Wuppertaler SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1974/1975 - 32. Spieltag

2:3 (0:3)

Termin: Sa 31.05.1975, 15:30 Uhr
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Bernd Lorenz (5.), 0:2 Jürgen Grabowski (30.), 0:3 Jürgen Grabowski (37.), 1:3 Gustav Jung (58.), 2:3 Helmut Lausen (77.)

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Wuppertaler SV Eintracht Frankfurt

  • Manfred Müller
  • Lothar Dupke
  • Erich Miß
  • Günter Pröpper
  • Peter Redder
  • Gustav Jung
  • Herbert Stöckl
  • Lothar Angermund
  • Manfred Cremer
  • Jürgen Berghaus
  • Heinz-Dieter Lömm

 


 

Wechsel
  • Franz Gerber für Herbert Stöckl (45.)
  • Helmut Lausen für Lothar Angermund (70.)
Wechsel
Trainer
  • Janos Bedl
Trainer

 

Melodie und Misstöne

„Wir arbeiten in aller Ruhe, dass das aber keine Museumsruhe ist, beweisen die Erfolge“, erklärt Eintracht-Präsident Achaz von Thümen mit Blick auf den Rekordumsatz des Vereins in Höhe von 8,7 Millionen Mark, bei dem die Eintracht einen Gewinn von über einer Million Mark ausweist. 7,5 Millionen hat allein die erste Mannschaft der Eintracht eingespielt, die mit über 3 Millionen an Gehältern, Prämien und Ablösesummen natürlich auch den größten Ausgabenposten stellt.

Im wahrsten Sinne des Wortes zahlt sich nun aus, dass die Verantwortlichen der Eintracht nicht der Versuchung erlegen sind, mit spektakulären und somit teuren Neuverpflichtungen die Kritiker in Verein und Umfeld zufriedenzustellen. Achaz von Thümen kann sich glücklich schätzen, mit Dietrich Weise nicht nur einen erfolgreich arbeitenden Fußballfachmann, sondern in finanziellen Dingen auch einen Bruder im Geiste an seiner Seite zu haben. Als im letzten Jahr die Verpflichtung von Willi Reimann thematisiert wurde, zog sich die Eintracht alsbald aus dem Kreis der Bieter zurück. „Eine Dreiviertelmillion für zwei Fußballerbeine? Dieses Risiko können wir nicht verantworten“, begründete der Trainer damals die einmütige Entscheidung. Heute streicht die sportlich erfolgreiche Eintracht auch den finanziellen Gewinn ihrer von Weitsicht geprägten Zurückhaltung ein und kann Altschulden tilgen. „Auch das ist typisch für die jetzige Führung der Eintracht Frankfurt, aber leider gar nicht typisch für den bezahlten deutschen Fußball“, lobt der Sportjournalist Werner Ebert die Eintracht in der „Bild“.

Und neben dem erwirtschafteten Gewinn hat die Eintracht eine weitere gute Nachricht für ihre Fans: In der Saison 1975/76 werden die Preise für die Plätze an den Seitenrängen der Tribünen stark reduziert, von 19 Mark auf bis zu zehn. Ein Thema ist diese Preissenkung jedoch nicht, denn obwohl das Pokalfinale vor der Tür steht und der 5. Platz in der Lage noch nicht gesichert ist, beschäftigt das Eintracht-Umfeld in diesen Tagen etwas anderes: Wer kommt, wer geht, das sind die Fragen, die auch Trainer Weise immer wieder gestellt werden. „Ohne Vollzugsmeldung“ ist dessen Antwort für den bisherigen Verlauf dieser Woche. Die Verhandlungen mit „dem vielseitigen Abwehrspieler“, den Weise ankündigt hat, schleppen sich dahin. „In diesem Jahr wird viel taktiert. Alle lassen sich gewaltig Zeit“, schätzt der Eintracht-Trainer die Lage auf dem Spielermarkt ein.

