Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1987/1988 - 6. Spieltag

0:0

Termin: Di 01.09.1987, 20:00 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Gerd Zimmermann (Kiel)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Wolfgang de Beer
  • Frank Pagelsdorf
  • Dirk Hupe
  • Günter Kutowski
  • Murdo MacLeod
  • Marcel Raducanu
  • Michael Zorc
  • Gerhard Kleppinger
  • Michael Lusch
  • Norbert Dickel
  • Daniel Simmes

 

Wechsel Wechsel
  • Ingo Anderbrügge für Daniel Simmes (66.)
  • Thomas Helmer für Marcel Raducanu (81.)
Trainer Trainer
  • Reinhard Saftig

Viele Chancen, keine Tore

Nur drei Tage nach dem Pokalspiel gegen Schalke tritt die Eintracht am Dienstagabend erneut im Waldstadion an. Gegner am 6. Spieltag der Fußballbundesliga ist Borussia Dortmund.

Die Dortmunder, derzeit mit einem Pluspunkt mehr als der Tabellen-17. Eintracht auf Platz 10 zu finden, haben in ihrem letzten Pflichtspiel eine eher blamable Leistung abgeliefert und bei den Amateuren des Offenburger FV in der ersten Pokalrunde nur ein 3:3 nach Verlängerung erreicht, so dass sie am 6. Oktober zum Wiederholungsspiel antreten müssen. Trotzdem warnt Trainer Feldkamp vor den Borussen, wobei es ihm vor allem die Mittelfeldachse mit Marcel Raducanu, Michael Zorc und Neuerwerbung Gerhard Kleppinger, der von Schalke zu den Dortmundern kam, angetan hat. Vorteile verspricht sich der Frankfurter Coach vom Fehlen Frank Mills, der derzeit durch einen Rippenbruch außer Gefecht gesetzt ist, und der von Borussias Trainer Reinhard Saftig als "Herz der Mannschaft" bezeichnet wird. Andere angeschlagene Wackelkandidaten der Borussen dagegen sind zum Spiel in Frankfurt allerdings wieder fit genug, um aufzulaufen, etwa der Stürmer Norbert Dickel, der in Offenburg eine Bänderdehnung erlitt, Daniel Simmes, der über einen lädierten Knöchel klagt, oder eben Raducanu, der an einer Verstauchung des rechten Fußgelenks laboriert.

Wenig Arbeit macht sich Feldkamp beim Austüfteln der am besten geeigneten Startaufstellung für dieses Spiel: Er nimmt einfach dieselbe, die schon den Grundstock für die beiden letzten gewonnenen Partien in Leverkusen und gegen Schalke bildete. Veränderungen gibt es allerdings auf der Ersatzbank. Kraaz und Friz müssen dieses Mal mit einem Platz auf der Tribüne vorlieb nehmen, dafür ergänzen Heitkamp und der von seinem Hexenschuss genesene Klepper das Kontingent der Ersatzspieler, in dem sich auch Ernst, Schlindwein und Balzis befinden.

Hatte Schatzmeister Knispel vor dem Spiel mit bis zu 30.000 Zuschauern gerechnet, sind es letztlich noch nicht einmal 20.000, die den Weg ins Stadion finden. Die erleben schon unmittelbar vor dem Anpfiff durch Schiedsrichter Gerd Zimmermann aus Wolfsburg die ersten Highlights, denn über dem Frankfurter Stadtwald geht ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner nieder.


Hupe und Raducanu nehmen Smolarek
in die Zange

Und auch die Eintracht legt auf dem Rasen los, als stünde sie unter Hochspannung. Vor allem das Frankfurter Technikertrio Möller, Detari und Smolarek lässt die Dortmunder Abwehr ein ums andere Mal schlecht aussehen. Durchdachte Spielzüge und gefällige Kombinationen täuschen aber nicht darüber hinweg, dass sich die Eintracht heute extrem abschlussschwach präsentiert. Den Anfang macht Binz mit einem Schussversuch bereits in der 2. Minute, es folgt Smolarek, der in der 5. Minute allein aufs Tor zugeht, sich aber überhastet zu einem Schuss aus 16 Metern entscheidet, der Torhüter de Beer wenig Probleme bereitet. Anschließend reiht sich der von Müller bediente Münn in der 19. Minute in die Riege der Chancenvergeber ein.

In der 28. Minute spielen Detari und Möller Libero Binz frei, dessen Schuss geht aber um Zentimeter am Tor vorbei. Drei Minuten später setzt Detari Sievers ein, der jedoch aufs statt ins Netz des Dortmunder Tores trifft. Zwei Minuten später gibt es dann die erste und einzige Chance in der ersten Halbzeit für den Gast, der Kopfball von Michael Zorc geht aber knapp am Tor vorbei.


Detari umrahmt von Raducanu
und MacLeod

Nach einer knappen halben Stunde gibt es ob des lässlichen Umgangs mit Chancen die ersten Pfiffe der Zuschauer. Insbesondere Detari, von Feldkamp heute entgegen seiner Ankündigung, den Ungarn nur noch im Mittelfeld einsetzen zu wollen, wieder in vorderster Linie platziert, muss sich die Unmutsäußerungen des zahlenden Publikums gefallen lassen. Engagiert zeigt sich der Millioneneinkauf, aber gute Pässe wechseln sich nur allzu oft mit unnötigen Zweikämpfen mit seinem Gegenspieler Kutowski ab, die meist in einem Ballverlust für den Frankfurter münden.

Wie es eigentlich sein sollte, zeigt Detari in der 37. Minute, als er Smolarek mit einem Pass auf die Reise schickt. Der Pole stürmt allein aufs Borussentor zu, hebt den Ball über de Beer, leider aber auch am Tor vorbei. Und auch Detari scheitert mit zwei Schussversuchen. Im Endergebnis bringen diese ersten 45 Minuten zwar ein Spiel auf ein Tor, aber keine Treffer.

Die zweiten 45 Minuten beginnen, wie die ersten aufgehört haben: Die Eintracht drückt, schnürt die Dortmunder ein, bringt den Ball aber einfach nicht über die Linie. Nach rund einer Stunde Spielzeit sind dann die ersten Ermüdungserscheinungen und damit einhergehend Konzentrationsmängel sichtbar; Möller baut sichtlich ab, Detari taucht mehr und mehr unter. Immer häufiger gelingt es den Dortmundern, die Angriffswellen der Frankfurter bereits im Mittelfeld abzufangen, ohne dass sie allerdings daraus Kapital in Form gefährlicher Konter schlagen können.

Chancen gibt es trotz nachlassender Kräfte für die Eintracht dennoch am laufenden Band. In der 57. Minute scheitert Sievers mit einem Heber an de Beer. Die beste Gelegenheit vergibt Schulz in der 70. Minute, als de Beer einen Weitschuss von Smolarek nur abklatschen kann, und Schulz den Abpraller direkt nimmt, aber am langen Eck vorbei schiebt. Mit Gewalt versucht es anschließend Andreas Möller. Zweimal zieht der Jungstar, der morgen seinen 20. Geburtstag feiert, aus 20 Metern gut platziert ab, zweimal rettete de Beer mit prächtigen Paraden.


Hält seinen Kasten sauber:
'Teddy' de Beer

Nachdem der Frankfurter Trainer bereits in der 66. Minute mit Thomas Klepper für Volker Münn die Defensive gestärkt hat, dokumentiert Feldkamp sieben Minuten vor Schluss erneut, dass er nicht mehr an einen Sieg glaubt und dass er sich durchaus Schlimmeres vorstellen kann als eine Punkteteilung. Obwohl die Dortmunder Angriffsbemühungen spätestens an der Strafraumgrenze scheitern, Körbel dem Borussenstürmer Dickel keinen Stich lässt und Binz sowie Roth die restliche, spärlich anfallende Abwehrarbeit souverän erledigen, läuft sich Balzis, der direkt nach seiner Einwechslung gegen Schalke das Siegtor erzielte, vergeblich warm. Statt dessen bringt der Frankfurter Coach den Abwehrgrobmotoriker Dieter Schlindwein und nimmt mit Uwe Müller einen offensiven Akteur vom Platz.

Letztlich bleibt es beim aus Frankfurter Sicht enttäuschenden 0:0, die Eintracht wartet weiter auf ihren ersten Punktspielsieg in dieser Spielzeit vor heimischer Kulisse. Angesprochen auf die Position von Detari als Sturmspitze widerspricht Trainer Feldkamp nach dem Spiel, dass er den Ungar mit entsprechender Weisung in die Partie geschickt habe. Vielmehr sei es die Aufgabe des Ungarn gewesen, in Abstimmung mit Möller im Offensivbereich den Aufbau zu gestalten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Torerfolg zu suchen. Das meist statische Spiel Detaris als zweite Spitze neben Smolarek sieht Feldkamp in der Tatsache begründet, dass dieser verunsichert sei und seine Selbstbestätigung in erster Linie über den Torerfolg suche. "Es gibt Dinge, die muss man zweimal überlegen. Ich bin nicht bereit, Detari dem Publikum zu opfern", äußert sich Feldkamp und nimmt damit Stellung zu den Pfiffen und Rufen nach einer Auswechslung von der Tribüne. Kritik kommt aber auch aus berufenem Mund. "Ich verstehe nicht, wie man einen Spielmacher für viel Geld kaufen kann und ihn dann als Sturmspitze einsetzt", so Bernd Nickel.

Mit 4:8 Punkten und 5:9 Toren teilt sich die Eintracht nach diesem Spieltag den 16. Platz mit dem FC Homburg. Allerdings liegt das Feld der 18 Bundesligamannschaften nach sechs absolvierten Spielen noch dicht zusammen, der Tabellenachte aus Nürnberg hat gerade einmal zwei Pluspunkte mehr auf seinem Konto, der KSC als Fünfter drei. Lediglich die Spitze mit Werder Bremen (10:2), dem 1. FC Köln (9:3) und Borussia Mönchengladbach (9:3) scheint etwas enteilt. Der nächste Gegner der Eintracht, der FC Bayern München, rangiert mit 8:4 Punkten auf dem vierten Platz. (fgo)


Trainerstimmen

Karl-Heinz Feldkamp: "Es war alles drin bei uns. Schöner kann man nicht spielen, aber wir treffen im Übereifer einfach das Tor nicht. Chancen hatten wir weiß Gott genug. Ich hoffe, dass wir in der Rückrunde das gleiche Glück in Dortmund haben, wie die Borussia im Waldstadion. Schlindwein habe ich deswegen eingewechselt, um hinten nichts mehr anbrennen zu lassen."

Reinhard Saftig: "Das 0:0 ist etwas glücklich für uns, aber letztlich nicht unverdient. Die Eintracht hatte die besseren Chancen, aber wir haben uns tapfer gewehrt. Bei uns haperte es im Spiel nach vorne, aber nach dem Pokalausrutscher in Offenburg war ich mit der kämpferischen Einstellung meiner Mannschaft diesmal zufrieden. Besonders herausheben möchte ich Kutowski, der Detari gut beschattet hat, und Torhüter de Beer."

 


 

 

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