Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1987/1988 - 11. Spieltag

3:1 (2:1)

Termin: Sa 03.10.1987, 15:30 Uhr
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Anton Matheis (Rodalben)
Tore: 0:1 Frank Schulz (16.), 1:1 Christian Hochstätter (19.), 2:1 Dirk Bakalorz (35.), 3:1 Hans-Georg Dreßen (74.)

>> Spielbericht <

Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

  • Uwe Kamps
  • Hans-Günter Bruns
  • Hans-Georg Dreßen
  • André Winkhold
  • Thomas Eichin
  • Michael Frontzeck
  • Kai-Erik Herlovsen
  • Dirk Bakalorz
  • Christian Hochstätter
  • Hans-Jörg Criens
  • Uwe Rahn

 


 

Wechsel
  • Thomas Krisp für Thomas Eichin (32.)
  • Günter Thiele für Hans-Jörg Criens (85.)
Wechsel
Trainer
  • Wolf Werner
Trainer

Ein Schiedsrichter der unangenehmen Sorte

Mit dem Tabellendritten aus Borussia Mönchengladbach wartet am Samstag zum 11. Bundesligaspieltag ein dicker Brocken auf die Spieler der Eintracht. Freilich sind die Kicker vom Bökelberg angeschlagen, denn am Mittwoch sind die Borussen nach einer 1:4-Niederlage bei Espanyol Barcelona bereits in der 1. Runde des UEFA-Cups gescheitert, nachdem man bereits das Hinspiel mit 0:1 verloren hatte. Eintrachttrainer Feldkamp sieht in dieser Doppelbelastung des Gegners klare Vorteile für sein Team: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Mannschaft so eine Reise im Europapokal, die obendrein noch mit dem Ausscheiden endet, nicht ohne weiteres wegsteckt." Wenn die Eintracht die Borussen richtig fordere und nicht so lahm wie zuletzt auswärts in Homburg spiele, "dann werden die Gladbacher über die neunzig Minuten die Strapazen von Barcelona schon spüren."

Diverse Meldungen aus der Personalabteilung hat derweil Manager Kraus in petto. Zum einen soll der auslaufende Vertrag von Manfred Binz, seit 1979 bei der Eintracht und seit der letzten Spielzeit Stammspieler, möglichst rasch um weitere zwei Jahre verlängert werden. Zum anderen wird Jaroslaw Biernat, der in der letzten Spielzeit neun Ligaspiele für die Riederwälder absolvierte, unter Trainer Feldkamp aber noch keinen Pflichtspieleinsatz aufweisen kann, bis zum Ende der Saison an den Zweitligisten Union Solingen ausgeliehen. Die Leihgebühr soll 25.000 Mark betragen.

Ähnlich wie bei Binz ist die Eintracht zudem gewillt, den ebenfalls zum Saisonende auslaufenden Vertrag von Andreas Möller vorzeitig zu verlängern. Möller, der am kommenden Montag mit der DFB-Auswahl zur U20-WM nach Chile starten und daher der Eintracht in den Ligaspielen gegen den HSV und Köln sowie im Pokalspiel gegen Ulm fehlen wird, betont zwar, gerne in Frankfurt bleiben, andererseits aber "...in den nächsten Jahren auch mit meiner Vereinsmannschaft international in einem europäischen Wettbewerb spielen" zu wollen. Verkompliziert wird die Angelegenheit durch die Tatsache, dass Möller den als Jugendtrainer bei der Eintracht angestellten Klaus Gerster mit den Verhandlungen betraut, dem dieser Interessenkonflikt mit seinem Arbeitgeber nur wenig interessiert. Zudem will Möller in dieser Woche noch eine andere "Geldsache" mit Manager Kraus besprechen. Nachdem er im Trainingslager der Juniorenauswahl erfahren hat, dass die meisten Bundesligavereine ihren an der Chilereise beteiligten Stammspielern während dieser drei Wochen Einsatz- und eventuelle Erfolgsprämien zahlen, möchte er über dieses Thema mit Kraus sprechen.


Alle Mann an Bord - Feldkamp hat die Qual der Wahl

Möller ist auch der einzige Spieler, der Feldkamp im Vorfeld des Spiels in Mönchengladbach Sorgen bereitet. Denn bei einem Testspiel der U20 am Mittwoch gegen Darmstadt 98 (3:0 für die DFB-Elf) erlitt der Jungstar, der im Mittelfeld überzeugte, eine Knöchelprellung, die seinen Einsatz zunächst infrage stellt. Letztlich klingt die Blessur aber soweit ab, dass Möller auflaufen kann. Auch alle anderen Spieler sind fit, selbst Klepper hat seine Gehirnerschütterung aus dem Homburg-Spiel auskuriert.

