Eintracht Frankfurt - Rot-Weiß Oberhausen

DFB-Pokal 1978/1979 - Viertelfinale

2:1 (1:0)

Termin: 26.05.1979
Zuschauer: 7.500
Schiedsrichter: Josef Hontheim (Trier)
Tore: 1:0 Helmut Müller (16.), 1:1 Dieter Dech (65.), 2:1 Bernd Nickel (70.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Rot Weiß Oberhausen

 


  • Wilfried Mackscheidt
  • Ernst Bachmann
  • Dieter Dech
  • Dieter Hentschel
  • Ralf Quabeck
  • Jochen Kamps
  • Helmut Wagner
  • Werner Wildhagen
  • Faouzi Dahmani
  • Jürgen Halbe
  • Günter Pangerl

 

Wechsel Wechsel
  • Helmut Buhsfeld für Werner Wildhagen (58.)
  • Remo Dombrowski für Günter Pangerl (77.)
Trainer Trainer
  • Manfred Rummel


Nickel ebnet den Weg ins Halbfinale

Oberhausen brachte Frankfurter beim 2:1 in Bedrängnis

Gegen Amateurmannschaften tut sich die Frankfurter Eintracht im Pokal immer schwer. Gegen Rotweiß Oherhausen war das gestern vor 6000 Zuschauern im Waldstadion nichts anderes als in den vergangenen Jahren in Schloß Neuhaus und Bad Pyrmont. Für den Bundesligisten reichte es geradeso zu einem knappen 2:1(1:0-)Sieg, der nach den Chancen der Oberhausener sogar als glücklich bezeichnet werden muß. Genau sechs Minuten lag sogar die Sensation in der Luft, als nämlich die Gäste in der 65. Minute durch Dech Müllers Führungstor ausgeglichen hatten und die Eintracht immer nervöser und hektischer wurde. Doch der beste Frankfurter, Bernd Nickel, rettete seiner Mannschaft mit dem Tor zum 2:1 den Sieg und die Chance auf das große Geld im Pokal. Nickel, der sein erstes Pflichtspiel seit dem 12. August des letzten Jahres lieferte, brachte als einziger Ideen und Spielwitz in die Partie und hielt so die letzten getreuen Zuschauer bei Laune. Neben ihm kamen Torwart Friedl und Mittelfeldspieler Körbel ihrer Normalform am nächsten, die meisten anderen taten nicht mehr als nötig, und das wäre an diesem Tag fast zu wenig gewesen.

Die Frankfurter Eintracht begann, wie von ihr erwartet wurde, mit großer Offensivkraft und viel Schwung. Verantwortlich für den guten und schnellen Beginn zeichnete in erster Linie Bernd Nickel, der zum erstenmal seit dem 12. August wieder ein Pflichtspiel bestritt. Nickel schien alle Pässe, Schüsse und Ideen, die er in der von zwei Achillessehnenrissen erzwungenen Zwangspause nicht an den Mann bringen konnte, diesmal nachholen zu wollen. Die Zuschauer jubelten ihm zu, der kleine Mann mit der Nummer 7 wurde zum überragenden Spieler auf dem Platz und übertünchte manch schwächere Leistungen seiner Kameraden.

Das Nickel-Festival begann nach genau einer Sekunde. Wenzel spielte den Anstoß ab, und Nickel schlug auf den spurtenden Elsener einen herrlichen Paß, eine Szene, von der die Eintracht-Verantwortlichen für die nächste Saison viele Wiederholungen erhoffen. Die erste ganz große Chance für die Eintracht arbeitete dann Wolfgang Kraus heraus. Seine herrliche Flanke nahm Ruedi Elsener volley aus der Luft, doch Mackscheidt konnte mit einer glänzenden Parade abwehren. Die nächste Möglichkeit vergab Wenzel, mit Kopfball in der 15. Minute, bevor zwei Minuten danach das 1:0 fiel. Wolfgang Kraus zu Bernd Nickel, Bernd Nickel zu Helmut Müller, ein schöner Doppelpaß folgte, und Müller traf unhaltbar ins lange Eck. Sonderbeifall für ein Tor, wie man es von der Eintracht lange nicht gesehen hatte.

