schwarz schon eher mal eine Karte als für einen üblen Tritt. Fußball ist eben ein Männersport, scheint sich auch Herr Roth heute zu denken – weder Konopka noch Simmet werden die Gelbe Karte erhalten.

Der Weltmeister auf Kölner Seite, Wolfgang Overath, hat es zwar nicht leichter als die beiden Frankfurter, dafür mit Roland Weidle jedoch den wesentlich angenehmeren Gegenspieler. Weidle läuft wie eine Maschine, ist immer an Overath dran - ohne dabei so hart einzusteigen wie Konopka oder Simmet - und hat doch entscheidenden Anteil daran, dass Overath sich nicht wie gewohnt in Szene setzen kann.

Overaths schwache Leistung liegt natürlich aber auch im Konzept der Frankfurter begründet, die das Spiel verzögern, um den erwarteten Kölner Sturmlauf im Keim zu ersticken. Nach den fünf Gegentoren im letzten Heimspiel geht es hier heute wohl vor allem darum, die Sicherheit wiederzufinden und die Abwehr zu stabilisieren.

Die lässt auch kaum etwas zu, das wenige, was am Ende durch Dieter Müller und Detlev Lauscher auf Wienholds Kasten kommt, wird die sichere Beute des Frankfurter Schlussmannes. Auch als Dieter Müller im Strafraum ungedeckt zum Kopfball kommt, weil sowohl Trinklein als auch Körbel zu weit vom Kölner Stürmer entfernt stehen, ist Wienhold nicht zu bezwingen.

Die Frankfurter Taktik, die auf Tempoverzögerung und Ballhalten ausgerichtet ist, mag eine destruktive Methode sein, aber der 1. FC Köln findet kein Mittel gegen sie. Schön ist dieser Beton von Main nicht anzusehen, aber der Zweck heiligt hier die Mittel, findet Trainer Weise: „Das gefällt auch mir nicht, wie oft der Ball als Querpass gespielt wird. Aber damit haben wir besonders in der Abwehr für Ruhe gesorgt, und mein Libero Trinklein macht seine Sache gut.“ Ganz anders fällt natürlich die Reaktion von Kölns Trainer „Tschik“ Cajkovski aus: „Wir werden jetzt bedingungslos stürmen. Ein Unentschieden bedeutet für uns eine Niederlage.“

Cajkovski stellt um und lässt mit drei echten Sturmspitzen - Müller, Löhr und Flohe – stürmen, doch Wienhold vereitelt alle Kölner Chancen. Dazu bedient er sich nicht einmal ausgesprochen spektakulärer Paraden, sein ausgezeichnetes Stellungsspiel lässt ihn einfach immer an der richtigen Stelle auftauchen – wenn der Ball aufs Frankfurter Tor kommt, ist Wienhold schon da.

Müller, mit acht Toren immerhin bester Kölner Torschütze dieser Spielzeit, spielt glücklos und das Lauscher die Durchschlagskraft fehlt, weiß man nicht erst seit dieser Partie. Glowacz, der sich gegen Neuberger gut behauptet, erweist sich noch als gefährlichster Angreifer der Gastgeber.

Dass die Eintracht nicht nur zum Mauern in die Domstadt gekommen ist, stellt sie im Laufe der zweiten Halbzeit unter Beweis, was vor allem damit zusammenhängt, dass sich Hölzenbein nun öfter gegen Konopka durchsetzen kann und Thommy Rohrbach in der 52. Minute Außenverteidiger Helmut Müller abgelöst hat. Rohrbachs Offensivdrang tut der Eintracht gut, während die Abwehr weiter sicher steht, obwohl Körbel in der 47. Minute angeschlagen das Feld für Beverungen räumen musste.


Körbel bremst Dieter Müller

Die etwas offensivere Spielweise zahlt sich in der 63. Minute fast aus, als Hölzenbein die beste Möglichkeit für die Eintracht bekommt. Er umspielt Cullmann und sogar Torwart Schumacher, zögert dann aber und sein Abschluss ist zu schwach. Wenn ihm von zehn Chancen tatsächlich acht Tore gelingen, muss das die Chance neun oder zehn gewesen sein.

