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Eintracht Frankfurt -
DSC Arminia Bielefeld |
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Bundesliga 2007/2008 - 19. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Freitag 08.02.2008, 20:30 Uhr
Zuschauer: 43.300
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Ioannis Amanatidis (37.), 2:0 Martin Fenin (47.), 2:1 Artur Wichniarek (74.)
Eintracht Frankfurt | DSC Arminia Bielefeld |
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Ein 60minütiges Lehrstück
Auch der Chef bleibt, einen Tag vor dem heutigen Spiel hat Heribert Bruchhagen seinen ursprünglich bis 2009 gültigen Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Fußball AG vorzeitig bis 2012 verlängert. Ob er das selbst erwartet hatte, nachdem er am 6. Dezember 2003, kurz vor dem 2:2 gegen Hannover vor 20.000 Zuschauern seinen offiziellen Start hatte und nach dem Abstieg in der Zweiten Liga einen Neubeginn organisieren musste? Unbestritten ist, dass er seitdem hervorragende Arbeit für die Eintracht geleistet hat, was Präsident Fischer auch gerne bestätigt: “Das ist ein guter Tag für Eintracht Frankfurt.“ Bruchhagen fühlt sich in Frankfurt sichtlich wohl: “Und ich kann die Zeitung auch noch auf die Erde werfen, weil meine Frau erst donnerstags nach Frankfurt kommt. Ich habe ein Leben wie Gott in Frankreich.“ Michael Frontzeck fühlt sich dagegen eher wie der Prügelknabe vom Dienst. Erst zur Winterpause gekommen, weht dem gebürtigen Mönchengladbacher nach den Niederlagen im Pokal gegen Jena und der Heimniederlage gegen Wolfsburg in Ostwestfalen bereits ein eisiger Wind entgegen. “Frontzeck? Referenzen: Abstieg!“, so eines der Transparente, die dem Ex-Trainer von Alemannia Aachen im letzten Heimspiel entgegengestreckt wurden. Keine gute Ausgangsposition für die schlechteste Defensive der Liga, die zudem erst einen Auswärtssieg, am 1. Spieltag, einfahren konnte. Um der Eintracht trotzdem die Punkte zu entreißen, muss sich Frontzeck etwas einfallen lassen. Das hat er auch getan: "Vielleicht nehme ich eine Maus mit, um den Adler, ihren Glücksbringer, aus dem Stadion zu locken."
Michael Frontzeck stellt seine Mannschaft gegenüber
der Heimniederlage gegen Wolfsburg auf drei Positionen um. Petr Gabriel
ersetzt den verletzten Andre Mijatovic in der Innenverteidigung, Bernd
Korzynietz spielt für Nkosi als rechter Verteidiger. Neben Artur
Wichniarek, der Fenin bereits am Mittwoch kennenlernte, als Polen mit
2:0 gegen Tschechien gewann, stürmt heute Afrikacup-Heimkehrer Sibusiso
Zuma. Für den Südafrikaner muss Kamper auf die Ersatzbank. Die Adler bleiben in der Hälfte der Bielefelder, die kaum Zeit haben, um Luft zu holen. Der Ball wird im Mittelfeld zügig und direkt gespielt, um dann mit schnellen Pässen auf die Außenbahnen zum Erfolg zu kommen. Noch hält das ostwestfälische Abwehrbollwerk, und auch für die Bielefelder ergibt sich eine Chance: Bei einem Freistoß für Bielefeld aus über 30 Meter Torentfernung testet Jörg Böhme, der in der Saison 1995/1996 als 21jähriger zusammen mit Oka Nikolov bei den Adlern spielte, seinen alten Kollegen. Er drischt die Kugel mit Gewalt auf den Kasten, Nikolov ist überrascht, kann den Aufsetzer, aber nach vorne wegfausten. Zuma kommt an den Ball und schießt ihn aufs Tor, doch Kyrgiakos fälscht das Leder grätschend ab, so dass der Ball am linken Pfosten vorbei geht. Aufregung ist an dieser Stelle fehl am Platze, der Linienrichter hatte die Fahne bereits oben (14.). Zudem war es nur ein Strohfeuer, Bielefeld flieht schnell in die eigene Hälfte zurück und überlässt den Adlern das Fußballspielen. Patrick Ochs zu der Mäusetaktik: “Wir haben nicht gewusst, dass sie so tief stehen würden. Gegen einen solch defensiven Gegner haben wir noch nie gespielt. Also haben wir erst einmal abgewartet, auf Ballkontrolle geachtet, um sie dann zu überraschen.“ Vielleicht ergibt sich nun ein überraschender Moment für die Hausherren: Ein weiter Einwurf von Spycher in den Strafraum, Chris verlängert mit dem Hinterkopf zu Amanatidis, der im Zweikampf mit Gabriel und Kucera den Ball auf den Brasilianer zurücklegt. Chris drischt aus der Drehung aus 8 Metern drauf, hat aber Rückenlage, so dass die Kugel ebenso hoch über die Latte rauscht (23.). Chris liefert trotz des missratenen Schusses wieder ein tolles Spiel. Weit vor der Abwehr erkennt er jeden Bielefelder Angriffsversuch bereits im Ansatz, läuft Bälle ab und verteilt diese ohne “brasilianische Schnörkel“ schnell und sicher. Hiervon profitiert das Spiel enorm, das Leder wird flach und direkt gespielt, trotz des Abwehrriegels ist fast immer eine Anspielstation vorhanden. Und wenn nicht, ist da ja noch Patrick Ochs. Immer wieder treibt er den Ball auf der rechten Außenbahn mit unbändigem Willen nach vorne, einzig seine Flanken finden bislang noch nicht das Ziel.
