Arminia Bielefeld - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2005/2006 - 29. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 08.04.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Heiko Westermann (68.)

 

>> Spielbericht <<

Arminia Bielefeld

Eintracht Frankfurt

 

  • Mathias Hain
  • Bernd Korzynietz
  • Petr Gabriel
  • Heiko Westermann
  • Markus Schuler
  • Michael Fink
  • Rüdiger Kauf
  • Ioannis Masmanidis
  • Fatmir Vata
  • Radim Kucera
  • Artur Wichniarek

 

 

 

Wechsel
  • Roberto Pinto für Artur Wichniarek (46.)
  • Radomir Dalovic für Fatmir Vata (81.)
  • Sibusiso Zuma für Ioannis Masmanidis (90.)
Wechsel
Trainer
  • Thomas von Heesen
Trainer

 

 

Das erste Tor entscheidet

Fußballzauber klingt anders: “Es wird eine zähe Angelegenheit werden, sie haben eine sehr kompakte und sicher stehende Mannschaft", erklärt Friedhelm Funkel vor der ostwestfälischen Woche, die zunächst auf der Alm und drei Tage später beim DFB-Pokalhalbfinale im Waldstadion stattfindet. Und es ist keine Frage, wie die Prioritäten gesetzt sind: “Ganz klar, die Bundesliga ist wichtiger“, erklärt der Trainer zum Spiel beim Tabellenzwölften, der den Klassenerhalt so gut wie sicher hat, um bei der Pressekonferenz am Donnerstag zu vermelden: “Keine besonderen Vorkommnisse.“ Doch zu früh gefreut, beim Abschlusstraining verletzen sich Amanatidis und Rehmer am Knie und Friedhelm Funkel kann sich nur noch in Galgenhumor üben: "Uns klebt diesbezüglich das Pech am Fuß. Vielleicht sollten wir nur noch schwimmen."

So muss er sein Team erneut umstellen, Meier rückt in die Spitze neben Copado und im Mittelfeld spielen Huggel, Cimen, Köhler sowie Weissenberger, der erstmals seit 4 Monaten wieder in der Startelf steht. Die Abwehr bilden trotz seines Nasenbeinbruchs im Spiel gegen Bremen Marco Russ, der mit Gesichtsmaske spielt, Vasoski, Ochs und Spycher, der nach 10 Wochen Verletzungspause sein Comeback feiert.

Ebenso wie die Eintracht wurde auch Bielefeld als Abstiegskandidat hoch gehandelt, aber die Ostwestfalen überraschten die selbsternannten Ligaexperten genauso wie die Frankfurter. Die Arminia war seit dem 9. Spieltag nie schlechter als Rang 13 und hat es sich vor allem dank sieben Heimsiegen mit inzwischen 34 Punkten im Mittelfeld kuschelig eingerichtet. Zudem spielen sie trotz des zweitschlechtesten Angriffs der Liga extrem effektiv, 10 Punkte holte Bielefeld aus den letzten 6 Spielen mit nur 3 geschossenen Toren. "Wir wollen heute mindestens einen Punkt holen. Der Kampf um den Klassenerhalt ist wie ein 400-Meter-Rennen. Am Ende geht es nur darum, über die Ziellinie zu kommen - und sei es im Entengang", sinniert Torhüter Hain.

Dafür vertraut Trainer von Heesen wieder der Elf, die zuletzt mit 1:0 in Hannover gewann, so dass sich vor der Viererabwehr um Westermann mit Kauf, Bald-Adler Michael Fink und Kucera gleich drei defensive Mittelfeldspieler tummeln. Neben Vata sollen die Wintereinkäufe Masmanidis vom KSC und Hertharückkehrer Artur Wichniarek für das eine Tor sorgen.

Effektiv kompakt oder vielmehr langweilig ist auch das Spiel in der Anfangsphase. Die Arminia denkt überhaupt nicht daran, wie ein Heimteam aufzutreten, aber auch die Eintracht lässt sich nicht aus der Reserve locken. Lediglich ein weiter Pass von Russ in den Lauf von Copado, dessen Heber jedoch neben den Kasten von Torhüter Hain geht, sorgt für ein kurzes Raunen (8.), danach bestimmt wieder vorsichtiges Abtasten im Mittelfeld das Geschehen.

Während die Arminia jedoch wenigstens ansatzweise versucht, nach vorne zu spielen, glänzt die Eintracht und vor allem Weissenberger nur mit Quer- und Rückpässen. "Es ist nicht so leicht aufzutrumpfen, wenn man so lange draußen war. Es ist auch eine Frage des Selbstvertrauens, mir fehlt der Rhythmus", meint der 30-Jährige zerknirscht. Aber er bekommt auch zu wenig Unterstützung, Cimen kann auf der Außenbahn ebenso wenig für Schwung sorgen wie Spycher, der mit Vata alle Hände voll zu tun hat. So ist es der 20-Jährige mit der Gesichtsmaske, der nicht nur Wichniarek im Griff hat, sondern auch mit seinen Pässen in die Spitze für ein wenig Schwung bei den Adlern sorgen kann. “Wie Marco Russ in seinem dritten Bundesligaspiel in der Innenverteidigung gespielt hat, so ruhig und abgeklärt, davor muss ich meinen Hut ziehen“, lobt der Trainer.

