FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1974/1975

0:2 (0:0)

Termin: 12.01.1975 am Bornheimer Hang.
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Dreher (Darmstadt)
Tore: 0:1 Jürgen Grabowski (57.), 0:2 Wolfgang Kraus (62.)

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Karlheinz Volz
  • „Distel“ Wenzel
  • Peter Rübenach
  • Klaus-Peter Stahl
  • Bernd Schmidt
  • Karl Walter
  • Richard Engel
  • Schnieja
  • Peter Koch
  • Peter Czycewski
  • Walter Seitz

 


 

Wechsel
  • Klews für Schnieja (63.)
Wechsel
Trainer
  • Ottmar Groh
Trainer

 

Sturm und Drang am Bornheimer Hang

Heute ist die Eintracht in der eigenen Stadt zu Gast. Nur einen Tag nach dem Testspiel beim Deutschen Meister von 1949 steht die Partie beim Deutschen Meister des Jahres 1972 auf dem Programm, allerdings des Deutschen Amateurmeisters. Der FSV Frankfurt, bei dem die Eintracht heute zum 135. Lokalderby antritt, hat durch den Abstieg aus der Oberliga am Ende der Saison 1961/62 den Anschluss verpasst und hat diesen bis heute nicht wieder herstellen können.

Der FSV hat aber auch Pech. Da schafft man zur Saison 1973/74 nach drei Jahren Abwesenheit endlich wieder den Aufstieg in die Regionalliga, um dann als Neuling kaum eine Chance zu haben, sich über die Fünfjahreswertung für die neue zweigeteilte 2. Bundesliga zu qualifizieren.

Für die aktuelle Spielzeit hat Schatzmeister Heinz Ludwig im FSV-Kurier die Devise ausgegeben: „Wir müssen nicht Meister werden, aber wir wollen Meister werden.” Frankfurt würde ein zweiter Verein im professionellen Fußball auch gut zu Gesicht stehen.

Wie gut, das zeigt sich vor dem Derby als anstelle der erwarteten 4.000 Zuschauer 14.000 an den Bornheimer Hang strömen. Keine Frage, das Derby hat trotz zweifachen Klassenunterschieds seinen Reiz nicht verloren.

Die 14.000 Zuschauer legen am Riederwald den Verkehr lahm, die überraschten Kassierer sehen sich dem unerwarteten Ansturm nicht gewachsen und das 135. Derby wird – damit alle Fans in den vollen Genuss der gesamten Partie kommen können – eine knappe Viertelstunde später als geplant angepfiffen.

Nach dem Anpfiff wird einem die nächste Überraschung beschert, denn der FSV lässt keinen Klassenunterschied vermuten. Sicher, die Eintracht zeigt eine Viertelstunde lang schöne Kombinationen, allerdings ohne Volz, den letzten, aber eben auch besten Mann des FSV überwinden zu können.

Nach 20 Minuten muss Trainer Weise Kalb, der sich am Knöchel verletzt hat, durch Andree ersetzen. Fast zeitgleich beginnt der FSV, seinen letzten Rest an Respekt abzulegen und selbst die Initiative zu übernehmen. Günter Wienhold im Tor der Eintracht hat Mühe bei Angriffen von Czycewski, Walter und dem allzu hart einsteigenden Koch seinen Kasten sauber zu halten.

Es ist erstaunlich, wie gut sich die Bornheimer schlagen, denn dem FSV fehlen mehrere Stammspieler wegen Verletzung. Mit Öhlenschläger, Lippert, Genz und Trimhold würden die Gastgeber ganz bestimmt nicht schwächer agieren, im Gegenteil. Doch auch ohne sie leistet die Truppe, in der auch der ehemalige Eintrachtspieler Klaus-Peter Stahl seinen Dienst verrichtet, den Profis vom nahen Riederwald erbitterten Widerstand.

