Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

Bundesliga 1974/1975 - 17. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: Sa 14.12.1974, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 1:0 Wolfgang Kraus (51.), 2:0 Willi Neuberger (71.)

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Eintracht Frankfurt Eintracht Braunschweig

 


  • Bernd Franke
  • Wolfgang Grzyb
  • Hans-Jürgen Hellfritz
  • Friedhelm Haebermann
  • Franz Merkhoffer
  • Hartmut Konschal
  • Aleksandar Ristic
  • Dietmar Erler
  • Karl-Heinz Handschuh
  • Wolfgang Frank
  • Bernd Gersdorff

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

Scheppes Schneewalzer

Die zwischenzeitliche Durststrecke, in der die Eintracht in neun Pflichtspielen nur bei den Amateuren von Union Solingen einen Sieg landen konnte, scheint überwunden zu sein. In den letzten vier Bundesligapartien gab es für die Riederwälder zwar ebenfalls nur einen Sieg, aber andererseits keine Niederlage und in den letzten drei Spielen nur einen einzigen Gegentreffer.

Trainer Weise hat die Stabilisierung der Abwehr nach dem 5:5 gegen den VfB Stuttgart in den Mittelpunkt seiner Arbeit gerückt und damit durchaus beachtenswerte Ergebnisse erzielt. Neben dem 0:0 in Köln und dem klaren 5:0-Heimsieg gegen den Wuppertaler SV fügte man am Dienstagabend den Schalkern den ersten Punktverlust dieser Saison in deren Stadion zu. Den Frankfurter Punktgewinn kann man mit Blick auf die Vielzahl der Schalker Torchancen als etwas glücklich bezeichnen, aber was verschlägt’s? Der Punkt ist auf dem Habenkonto der Eintracht, die heute das letzte Hinrundenspiel gegen den Namensvetter aus Braunschweig erfolgreich gestalten will, um mit einem Heimsieg gegen die andere Eintracht der Tabellenspitze wieder ein gutes Stück näher zu rücken.

Nicht weiter entfernt als bisher ist Karl-Heinz Körbel von seinem ersten Länderspiel für den DFB. In Absprache mit Bundestrainer Helmut Schön gab erstmals Jupp Derwall das Aufgebot für das nächste Länderspiel bekannt und einige Spieler erlebten Überraschungen, nicht alle waren positiv. So werden beim Qualifikationsspiel für die EM-Endrunde 1976 auf Malta am 22.12. die Düsseldorfer Geye, Herzog und Seel sowie der Gladbacher Heynckes „wegen der Form“ fehlen, „Hacki“ Wimmer und Siegfried Held „wegen des Alters“, wie Derwall erklärte: „Wir müssen für die Zukunft planen.“

Derwall und Schön haben sich nach dem Remis in Griechenland nun anscheinend doch zum Umbruch ihrer Elf entschlossen, vier Akteure im 21 Mann starken Kader wurden zum ersten Mal nominiert. „Die Chance für Neulinge war nach nie so groß wie heute“, erklärt Derwall: „Dietz wird mit Sicherheit spielen, Kosteddes Chance ist sehr groß.“ Körbels Chancen dagegen steigen nur, wenn „Katsche“ Schwarzenbecks Dauerkarte für den Vorstopperposten abläuft. Neben Körbel steht übrigens auch Bernd Nickel im Aufgebot des DFB. Wie Körbel wartet auch „Dr. Hammer“ auf sein Debüt in der Nationalmannschaft.

Ihren Platz sicher haben die beiden dagegen in der Startaufstellung der Eintracht, die gegenüber dem Auswärtsspiel in Gelsenkirchen nur eine Änderung aufweist: Im Mittelfeld spielt Wolfgang Kraus anstelle von Klaus Beverungen, den das 1:1 bei seinem alten Club noch so „happy“ gemacht hatte. Heute sind folgende 11 Spieler der Eintracht vor dem Spiel „happy“: Wienhold - Reichel, Trinklein, Körbel, Müller - Kraus, Grabowski, Nickel, Weidle - Hölzenbein und Neuberger.

Schon zu Beginn der Partie zeigt sich, warum die Braunschweiger sich als Aufsteiger in der Spitzengruppe der Bundesliga behaupten können. Sie mauern nicht, sondern suchen ihre Chance im offenen Schlagabtausch. Der gelingt ihnen auch recht gut, denn die Niedersachsen halten spielerisch durchaus mit.

