Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 1978/1979 - 29. Spieltag

2:2 (1:2)

Termin: Sa 21.04.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: 0:1 Klaus Toppmöller (15.), 0:2 Johannes Riedl (20.), 1:2 Jürgen Grabowski (28.), 2:2 Rudolf Elsener (80.)

 

 

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Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 


  • Ronnie Hellström
  • Werner Melzer
  • Hans-Günter Neues
  • Hans-Peter Briegel
  • Reinhard Meier
  • Klaus Toppmöller
  • Jürgen Groh
  • Benny Wendt
  • Johannes Riedl
  • Hannes Bongartz
  • Reiner Geye

 

Wechsel Wechsel
  • Michael Schuhmacher für Jürgen Groh (66.)
  • Peter Schwarz für Johannes Riedl (80.)
Trainer Trainer

 


Gekämpft wie die Löwen

Frankfurt: 40.000 Zuschauer trieben die Eintracht nach vorne

Durch fehlende Kampfmoral war die Frankfurter Eintracht in die Krise gerutscht, mit Kampfmoral boxte sie sich jetzt wieder heraus: Gegen den Titelanwärter 1. FC Kaiserslautern bog die Eintracht in einem leidenschaftlichen Kampfspiel die drohende fünfte Niederlage hintereinander ab und rettete vor 40.000 wieder versöhnten Zuschauern im Waldstadion nach einem schnellen 0:2-Rückstand noch ein verdientes 2:2. Toppmöller und Riedl hatten die Pfälzer Kraftbullen schon nach zwanzig Minuten 2:0 in Führung gebracht, Grabowski gelang in der 27. Minute der Anschlußtreffer, mußte aber nach einer Stunde verletzt ausscheiden. Zehn Minuten vor Schluß wurde die Kampfmoral der Frankfurter mit dem Ausgleich durch Ruedi Elsener belohnt. „Spielerisch nichts Besonderes, aber vom Kampf her ein tolles Spiel", sagte Bundestrainer Jupp Derwall, der zusammen mit seinem Vorgänger Helmut Schön auf der Tribüne saß. Von seinen beiden Nationalmannschaftskandidaten Toppmöller und Borchers hatte er nicht allzuviel gesehen. Derwall: „Aber dafür stand zuviel auf dem Spiel." Die herausragenden Spieler waren andere: Müller, Neuberger, Pezzey und Kraus als die unermüdlichen Kämpfer bei der Eintracht, neben Hellström, Neues, Riedl und Bongartz als die Gestalter des kraftvollen Spiels des 1. FC Kaiserslautern. Für die Eintracht aber war dieses Unentschieden wichtiger als mancher Sieg, dürfte es ihr doch das angeknackste Selbstvertrauen zurückgegeben haben. Nur fünfzig Prozent dieser Kampfleidenschaft, und die Spiele gegen Köln und Darmstadt wären zuletzt nie und nimmer verloren gegangen.

Beim 1. FC Kaiserslautern war Hans Günther Neues nach seiner Sperre wieder dabei, der Pfälzer Abwehrblock also wieder kompakt. Bei der Eintracht fehlte hingegen noch Bernd Hölzenbein, nachdem das DFB-Präsidium am Vorabend sein Gnadengesuch, die Sperre von vier Pflichtspielen auf das gleiche Strafmaß wie für Neues zu reduzieren, abgelehnt hatte.

Sonst aber trat die Eintracht in Bestbesetzung an — auf dem Papier. Es war aber eine angeschlagene Truppe: Müller und Borchers wurden vor dem Spiel mit Spritzen behandelt, Grabowski mit fünf Zäpfchen, Wenzel trug einen dicken Verband am Oberschenkel, Körbel am Knöchel. Dennoch ging die Eintracht trotz ihrer vielen Verletzungen und Blessuren dieses Spiel giftig, wütend, mutig und aggressiv an. Pezzey und Lorant fetzten dazwischen, daß die Lauterer nur so durch die Luft flogen, und der Österreicher hatte in der 3. Minute Glück, daß ihm Schiedsrichter Ahlenfelder nach einem groben Foul an Bongartz die gelbe Karte ersparte. Mit seinen langen Haxen bremste Pezzey seinen Gegenspieler Toppmöller und rettete einmal nach einem bösen Nachtweih-Lapsus gegen Bongartz. Aber die Pfälzer waren auch nicht zimperlich. annes Riedl war der Giftzwerg unter den Riesen, der in der 33. Minute die gelbe Karte sah.

