MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2001/2002 - 7. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Mo 24.09.2001 20:15
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 0:1 Chen Yang (13.), 1:1 Pavel Drsek (50.)

 

>> Spielbericht <<

MSV Duisburg Eintracht Frankfurt

     

  • Stefan Brasas
  • Pavel Drsek
  • Steven Tweed
  • Philipp Bönig
  • Ralf Keidel
  • Michael Zeyer
  • Thomas Vana
  • Carsten Wolters
  • Ilia Gruev
  • Marius Ebbers
  • Benjamin Köhler

 

 

Wechsel

  • Sercan Güvenisik für Benjamin Köhler (46.)
  • Gustav Policella für Ilia Gruev (70.)

Wechsel

Trainer

  • Pierre Littbarski

Trainer

Ein Punkt gewonnen oder zwei verloren?

“Aufgrund der Vorkommnisse der letzten Woche in den USA sind Karabinerhaken in Fußballstadien jetzt verboten“, verkünden die Ordner in Duisburg, um den Frankfurter Fans, die bereits an den Eingängen akribisch wie nie zuvor durchsucht werden, das Aufhängen von Zaunfahnen zu untersagen. Immerhin, noch sind Doppelhalter und Fahnen erlaubt, dafür aber gab der DFB den Frankfurtern nach den Aktionen in Saarbrücken und Mannheim unmissverständlich zu verstehen, dass bei weiterem Einsatz von Rauchpulver und Pyrotechnik ein Punktabzug droht, so dass die Fansprecher Andreas Hornung und Rudolf Köhler eindringlich an die Fans appellieren, hierauf künftig zu verzichten.

Nicht nur von den Fans wird eine positive Reaktion erwartet, auch die Mannschaft ist in der Pflicht. “Wir sind zum ersten Mal unter Zugzwang, aber mit einem Sieg können wir uns oben festsetzen. Wir müssen von Beginn an die Zweikämpfe annehmen, erst danach können wir unsere Cleverness und unsere technischen Möglichkeiten in die Waagschale werfen“, fordert Martin Andermatt vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenletzten in Duisburg und hofft, dass seine Profis aus der Heimniederlage gegen Bielefeld die richtigen Schlüsse gezogen haben.

Immerhin kann er in diesem Spiel auf Yang zählen, der in letzter Sekunde die Erlaubnis des chinesischen Nationaltrainers Milutinovic bekommt, bis Montagabend in Deutschland zu bleiben. Bereits in der Nacht wird der 27-Jährige mit einer Frachtmaschine der Lufthansa nach Abu Dhabi geflogen, wo China sein nächstes WM-Qualifikationsspiel absolviert. So werden Yang und Kryszalowicz stürmen, die von Guié-Mien sowie Jones, der Mutzel ersetzt, auf den Flügeln unterstützt werden sollen. Preuß, Skela und Nemeth komplettieren das Mittelfeld vor der Dreierabwehr, in der Wimmer für den kurzfristig erkrankten Bindewald auf die linke Abwehrseite neben Rada und Sim rückt.

Zwei Punkte aus sechs Spielen, vierzehn Gegentore - und auch im Pokal ist das Tabellenschlusslicht bereits rausgeflogen. Dennoch bleibt Pierre Littbarski gelassen und sieht seinen Stuhl nicht wackeln, obwohl er bereits der vierte Trainer in diesem Jahr ist: "Hier wird nicht so oberflächlich geguckt wie anderswo." Doch trotz der Durchhalteparolen pfeifen es bereits die Spatzen von den Duisburger Dächern, dass er bei einer weiteren Heimniederlage seinen Job los ist. So macht der 41-Jährige gute Miene zum bösen Spiel und setzt gegen die Eintracht auf eine defensive Aufstellung mit Ebbers als einziger Spitze vor zwei Viererketten und dem offensiven Grujev, der ebenso wie der 21-jährige Benjamin Köhler, der 2004 zur Eintracht kommen wird, in die Startelf rückt.

Tatsächlich spielt Duisburg zu Beginn der Partie keineswegs abwartend, sondern bringt die Frankfurter mit couragiertem Spiel schon nach wenigen Minuten in Bedrängnis. Zunächst scheitert Ebbers nach einer genauen Flanke von Grujev mit seinem Kopfballaufsetzer, und kurz darauf verzieht der 31-jährige Vorlagengeber nur knapp seinen Schuss von der Strafraumgrenze (7.). Noch wirken die Frankfurter ungeordnet, so dass Jones zwei Minuten später für ein taktisches Foul die Gelbe Karte kassiert. Doch nach einem Ballgewinn geht es erstmals schnell. Kryszalowicz spielt einen Pass in den Lauf von Yang, der den Ball vor dem Strafraum annehmen kann, sich in den Sechzehner dribbelt und auch den herausstürzenden Torhüter Brasas umkurvt, um den Ball zur 1:0-Führung ins verwaiste Tor zu schieben (13.). "Wir wussten schon, wie wichtig er für uns ist", freut sich der Trainer über seinen Nationalstürmer, der in ein paar Stunden wieder im Flugzeug sitzen wird.

Doch die Freude weicht schnell Unverständnis, denn nachdem Jones Grujev auf der linken Außenbahn am Trikot zupft, der sogleich einen perfekt sterbenden Schwan abliefert, zückt Schiedsrichter Weiner ebenso theatralisch die Gelb-Rote Karte, um Jones zum Duschen zu schicken. “Er hat gesagt, er müsse jetzt irgendwas machen“, schüttelt Co-Trainer Kraaz den Kopf, nachdem der Schiedsrichter androhte, auch ihn auf die Tribüne zu schicken (15.).

Trotz der Unterzahl kontrolliert die Eintracht nun das Spiel gegen die zunehmend ideenloser agierenden Meidericher. So kommt in der Folgezeit lediglich Grujev nach einem Freistoß zu einer Chance, die Nikolov aber nicht vor Probleme stellt (24.). Enger wird es fünf Minuten später auf der anderen Seite, als Wimmers Freistoßhammer von Torhüter Brasas in letzter Sekunde mit den Fingerspitzen zur Ecke gelenkt werden kann. Ansonsten beschränkt sich die Eintracht darauf, den knappen Vorsprung zu verwalten, so dass Yang und Kryszalowicz vorne meist in der Luft hängen. Erst kurz vor der Pause legt der MSV noch einmal einen Zahn zu. Vana prüft Nikolov mit einem Distanzschuss, den der Frankfurter Keeper im Nachfassen unter Kontrolle bekommt (37.). Und auch in den Schlussminuten muss sich der Torhüter mehrmals mächtig strecken, um das 1:0 in die Pause zu retten.

Zur zweiten Halbzeit reagiert Trainer Littbarski und bringt mit Güvenisik für Köhler einen zweiten Stürmer. Fortan setzt der Tabellenletzte die in Unterzahl spielenden Frankfurter zunehmend unter Druck. So scheitert Grujev, der sich vor den Fünfmeterraum tankt, am gut parierenden Nikolov. Knapp 60 Sekunden später wird es allerdings ganz bitter. Nach einer Ecke von der rechten Seite, die eigentlich geklärt ist, setzt Keidel nach und flankt die Kugel in die Mitte. Unbedrängt könnte Nikolov den Ball fangen, doch er faustet ihn nur nach vorne - genau vor die Füße des freistehenden Drsek, der die Kugel aus elf Metern zum 1:1 in die Maschen zimmert (50.). "Diese Faustabwehr hat uns alle sehr überrascht", meint Martin Andermatt diplomatisch, während Nikolov zerknirscht zugibt: “Das Ding geht auf meine Kappe, ich dachte, ich wäre in Bedrängnis, da habe ich eben gefaustet.“

Jetzt versucht Duisburg, den Siegtreffer gegen die dezimierten Frankfurter zu erzielen, die sich jedoch mit Händen und Füßen wehren und mit ihren Kontern gefährlich bleiben. So wird ein Angriff des MSV abgefangen. und nach einem weiten Pass aus der eigenen Hälfte hat Yang Platz und sprintet in Richtung Strafraum, ohne dass ihn ein Duisburger halten kann. Diesmal wartet Torhüter Brasas lange und kann sich im richtigen Moment querlegen, um den Schuss des 27-Jährigen zur Ecke zu lenken (61.). Nachdem Rasiejewski für Skela kommt, um die Abwehr zu unterstützen (65.), gibt es wenige Minuten später die nächsten Chancen für die Frankfurter. Aus zwanzig Metern zimmert zunächst Wimmer einen Freistoß an der Mauer vorbei auf den Kasten, doch Brasas kann mit einer Flugeinlage ebenso parieren wie beim Schuss von Kryszalowicz nur eine Minute später (69.).

Es bleibt dabei, Duisburg macht Druck, aber die Eintracht hat die besseren Möglichkeiten. Rasiejewski (80.) und Preuß (85.) scheitern mit ihren Schüssen am glänzend parierenden MSV-Torhüter. “In so einer Phase darf man den Punkt nicht auf Spiel setzen“, verteidigt sich später Martin Andermatt, der mit Mutzel für Kryszalowicz einen weiteren Verteidiger ins Spiel bringt (87.). So bleibt es am Ende beim 1:1, zwei mögliche Punkte auf dem Weg zum Aufstieg bleiben beim Tabellenschlusslicht liegen. Mit 14 Punkten rutscht Frankfurt auf Rang 6, hat aber nur einen Punkt Rückstand auf den neuen Tabellenzweiten Hannover 96. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “Wir haben 75 Minuten in Unterzahl gespielt und uns dennoch Chancen erarbeitet, das spricht für die Mannschaft. Ich bin aber auch enttäuscht, denn wir hatten die Möglichkeiten, das Spiel noch zu gewinnen.“

Oka Nikolov: “Wir haben über 70 Minuten zu zehnt gespielt. Da ist das 1:1 schon okay.“

Jens Rasiejewski: "Wir hätten das Ding nach Hause fahren können. Normal muss man die schlagen."


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