Dabei ist es gar nicht so einfach, auf diesen Untergrund Fußball zu spielen. Der Rasen des Waldstadions ist von einer dünnen Schneedecke überzogen, unter der sich ein tiefer und schwerer Boden befindet. Anfangs wird bei jedem Zweikampf um den Ball der Schnee von den Stollen der Akteure aufgewirbelt, es ist ein Tag für technisch beschlagene und leichtgewichtige Spieler.

Gut, mag sich mancher Zuschauer denken, dass die Eintrachtspieler zu ihren weißen Trikots und Stutzen wenigstens schwarze Hosen tragen, aus der Entfernung ist der schwarze Werbeschriftzug auf der Brust allein kein ausreichendes Unterscheidungsmerkmal zur Spielstätte, bei der wenigstens die beiden Fünfmeterräume und die Begrenzungslinien freigelegt wurden. Es ist schon ein seltsames Bild, wenn erwachsene Männer in kurzen Hosen bei Eiseskälte im Schnee einem Ball nachjagen, während auf einer der Banden am Spielfeldrand für eine erfrischende Limonade mit dem sommerlichen und sonnigen Namen „Florida Boy“ geworben wird …

Kein Bub, kein Junge, sondern ein echter Teufelskerl steht zwischen den Pfosten der Gäste. Immer wieder wirft sich Bernd Franke den Frankfurtern Angreifern entgegen, die jedoch – wie beispielsweise Weidle – stets fair früh genug abbremsen und den rutschiger werdenden Untergrund nicht als Entschuldigung nehmen, um in den Braunschweiger Schlussmann hineinzurutschen, in der Hoffnung, er könne doch einmal einen Ball fallen oder wieder loslassen.

Franke ist ein wahrer Meister seines Fachs, nicht umsonst durfte er im letzten Jahr zweimal im Dress des DFB auflaufen. Auch dieses Mal steht er wieder im Aufgebot für das Spiel auf Malta, sein Pech ist, dass er mit Sepp Maier einen noch besseren Mann vor der Nase hat. Dass er sich gegen Konkurrenten wie den ebenfalls nominierten Norbert Nigbur durchsetzen könnte, beweist er unter anderem, als er gegen den durchgebrochenen Hölzenbein geschickt den Winkel verkürzt und sich auf den Ball stürzt wie ein Jäger auf seine Beute.

Auch die Gäste haben Chancen, doch es zahlt sich aus, dass der Frankfurter Coach Dietrich Weise im Mittelfeld den jungen Kraus gegen Spielmacher Handschuh und den kampfkräftigen Nickel gegen Gersdorff einsetzt. Durch diese Maßnahme wird nicht nur der Braunschweiger Aufbau im Mittelfeld gestört, sondern auch deren Gefährlichkeit im Angriff eingeschränkt. Bernd Gersdorff fühlt sich heute wahrscheinlich mit Schrecken an sein Gastspiel in der letzten Saison bei den Münchner Bayern erinnert, bei dem er ähnlich wirkungslos blieb.

Während der Sommerpause hatte er sich auf seinen neuen Arbeitgeber vorbereitet, war in der Vorbereitung und zu Beginn der Saison prächtig in Form, um dann völlig einzubrechen. Nach nur vier Monaten brach er seine Zelte an der Isar wieder ab und kehrte nach Braunschweig zurück. Mit dem Bundesligaabsteiger schaffte er in der Regionalliga Nord die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur ersten Liga, mit nur einem einzigen Tor Vorsprung setzte sich die Eintracht dort gegenüber dem Club aus Nürnberg denkbar knapp durch. Die Bundesliga hat den Meister von 1967 wieder und der spielt in der aktuellen Spielzeit unvermutet stark und liegt vor diesem Spiel einen Rang vor den Frankfurtern auf dem 5. Tabellenplatz.

Wie Gersdorff findet auch der zu Saisonbeginn vom VfB Stuttgart gekommene Spielmacher Handschuh keinen Gefallen an dieser Partie. Sein Gegenspieler, der leichtgewichtige Wolfgang „Scheppe“ Kraus degradiert ihn zu einer Torstange, um die er wie ein Slalomläufer noch Belieben herumwedelt. Eine undankbare Aufgabe für Handschuh, die er so schlecht löst, dass der „Scheppe“ in der Offensive auch noch Zeit findet, um seinen Schneewalzer auch mit anderen Niedersachsen zu tanzen. Mehr als einmal reißt Kraus mit seinem Offensivdrang Lücken in die Braunschweiger Defensive. Das ist eine beeindruckende Vorstellung von Kraus, bei der man sich nur fragt, woher er die Kräfte nimmt, unaufhörlich den Frankfurter Angriff nach vorn zu drücken.

Sechs Minuten nach der Pause krönt Kraus seine ausgezeichnete Leistung mit dem Führungstor: Jürgen Grabowski flankt, Grzyb schlägt über den Ball und Kraus ist zur Stelle. Ein vermeidbarer Fehler aus Sicht der schlagkräftigen und kopfballstarken Braunschweiger Abwehr, die von Haebermann bislang so umsichtig organisiert wurde. Für Minuten wankt die blau-gelbe Mannschaft und die Frankfurter nehmen das Heft in die Hand.

Doch noch geben die Braunschweiger sich nicht geschlagen. Ihre Nummer vier, Hans-Jürgen Hellfritz, treibt seine Mitspieler nach vorne, um doch noch den Ausgleich zu erzielen. Den Niedersachsen kommt nun ihre gute Kondition zu Hilfe, während die Abwehr der Frankfurter unter dem Druck der Gäste in die bereits abgelegt geglaubte Kopflosigkeit vergangener Wochen zurückfällt.

Am Ende wird die Partie von der größeren Routine und Cleverness entschieden, und die zeigt sich im Ausnutzen der Torchancen. Hölzenbein bedient in der 71. Minute Willi Neuberger, der völlig frei vor Franke den Braunschweiger Keeper, der von ihm aus gesehen auf einen Schuss ins rechte Toreck spekuliert, auf dem falschen Fuß erwischt und das Leder links neben dem Torhüter flach im Netz versenkt.

Sechs Minuten vor dem Ende bekommen die Gastgeber sogar die Chance auf 3:0 zu erhöhen: Franke hat Hölzenbein im Strafraum von den Beinen geholt und der Duisburger Schiedsrichter Hennig sofort auf Elfmeter entschieden. Drei Elfmeter hat Körbel bisher in der Bundesliga geschossen, alle drei in dieser Saison und alle drei hat er verwandelt – diesen jedoch schießt er am Tor von Franke vorbei … Tragisch ist das nicht, denn auch zwei Tore holt der Aufsteiger heute nicht mehr auf. Die Eintracht geht als verdienter Sieger von dem Platz, den ihr Kapitän bereits drei Minuten vorher verlassen musste, weil ihn ein Schuss aus nächster Nähe am Hinterkopf getroffen hat.

Der andere Weltmeister und torgefährlichste Angreifer der Eintracht in dieser Saison, trifft heute zwar nicht, aber wieder hat Bernd Hölzenbein einen Treffer vorbereitet. Nach Toren liegt in der Bundesliga nur Roland Sandberg vom 1. FC Kaiserslautern vor ihm, doch gerechnet nach Toren und Vorlagen insgesamt ist Hölzenbein der beste Angreifer der Liga. Was dem Weltmeister und DFB-Pokalsieger zum vollständigen Glück noch fehlt, ist vielleicht sein zweites Tor für die DFB-Auswahl. Mit der hat der spätberufene Nationalspieler bei seinen zwölf Einsätzen mit einer Ausnahme alle Partien gewonnen, doch seinem Treffer gegen die Ungarn würde er nur zu gerne einen weiteren folgen lassen. Zwei Tage vor Weihnachten wird er auf die Malta die nächste Chance dazu erhalten.