Wer nun gedacht hatte, das Schützenfest des Bundesligisten gegen den Amateurklub wäre eröffnet, wurde zunächst enttäuscht. Im Gegenzug hatten die Gäste die Riesenmöglichkeit, auszugleichen. Neuberger foulte im Strafraum Halbe, und Schiedsrichter Hontheim entschied sofort auf Elfmeter. Doch Bachmann schoß zu schwach ins rechte Toreck, so daß Eintrachttorwart Nummer drei — Jürgen Friedl — halten konnte.

Noch einmal vor der Pause hatten die Gäste aus Oberhausen die Chance zum Ausgleich. Wieder einmal hatte die Eintracht-Abseitsfalle nicht zugeschnappt, und Dahmani lief allein davon. Doch freistehend schoß er knapp am Tor vorbei. Dies war in der 32. Spielminute. Natürlich hatte auch die Eintracht genug Möglichkeiten, um die Partie längst zu entscheiden. Aber entweder rettete Mackscheidt, fehlte das Glück (zweimal strichen Nickel-Schüsse knapp vorbei) oder die Konzentration (Elsener und Wenzel verpaßten in aussichtsreichen Situationen). So galt der Beifall der rund 6000 Zuschauer in der Halbzeit vor allem Bernd Nickel, der in einem schwachen Spiel einige gute Akzente setzte.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste, mit Chancen für die Eintracht, die dann doch nicht zu Toren führten. Rüdiger Wenzel stand in der 52. Minute völlig allein, doch er schoß weit über das Tor. Kaum 60 Sekunden später vergab Rudi Elsener und vorbei war es mit der Eintracht-Herrlichkeit. Die Amateure von Rotweiß Oberhausen wurden immer frecher, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wenn der Ausgleich fallen würde. Es dauerte schließlich bis zur 65. Minute. Aus spitzem Winkel schob Dech unter Torwart Friedl hindurch ins Tor.

Doch die Sensation lag nur genau sechs Minuten in der Luft. Dann besorgten Bernd Hölzenbein, der für Wolfgang Kraus ins Spiel gekommen war, und Bernd Nickel die Entscheidung für die Eintracht. Hölzenbein flankte genau in den Lauf von Nickel, und der beste Frankfurter ließ Markscheidt mit einem Volleyschuß keine Abwehrchance.

Doch auch danach wurde die Eintracht nicht besser. Im Gegenteil: Oberhausen hatte noch zweimal sogenannte hundertprozentige Chancen zum Ausgleich. In der 75. Minute mußte Jürgen Friedl Kopf und Kragen riskieren, um gegen den eingewechselten Buhsfeld den Ausgleich zu verhindern. Und vier Minuten vor Schluß schlug Bruno Pezzey einen Schuß von Pangerl von der Torlinie.

Stimmen zum Spiel

Manfred Rummel (RW Oberhausen): „Wir haben heute bewiesen, daß wir nicht umsonst an der Spitze der Amateurliga stehen und wahrscheinlich in die zweite Liga aufsteigen, auch wenn ich diese knappe Niederlage gegen die Eintracht nicht überbewerten will, denn ich weiß, wie schwer es für einen Bundesligisten gegen unterklassige Mannschaften ist. Meine Mannschaft hat sich teuer verkauft, es war nur unser Pech, daß ausgerechnet Bachmann den Elfmeter verschossen hat. Sonst trifft er 100-prozentig sicher."

Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): „Ich gratuliere Rotweiß Oberhausen zu der großen Leistung. Die Amateure haben unseren Profis vorgemacht, wie man kämpfen muß, auch bei diesem schwülen Wetter. Bis auf Torhüter Friedl, Körbel, Pezzey und Nickel hat meine Mannschaft absolut katastrophal gespielt. Bei Friedl müssen wir uns bedanken, daß er uns schließlich sogar den Sieg gerettet hat. Für mich war es eine Unverschämtheit, was meine Mannschaft gebracht hat, und ich werde beim Präsidium den Antrag stellen, daß für dieses Spiel keine Prämie ausgezahlt wird. Die Spieler haben nun bis zur nächsten Bundesliga-Begegnung die Chance, sich im Training zu rehabilitieren."

 

 

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