Auf dem Platz bleibt es langweilig, nur ein paar Einzelaktionen verhindern das kollektive Einschlafen auf den Rängen. Korzynietz fasst sich ein Herz und versucht es mit einem Distanzschuss, der nur ein paar Zentimeter über den rechten Torwinkel fliegt (27.), auch Meier probiert sich mit einem Schlenzer von der Strafraumgrenze (35.) und Huggel setzt seinen Hinterkopfball nach einer Freistoßflanke von Weissenberger nur knapp am linken Pfosten vorbei (42.). Das war es dann. “Beide Mannschaften kontrollierten sich gegenseitig“, redet sich Thomas von Heesen den Nichtangriffspakt der ersten 45 Minuten schön.

Zur zweiten Halbzeit kommt Pinto für Wichniarek, doch am Spiel ändert sich auch in den nächsten Minuten wenig. Es läuft bereits die 62. Spielminute, Masmanidis setzt sich auf der linken Außenbahn erst gegen Cimen und an der Torauslinie gegen Ochs durch und passt das Leder scharf vor den Fünfmeterraum. Nikolov ist da, patscht aber daneben, so dass Vasoski jetzt klären will, doch sein Kopfball landet im Tor. Jubel bei der Arminia, doch Schiedsrichter Gagelmann entscheidet überraschend auf Abstoß, da der der Ball bei der Flanke im Toraus gewesen sein soll. Glück für die Eintracht, es bleibt beim 0:0.

Sechs Minuten später gibt es Freistoß von der rechten Seite, den Korzynietz in den Strafraum schlenzt. Huggel schaut nur interessiert zu, als Westermann neben ihm hochsteigt und die Kugel aus kurzer Distanz mit dem Kopf direkt über Nikolov ins Netz wuchtet. Zum 1:0 für Bielefeld. “Der Ball kam zu schnell für mich“, motzt Oka Nikolov, während er sich wohl an den Satz von Friedhelm Funkel vor dem Spiel erinnert: "Wer das erste Tor schießt, gewinnt dieses Spiel."

Nachdem kurz darauf Nikolov bei einem Knaller von Vata die Eintracht mit einer Glanzparade im Spiel hält (70.), geht endlich ein Ruck durch die Frankfurter. Erst jetzt geht es nach vorne und der aufgerückte Vasoski hat sogleich die erste Chance zum Ausgleich, doch seinen Kopfball kann Korzynietz für den bereits geschlagenen Torhüter Hain von der Linie bolzen (72.). Nun reagiert auch Trainer Funkel und bringt mit Stroh-Engel für Cimen einen weiteren Angreifer (76.). Doch die nächste Chance hat Bielefeld nach einem haarsträubenden Fehlpass von Huggel im Spielaufbau. Pinto kommt an die Kugel und überläuft die verbliebene Frankfurter Abwehr, doch sein Schuss aus 13 Metern streicht knapp am rechten Pfosten vorbei (77.).

Kurz darauf kommt Lexa für den schwachen Weissenberger, aber die Minuten verrinnen. Es läuft bereits die Nachspielzeit, als sich Ochs einen Ball gegen Westermann erkämpft, nach vorne sprintet und einen weiten Pass in den Lauf von Copado spielt. Doch der 31-Jährige scheitert genauso freistehend wie kläglich an Torhüter Hain, den er anschießt (90.). Beim fälligen Eckstoß versammeln sich alle Frankfurter im Strafraum, selbst Torhüter Nikolov ist dabei. Doch der Ball wird geklärt und Gabriel stiehlt sich mit dem Leder in die verwaiste Frankfurter Hälfte. Köhler setzt nach und holt ihn von den Beinen. Schiedsrichter Gagelmann bleibt keine Wahl, Benny kassiert die Rote Karte für seine Notbremse und ist zu Recht zerknirscht: "Ich habe da nicht dran gedacht. Natürlich wäre es besser gewesen, ihn laufen zu lassen. Ob 0:1 oder 0:2 verloren, das wäre ja eh egal gewesen."

So bleibt es dabei, mit nur 9 Punkten aus 12 Spielen ist die Eintracht die schlechteste Rückrundenmannschaft, bleibt aber weiterhin auf Rang 13, da Mainz nur einen Punkt gegen Hannover holte und Wolfsburg sowie Kaiserslautern ebenfalls verloren haben.


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Beide Mannschaften haben sich gegenseitig kontrolliert. Das Gegentor nach einer Standardsituation war ärgerlich. Aber wie sich die Mannschaft bei dieser angespannten Personalsituation verkauft hat, war echte Klasse. Ich habe überhaupt keine Zweifel am Klassenerhalt. Es dürfen sich natürlich nicht noch drei Spieler verletzen, sonst muss ich am Ende doch noch selbst spielen."

Heribert Bruchhagen: “Die Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft. Unser Wille und unsere Moral sind und bleiben intakt, aber die Verletzungsmisere hat uns schwer gebeutelt, obwohl wir mit 31 Spielern in die Saison gegangen sind. Dennoch wollen wir beides schaffen: den Klassenerhalt und den Einzug ins Pokalfinale, auch wenn die Liga Priorität hat.“


Gründung eines Beirats bei der Fußball AG

Wieder ein kleiner Schritt zu mehr Professionalität. Unter der Woche wurde bei der AG ein Beirat als weiteres Beratungsgremium gegründet, das der Eintracht Türen in Wirtschaft sowie Politik öffnen und den Vorstand und Aufsichtsrat der Fußball AG unterstützen soll. Vorsitzender des Beirates wurde Wilhelm Bender, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG. Die weiteren Mitglieder sind Johnny Klinke (Direktor Tigerpalast), Hans Hermann Reschke (Bankhaus Metzler), Peter Steinacker (Präsident der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau) und Günter Paul (Rechtsanwalt und Präsident des Pferde-Rennklubs). (tr)



>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg