FC Kopenhagen - Eintracht Frankfurt

'Trofeo Union Europe' - 2001/2002

4:3 n.E (1:1, 1:0)

Termin: 20.05.2002 in Sevilla
Zuschauer: 500
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Jermaine Jones (13.), 1:1 Peter Møller Nielsen (87. Foulelfmeter); im Elfmeterschießen: Christoph Preuß, Jermaine Jones, Peter Nemeth

 

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FC Kopenhagen Eintracht Frankfurt

     

Eingesetzt:
Trainer

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Ausklang in Sevilla, Várszegi und Woodcock fliehen

... und ein Lizenzkrimi beginnt

Anlässlich der Olympia-Bewerbung 2012 hat das Organisationskomitee im spanischen Sevilla ordentlich in die Portokasse gegriffen, um über Pfingsten ein knapp einwöchiges Turnier mit 14 Mannschaften aus ganz Europa zu veranstalten. Neben dem FC Sevilla, dem FC Brügge, Malmö FF und dem FC Utrecht ist aus Deutschland die Frankfurter Eintracht zu diesem finanziell lukrativen Turnier eingeladen. So startet der Eintracht-Tross mit 17 Spielern, darunter die Gastspieler Marco Weller (Sportfreunde Siegen), der 21-jährige Bakary Jerome Diakité (De Graafschapp/NL) - der bereits in der Jugend bei der Eintracht kickte und der im Juli verpflichtet wird - sowie Bachirou Fylla nach Andalusien, um im ersten Spiel gegen den dänischen Vizemeister FC Kopenhagen anzutreten, bei dem unter anderem Bo Svensson und der zu Schalke 04 wechselnde Christian Poulsen spielen.

Leider ist es eine mehr als spärliche Kulisse, die sich den deutschen Vertreter an diesem Pfingstmontag anschauen will. Kaum 500 Zuschauer verirren sich gegen 22:00 Uhr im über 50.000 Zuschauer fassenden Estadio Manuel Ruiz de Lopera, in dem Betis Sevilla seine Heimspiele austrägt. Diese sehen eine fast das gesamte Spiel hindurch überlegende Frankfurter Mannschaft, die durch Jones bereits in der 13. Spielminute mit 1:0 in Führung geht.

Da aber weder Diakité noch Jones ihre weiteren Torchancen nutzen können, läuft es wie schon so oft in dieser Saison. Kurz vor Schluss gibt es nach einem klaren Foul im Strafraum Elfmeter für Kopenhagen, den Møller-Nielsen sicher zum 1:1 verwandelt (87.). So muss gegen Mitternacht das Elfmeterschießen darüber entscheiden, wer übermorgen im Viertelfinale gegen Chievo Verona antreten wird. Nachdem Jones sowie Preuß treffen und Speranza verfehlt, kann Andreas Menger den folgenden Elfmeter halten. Nemeth trifft, Rada nicht und das war es dann.

Wieder einmal wurde eine Gelegenheit verpasst, ein paar Euro in die marode Vereinskasse zu spülen, was den anwesenden Tony Woodcock nicht eben glücklich macht. Nach dem morgigen Rückflug endet die enttäuschende Saison für die Spieler mit einem letzten Training am Freitag, bevor sie in den Urlaub dürfen. Ein Abschied ist es für Jens Rasiejewski, der ablösefrei zum FC St. Pauli wechseln wird. Ebenfalls die Eintracht verlassen wird U19-Nationaltorhüter Daniel Haas, da die AG die Option für ihn nicht gezogen hat. Der 18-Jährige wechselt zu Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96.

Wer am 1. Juli bei Trainingsbeginn dabei sein wird, ist ungewiss, zumal der kicker bereits am Tag des Sevilla-Auftritts meldet, dass die Unterzeichnung der Investorenverträge am Donnerstag wohl scheitern wird, weil es gegenseitige Irritationen gibt und Fotex der Meinung ist, dass ihre Pläne vereinsintern torpediert werden. "Vermutlich ist man es bei der Eintracht nicht gewohnt, jemanden zu haben, der sein Geld nicht verschleudern will", stichelt Istvan Sztani, während Volker Sparmann erklärt: "Herr Várszegi kriegt kalte Füße, wenn er die Arbeit macht, andere mitreden und Ergebnisse verkünden. Das Umfeld der Eintracht ist nicht so professionell, wie er sich das vorgestellt hat."

Zudem “hat die AG noch Schularbeiten zu erledigen“, denn erst 75% der von Fotex erwarteten 3,5 Millionen Euro, die die Eintracht von regionalen Sponsoren besorgen soll, sind bislang eingesammelt worden. “Wir appellieren an die Unternehmen und die Firmen der Region, der Eintracht in dieser schwierigen Situation zu helfen“, sendet Sparmann daher SOS. Es müsse “ein Ruck durch die Region“ gehen, nicht um die “Fehler-Fortschreibung eines Vereins“, sondern um den Standort Rhein-Main für den Profi-Fußball zu sichern. Immerhin haben sie ein paar Tage mehr Zeit, denn die DFL hat die Frist zur Abgabe der nachgebesserten Lizenzunterlagen aufgrund der unklaren TV-Rechtesituation vom 29. Mai auf den 17. Juni verschoben.


“Fotex wird vorerst nicht bei Eintracht Frankfurt einsteigen“ (31. Mai)

…verkündet die Eintracht am 31. Mai, während fast zeitgleich Gábor Várszegi in einer Pressekonferenz seinen letzten und lautstarken Auftritt hinlegt: "Der AG ist es nicht gelungen, den von uns geforderten Kreditrahmen von fünf Millionen Euro nachzuweisen, da niemand im Finanzzentrum Frankfurt bereit ist, der AG in diesem Umfang zu helfen. So sehen wir keine Erfolgschance, ich möchte nicht wie Octagon enden.“ Weiter tritt er zu: “Ich habe eine stillose Mannschaft, ein nicht vorhandenes Merchandising, Interessenskonflikte zwischen Verein und AG, profilierungssüchtige Vereinsvertreter und eine unklare Führungsstruktur vorgefunden.“

Kurz angebunden meint Volker Sparmann nur: "Die Anteile sind wieder frei. Wir haben dafür drei Interessenten." Eine weitere Pressemitteilung der Eintracht mit der Überschrift “Bieten Kapitalanlage zu günstigem Preis“ verkündet hingegen nichts Gutes: “Aufsichtsratschef Sparmann teilte (…) mit, dass 75% der "Hausaufgaben" erledigt seien und man noch einen regionalen Partner sucht, der sich mit der Eintracht identifiziert und als Gegenleistung (…) bis zu 49,9% an der Fußball AG erwerben kann.“ Und zwar bis zum 17. Juni…


Willi Reimann wird neuer Trainer, Tony Woodcock fristlos entlassen (31. Mai)

“Ein Taxi-Fahrer hat mich gewarnt. Drei Wochen ist das her. Im ersten Moment ist das natürlich lustig und ich kann auch darüber schmunzeln. Aber natürlich weiß ich, was in den letzten Jahren hier passiert ist, werde es aber nicht kommentieren“, erzählt Willi Reimann, der am Tag des Fotex-Ausstiegs als neuer Trainer präsentiert wird. Ernsthaft ergänzt der 52-Jährige, der einen Zwei-Jahresvertrag unterzeichnet hat: “Nach einer enttäuschenden Saison soll ich es nun besser machen und eine leistungsstarke Mannschaft formen, auch wenn wir auf Sparflamme arbeiten müssen. Ich werde ehrliche Arbeit abliefern und besonderen Wert auf Kondition, Taktik und Disziplin legen. Nach 90 Minuten muss jeder Zuschauer das Gefühl besitzen, dass jeder Eintrachtler alles gegeben habe, egal, ob wir gewinnen oder verlieren“.

"Es versteht doch kein Mensch, dass Woodcock in Urlaub fährt, wenn der Trainer noch zu verpflichten ist und die Existenz der AG auf dem Spiel steht", schimpft unterdessen Aufsichtsratschef Sparmann und auch Präsident Fischer ist über den nicht angemeldeten Urlaubstrip des Sportvorstandes nach Hongkong angefressen: "Das ist natürlich heftig, dass wir hier Tag und Nacht arbeiten, um die Eintracht zu retten und er in Urlaub fährt.“ So ist es kein Wunder, dass Tony Woodcock mit einstimmigem Beschluss des Aufsichtsrates am Tag der Verpflichtung von Willi Reimann mit sofortiger Wirkung entlassen wird.


Endspurt zur Lizenz (12.-19. Juni)

Fünf Tage vor Ablauf der Frist des DFB verkündet die Lokalpresse, dass sich die Eintracht mit einem neuen Investor einig ist. Doch nur Stunden später hat wohl Ministerpräsidentin Heide Simonis höchstpersönlich den potentiellen Käufer Landesbank Schleswig-Holstein zurückgepfiffen und sorgt so für Panik in Frankfurt. Eine Brückenfinanzierung, die Bürgermeister Vandreike vorschlägt, wird vom Magistrat der Stadt abgelehnt und auch die zusätzliche Bürgschaft der Hessischen Landesbank gerät in Gefahr, verkündet Ministerpräsident Koch, wenn die Eintracht in den nächsten Tagen keinen Investor präsentieren können.

24 Stunden vor Ablauf der Frist organisieren Fans eine Demonstration vor dem Römer und an der Geschäftsstelle der Fußball-AG, denn noch immer gibt es keinen weißen Rauch aus den Vorstandszimmern. "Wenn alles nach Plan läuft, werden wir die Lizenz bekommen", wird Volker Sparmann in den frühen Morgenstunden des 17. Juni zitiert. Angeblich sollen "Freunde und Gönner" der Eintracht die fehlenden 3,5 Mio. zur Verfügung stellen und der Hessische Rundfunk spekuliert, dass Flughafenbetreiber Fraport sowie ein Immobilien-Unternehmen das Geld bereitstellen wollen. Es wird ein harter Tag mit vielen Verhandlungen, einer angedrohten Blockade von Oxxenbach-Fans vor dem DFB-Gelände und Geldern, die in einem unauffälligen Kleinwagen bei Unternehmen höchstpersönlich abgeholt werden, um sie in der Otto-Fleck-Schneise als Sicherheit zu hinterlegen.

Um 15:51 Uhr ist es soweit: “AG-Vorstandsvorsitzender Dr. Pröckl, Axel Hellmann, Volker Sparmann und Oliver Frankenbach reichten knapp 1 Stunde vor Abgabefrist die Lizenzierungsunterlagen bei der DFL ein. Es ist anscheinend gelungen, einen Investor zu finden, der die Lücke von 3,5 Mio. Euro schließen wird“, verkünden die Agenturen und Präsident Peter Fischer verkündet: “Der 17. Juni ist ab sofort der Tag der Frankfurter Eintracht!“

Doch zu früh gefreut, denn zwei Tage später lässt der DFB mitteilen: "Im Falle der Eintracht Frankfurt Fußball AG entsprach eine der zu erbringenden Bankgarantien nicht den Anforderungen der Liga für die Erteilung der Lizenz." Hintergrund sind zusätzliche Unterlagen, die ein übereifriger Mitarbeiter der Hessischen Landesbank ungefragt dem DFB per Telefax übermittelt, aus denen hervorgehen soll, dass es sich bei der unwiderruflichen Bürgschaft der Helaba tatsächlich um eine widerrufliche handelt. Die Eintracht kündigt sofort an, dass beim DFB-Schiedsgericht Beschwerde eingelegt wird und beauftragt Rechtsanwalt Dr. Christoph Schickhardt für das juristische Procedere. Während in Frankfurt der Schuldige für die Misere gesucht wird und das große Wehklagen einsetzt, jubilieren sie beim Münchener Vorstadtort Unterhaching, der trotz des Abstieges wieder in die zweite Liga nachrückt.


Das Schiedsgerichtet entscheidet, Unterhaching klagt an (3. Juli bis 18. Juli)

Knapp sechs Stunden verhandelt am 3. Juli in Stuttgart das DFB-Schiedsgericht, bei dem als Vertreter der DFL überraschend auch Engelbert Kupka erscheint, der Präsident der SpVgg Unterhaching. Doch alle Einwendungen und die Polemik des Unterhachingers nützen nichts, das Schiedsgericht bestätigt die Rechtsaufassung der Eintracht, dass alle Unterlagen korrekt und rechtzeitig eingereicht wurden.

Damit gibt sich Haching-Präsident Kupka nicht geschlagen und kündigt den Gang vor die Gerichte in Frankfurt und Stuttgart an, so dass der DFB trotz des Schiedsgerichtsurteils die Lizenz vorerst nicht erteilt. Doch sowohl das Landgericht Stuttgart als auch das Oberlandesgericht Stuttgart weisen die Klagen am 15. bzw. 16. Juli ab und am 18. Juli um 11:32 Uhr bekommt die Eintracht vorab per Telefax die Lizenzurkunde zugestellt. (tr)

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