Die Eintracht muss sich aber nicht grämen, denn auf der Gegenseite lässt auch Löhr eine hundertprozentige Chance aus. Die Kölner Siegchancen sind endgültig dahin, als sie Wienhold in der 88. Minute mit einem Kopfball aus aussichtsreicher Position nicht überwinden können. Fast gewinnen die Gäste sogar noch, weil die Daueroffensive der Kölner der Eintracht schnelle, gefährliche Gegenstöße ermöglicht. Doch in den letzten Sekunden haben auch die Frankfurter keine Kraft mehr, um den Siegtreffer zu erzielen.

In der Tabelle bringt das Remis heute keine der beiden Mannschaften weiter. Im Gegenteil: Während die Kölner auf Position 11 verharren, rutscht die Eintracht zwei Plätze tiefer und damit auf Rang 8 ab. Dennoch ist Eintracht-Trainer Dietrich Weise nach dem Schlusspfiff wie erwartet nicht unzufrieden: „Dieser Punkt gibt uns wieder Selbstvertrauen.“

„Tschik“ Cajkovski stürmt dagegen ungehalten in die Kabine, um mit hochrotem Kopf loszupoltern: „Das wollen Profis sein! Dabei lassen sie mehr Chancen aus als Amateure!“ Zielscheiben des erbosten Trainers sind die beiden Angriffsspitzen Dieter Müller und Detlev Lauscher, die gleich mehrmals aus kurzer Entfernung an Wienhold scheiterten. Keine Frage, den mit Cleverness und auch mit viel Glück erkämpften Punkt verdankt die Eintracht ihrem Torwart.

Für Wienhold kommen selbst dem Kölner Trainer nur lobende Worte über die aufgeregten Lippen: „Dieser Mann war wie ein Magnet, einmalig, wie er Herbert Neumanns Kopfball hielt.“ Weise widerspricht seinem Kollegen nicht: „Ein besserer Einstand war gar nicht möglich. Günter war unter Beschuss und hat seine Sache ausgezeichnet gemacht.“

Doch dann findet Weise Gelegenheit seine schon oft geäußerte, aber in Frankfurt nicht gern gehörte Ansicht zu wiederholen: „Die Eintracht ist kein Meisterschaftsfavorit. Zu Unrecht wurde sie nach dem Pokalsieg dazu gemacht.“ Immerhin räumt der Realist Weise ein, dass „sechs bis sieben Mannschaften“ nach wie vor zum Kreis der Titelaspiranten zu zählen sind, und er seine Elf da nicht ausschließt.

Diese sei allerdings durch die Niederlagen und - schlimmer noch - die Reaktion der Öffentlichkeit in Frankfurt auf das Ausscheiden aus dem Europapokal nervlich aus der Bahn geworfen: „Wenn die Leute draußen wüssten, was sie anrichten, würden sie es sein lassen, gleich zu pfeifen und über die Spieler herzufallen, wenn es einmal nicht läuft!“

Weise glaubt nun, das 0:0 in Köln habe seine Spieler ruhiger und ihres Eigenwertes wieder bewusstgemacht. Gerade der normalerweise als rotzfrech geltende Thomas Rohrbach ist für den Trainer heute das treffende Beispiel: Vom Frankfurter Publikum ausgepfiffen, sei Rohrbach der Verzweiflung und Selbstaufgabe nahe gewesen, doch gegen Köln „hat er sogar wieder versucht, aufs Tor zu schießen.“

Dem Trainer klingen die Schmährufe nach dem 5:5 gegen den VfB Stuttgart immer noch in seinen Ohren, gleichzeitig versucht er natürlich, die äußerst defensive Ausrichtung seiner sonst so torhungrigen Schützlinge zu begründen. Die Verantwortung für die Spielweise der ersten Halbzeit, in der seine Mannschaft ohne Wenn und Aber ihr Heil in der eigenen Hälfte suchte und das mit betontem Ballhalten und zahllosen Rückpässen demonstrierte, will der Trainer jedoch nicht in Gänze übernehmen: „Hölzenbein sollte gewiss nicht rechter Verteidiger spielen!“ „Unser System war nicht schön, aber vernünftig“, schließt Weise das Thema für sich ab.

Günter Wienhold dagegen muss sich den Fragen weiter stellen, er wird nicht nur am Montag im „Kicker“ in der „Elf des Tages“ stehen und der „Mann des Tages“ sein, nein, er ist es natürlich bereits direkt nach dem Spiel. Schließlich hat er mit seinen Paraden das Unentschieden und auch die gute Stimmung für den Ball zur 75-Jahr-Feier der Eintracht im Frankfurter Hotel Intercontinental gerettet, der am heutigen Samstagabend stattfindet. Vor zweieinhalb Jahren kam der 15malige Amateurnationaltorwart aus Singen zur Eintracht, doch trotz der Olympiateilnahme in München bekam er seine Chance erst in der letzten Saison, als er Dr. Kunter erstmals ablöste. Durch seine Abwesenheit wegen der Geburt seines ersten Kindes verlor Wienhold den Platz zwischen den Pfosten aber wieder an seinen Freund und Rivalen, doch nun will er sich dauerhaft behaupten: „Ich wusste, dass Köln meine große Chance sein würde. Denn dort konnte man sich über Beschäftigung noch nie beschweren.“

Ein Problem scheint gelöst, doch in der Abwehr hat Weise sein nächstes Sorgenkind: Karl-Heinz Körbel. Beim Vorstopper hat sich während des Spiels die alte Leistenverletzung wieder stärker bemerkbar gemacht, was zu seiner Auswechslung führte. „Nun soll er die Verletzung auskurieren“, verordnet Weise, der hinzufügt: „Im scharfen Wochentraining spürte er nichts. Aber ein bestimmter Spreizschritt - und die Zerrung war wieder da.“ „Jetzt gibt es kein Pardon mehr. Jetzt muss die Verletzung ausgeheilt werden“, wirft Weise einen Blick in die nahe Zukunft.

Seine eigene bei der Eintracht ist dagegen noch unbestimmt, obwohl sich Weise bereits mit den Planungen für die neue Saison beschäftigt: Die Einladung nach Nord- und Mittelamerika für 25 Tage im nächsten Sommer hat Weise im Namen der Eintracht dankend abgelehnt. Er sieht durch eine so lange Tournee die Urlaubspläne und die Vorbereitung auf die neue Saison empfindlich gestört. Im Gespräch ist nun eine kleinere Südamerikareise, damit die Mannschaft vom 15. Juni bis 29. Juli Urlaub machen und dann am 16. August optimal vorbereitet in die Saison 1975/76 starten kann.

Weises Reisepläne lassen jedoch nicht den Schluss zu, dass er der Eintracht über den 30. Juni 1975 hinaus zur Verfügung stehen wird, denn nur so lange läuft sein Kontrakt bisher: „Das hat mit einem neuen Vertrag nichts zu tun. Solange ich Angestellter der Eintracht bin, tue ich meine Arbeit.“

Unumwunden macht der Trainer sehr deutlich, dass er sich noch nicht entschieden habe. Allerdings seien weder finanzielle Dinge noch lukrative Angebote der Grund für seine Unentschlossenheit: „Mir liegt noch keines vor, aber ich weiß natürlich, dass hier und dort Interesse besteht.“ Unausgesprochen liegt die Vermutung nahe, dass ihn Art und Weise des Managements bedenklich gestimmt haben. Ungeachtet dessen dürfte eine Entscheidung bald fallen, „denn ich werde die Dinge nicht auf die lange Bank schieben“, verspricht Weise.

Nicht mehr allzu lange mit einem doppelten Punktgewinn warten sollte auch seine Mannschaft, die in der Bundesliga seit dem 9. Spieltag keinen Sieg mehr landen konnte. Das nächste Heimspiel bietet eine günstige Gelegenheit, diese negative Serie zu beenden. Mit dem Wuppertaler SV kommt nicht nur Willi Neubergers ehemaliger Verein ins Waldstadion, sondern auch der Tabellenletzte, der heute sein Heimspiel gegen Gladbach mit 1:5 verloren hat und in dieser Saison auswärts noch nicht einen Zähler holen konnte. (rs)

 

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