SV Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 2000/2001

1:3 (1:2)

Termin: 24.04.2001
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Trautmann
Tore: 0:1 Horst Heldt, 1:1 Corrochano, 1:2 Markus Lösch, 1:3 Alexander Schur

 

>> Spielbericht <<

SV Darmstadt 98 Eintracht Frankfurt

     

 

 

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Trainer

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"Wir freuen uns, dass die viel zitierte Solidarität zwischen den Traditionsvereinen auch tatsächlich gelebt wird", sagt Präsidiums-Berater Wiesinger vor dem Benefizspiel für den wirtschaftlich angeschlagenen Regionalligisten SV Darmstadt 98. Nachdem bereits der 1. FC Nürnberg zu Gast war, hat auch die "alte Lilie" Rolf Dohmen, der von 1982 bis 1985 bei den Darmstädtern kickte, spontan Hilfe angeboten, obwohl die Eintracht eigentlich genug eigene Probleme hat. Positiv gestimmt ist auch Mediendirektor Ploog: "Heute ist endlich mal wieder ein guter Tag für die Eintracht." Der Grund für Ploogs Freude: Der DFB hat vor ein paar Stunden die Lizenz für die kommende Saison erteilt. Zudem konnte in langen Verhandlungen mit dem chinesischen Verband erreicht werden, dass Chen Yang zumindest in den nächsten zwei Spielen gegen Berlin und Bochum mitwirken kann.

Friedel Rausch hingegen ist nach der Niederlage gegen die Bayern noch immer angefressen und will das Testspiel gegen den Tabellenvierten der Regionalliga Süd dazu nutzen, die beste Formation für das Auswärtsspiel in Berlin zu finden: "Ich werde genau hinsehen, eine solche Leistung wie gegen die Bayern darf ich mir nicht mehr bieten lassen. Jetzt spielen bei mir die, die charakterstark sind und die Nerven haben für den Abstiegskampf. Das können auch solche sein, die vielleicht nicht so gut mit dem Ball umgehen können, aber eine positive Haltung mitbringen." So präsentiert er gegen das Team von Trainer Michael Feichtenbeiner zunächst die Spieler, die bislang kaum zum Einsatz kamen, seit er das Zepter schwingt. Vor Torhüter Menger spielen Berntsen, Lösch und erstmals nach seiner Knieoperation Rasiejewski, im Mittelfeld werden Heldt und Sobotzik von den Youngsters Gemiti, Jones sowie Streit flankiert und im Sturm sollen Reichenberger und Schmitt ran.

Doch nicht nur Trainer Rausch nutzt die Gelegenheit zum Testen, auch viel zu viele Fans aus Mannheim, Offenbach und Mönchengladbach sind anwesend, um sich je nach Facon den Frankfurter oder Darmstädter Fangruppen anzuschließen und einen Wettkampf der eigenen Art zu initiieren. Aggressiv geht es bereits vor Spielbeginn zu, einige Fäuste fliegen und ein Stadionsturm wird gestartet, doch bei Spielbeginn im Stadion am Böllenfalltor ist zunächst ruhig, so dass Schiedsrichter Trautmann die Partie vor 3500 Zuschauern pünktlich anpfeifen kann.

Und es ist ein munteres Spiel, gerade die Nachwuchsspieler Gemiti, Jones und Streit wirbeln auf dem Platz, dass Trainer Rausch seine Freude hat und überlegt, zumindest einen der Drei auch bei der Hertha aufzustellen: "Die spielen vielleicht unbekümmert auf. Überhaupt ist das Potential an Talenten unglaublich gut, es wäre jammerschade, wenn wir absteigen." Zufrieden ist der Trainer auch mit dem Einsatz von Jens Rasiejewski, auch wenn der einschränkt: "Mir hat das Gefühl für Ball und Gegner gefehlt." Dennoch zeigt die Eintracht den Lilien den Klassenunterschied auf und geht durch Tore von Heldt und Lösch zur Pause mit 2:1 in Führung. Den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Ex-Adler Oscar Corrochano, der ab 2006 Nachwuchstrainer und Mitglied im Trainerstab von Charly Körbels Fußballschule bei der Eintracht werden wird.

In der Pause wird es auch auf den Rängen wieder ungemütlich, erste Leuchtraketen und Fäuste fliegen, einige versuchen gar, auf den Platz zu stürmen, doch noch bleibt alles zumindest einigermaßen im Rahmen des Erträglichen. Zur zweiten Halbzeit soll nun Schur anstelle von Rasiejewski und Oka Nikolov für Menger im Tor spielen. Doch kurz nach dem Anpfiff ist es auch schon wieder vorbei, denn zahlreiche Leuchtraketen und Bengalos fliegen in Richtung des Frankfurter Strafraums, so dass Nikolov, nachdem er fast von einer Rakete getroffen wird, zum Mittelkreis läuft und Schiedsrichter Trautmann die Spieler in die Kabine schickt.

Fünf Minuten diskutieren sie, ob die Partie abgebrochen werden soll, doch der Schiedsrichter lässt sich davon überzeugen, dass Spiel wieder anzupfeifen. So kann Alexander Schur für den 3:1-Endstand sorgen, über den jedoch nicht mehr diskutiert wird. Denn bei den Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen hat es einige Verletzte gegeben. Zudem verstirbt ein Zuschauer, der das Spiel vorzeitig verlassen wollte, beim unüberlegten Sprung über einen Zaun, hinter dem sich der sieben Meter tiefer belegene Außenbereich befand.

Geschockt reagiert die Eintracht-Führung auf die Todesmeldung. Pressesprecher Ploog meint: "Das ist entsetzlich und schrecklich. Aber der Unfall stand nicht im Zusammenhang mit den Randalen." Den üblichen Ton schlägt hingegen Sportdirektor Dohmen an, um härtere Strafen für die sogenannten Hooligans zu fordern: "Es kann nicht angehen, dass unser heiß geliebter Fußball durch solche Idioten in den Dreck gezogen wird." Auch Friedel Rausch ist erbost, glaubt aber nicht, dass die Zwischenfälle mit den Leistungen der Mannschaft zusammenhängen: "Das sind doch Leute, denen geht es nur um den Krawall. Die kämen auch, wenn wir um die Meisterschaft spielten." (tr)

 

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