Bernd Lorenz ersetzt aufseiten der Eintracht mit Beginn des zweiten Durchgangs Bernd Hölzenbein. Trainer Weise erhofft sich von dem wuchtigen und kopfballstarken Stürmer wahrscheinlich eine im Wortsinne durchschlagende Wirkung im Eintracht-Angriff, der bisher insgesamt nicht zielstrebig genug agierte.

Nachdem der FSV in der ersten Halbzeit sogar die klareren Torchancen hatte, braucht die stärker werdende Eintracht in der zweiten Halbzeit aber ein kleines bisschen Glück, um endlich in Führung gehen zu können: In der 57. Minute verirrt sich eine scharfe Grabowski-Flanke auf den Fuß des FSV-Spielers Schmidt und rutscht von dort ins Netz.

So unglücklich aus Sicht der Bornheimer das erste Tor zustande gekommen sein mag, so wunderschön ist – vielleicht mit der Ausnahme eingefleischter FSV-Anhänger – der zweite Treffer fünf Minuten später anzuschauen. Wolfgang Kraus, der um einen Stammplatz rackert, zeigt bei einem Schuss aus 25 Metern, wie gut er Fußball zu spielen versteht: In den Winkel platziert der „Scheppe“ das Leder, Torhüter Volz reckt sich und streckt sich und ist doch machtlos.

Kurz darauf kommt Klaus Beverungen für Bernd Nickel in die Partie, die nun entschieden ist. Denn jetzt setzen sich natürlich die größere Routine und die bessere Technik der Eintracht durch, die Profis bringen diese Partie quasi im Spaziergang nach Hause. Weit haben sie es bis dahin ja nicht, denn der Riederwald ist nur einen Steinwurf vom Bornheimer Hang entfernt.

Der 2:0-Sieg ist aufgrund der zweiten Halbzeit verdient und wäre ohne die Fangkünste von Torwart Volz noch höher ausgefallen, der Leistung des FSV wären weitere Gegentreffer jedoch nicht gerecht geworden.

Dass sich die Eintracht von Anfang an so unerwartet schwer tat, kann durchaus eine Folge des harten Trainings (zweimal pro Tag) in der vergangenen Woche und des Freundschaftsspiels am gestrigen Samstag beim VfR Mannheim gewesen sein. Eintracht-Trainer Dietrich Weise ist über die Spielstärke des FSV aber auch so überrascht: „Ich hätte nicht erwartet, dass wir solche Schwierigkeiten haben würden.“

Auffällig schwach präsentierten sich bei der Eintracht Libero Gert Trinklein und Außenverteidiger Hans-Joachim Andree, dem noch die Grundschnelligkeit fehlt. Andree muss allerdings zugutegehalten werden, dass er ein Jahr wegen einer Oberschenkelverletzung keine Spielpraxis hatte. Die Aussetzer von Trinklein machen Trainer Weise indes keine Sorgen: „Man sollte seine Leichtsinnsfehler nicht überbewerten.“

Der Eintracht-Trainer nimmt seine Spieler durch die Bank in Schutz: „Durch das viele und harte Training der vergangenen Woche fehlte die Konzentration. Am Ende waren die Spieler dann verständlicherweise auch müde.“ Allen Grund zum Strahlen hat dagegen der unterlegene Trainer des FSV, Ottmar Groh: „Unsere Abwehr kann auch gegen einen Bundesligasturm mithalten.“

Mittun sollen, wenn es nach Dietrich Weise geht, neben Jürgen Kalb möglichst bald wieder Verteidiger Helmut Müller und Stürmer Thomas Rohrbach. Doch Müller hat sich im Freundschaftsspiel vor Weihnachten den Mittelhandknochen der rechten Hand gebrochen hat und Linksaußen Thomas Rohrbach konnte wie schon in Mannheim auch heute nicht eingesetzt werden: Er hat sich beim Training in der Halle eine Kapselverletzung zugezogen. (rs)

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