Auch nach der Führung bleibt die Eintracht das spielbestimmende Team, Bielefeld versucht sich zwar, scheitert aber bereits im Mittelfeld an Fink und an Chris, die einfach jeden Ball ablaufen. So geht es mit der hochverdienten Führung in die Halbzeit. Mit Beginn der 2. Hälfte versuchen die Ostwestfalen,
die Gastgeber mit dem für Marx gekommenen Jonas Kamper als dritter
Spitze zu überraschen und spielen nach vorne. Kyrgiakos sorgt erst
mal für Ruhe und stoppt Zuma, es gibt Freistoß aus halbrechter
Position. Böhme schießt mit links direkt drauf, aber Nikolov
hat aufgepasst und faustet den Ball weit nach vorne. Kamper schiebt den
Ball zurück in den Strafraum, aber da ist Amanatidis, der perfekt
schaltet und Weissenberger mit einem flachen Pass schickt. Der Österreicher
schaltet den Turbo an und sprintet 50 Meter mit dem Ball, während
Köhler und Fenin nachsetzen. Kurz vor der Strafraumgrenze schießt
Weissenberger flach Artur Wichniarek ist sauer: “Wir kriegen auswärts zwei Kontertore. Da stimmt einfach irgendwas nicht bei uns.“ Doch weit gefehlt, wieder hat die Eintracht eine Situation, in der die Bielefelder bei Ballbesitz eigentlich gut standen, durch direktes schnelles Spiel aufgelöst und so den Raum für den Konter erst geschaffen. Kurz darauf aber doch einmal ein schneller Spielzug der Arminen, Böhme setzt sich auf der linken Seite gegen Ochs durch und flankt scharf in den Strafraum, Galindo verschätzt sich, Zuma steigt hoch und trifft, aber die Kugel trifft nur die linke Torstange (49.). Und dann das nächste Musterbeispiel für die überfallartigen Konter der Adler: Es gibt Freistoß von links nach einem Foul an Fenin, Weissenberger flankt in den Strafraum, Chris bekommt den Ball mit dem Kopf, doch das Leder geht knapp am linken Pfosten vorbei. Der direkte Gegenzug der Bielefelder über Böhme, dessen Pass jedoch von Köhler abgelaufen wird. Köhler passt den Ball auf Amanatidis, der direkt zu Fenin am Mittelkreis weiterleitet. Wieder schickt Fenin Patrick Ochs, der die Außenbahn entlang sprintet und einen präzisen flachen Pass auf den sich in der Mitte freilaufenden Weissenberger spielt. Eine Bielefelder Schuhspitze fälscht ein wenig ab, bevor der Österreicher den Ball direkt nimmt und der rechte Pfosten für Torhüter Hain rettet (55.). Nach etwa 65 Minuten nehmen die Adler das Tempo aus dem Spiel und ziehen sich etwas zurück. Erste Nachlässigkeiten schleichen sich bei den Pässen ein, die kraftraubende direkte Spielweise und die Länderspieleinsätze von fünf Spielern unter der Woche machen sich bemerkbar. Bielefeld wird nun aktiver. Trainer Funkel reagiert, bringt aber für Weissenberger keinen Mittelfeldspieler, sondern den Neuzugang Evangelos Mantzios als dritte Sturmspitze (67.). Doch durch die Systemumstellung ergeben sich nun zusätzliche Lücken im Mittelfeld. Der ausgewechselte Markus Weissenberger erkennt das Problem: "Wir haben den Gegner nicht mehr laufen lassen." Die Eintracht zieht sich bei eigener Führung wieder einmal weit zurück und statt der kurzen schnellen Pässe wird das Leder nun immer öfter weit nach vorne geschlagen. In der 74. Spielminute gibt es Freistoß in der Hälfte von Bielefeld. Torhüter Hain schlägt den Ball auf die linke Seite zum gerade eingewechselten Eigler, Galindo geht dazwischen, aber er schlägt den Ball unglücklich zu Rüdiger Kauf, der in den Strafraum auf Kamper flankt. Kamper legt mit der Brust ab und Wischniarek haut das Leder vom Elfmeterpunkt aus ins rechte Eck. Wo ist die Fahne? Bei der Flanke von Kauf waren Kamper und Wischniarek gut einen halben Meter im Abseits, doch Schiedsrichter Markus Schmidt und sein Assistent haben nichts gesehen. Das Tor zählt, es steht 2:1. Was nun folgt, beschreibt Trainer Funkel später treffend: “Bis zum Pfostenschuss, der das 3:0 hätte sein können, haben wir sehr gut gespielt, nach dem Anschlusstreffer sind wir aus unerklärlichen Gründen allerdings nervös geworden und haben uns zu weit zurückgezogen. Man hat gesehen, dass uns noch Reife fehlt. Wir sind noch nicht so gut, wie viele uns sehen."
Drei Siege in Folge gelangen der Eintracht zuletzt in der Zweitligasaison 04/05. In der Bundesliga liegt dies sogar acht Jahre zurück, als man unter Felix Magath Freiburg, Duisburg und 1860 München besiegte. Noch länger ist es allerdings her, dass die Eintracht in der Bundesliga bereits am 19. Spieltag 29 Punkte sammelte. Es war die Saison 1993/94, als man mit Falkenmayer, Bein und Yeboah – auf die 3-Punkte-Regel hochgerechnet – auf 34 Punkte kam. Ein klein wenig haben die ersten 60 Minuten heute auch an die damalige Spielweise erinnert. (tr)
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