Gegenüber der Startelf vom 3:1-Sieg gegen Nürnberg ändert der Frankfurter Trainingsleiter für das Spiel gegen Gladbach nur eine Position: Armin Kraaz, der zuletzt am 4. Spieltag um Bundesligapunkte mitkickte, kommt für Uwe Müller, der auf der Bank Platz nimmt, ins Team. Mit dieser Veränderung will Feldkamp dem gefährlichen Goalgetter und Kapitän der Gastgeber Uwe Rahn einen kopfballstarken Bewacher gegenüberstellen. Rahn darf sich übrigens unabhängig vom Ergebnis des Spiels schon vor dem Anpfiff über den Besuch aus Frankfurt freuen: Der mit 24 Treffern zum Torschützenkönig der Bundesliga gekürte Stürmer, der zudem von den Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres gewählt wurde, hat auch die Jahreswertung der Abendpost-Nachtausgabe gewonnen und den Titel 'Bundesliga-Star des Jahres' eingeheimst. Als Belohnung spendiert das Boulevardblatt einen Toyota Corolla, die dazugehörige Ehrung findet direkt vor der Partie statt.

Auch Mönchengladbachs Wolf Werner setzt auf Kontinuität und weitestgehend auf die Startformation, die am letzten Bundesligaspieltag den 8:2-Kantersieg gegen den Hamburger SV - dem nächsten Gegner der Eintracht in einer Woche - landete. Lediglich Thomas Herbst muss seinen Platz in der Abwehr räumen, für ihn läuft Thomas Eichin auf. Der im Europacup gesperrte Hans-Günter Bruns, der sich im Hinspiel gegen Barcelona eine Rote Karte eingehandelt hatte, kehrt auf den Liberoposten zurück.

Die knapp 12.000 Zuschauer, die sich bei regnerischem Wetter auf dem Bökelberg eingefunden haben, um das Spiel der heimischen Borussen gegen den Gast aus Frankfurt zu verfolgen, sehen anfangs eine recht ausgeglichene Partie.

In der 16. Minute führt Dietmar Roth, der aufgrund des Mitwirkens von Kraaz in der Verteidigung heute offensiver agieren kann, den Ball auf der linken Seite und spielt ihn in den Strafraum. Dort versetzen Möller und Turowski in der Gladbacher Abwehr in Verwirrung, der Ball kommt zu Schulz, der mit einem satten Schuss das 1:0 für die Gäste erzielt.


Jubelnder Hochstätter,
frustierter Detari

Die Freude über diese Führung währt freilich nur drei Minuten, den Detari leistet sich in der eigenen Hälfte einen Fehler und verliert den Ball an Hochstätter. Und der Freistoßspezialist in den Reihen zeigt, dass er das Toreschießen auch aus dem laufenden Spiel beherrscht und trifft aus 16 Metern zum 1:1.

Dieser Fauxpas nimmt Detari quasi aus der Partie, fortan ist dem Spiel des Ungarn seine Verunsicherung deutlich anzusehen. Zwar versucht nun Möller, im Mittelfeld Akzente zu setzen, er findet aber in Smolarek und Turowski nur selten Anspielstationen. Zwar hat Smolarek noch einen erfolgversprechenden Auftritt in der 23. Minute, als er nach einem Solo über das halbe Spielfeld an Kamps scheitert, ansonsten bestimmen die Gastgeber aber das Spiel und setzen die Elf vom Riederwald gehörig unter Druck.

In der 35. Minute bahnt sich nach einem der vielen Zweikämpfe zwischen Kraaz und Rahn, bei dem der Gladbacher seinen Frankfurter Kontrahenten zu Boden reißt, ein möglicher Schiedsrichterpfiff aber ausbleibt, die Führung für die Mönchengladbacher an, als das Leder den beiden Kontrahenten entfleucht und zu Dirk Bakalorz gelangt. Der heute ansonsten unauffällige Mittelfeldspieler beweist, dass er Gefühl im Fuß hat und überwindet Gundelach aus 20 Metern mit einem platzieren Heber, der das 2:1 für den Gastgeber bedeutet.

In den verbleibenden zehn Minuten bis zum Halbzeitpfiff machen die Gladbacher gehörig Druck und versuchen, die Führung auszubauen. Letztlich verdankt es die Eintracht ihrem Keeper Gundelach, der zweimal Chancen von Criens mit reflexartigen Reaktionen zunichtemacht, dass keine weiteren Gegentore fallen.


Möller trifft gegen Kamps,
doch das Tor zählt nicht

Nach der Pause wandelt sich das Bild zunächst. Der Feldüberlegenheit der Borussen schwindet, die Eintracht versucht, den Ausgleich zu erzielen. Und bereits in der 50. Minute scheint es, als habe sie mit ihrem Ansinnen Erfolg, als Detari den Ex-Bochumer Schulz mit einem weiten Diagonalpass bedient. Schulz wiederum sieht und findet Smolarek, der von Bruns im Strafraum gelegt wird. Der Ball kullert weiter zu Möller, der ihn an Kamps vorbei einnetzt.

 


Schulz bestürmt
Schiedsrichter Matheis

Das Gros der Zuschauer und auch die Spieler sind davon überzeugt, eben das 2:2 gesehen zu haben, doch zur Verwunderung aller entscheidet der Schiedsrichter Matheis auf Freistoß für Mönchengladbach. Später wird er sich auf seinen Linienrichter berufen, der beim Zuspiel von Smolarek auf Möller eine Abseitsstellung gesehen und angezeigt habe. Die Frankfurter Proteste sind nachvollziehbar, da dieses Abseits erst nach dem Foul an Smolarek zustande kam, beziehungsweise, wenn Bruns doch den Ball gespielt hätte, Möller durch den Gegner in Ballbesitz kam. Unverständlicherweise entschied sich der Schiedsrichter bei der Wahl zwischen den beiden Optionen - Foul und Elfmeter oder Vorteil und Tor - für die dritte.

Auch in der Folgezeit versuchen die Frankfurter, denen der Ärger über den nicht erkannten Ausgleichstreffer anzumerken ist, ihr Heil in der Offensive. Doch vieles bleibt Stückwerk, sobald der Ball in die Nähe des Strafraums der Gladbacher gelangt, wird gedribbelt und gepasst statt zu schießen. Der Gastgeber ist mit seinen schnellen Kontern ungleich gefährlicher. Gundelach wird ein ums andere Mal zu gezwungen, sein ganzes Können aufzubieten, so bei einem Kopfball von Criens (53.), einer Chance von Rahn (63.) und einem Schuss von Winkhold (69.). In der 74. Minute ist dann aber auch der heute beste Frankfurter Gundelach machtlos, als der völlig ungedeckte Dreßen aus etwa 14 Metern abzieht und der Ball zum 3:1 im Netz landet.

Tragisch endet dieses Spiel in der 76. Minute für Holger Friz, der gerade einmal rund zehn Minuten zuvor für den heute wenig überzeugenden Andreas Möller auf den Platz gekommen war. Der 22-jährige Angreifer kommt nach einem Pass von Sievers im Ballbesitz und überläuft den Gladbacher Dreßen, der daraufhin die Sense auspackt und Friz von hinten in die Beine fährt. Die Folge sind ein Innenbandabriss im Knöchel und eine Absplitterung an der Kapsel, die für Friz einen OP-Termin bei Mannschaftsarzt Dr. Degenhardt und eine mindestens sechs Wochen währende Pause bedeuten. Für Friz kommt Dirk Heitkamp in die Mannschaft, kann aber in den verbleibenden Minuten ebenso wenig Akzente setzen kann, wie seine zehn Mannschaftskollegen. Letztlich bleibt es so beim 3:1 für die Borussen aus Mönchengladbach.

Mit dem sechsten Sieg im sechsten Heimspiel dieser Saison bleibt Mönchengladbach auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze und liegt mit 17:5 Punkten nur einen Zähler hinter dem Spitzenreiter 1. FC Köln auf dem dritten Platz. Die Eintracht bleibt auf dem 12. Platz, weist aber nur noch einen Punkt Vorsprung vor den Abstiegsplätzen auf. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Wolf Werner: "Der Sieg war nach dem Ausscheiden im UEFA-Pokal eminent wichtig. Meiner Mannschaft muss ich ein Kompliment machen. Die Art und Weise, wie sie nach einem 0:1-Rückstand noch gewonnen hat, verdient Beifall."

Karl-Heinz Feldkamp: "Die Mannschaft hätte länger fighten und sicherer spielen müssen. So viele Fehler können wir uns einfach nicht leisten. Im Angriff spielten wir ohne Vier, denn Smolarek, Turowski, Möller und Detari konnten sich nicht entscheidend in Szene setzen. Der Gladbacher Sieg ist verdient. Der Schiedsrichter hat uns einen Elfmeter verwehrt."

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg