Eintracht Frankfurt - Hannover 96

2. Bundesliga 2001/2002 - 14. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: Fr 23.11.2001
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Jörg Keßler (Höhenkirchen)
Tore: 1:0 Pawel Kryszalowicz (30.), 1:1 Danijel Stefulj (38.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hannover 96

 

     

  • Jörg Sievers
  • Steven Cherundolo
  • Carsten Linke
  • Dame Diouf
  • Danijel Stefulj
  • Altin Lala
  • Nebosja Krupnikovic
  • Christian Mikolajczak
  • Jan Simak
  • Daniel Stendel
  • Jiri Kaufman

 

Wechsel

Wechsel

  • Salif Keita für Jiri Kaufman (84.)

Trainer

Trainer

  • Ralf Rangnick

Ein steiniger Weg zur Spitzenmannschaft

“Wir dürfen nicht schon vor dem Anpfiff nach Ausreden suchen. Wichtig ist, dass wir die Tage gut genutzt haben. Denn Müdigkeit entsteht im Kopf. Wenn der Kopf Dir sagt, dass Du müde bist, dann werden auch die Beine müde.“ Weisheiten des Trainers, der sein Team nach dem Unentschieden in Mainz innerhalb von drei Tagen auf das nächste Spitzenspiel gegen den bislang noch ungeschlagenen Tabellenzweiten aus Hannover mit seinem neuen Mittelfeldregisseur einstellen muss. “Simak ist sicher eine herausragende Persönlichkeit. Wir werden gegen ihn die Räume eng machen, aber keinen Sonderbewacher auf ihn abstellen. Wir müssen von Anfang an selbst agieren und das Spiel selbst bestimmen“, erklärt Martin Andermatt, um dennoch Wimmer vor die Abwehr mit Bindewald, Rada und Sim zu ziehen, um den 23-Jährigen zu bewachen. Rasiejewski und Schur vor der Abwehr, Guié-Mien auf links und Skela hinter den Spitzen komplettieren das Mittelfeld hinter Kryszalowicz und Yang im Sturm.

"Wir wollen möglichst schnell ein Polster zwischen uns und dem viertletzten Platz schaffen. Wenn uns das gelingt, können wir uns andere Ziele setzen", erklärte Ralf Rangnick, der Nachfolger von Horst Ehrmanntraut, noch vor der Saison. Doch nach dreizehn Spielen ohne Niederlage und dem besten Liga-Torverhältnis von 35:10 träumen sie bereits ein wenig von der ersten Liga, die nach dem Masterplan der Geschäftsführung erst in den nächsten drei Jahren erreicht werden soll. So ist es gut, dass Simak nach seiner Sperre beim enttäuschenden 0:0 gegen Saarbrücken wieder dabei ist, meint auch der Trainer, der sich inzwischen mit dem 33-jährigen Mirko Slomka als Co-Trainer Verstärkung geholt hat: "Gerade weil die Eintracht kommen muss und wir auf Konter spielen können, liefert uns Jan jede Menge an zusätzlichen Waffen."

"Wenn ich das nächste Mal komme, hat die Eintracht wahrscheinlich 200 Millionen Schulden. Ich hoffe sehr, dass in Frankfurt endlich einmal Ruhe einkehrt, aber das ist so wahrscheinlich, wie dass Elvis in Staebak rockt.“ Eindeutig, Jan-Aage Fjørtoft ist zu Besuch im Waldstadion und wird natürlich auch auf den Rückzug von Octagon aus dem Stadionprojekt und die vor ein paar Tagen veröffentlichten Zahlen angesprochen. Doch zunächst drückt er der Eintracht zusammen mit den anderen 17.000 Zuschauern die Daumen, der man nach der stimmgewaltigen Begrüßung mit einem Klopapierrollenregen und dem Slogan “Wurstkompott – wir machen Suppe aus euch!“ den Respekt vor den Gästen deutlich anmerkt. Hannover diktiert das Geschehen, aber die Frankfurter verteidigen geschickt und sind im Spiel nach vorne weitaus gefährlicher. So scheitern Yang (6.) und Skela (9.) mit ihren Schüssen von der Strafraumgrenze und auch Wimmer verfehlt nach einer schnellen Kombination über Guié-Mien und Rasiejewski den Kasten (17.).

Ansonsten gibt es kaum ein Durchkommen für die Gastgeber, die heute ihr Flügelspiel arg vernachlässigen. Rasiejewski hat mehr mit Mikolajczak und Stefulj zu tun als ihm lieb ist, während auf der anderen Seite Guié-Mien gegen Lala kaum einen Stich macht. Die Niedersachsen bleiben auch in den kommenden Minuten spielbestimmend mit schnellen und direkten Kombinationen, doch der entscheidende Pass in die Spitze, der fehlt zum Glück noch. So läuft bereits die 30. Spielminute, ein Angriff der Gäste wird abgefangen und Schur schlägt noch in der eigenen Hälfte einen weiten Pass auf Yang, der nach vorne sprintet, sich auf links gegen Cherundolo durchsetzt und aus spitzem Winkel abzieht. Torhüter Sievers wirft sich in den Ball, der von ihm abprallt und genau vor die Füße des mitgelaufenen Kryszalowicz trudelt, der ihn humorlos ins linke Toreck zur 1:0-Führung zimmert.

Hannover wirkt geschockt, doch anstatt sofort konsequent nachzusetzen, spielt die Eintracht wieder kleinklein und reibt sich in Mittelfeldzweikämpfen auf, so dass die Niedersachsen wieder ins Spiel finden. Die 38. Spielminute, Simak tritt eine Ecke hoch in den Strafraum, im Getümmel kommt ein Niedersachse zum Kopfstoß, Rasiejewski will dazwischen, doch er tritt über den Ball. Torhüter Heinen kann mit einer schnellen Reaktion gerade so klären, serviert das Leder aber Stefulj quasi auf dem Silbertablett, der aus kurzer Distanz nur noch zum 1:1 einschieben braucht. “Ich habe die Sch… an den Händen flucht Heinen, der in dieser Situation nicht glücklich aussah, während Skela meint: “Wir müssen lernen, eine Führung nach Hause zu schaukeln.“

Doch auch er trägt heute mit seinem umständlichen Spiel dazu bei, dass die 96er wieder die Oberhand haben und nur sechs Minuten später fast die Führung erzielen. Denn nach einem Fehlpass im Mittelfeld zieht Stefulj auf der linken Außenbahn nach einem Doppelpass mit Simak in die Mitte und zieht ab, trifft aber zum Glück nur die Latte, so dass es mit dem 1:1 in die Pause geht. Die zweite Halbzeit beginnt so, wie auch das Spiel begann. Hannover ist überlegen, doch die Eintracht hat die ersten Chancen. So setzt sich Kryszalowicz mit einem tollen Solo gleich gegen drei Niedersachsen durch, doch beim Abschluss fehlt ihm die Kraft, so dass Torhüter Sievers den Ball parieren kann (55.). Zehn Minuten später ist es Yang, der nach einem schnellen Konter plötzlich frei vor Sievers auftaucht, aber aus zwölf Metern zu überhastet schießt, so dass der Torhüter erneut parieren kann.

Ansonsten spielt jetzt nur noch der Tabellenzweite und lässt die Frankfurter mit seinen Kombinationen teilweise wie Schulbuben aussehen. “Nach 60 Minuten war die gesamte Mannschaft im Arsch, da hatte wohl keiner mehr den Eindruck, dass spielerisch noch etwas geht“, beschreibt es Wimmer drastisch, um sich ebenso lautstark über die ihm zugedachte Rolle als Manndecker für Simak zu ärgern: "Ich möchte mehr machen als 90 Minuten bei einem stehen, der sich kaum bewegt. Ich fühle mich auf der rechten Seite einfach wohler. Ich hätte dort etwas mehr nach vorne machen können als Jens Rasiejewski.“ Seinen Unmut zeigt er auch auf dem Platz, als er nach einem Fehlpass einfach stehen bleibt und seine Kollegen die Situation bereinigen lässt, die davon ebenso begeistert sind wie die Zuschauer, die dies mit einem Pfeifkonzert quittieren.

Keine zwei Minuten später tanzt Simak erneut Wimmer aus, scheitert jedoch am klasse parierenden Heinen, der den Ball nach vorne fausten kann. Stendel kommt an den Ball, verzieht seinen Schuss aber deutlich. Jetzt spielt nur noch Hannover, nutzt aber weiter seine sich bietenden Möglichkeiten fahrlässig. So verfehlt der plötzlich freistehende Mikolajczak ebenso den Kasten wie drei Minuten später Simak mit einem scharfen Freistoß, während die Frankfurter stehend k.o. sind (75.). "Die haben ein Superkonzept und das haben sie einfach runtergespielt", meint Torhüter Heinen und auch Kapitän Bindewald zollt der Spielweise Respekt: “Die waren stärker als ich gedacht hatte und uns spielerisch eine Klasse überlegen."

Doch zum Glück münzen sie auch in der Endphase, in der Andermatt noch Nemeth, Jones und für ein Dreiminuten-Comeback Ciric bringt, ihre Überlegenheit nicht in Tore um, so dass sich nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Keßler Erleichterung im Waldstadion breit macht, zumal Bielefeld das Spitzenspiel gegen Mainz verloren hat und die Eintracht nun punktgleich mit den Ostwestfalen auf Rang vier bleibt. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “Wir haben es zum zweiten Mal in einer Woche verpasst, eine Führung auszubauen oder zu verteidigen, aber Hannover steht zu Recht dort oben. Und mit dem 1:1 können wir zufrieden sein. Hannover ist aufgetreten wie eine echte Spitzenmannschaft, wir sind erst auf dem Weg dahin."

Gerd Wimmer: “Mainz und Hannover stehen zu recht vorne. Wir schaffen es einfach noch nicht, unser Potenzial zu nutzen. Uns fehlt einfach noch die Reife, wir machen nicht die big points“

Tony Woodcock zur Gesamtsituation: “Wir müssen endlich davon wegkommen, auf den Mann mit dem Geldkoffer zu warten. Die Eintracht muss auf eigenen Füßen stehen. Wenn wir aufsteigen ist es gut, wenn nicht, müssen wir weitermachen als ganz normaler Zweitligist.“

Steven Jedlicki unter Anspielung auf den Octagon-Ausstieg: “Die Niederlage am Dienstag war viel schwerer zu verkraften.“

Klaus Toppmöller, Trainer Bayer Leverkusen und Zaungast: “Nach Preuß lecken sich alle in der Bundesliga die Finger.“


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