Auch der KSC hat es nicht eilig, aber mittlerweile immerhin in einem offiziellen Brief um die Höhe der Forderung der Eintracht für Kalb gebeten. Möglicherweise wollen die Riederwälder nun doch eine höhere Ablösesumme verlangen als die maximal 200.000 Mark, die Kalb zuvor von der Eintracht zugesagt wurden. Der leicht angeschlagene Amateurnationalspieler bleibt dennoch zuversichtlich: „Herr Weise bestätigte mir, dass die Eintracht auf jeden Fall mit dem KSC einig zu werden hofft.“

Im Fall von Thomas Rohrbach besteht indes lediglich Einigkeit darüber, dass er die Eintracht auf jeden Fall verlassen wird, wie der Linksaußen bestätigt. Sorge, einen adäquaten neuen Arbeitgeber zu finden, hat er nicht, Bielefeld und Braunschweig sind nur zwei von mehreren Interessenten. „Der Thomas Rohrbach kann es sich sogar leisten, wählerisch zu sein“, bestätigt der Trainer.

„Das Rennen ist noch nicht gelaufen“, sagt Weise. Er meint damit jedoch weniger Andree und Trinklein, von denen sich die Eintracht ebenfalls trennen will, sondern die noch nicht fest stehende Teilnahme der Eintracht an einem europäischen Wettbewerb in der nächsten Saison. Ein Sieg beim Absteiger Wuppertal wäre ein wichtiger Schritt, um am Ende in der Bundesliga unter den ersten Fünf zu landen. „Dies ist weder ein Kinderspiel, noch wird es ein Spaziergang werden“, warnt Weise mit dem Hinweis auf den Punktverlust der noch auf den Europapokaleinzug hoffenden Offenbacher Kickers im Stadion am Zoo.

Ob der Trainer bei seinen Spielern mit dieser Einschätzung Gehör finden wird? Sicher, die Eintracht hat in den bisherigen beiden Bundesligaspielen in Wuppertal nicht gewinnen können und nur einen Punkt mit von der Wupper an den Main gebracht, aber der WSV dieser Saison ist mit der Elf der Vorjahre nur schwer zu vergleichen. Seit dem 11. Spieltag standen die Wuppertaler nie besser als auf Platz 17 und seit dem 23. Spieltag haben sie gar das Tabellenende nicht mehr verlassen. Die Elf hat sich aufgegeben und steht längst als Absteiger fest. Den letzte der beiden Siege dieser Runde hat der WSV am 16. Spieltag gegen den anderen sicheren Absteiger, Tennis Borussia Berlin, gelandet, in 21 Spielen unter dem neuen Trainer Bedl nur 6 Punkte geholt. Kaum zu glauben, dass diese Mannschaft am 5. Spieltag den Europapokalsieger und amtierenden Deutschen Meister Bayern München mit 3:1 geschlagen hat. Beteiligt war damals noch Willi Neuberger, den der WSV wenige Wochen später aufgrund der großen finanziellen Nöte an die Eintracht transferieren musste. Nein, vor einer Mannschaft, die ihr letztes Heimspiel gegen die abstiegsgefährdeten Bremer mit 2:4 abgegeben hat und gerade mit einer 2:6-Schlappe im Gepäck vom Bökelberg zurückgekehrt ist, kann Dietrich Weise warnen, soviel er will, seine Spieler haben sich ihr Bild sicher längst gemacht.

Vom WSV genug gesehen haben die Anhänger der Wuppertaler. Nachdem das Duell gegen den Abstiegskandidaten aus Stuttgart Mitte April nur 2.000 Zuschauer in das Stadion am Zoo locken konnte, verzeichnen die Gastgeber heute die zweitschwächste Heimkulisse dieser Spielzeit: Nur 4.000 Unentwegte verlieren sich beim Anpfiff auf den Rängen. Bei den ersten beiden Begegnungen der beiden Mannschaften an selber Stelle waren es fünfmal so viel, 20.000 beim 1:0-Sieg der Gastgeber und 19.000 beim 1:1 in der letzten Saison. Die Finanzprobleme der Wuppertaler werden durch den Zuschauerschwund natürlich nicht kleiner und sind jetzt schon eine Hypothek für die nächste Zweitligasaison.

Die Eintracht kennt solche Sorgen nicht und beginnt gegenüber dem 3:2-Sieg gegen Köln in unveränderter Besetzung. Zu ihrer Freude stellen die Gäste fest, dass die Wuppertaler sich in den Kopf gesetzt haben, bei ihrer Abschiedstournee dem verbliebenen Rest des eigenen Publikums gefälligen Sport zu bieten. Die Elf um Kapitän Grabowski nimmt erfreut zur Kenntnis, dass man ihr heute nicht auf den Füßen zu stehen gedenkt, und das Angebot dankend an.