Die Eintracht stürmte, Pezzey war der unermüdliche Antreiber, Grabowski trotz seiner Schmerzen im Knie und am Oberschenkel der Dirigent. Wenzel hatte in der 8. Minute eine Chance, als er schräg auf Hellström zustürmte, den Ball aber quer abspielte — nur, da war niemand mehr. Helmut Müller jagte in der 12. Minute einen fulminanten Hinterhaltschuß an die Querlatte.

Der 1. FC Kaiserslautern indes ließ sich nicht irremachen. Er spielte schnell, schnörkellos, gradlinig nach vorn. Briegel hatte Borchers sicher unter Kontrolle, und Libero Neues schlug 40-Meter-Pässe am Fließband. Ein tolles Spiel, bei dem Kaiserslautern das Tor, die Eintracht nur den Pfosten traf.

15. Minute: Riedl versetzte am rechten Flügel Lorant, zog eine Flanke vors Eintracht-Tor. Pezzey und Toppmöller flogen paarweise dem Ball entgegen, der Lauterer Torjäger kam eher an den Ball und stieß ihn mit der Stirn ins kurze Eck. Dort stand zwar Koitka, doch der Ball schlug dennoch ein. 1:0 für den 1. FC Kaiserslautern.

17. Minute: Neuberger schlug eine Flanke von links in den Kaiserslauterner Strafraum. Wenzel wagte einen herrlichen Flugkopfball, zehn Zentimeter über der Grasnarbe ins lange Eck — der Ball sprang an den Pfosten.

20. Minute: Nach einer kurzen Ecke von Wendt auf Bongartz wehrte Körbel den Schuß des blonden Spielmachers der Lauterer mit dem Kopf so unglücklich ab, daß er Riedl direkt vor die Füße sprang. Der fackelte nicht lange, und hämmerte den Ball aus zehn Meter ins Netz. 2:0 für den 1. FC Kaiserslautern.

23. Minute: Freistoß für die Eintracht. Grabowski tippte den Ball an, Nachtweih jagte einen so scharfen 20-Meter-Schuß aufs das Tor, daß Hellström gar nicht reagierte. Doch der Ball donnerte an den Pfosten.

Und so ging der knallharte Schlagabtausch weiter. In der 27. Minute hatte Toppmöller nach einem blitzartigen Konter gerade das mögliche 3:0 vergeben, als er, statt zu schießen, den Ball der Eintracht-Abwehr in die Beine spielte. Im Gegenzug über eine herrliche Passage von Kraus und Nachtweih schaffte die Eintracht in der 27. Minute das Anschlußtor. Jürgen Grabowski schoß es, als er eiskalt an dem herausstürzenden Hellström vorbei den Ball ins Tor schob. Balsam auf seine Wunden, und in der Stehkurve sangen sie wieder „Jürgen, Jürgen".

Bis zur Pause ging der Schlagabtausch weiter, wobei die Pfälzer kraftvoller und gefährlicher wirkten. „Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren", sagte Jürgen Grabowski zur Pause. Und Friedel Rausch meinte: „Wir liegen zwar zurück, aber das Spiel macht mir Freude. Wir sind wieder da."

Zur zweiten Halbzeit führten die robusteren Pfälzer Kraftmeier die härteren Schläge, die Eintracht war angeschlagen. Koitka mußte aus seinem Strafraum herausstürzen, um allein vor Bongartz zu klären. Pezzey rettete in letzter Sekunde gegen Toppmöller. Und so ging das minutenlang. Der kleine Riedl war es vor allem, der die Eintracht durcheinanderwirbelte.