Heute ist jedoch zunächst die Nachbetrachtung auf das letzte Bundesligaspiel dieses Jahres fällig. „Wir haben zu Hause schon schlechter gespielt und verloren“, meint beispielsweise Braunschweigs Trainer Zebec. „Diesmal haben wir gezeigt, dass wir zu Recht Mitglied der führenden Gruppe sind“, behauptet er und nach der starken Vorstellung seiner Mannschaft mag ihm keiner widersprechen. Den Unterschied zur Klasse der Eintracht hat Zebec bereits ausgemacht: „Wir haben keine Persönlichkeiten wie Hölzenbein und Grabowski.“

Trainer Weise lobt nicht seine beiden Weltmeister, sondern den „Schneekönig“ Wolfgang Kraus: „Das Tor war das i-Tüpfelchen auf eine sehr starke Leistung.“ Das findet auch der „Kicker“, der Kraus wie Franke zum ersten Mal in dieser Spielzeit für „Die Elf des Tages“ nominiert. Die Frage, ob Kraus sich nun endlich einen Stammplatz erspielt haben, will Weise dennoch nicht mit einem „Ja“ beantworten: „Je nach Taktik wird weiterhin zwischen ihm und Beverungen gewechselt, denn die Pausen tragen bei Wolfgang zu derart guten Leistungen bei.“

Die Herbstbilanz des Trainers fällt ähnlich sachlich aus, über die Deutsche Meisterschaft mag er nicht reden: „Wir haben unser Ziel, 7:3 Punkte aus den fünf letzten Spielen der Vorrunde, erreicht.“ Ein Journalist vermutet, diese Äußerungen und Zielvorgaben Weises seien eine Art „Salamitaktik“, die Mannschaft solle „das große Ziel, Meisterschaft, (..) nicht auf einmal schlucken. Sie würde daran wahrscheinlich ersticken. Sie soll sich vielmehr Scheibchen für Scheibchen bis zum Wurstzipfel durchbeißen.“

Wenn dem so ist, dann gibt Kapitän Jürgen Grabowski eine Stunde nach dem Spiel in der Kabine das nächste Scheibchen preis: „Fünf Punkte aus den ersten vier Spielen der Rückrunde. Dann sehen wir weiter.“ Mit diesem „gedämpften Optimismus" (Grabowski) geht die Eintracht in die Rückrunde. „Die fünf Punkte zu Hause gegen Bremen und Tennis Borussia und auswärts gegen Mönchengladbach und den HSV müssten drin sein“, kalkuliert Grabowski und begrüßt die etappenweise festgelegte Zielsetzung. „Denn“, so der Kapitän, "dem Schock einer Niederlage oder eines unvorhergesehenen Rückschlags wird so viel von seiner Wirkung genommen. Beispiel: Das enttäuschende 5:5 gegen den VfR Stuttgart haben wir schon im nächsten Spiel in Köln wieder ausgebügelt. Wir haben unser Soll trotz dieser kalten Dusche erfüllt.“

Will Weise mit diesem psychologischen Trick jene Beständigkeit in die Mannschaft bringen, die derzeit noch kein Bundesliga-Team besitzt, die aber seiner Ansicht nach für den Gewinn der Meisterschaft ausschlaggebend sein wird? Grabowski ist sich sicher: „Weniger das Ergebnis eines einzelnen Spiels als vielmehr das Resultat eines festgelegten Bündels von Spielen muss stimmen. Dann bleiben wir im Wettlauf um die Meisterschaft mit vorn. Holen wir die fünf Punkte hingegen nicht, dann war's eine Milchmädchenrechnung, und wir können die Meisterschaft vergessen.“

Grabi glaubt, dass das„Leistungspotenzial gut genug ist“. Während sich der Kapitän in der Kabine - wie immer als der letzte Spieler - die Haare föhnt und den neuen Oberlippenbart pflegt, spricht er weiter: „Wir haben unsere Flaute hinter uns. Sie war ganz heilsam, hat sie doch nach dem Pokalsieg den einen oder anderen auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt. Wir haben aus den negativen Erfahrungen der Kurzkrise unsere Lehre genügen.“ Grabowski führt die „brüchige Abwehr“ an, die in den letzten vier Spielen wieder gefestigt auftrat und sachlich und solide gespielt hat. „Unsere Stärke ist, dass meist ein, zwei Spieler, und nicht immer dieselben, Leistungen bringen, die über ihrer Norm liegen, wie etwa jetzt gegen Braunschweig Wolfgang Kraus. Wenn alle anderen dann in normaler Form spielen, kann eigentlich nichts schiefgehen.“

Die Nachwirkungen des Schusses, der ihn drei Minuten vor Schluss „wie ein Hammerschlag“ traf und zum Ausscheiden zwang, lässt sich Jürgen Grabowski nicht anmerken, während er seine Gedanken formuliert. Einen Tag später räumt er ein: „Es war, als würde ich vom Boden weggehoben, so hart traf mich der Ball. Ich war groggy. Aber gottlob, heute habe ich keine starken Kopfschmerzen mehr. Ich glaube, ich bin noch gut weggekommen.“