Im Stile einer Klassemannschaft nutzt die Eintracht den vom Gegner überlassenen Raum schon nach fünf Minuten für einen zählbaren Erfolg. Grabowski schlägt einen langen Pass auf Weidle. Der wartet am Flügel bis Lorenz in Position gelaufen ist, um ihn dann lehrbuchmäßig mit einer Flanke zu bedienen. Lorenz lässt sich diese Chance nicht entgehen und köpft wuchtig zur Frankfurter Führung ein. Es ist das 10. Tor von Lorenz im 14. Ligaeinsatz. Dabei wurde er 7-mal ein und 2-mal ausgewechselt. Eine beeindruckende Trefferquote.

Beeindruckend ist auch das Spiel der Eintracht in den ersten 20 Minuten. Der enorm lauffreudige Grabowski versetzt seinen Gegenspieler Stöckl nach Belieben und Lorenz stellt Dupke vor Probleme. Hölzenbein fällt zwar im Zweikampf mit Redder gegenüber seinen Sturmpartnern etwas ab, doch das macht im Mittelfeld Nickel wieder wett, der seine Freiheiten weidlich nutzt und immer wieder zu seinen gefährlichen Schüssen aus der zweiten Reihe Gelegenheit findet. Den Gastgebern geht in dieser Partie bundesligataugliches Zweikampfverhalten völlig ab, nur die Duelle zwischen Neuberger und Jung verdienen sich dieses Prädikat.

Just als die Eintracht etwas nachlässt und das Tempo drosselt, vertändelt die Wuppertaler Defensive in Person von Redder den Ball. Hölzenbein erkämpft sich das Leder und bedient Grabowski, der mit dem Zuspiel auf und davon zieht. Seinem kurzen Sprint schließt der Frankfurter Kapitän mit einem platzierten Schuss ab. Es ist exakt eine halbe Stunde gespielt und es steht 2:0 für die Eintracht.

Wie dankbar das Wuppertaler Publikum selbst für Kleinigkeiten ist, zeigt sich beim ersten scharfen Schuss auf das Frankfurter Tor, den Stöckl allerdings deutlich zu hoch ansetzt. Stöckl, der gegen Grabowski kein Land sieht, hätte ein Erfolgserlebnis ebenso gut getan wie seiner verunsicherten Mannschaft.


Grabi spielt Müller aus und erzielt das 0:3

In der 37. Minute fällt gar das 3:0 und damit wohl eine Vorentscheidung. Einen von Dr. Hammers Granaten kann Torwart Müller nicht festhalten und keiner seiner Abwehrspieler ist in der Nähe oder auf Zack. So nimmt Grabowski den abprallenden Ball auf und geht mit einer Körpertäuschung elegant an den bäuchlings auf den Boden liegenden Müller vorbei. Des Torwarts rechte Hand reckt sich sehnsuchtsvoll dem Leder entgegen, so als wolle er etwas Unerreichbares wie den Mond berühren. Sein Verlangen bleibt so unerfüllt wie der Ball in dieser Szene von ihm unbehelligt.

Diethelm Ferner, der Trainer von Rot-Weiß Essen, der in der nächsten Saison den WSV übernehmen wird, zeigt in der Pause eine verschlossene Miene. „Kein Kommentar“, bemerkt er zum unbedarften Spiel seiner zukünftigen Mannschaft. Nur für die flotten Lieder, die aus dem Lautsprecher kommen, hat er eine Bemerkung übrig, die aus seinem Mund eher wie ein Knurren denn wie ein Lob klingt: „Schöne Musik haben sie hier.“

Mehr haben die Wuppertaler aber auch nach Wiederanpfiff nicht zu bieten. Die Elf von Janos Bedl sucht weiter ihren Rhythmus, ihr stakkatohaftes Spiel steht auch nach der Einwechslung des mit 11 Treffern torgefährlichsten Akteurs Franz Gerber für Stöckl weiter dem Sinfonieorchester vom Main gegenüber, das ihnen nach Gutdünken den Marsch zu blasen beliebt. Cremer übernimmt nach Stöckls Herausnahme die Bewachung von Grabowski, Auswirkungen auf die von der Eintracht gespielten Melodie hat auch das erst einmal nicht.

Im Gegenteil: Nickel hat die nächste Torchance. Doch von Hölzenbein trefflich in Szene gesetzt, zielt der Scharfschütze in Reihen der Gäste nicht genau genug, um Müller ein viertes Mal das Nachsehen geben zu können. Das ist jedoch nur der Auftakt für eine Anzahl weiterer guter Tormöglichkeiten. So setzt Beverungen ein gewaltiges Geschoss an die Latte, ein zweites Mal erzittert das Holz, nachdem Nickels Schuss von Lorenz mit dem Kopf verlängert wird.

Trotz dieser guten Gelegenheiten werden im zweiten Durchgang die Schwächen bei der Eintracht sichtbar. Abwehr und Mittelfeld rücken nicht mehr schnell und energisch genug nach, wenn sich die Mannschaft im Angriff befindet, und in der Defensive wird die Deckungsarbeit nachlässig verrichtet. Es ist fast konsequent zu nennen, dass ein Fehler den ersten Wuppertaler Treffer in dieser Partie ermöglicht. Nickel lässt sich den Ball abnehmen, der Pass kommt sogleich zu Gustl Jung, dem Neuberger nicht auf die linke Seite gefolgt ist. Diese Freiheit nutzt Jung, zieht los und schießt ins lange Eck ein. Es steht 1:3 statt 0:4, 58 Minuten sind gespielt.

Plötzlich gerät das Frankfurter Orchester ins Wanken, und innerhalb weniger Minuten zerbricht es in seine Einzelteile. Die Abwehr, die das Fundament für die Melodie des Eintracht-Spiels gestellt hatte, bröckelt, während das Mittelfeld als Rhythmus- und Taktgeber ausfällt. Der Angriff ist nun auf sich allein gestellt, doch nur mit dem Refrain funktioniert die schönste Melodie nicht auf Dauer.

Nach dem ersten Wuppertaler Paukenschlag sind die Misstöne im Spiel der Gäste immer deutlicher zu vernehmen. Der WSV trägt seinen Teil dazu bei, in dem er sich an die alten Weisen erinnert, die man in diesem Stadion an besseren Tagen zum Besten gegeben hat.

Während bei der Eintracht immer weniger Bewegung im Spiel ist und die Laufbereitschaft sinkt, legen die Gastgeber einen wachsenden Eifer an den Tag. Der wird durch die Vorteile, die man sich nun erspielt, weiter befeuert. Bei der Eintracht fehlt es dagegen in der ganzen Mannschaft an körperlicher wie geistiger Beweglichkeit. Die Abwehr rückt viel zu langsam nach, wenn es nach vorne geht, und zeigt Unsicherheiten, wenn der Gegner plötzlich zum Sturm übergeht.

Bedl wechselt zum zweiten Mal aus und bringt nach 70 Minuten Lausen für Angermund. Das kann die Eintracht im Grunde nicht erschrecken, denn der 22-jährige wartet in seinem 20. Bundesligaeinsatz immer noch auf sein erstes Tor. Um ein Haar hätte Cremer ihm vorgemacht, wie es geht, doch dessen wuchtigem 20-Meter-Schuss steht der Pfosten des Frankfurter Tores im Weg.

In der 70. Minute ist es dann jedoch passiert: Wuppertal verkürzt auf 2:3 und Lausen feiert seinem ersten Bundesligatreffer. Dupke ist auf dem rechten Flügel davon gezogen, die Eintracht reklamiert – natürlich vergebens - Abseits, und Lausen kann unbedrängt abziehen. Da hat Wienhold im Kasten der Eintracht keine Abwehrmöglichkeit.

Den kaum für möglich gehaltenen Ausgleich vor Augen stürmt der WSV am Zoo mit Mann und Maus und lässt die Frankfurter Abwehr mehr als schlecht aussehen. Und bereits zwei Minuten nach Lausens Treffer bietet sich Pröpper die Gelegenheit, den Frankfurtern mit dem 3:3 die Flötentöne beizubringen. Doch Pröppers Schuss geht eher in Richtung Wolken, als in Richtung Tor. Das Feuer in dem zuvor so harmlos anmutenden Spielchen haben die Gäste zwar nicht selbst gelegt, aber den Boden für diesen Flächenbrand haben sie bereitet.

Nickels verletzungsbedingte Auswechslung drei Minuten vor dem Ende verschafft der Eintracht ein wenig Luft, Kalb kommt in die Partie. Es könnte der letzte Pflichtspieleinsatz im Trikot der Frankfurter für den scheidenden Spieler sein. Wenn es so kommen sollte, dann beendet Kalb seine Zeit am Riederwald mit einem Sieg, denn ein weiteres Tor fällt nicht mehr.

„Ja, wenn wir einen Grabowski hätten, der ein Spiel allein entscheiden kann …“, hängt WSV-Trainer Janos Bedl für einen Moment laut seinen Träumen nach, um den besten Mann auf dem Platz auch nach dem Spiel die Position einzuräumen, die er verdient – eine herausragende. Dietrich Weise macht trotz seines überragenden Kapitäns einen fast unglücklichen Eindruck, was aber nicht an Nickels verletzungsbedingtem Ausscheiden liegt: „Nickel bekam einen Tritt gegen die Achillessehne, ich glaube aber nicht, dass die Verletzung schwerwiegend ist.“

Nein, das ist es nicht, was Weise quält. Er habe noch seinen „Spruch“ aufzusagen, kündigt er den Pressevertretern an: „Wir haben gewonnen, aber dennoch ist die Enttäuschung groß!“ Weises nach einem Sieg seltsam anmutende Gemütsverfassung ist einer gewissen Ratlosigkeit geschuldet, die den Trainer zum ersten Mal in seiner zweijährigen Tätigkeit bei der Eintracht erfasst zu haben scheint: „Wie soll man das noch erklären, wenn ein Spiel so läuft, wie es besser gar nicht sein könnte, und wenn man dann alle Souveränität verliert, um am Schluss noch den Abpfiff herbeisehnen zu müssen? Darin liegt die Enttäuschung und es zeigt auch eine gewisse Unreife der Mannschaft.“

Die Journalisten gehen bei ihrer Ursachenforschung jedoch nicht nur mit der Mannschaft, sondern auch mit dem so erfolgreichen Trainer ins Gericht. In Otto Jägerles Analyse, die die Überschrift „Weise weiß nicht weiter“ trägt, kommt keiner auf Bewährung davon – auch Dietrich Weise nicht: „Bei allem Glanz und aller neu entdeckter Torgefährlichkeit von Grabowski im Angriff, in Mittelfeld und Abwehr fehlt der Eintracht eine spielbestimmende Persönlichkeit, die die Mannschaft führen kann und verlängerter Arm des Trainers auf dem Spielfeld ist. Dass die Eintracht mit ihren Neuverpflichtungen dieses Manko zu beheben vermag, ist wenig wahrscheinlich. Rüdiger Wenzel ist ein Stürmer, und was Peter Krobbach wert ist, von dem Präsident Achaz von Thümen erklärte, dass mit der endgültigen Einigung über seinen Wechsel mit dem Hamburger SV Anfang der Woche zu rechnen ist, muss sich erst herausstellen. Die Dirigentenrolle aber ist dem erst 21 Jahre alten Abwehr- und Mittelfeldspieler wohl so schnell nicht zuzutrauen. Im Mittelfeld, wo die entscheidenden Schaltstationen sein müssten, war Klaus Beverungen nur ein Mitläufer, blieb nur der Fleiß von Roland Weidle zu loben, spielte Bernd Nickel genau in der Phase konfus, da er das Spiel hätte ordnen und lenken müssen. Ob die Eintracht Gewinn daraus zieht, wenn sie Grabowski, seit Wochen ihr wirkungsvollster Angreifer, oder Bernd Hölzenbein, der wieder Durchschlagskraft vermissen ließ, ins Mittelfeld zurückzieht, ist mehr als fraglich. Das Problem, aus der Frankfurter Bundesligamannschaft eine kühle und berechnende Profi-Truppe zu machen, hat Trainer Weise jedenfalls bis zum heutigen Tag nicht lösen können.“

Ach ja, zwei Spieltage vor Rundenende belegt die Eintracht den 3. Rang mit drei Punkten Vorsprung auf den 5. Tabellenplatz. Im DFB-Pokalfinale gilt die Elf, die in der Bundesliga mit Abstand die meisten Treffer erzielt hat, als klarer Favorit. Diese „Probleme“ hätten andere gern. Andere außerhalb Frankfurts, versteht sich. (rs)

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