Bei der Eintracht machten sich Verschleißerscheinungen bemerkbar. Die Angeschlagenen konnten nicht mehr. Wenzel ging in der 56. Minute vom Platz. Für ihn kam Elsener. Auch Jürgen Grabowski humpelte, ließ sich zunächst einen Verband ums linke Knie legen. Aber dann ging es auch bei ihm nicht mehr. In der 60. Minute ging er vom Platz. Für ihn kam der junge Fred Schaub. Mit „Jürgen, Jürgen"-Gesängen aus der Eintracht-Kurve wurde der Kapitän verabschiedet. Und als er ging, war auch etwas der Faden des Spiels bei der Eintracht gerissen. Die Eintracht taumelte, schlug aber gegen die Kraftbullen mutig zurück. Sie kämpfte vehement. Körbel, der immer stärker wurde, hätte mit einem Kopfball fast den Ausgleich erzielt. Doch Neues stand auf der Linie und rettete für den geschlagenen Hellström. Die Kampfmoral der Eintracht war bewundernswert.

Aber die Konter der schnellen Pfälzer blieben stets brandgefährlich. In der 71. Minute wäre für sie das 3:1 fällig gewesen, als Bongartz am rechten Flügel trotz Halten und Kratzen von Lorant davonlief, den Ball vors Tor zog, Koitka keine Anstalten machte, einzugreifen, und Geye den Ball neben das Tor setzte. In der 74. Minute stürmte Kraus durch, wurde von zwei Kaiserslauternern genommen und zu Fall gebracht — da hätte Herr Ahlenfelder bei aller „Fallsucht" des" Frankfurters Elfmeter pfeifen können.

Das anfangs gute Spiel der Eintracht war zerfahren. Kaiserslautern konzentrierte sich darauf, nur noch die Bälle wegzudreschen, sei es nach vorne zum kontern oder sei es, zurück auf die Stehkurve. Die Kraft bei der Eintracht reichte nicht mehr, aber der Kampfeswille war ungebroche n und wurde schließlich belohnt. Freistoß in der 80. Minute: Wieder ließ Nachtweih einen Gewaltschuß vom Stapel, Melzer in der Mauer lenkte den Ball zu Elsener, der völlig frei den Ball zum umjubelten 2:2 ins Tor schoß.

Jetzt war der Teufel los. Hellström wurde zum Helden bei Kaiserslautern. Zweimal boxte er Pezzey-Kopfbälle unter der Latte hervor, Koitka rettete allein gegen Schwarz, Briegel warf sich im Gegenstoß Borchers am Elfmeterpunkt in die Quere. So endete das dramatische Kampfspiel.

Stimme zum Spiel

Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): "Es war wichtig für uns, daß wir zahlenmäßig etwas geholt haben, für unsere Moral, für alles Drum und Dran. Ich habe vor Tagen gesagt, daß in einer Mannschaft, die von mir trainiert wird, keine Panik aufkommt, keine schlechte Stimmung herrscht. Wir waren in Hinsicht Verletzungspech von Fortuna tatsächlich verlassen. Heute haben wir aber gesehen, auch bei weiteren Verletzungen, daß alle echte Kerle sind. Heute wurden wir wieder kalt erwischt, haben aber in keiner Phase aufgesteckt; das war wichtig. Wir hatten Pech bei Pfostenschüssen, aber es hätte auch alles gegen uns gelaufen sein können, wenn das 3:0 gefallen wäre. Aber da war Willi Neuberger echt clever, und im Gegenzug fiel ja das wichtige 2:1. Wir waren vorher sicher, daß wir nicht verlieren. Mit etwas mehr Glück und einem nicht ganz so hervorragenden Kaiserslauterer Torhüter hätten wir das Spiel vielleicht sogar gewonnen. Unsere Konzentration gilt jetzt ganz dem Pokalspiel in Dortmund in der nächsten Woche."

 

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