Während Grabi „gut weggekommen“ ist, beschäftigt Dietrich Weise die Frage, wer da bleiben soll. In seiner neuen Position als Manager der Eintracht gehört es zu den ersten Aufgaben des Trainers, sich mit jenen acht Spielern an den Tisch zu setzen, deren Verträge zum Saisonende auslaufen. Weise will die Verhandlungen mit Jürgen Grabowski, Bernd Nickel, Dr. Peter Kunter, Gert Trinklein, Thomas Rohrbach, Roland Weidle, Jürgen Kalb und Hans-Joachim Andree „nicht auf die lange Bank schieben“, vorher jedoch „mit dem Präsidium die Generallinie absprechen“.

Weise nennt keine Namen, stellt aber vielsagend fest, „dass nicht unbedingt alle acht gehalten werden müssen“. „Gewisse Abnutzungserscheinungen sind unausbleiblich. Da tut jedes Jahr eine Auffrischung mit neuen Elementen gut“, meint der Fußballlehrer diplomatisch.

Doch nicht nur die Mannschaft soll ein anderes Gesicht erhalten, Weise hat weitere Veränderungen im Sinn, die über die bloße Kaderzusammensetzung hinausgehen: Er will ein attraktiveres Prämiensystem einführen und im nächsten Frühjahr einen Versuch mit Bundesligaspielen am Freitag starten. Im Gegensatz - etwa zu den Offenbacher Kickers - will Weise jedoch weiterhin an der Amateurmannschaft festhalten, damit junge Talente, die nicht auf Anhieb den Sprung in die Lizenzspielermannschaft schaffen, bei den Amateuren unter seiner Aufsicht heranreifen können wie derzeit Wilfried Stradt. Weise ist überzeugt: „Solche Talente brauchen einfach Praxis, sonst verkümmern sie.“

Ein Talent, das nicht verkümmerte, aber die Region vor zwei Jahren verließ, weil er in Offenbach nicht die sportlichen Perspektiven fand, zieht es jetzt wieder heim zum Main: Dieter Müller, dessen leiblicher Vater Heinz Kaster in den 50er Jahren schon für die Eintracht spielte. Nachdem der Lauterer Pirrung in der Pfalz bleiben wird, kommt der Eintracht der Wunsch Müllers entgegen und der Mittelstürmer ist nicht abgeneigt: „Frankfurts Vizepräsident Berger hatte mir kürzlich einen lukrativen Vertrag angeboten. Ich würde ihn gerne annehmen, zumal ich doch am Main zu Hause bin.“ Wie seine Mutter, die in Götzenhain vor den Toren von Frankfurt wohnt.

17 Tore erzielte Müller in der letzten Saison für den 1. FC Köln in der Bundesliga und in der gerade abgelaufenen Vorrunde hat er bereits wieder 8 Mal getroffen. Kein Wunder also, dass Dietrich Weise das von Ernst Berger aufgenommene Gespräch mit Dieter Müller fortsetzen will: „Jedoch“, betont der Eintracht-Coach, der mit seiner Vertragsverlängerung auch mit der Kompetenz in Personalentscheidungen ausgestattet wurde, „ist Müller nur einer von etlichen Kandidaten, die für uns im Hinblick auf die nächste Saison infrage kommen.“

Die Frage ist auch, was passiert, wenn die Eintracht mit Müller handelseinig werden sollte. Denn die Transferrechte liegen auch nach dem Vertragsende weiter beim 1. FC Köln: „Mein Vertrag läuft am Ende der Saison zwar aus. Doch wenn überhaupt, dann wird mich Köln nicht unter 500.000 Ablösesumme gehen lassen“, vermutet Dieter Müller.

Die Eintracht geht indes als Tabellenvierter in die Winterpause, sie kann aber noch von Schalke und Braunschweig überholt werden, die einen Punkt, aber auch ein Spiel weniger haben. Auch Gladbach – zurzeit Achter - kann der Eintracht den Platz streitig machen, denn die Elf vom Bökelberg hat bei zwei Punkten Rückstand auf die Hessen auch noch zwei Spiele mehr vor der Brust und kann sogar noch Herbstmeister werden. (rs)

 

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