Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1983/1984 - 16. Spieltag

0:0

Termin: Sa 03.12.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 28.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: ./.

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Ulrich Stein
  • Bernd Wehmeyer
  • Holger Hieronymus
  • Ditmar Jakobs
  • Michael Schröder
  • Jürgen Groh
  • Felix Magath
  • William Hartwig
  • Wolfgang Rolff
  • Dieter Schatzschneider
  • Thomas von Heesen

 

Wechsel Wechsel
  • Wolfram Wuttke für Michael Schröder (60.)
Trainer Trainer
  • Ernst Happel

 

Torlos aus purer Gewohnheit

Mit dem Hamburger SV ist am 16. und damit vorletzten Spieltag der Hinrunde erneut eine Spitzenmannschaft im Waldstadion zu Gast. Vor einer Woche hatte hier der Tabellenführer aus Stuttgart gewonnen - die Eintracht lieferte dabei zumindest in den ersten 45 Minuten eine ordentliche Leistung ab. Heute, gegen das Team von der Alster, das in der letzten Saison die Meisterschaft sowie den Europapokal der Landesmeister erringen konnte und das derzeit punktgleich mit den Schwaben auf dem dritten Tabellenplatz steht, hofft das Gros der Zuschauer, dass die Eintracht diese Leistung über zwei Halbzeiten zeigen und zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf erringen kann.

Trainer Weises Aufgabe ist es wieder einmal, den chronischen Spielermangel möglichst effizient zu verwalten. Denn Sziedat fällt ebenso aus wie der als Spielmacher verpflichtete Mohr. Da auch Berthold fehlt, rückt Fruck in die Mannschaft und auf den Liberoposten, ihm zur Seite bilden Kraaz, Schreml und Körbel den Abwehrverbund vor Torhüter Pahl.

Solcherart Personalsorgen kennt Weises Gegenüber Ernst Happel nicht, für die Startelf in Frankfurt kann der Wiener Meistertrainer mit Uli Stein, der im Sommer sein erstes Länderspiel für den DFB absolvierte, Jürgen Groh, Holger Hieronymus, Ditmar Jakobs, Felix Magath, Jimmy Hartwig und Wolfgang Rolff insgesamt sieben aktuelle deutsche A-Nationalspieler aufbieten.

Rund 28.000 Zuschauer füllen das weite Rund des Waldstadions leidlich, als Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder aus Oberhausen die Partie anpfeift. Und die Eintracht nimmt in den ersten Minuten das Heft in die Hand und stürmt munter drauflos. Bereits in der vierten Minute erstirbt den Eintrachtfans den Torschrei auf den Lippen, als Tobollik nach einer Ecke von Kroth und einer Vorlage von Körbel am Fünfmeterraum an den Ball kommt. Doch der Pole schießt zu unplatziert, Torhüter Stein im Hamburger Kasten kann parieren.

Im weiteren Verlauf der Partie zeichnet sich vor allem Ralf Falkenmayer aus. Immer wieder holt der 20-Jährige die von der sicheren Abwehr geklärten Bälle aus der Frankfurter Hälfte und leitet gefährliche Konter ein. Vom hochgelobten Hamburger Mittelfeld ist dagegen wenig zu sehen, Magath findet kaum Anspielstationen. So können in der ersten Hälfte lediglich Hartwig mit einem Kopfball und Rolff mit einem Fernschuss die Absicht der Hamburger belegen, hier im Frankfurter Stadion ein Tor erzielen zu wollen.

Der beste Hamburger auf dem Platz ist Uli Stein, der seine Mannschaft ein ums andere Mal vor einem Rückstand bewahrt. So in der 15. Minute, als er einen Schuss von Martin Trieb aus spitzem Winkel ins Feld zurückboxt oder in der 25. Minute, als es Tobollik mit einem Flachschuss probiert. Nicht eingreifen muss er allerdings bei einem harten Schuss aus 20 Metern, den Borchers knapp über die Latte setzt. Fast hat es in dieser ersten Hälfte den Anschein, dass der Meisterschaftsaspirant in schwarzroten und der Abstiegskandidat in weißen Trikots auf dem Platz steht, doch ein Tor gelingt der Eintracht nicht. Zählbar dokumentiert wird die Überlegenheit der Frankfurter lediglich durch das Eckenverhältnis von 10:3 beim Halbzeitpfiff.

Angenehm enttäuscht ist der Eintrachtanhang dann auch in der zweiten Hälfte. Brachen die Weise-Bubis im letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart mit fortdauernder Spielzeit mehr und mehr ein und mussten schließlich eine 1:3-Niederlage quittieren, halten sie nun gegen den amtierenden Deutschen Meister auch nach Wiederanpfiff ordentlich dagegen. Zwar wird es kurz brenzlig, als Pahl eine Flanke von Wehmeyer vor die Füße von Magath faustet, doch der Hamburger Regisseur setzt den Ball aus 15 Metern über die Latte. Dann ist wieder die Eintracht am Zug, und in der 56. Minute scheint es soweit: Jan Svensson passt auf Ralf Falkenmayer, der aus rund 18 Metern abzieht - und Uli Stein ist geschlagen. Doch der Ball findet nicht den Weg ins Netz, sondern klatscht gegen den Innenpfosten.

Fast hat es nun den Anschein, als habe dieser Holztreffer die bisweilen lethargisch agierenden HSVler aufgeweckt. Denn nun kommen auch die Rautenträger zu mehr Spielanteilen, ohne wirklich aber wirklich Überzeugendes abzuliefern. Zudem versucht HSV-Trainer Happel mehr Schwung in die Reihen der Seinen zu bringen und wechselt den enttäuschenden Michael Schröder gegen Wolfram Wuttke aus, der zu Anfang der Saison von Schalke an die norddeutsche Hafenstadt gewechselt war. Die beste Chance hat Magath in der 61. Minute, als er nach einer Flanke von Heesens im Strafraum an den Ball kommt und diesen mit der Hacke in Richtung Frankfurter Tor dirigiert. Doch Pahl reagiert glänzend und fischt den Ball aus der Torecke.

Drei Minuten später probiert sich Svensson auf der Gegenseite, scheitert aber ebenso an Stein wie Borchers, der den Hamburger Schlussmann in der 67. Minute nach einer Kroth-Flanke mit einem Flugkopfball aus 15 Metern zu einer Glanzparade in die äußerste untere Torecke zwingt, um den Ball noch um den Pfosten zu lenken. Nach der anschießenden Ecke wähnt sich Körbel bereits als Torschütze, doch Stein - der es im "Kicker" ebenso wie der mittlerweile schon zum vierten Mal in dieser Spielzeit derart geehrte Ralf Falkenmayer in die "Elf des Tages" bringen wird - kann erneut klären.

In der letzten Viertelstunde flachen die Angriffsbemühungen der Eintrachtler dann ab. Der HSV wird stärker, ohne jedoch Druck aufbauen zu können. Dennoch stockt dem Gros der Zuschauer in der 86. Minute der Atem, denn sie sehen ihre Frankfurter Elf um den mehr als verdienten Punkt gebracht, als sich Holger Hieronymus mit einem Heber versucht und Torhüter Pahl den Ball nur noch mit den Fingerspitzen erreichen kann. Letztlich kann aber Uwe Schreml die Kugel, die ihren unheilvollen Weg in Richtung Frankfurter Tor weiter fortsetzt, aus der Gefahrenzone befördern.

Mit dem dritten 0:0 im vierten Punktspiel unter Dietrich Weise bleibt die Eintracht, die von den Zuschauern mit stehenden Ovationen verabschiedet wird, zwar Tabellenletzter, hamstert aber einen wichtigen Punkt, der zumindest den Anschluss an die ebenfalls im Tabellenkeller beheimateten Mannschaften aus Nürnberg, Dortmund und Bieber. Dass ein Großteil der Zuschauer zufriedener nach Haus geht, als es der Tabellenstand zulässt, liegt an einer Fehlinformation der Frankfurter Stadionsprecher, der verkündet: "Wir haben die rote Laterne abgegeben". Zwar war die Eintracht drei Minuten vor Spieltagsschluss in der Tat auf den 16. Tabellenplatz nach oben geklettert, doch das Anschlusstor des Nürnbergers Abramczik in der 87. Minute zum 3:4 gegen den 1. FC Kaiserslautern, das dem Club zwar keinen Punkt, aber das bessere Torverhältnis gegenüber der Eintracht sichert, sowie Uwe Beins Ausgleichstreffer für die Kickers zum 4:4 in Braunschweig zwei Minuten vor Spielende sorgen dafür, dass die Eintracht den 18. Tabellenplatz nicht verlässt. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Ernst Happel: "Eintracht hat einen passablen Kindergarten. Wenn eine Mannschaft den Sieg verdient hatte, dann die Frankfurter. Den einen Punkt verdanken wir unserem Torwart, der glänzend gehalten hat. Meine Mannschaft hat nichts Zwingendes gezeigt. Wir müssen lernen, wieder einfach zu spielen."

Dietrich Weise: "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Sie hat viel klüger als gegen Stuttgart gespielt und bewiesen, dass sie über 90 Minuten durchstehen kann. Es war ein gutes Spiel, aber leider nur ein Punkt für uns. Ich hatte der Mannschaft heute das Erfolgserlebnis wirklich gegönnt. Sie hatte es sich mit dieser Leistung verdient. Der Einsatz von Fruck als Libero war sicher nicht das Schlechteste."

Günter Netzer: "Diese Mannschaft sollte eigentlich um einen UEFA-Platz spielen, statt gegen den Abstieg. Kaum zu glauben, dass das der Tabellenletzte war. Da habe ich einige schlechtere Mannschaften in der Bundesliga gesehen."

Karl-Heinz Körbel: "Wir sind nicht so vermessen, uns nach einem guten Spiel schon auf dem Weg nach oben zu wähnen. Wir wollen hübsch bescheiden bleiben. Der Abstiegskampf dauert bis zum letzten Spieltag."

 

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