Auswahl Saarlouis - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1974/1975

1:8 (0:4)

Termin: 03.06.1975
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Roland Weidle (8.), 0:2 Roland Weidle (12.), 0:3 Bernd Nickel (23.), 0:4 Bernd Nickel (43.), 0:5 Klaus Beverungen (47.), 0:6 Bernd Nickel (49.), 1:6 Hector (52.), 1:7 Bernd Nickel (62.), 1:8 Bernd Nickel (81.)

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Auswahl Saarlouis Eintracht Frankfurt

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Wechsel
Wechsel
Trainer
Trainer

 

„Der Nickel ist schuld“

Seit Anfang Mai macht die Eintracht zwischen zwei Bundesligaspielen ein Freundschaftsspiel und auch im Juni setzt sie diesen Rhythmus fort. Zwischen dem 3:2-Auswärtssieg in Wuppertal und dem Heimspiel gegen Schalke gastieren die Frankfurter in Saarlouis, um dort gegen eine Stadtauswahl anzutreten.

Natürlich sind die Amateure kein ernstzunehmender Gegner und schon nach 12 Minuten liegt die Eintracht durch zwei Tore von Roland Weidle vorne. Als Bernd Nickel, der zur Freude der 3.000 Zuschauer aus allen Lagen schießt, nach 23 Minuten bereits das 3:0 erzielt, richten sich die Fans schon auf ein zweistelliges Endergebnis ein.

Gut für die Amateure, dass die Eintracht diese Torfrequenz nicht halten kann und stattdessen erst einmal eine Auswechslung vornimmt: Der Eintracht-Amateur Simons darf nach 35 Minuten für Körbel ran. Zwei Minuten vor der Halbzeit schlägt es dann ein viertes Mal im Tor der Gastgeber ein, Nickel hat erneut getroffen.

Zur zweiten Halbzeit nimmt Trainer Weise zwei Auswechslungen vor: Für Stürmer Thommy Rohrbach kommt Winfried Stradt und für Günter Wienhold wird nun Dr. Kunter im Tor stehen. An der Dominanz der Eintracht ändern diese Wechsel erwartungsgemäß nichts.

In der 47. Minute erzielt Beverungen das 5:0 und nur zwei Minuten später klopft „Dr. Hammer“ wieder an: 6:0. Der Amateurauswahl gelingt wenig, aber in der 52. Minute immerhin der Ehrentreffer durch Hector.

Nach 55 Minuten ist der Arbeitstag von Bernd Hölzenbein zu Ende, Hans-Joachim Andree darf wieder mal ein paar Minuten spielen. Bernd Nickel ist vom Ende seiner Schicht eine halbe Stunde entfernt, aber sein Pulver ist auch immer noch trocken und er feuert im Stile eines Kanoniers weiter aus allen Rohren. Wie heißes Blei schweißt er seine granatenähnlichen Schüsse in das Tor der Gastgeber ein. In der 62. und 81. Minute gelingen ihm seine Streiche vier und fünf, die Eintracht gewinnt somit mit 8:1, denn außer Nickel trifft niemand mehr.

Eine Galavorstellung von Dr. Hammer, der eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass man ihn wegen seines ungemein harten Schusses zu Recht fürchtet. Doch nicht wenige meinen, dass sich am Beispiel von Nickel der Bruch im Eintrachtspiel, der der Mannschaft den Ruf einer Diva eingebracht hat, am deutlichsten wird: eine Halbzeit brillant und souverän, dann aber nervös und unsicher.

Auf die Frage, warum gerade er in solchen Spielphasen kein gutes Bild abgibt, weist Bernd Nickel mit Blick auf das Derby in Offenbach auf die besonderen Probleme eines kreativen Akteurs, eines Spielgestalters hin: „Man kann nicht 90 Minuten immer offensiv spielen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem die Kraft nachlässt und sich die Mitspieler nicht mehr so oft freilaufen können. Natürlich sieht dann der Mann, der den Ball führt, besonders schlecht aus.“

Der Mittelfeldspieler der Frankfurter Eintracht scheint zu resignieren, wenn man ihn auf die Gründe für die harte Kritik anspricht, die besonders in den letzten Wochen an ihm geübt wurde: „Ich bin einfach nicht beliebt beim Publikum. Wenn es einmal nicht läuft, heißt es sofort: Der Nickel ist schuld. Warum das so ist, weiß ich nicht.“ (rs)

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